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Christian Freuding: "Da wird am meisten gestorben!" Generalmajor offenbart bittere Ukraine-Analyse

Generalmajor Christian Freuding analysiert die aktuelle Lage im Ukraine-Krieg. Bild: picture alliance/dpa/AP | Evgeniy Maloletka

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  • Generalmajor Christian Freuding analysiert Status quo im Ukraine-Krieg
  • kritische Lage im Donbas
  • Ziele der Kursk-Offensive

Völlig überraschend ist die ukrainische Armee am 6. August 2024 in die russische Grenzregion Kursk einmarschiert. Bislang konnten die Streitkräfte etwa 1.150 Quadratkilometer der Region einnehmen. Doch während die ukrainischen Truppen auf russischem Gebiet vorankommen, bleibt die Lage an der Front im Osten des eigenen Landes schwierig. Was bedeutet die Kursk-Offensive für den weiteren Kriegsverlauf?

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Laut Generalmajor Christian Freuding verfolge die Ukraine mit ihrem Angriff auf die russische Region Kursk mehrere Ziele. "Man will natürlich Entlastung schaffen. Die ukrainische Verteidigung im Donbas ist ja unter ungeheurem Druck. Das ist also ein gezielter Entlastungsangriff", sagt der 52-Jährige im YouTube-Format "Nachgefragt" der Bundeswehr. Außerdem habe der Angriff einen psychologischen Aspekt. Der Angriff soll die russische Öffentlichkeit verunsichern, in dem der Krieg ins russische Kernland getragen werde. Außerdem soll der Angriff der ukrainischen Bevölkerung zeigen, dass die Streitkräfte in der Lage sind, die Initiative zu ergreifen. Freuding spricht von einem "richtigen Mutmacher für die ukrainische Bevölkerung". "Und schließlich ist es natürlich die Chance für die Ukraine, wenn es ihnen gelingt, längerfristig oder sogar dauerhaft diesen genommenen Raum zu halten, das dann als politisches Faustpfand in der Zukunft zu verwenden", sagt der Generalmajor gegenüber dem Moderator Jan Czarnitzki.

Die Kursk-Offensive sei sehr gut vorbereitet gewesen. "Sie wussten, dass in diesem Raum das Gelände für eine Angriffsoperation günstig ist, dass es dort zu einer Truppenmassierung gekommen war von schlecht ausgebildeten Kräften, und dass dort wichtige logistische Einrichtungen und Verbindungslinien waren", sagt Freuding. Russische Versuche, das umkämpfte Gebiet wieder unter Kontrolle zu bekommen, konnten bisher erfolgreich abgewehrt werden. Doch Russland ziehe weitere Kräfte heran. "Das sind nach dem, was wir erkennen können, ungebundene Kräfte", erklärt der Generalmajor. "Es ist schon damit zu rechnen, dass die russischen Kräfte Gegenangriffe vorbereiten. Vorbereitet sind aber auch die ukrainischen Kräfte, um darauf zu reagieren."

Kritische Lage im Donbas: "Da wird am meisten geschossen und gestorben" 

Der Schwerpunkt der Kämpfe im Ukraine-Krieg liege jedoch weiterhin im Donbas. Dort werde "am meisten geschossen und gestorben", sagt Freuding. Beide Kriegsparteien haben keine Kräfte aus dem Donbas abgezogen und nach Kursk geschickt. Die Frontabschnitte um die Städte Awdiiwka und Chasiv Yar seien hart umkämpft. "Dort gelingt es den Russen, jeden Tag durch kleine, aber stetige Geländegewinne vorwärts zu kommen." Und weiter: "Wenn es den Russen gelingt, Chasiv Yar zu nehmen, dann öffnet das gewissermaßen das Tor auch weiter zum Westen." Zwar berge die Kursk-Offensive auch Risiken, doch wenn sie erfolgreich ist, könne es zu einer erheblichen Dynamik kommen. Freuding geht davon aus, dass es zu "weiteren Operationen vergleichbarer Art" kommen könnte.

Zum Hintergrund: Das YouTube-Format "Nachgefragt" wurde nach dem russischen Überfall auf die Ukraine im Februar 2022 gestartet, um die Öffentlichkeit mit sicherheitspolitischen Informationen aus erster Hand zu versorgen. Seit der islamistischen Terrorattacke auf Israel im Oktober 2023 gibt es bei "Nachgefragt" Informationen zu "Krise, Krieg und Konflikt".

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