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Atomwaffenfähige Raketen getestet: Wutschnaubender Kim Jong-un ignoriert provokativ UN-Ansagen

Nach einer mehrtägigen Militärübung der USA mit Japan und Südkorea lässt Nordkoreas Machthaber Kim Jong-un erneut bei Raketentests die Muskeln spielen. Bild: picture alliance/dpa/Pool Sputnik Kremlin/AP | Gavriil Grigorov

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  • Kim Jong-un befiehlt Raketentests - Südkorea erfasst ballistische Geschosse
  • Nordkorea prahlt mit Erfolgen bei Raketentests - Südkorea meldet Explosion nach Abschuss
  • Nordkorea-Machthaber tobt nach US-Militärübung mit Japan und Südkorea und kündigt Rache an

Kim Jong-un kann das Zündeln nicht lassen: Dieser Tage wurden in Nordkorea abermals reihenweise Raketentests durchgeführt. Das Militär im Nachbarland Südkorea erfasste zuletzt zwei ballistische Raketen, die aus Nordkorea abgefeuert worden waren. Doch offenbar lief bei den von Kim Jong-un angeordneten Raketentests nicht alles nach Plan - auch wenn Kim Jong-uns Propaganda-Maschinerie etwas anderes behauptet.

Verstoß gegen UN-Beschlüsse: Kim Jong-un lässt ballistische Geschosse abfeuern

Nordkorea hat nach Angaben des südkoreanischen Militärs erneut Raketen abgefeuert. Der Start zweier Raketen im Westen des Nachbarlandes sei am frühen Morgen des 1. Juli 2024 (Ortszeit) erfasst worden, teilte der Generalstab in der südkoreanischen Hauptstadt Seoul mit. Es handelte sich demnach um ballistische Raketen, deren Erprobung Nordkorea durch UN-Beschlüsse untersagt ist. Solche Raketen können je nach Bauart mit einem Atomsprengkopf ausgerüstet werden.

Südkoreas oberste Kommandostelle warf dem abgeschotteten Nachbarland - wie üblich bei solchen Tests - eine "klare Provokation" vor. Nordkorea unterliegt wegen seines Atomwaffenprogramms internationalen Sanktionen.

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"Klare Provokation" aus Nordkorea: Südkoreanisches Militär erfasst zwei Testraketen

Eine Kurzstreckenrakete flog den Angaben zufolge etwa 600 Kilometer in nordöstlicher Richtung. Später sei eine weitere Rakete in gleicher Richtung etwa 120 Kilometer weit geflogen. Wo beide Raketen niedergingen, war zunächst unklar. Weitere Daten zu den Raketenstarts würden zusammen mit dem US-Militär noch überprüft, hieß es.

Nordkorea vermeldet Erfolg bei Raketentest - Südkorea berichtet von Rückschlägen bei Raketenstart

Ende Juni hieß es aus Nordkorea zuletzt, man habe Fortschritte bei der Entwicklung von Mehrfachsprengköpfen für atomwaffenfähige Raketen erzielt. Doch während die nordkoreanischen Staatsmedien am 27. Juni 2024 von einem erfolgreichen Test für eine "neue wichtige Technologie" sprachen, bezeichnete Südkoreas Militär die Darstellung als "Methode der Täuschung und Übertreibung". Die Testrakete, die Nordkorea tags zuvor abgefeuert habe, sei in der Frühphase des Flugs explodiert, sagte ein Sprecher des südkoreanischen Generalstabs vor Journalisten in Seoul. Das weithin isolierte Nordkorea unterliegt wegen seines Atomwaffen- und Raketenprogramms internationalen Sanktionen.

Der Raketentest des von Machthaber Kim Jong Un regierten Landes war vom südkoreanischen Militär erfasst worden. Demnach flog die Rakete etwa 250 Kilometer weit ostwärts in Richtung offenes Meer, bevor sie explodierte. Nach den Berichten aus Nordkorea wurde für den Test die erste Stufe einer ballistischen Mittelstreckenrakete verwendet. Dabei seien auch mehrere mobile Gefechtsköpfe abgetrennt worden, die dann korrekt auf "drei koordinierte Ziele" gelenkt worden seien. Zudem sei ein Täuschungskörper abgestoßen worden. Der Test habe dazu gedient, sich die sogenannte MIRV-Technologie anzueignen, hieß es.

Was sind MIRV-Raketen?

  • MIRV steht für mehrfache, unabhängig auf Ziele programmierte Wiedereintrittskörper - das heißt, die Rakete kann mit mehreren Sprengköpfen bestückt werden, die auf verschiedene Ziele ausgerichtet werden können.
  • MIRV-Raketen lassen sich von Raketenabwehrsystemen nur schwer abfangen.
  • Nur wenige Staaten verfügen über solche Raketen, darunter die Atommächte USA, China, Russland, Großbritannien und Frankreich. Indien hatte nach eigenen Angaben im März 2024 eine Interkontinentalrakete mit der MIRV-Technologie getestet.

Kim Jong-un pfeift auf UN-Ansagen und testet weiter atomwaffenfähige Raketen

Trotz der UN-Sanktionen treibt Nordkorea seit Jahren die Entwicklung von Raketen, vor allem atomwaffenfähiger Raketen, voran. Die kommunistische Führung sieht die USA und Südkorea als ihre Hauptfeinde. Das Raketenprogramm des Landes wird von den USA und ihren Verbündeten Südkorea und Japan als direkte Drohung gesehen.

Kim Jong-un ergreift "Gegenmaßnahmen" nach US-Militärübung "Freedom Edge" mit Japan und Südkorea

Nordkorea hatte am 30. Juni eine gemeinsame Militärübung der USA mit Südkorea und Japan in internationalen Gewässern südlich der koreanischen Halbinsel kritisiert und mit "offensiven und überwältigenden Gegenmaßnahmen" gedroht. In einer von den Staatsmedien veröffentlichten Erklärung warf das Außenministerium in Pjöngjang den USA vor, strategische Ziele zu verfolgen, indem sie einen "trilateralen Militärblock" mit den beiden Ländern dafür benutzten. Die Strategie ziele auf eine Hegemonie nicht nur in Nordostasien, sondern weltweit ab.

USA kündigen nach "Freedom Egde"-Einsatz weitere trilaterale Übungen an

Die dreitägige Übung "Freedom Edge" der drei Länder, die auch der Abschreckung Nordkoreas dienen sollte, wurde am 29. Juni 2024 beendet. An der Übung beteiligen sich Kampfflugzeuge und Kriegsschiffe, einschließlich des Flugzeugträgers "USS Theodore Roosevelt" und Zerstörer der drei Länder.

Nach Angaben des Indo-Pazifik-Kommandos der USA handelte es sich um eine sogenannte Multi-Domain-Übung, also das kombinierte Training für verschiedene Gefechtsfelder wie Luft, See und den Cyberraum, das die drei Ländern unter dem Codenamen "Freedom Edge" zum ersten Mal zu dritt unternehmen.

Im Mittelpunkt stehen demnach unter anderem die Abwehr von Raketen und U-Booten, ein Such- und Rettungstraining sowie die Cyber-Verteidigung. An der dreitägigen Übung beteiligen sich Kampfflugzeuge und Kriegsschiffe, einschließlich des Flugzeugträgers "USS Theodore Roosevelt" und Zerstörer der drei Länder. Die trilaterale Übung solle in Zukunft erweitert werden, hieß es.

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/news.de/dpa

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