Politik

Denis Sidorenko ist tot: Todesursache Fenstersturz? Belarus-Diplomat (48) überraschend gestorben

Denis Sidorenko war von 2016 bis 2024 belarussischer Botschafter in Deutschland - nun ist der Diplomat mit nur 48 Jahren gestorben. Bild: picture alliance/dpa | Kay Nietfeld

  • Artikel teilen:
  • Denis Sidorenko ist tot: Belarus-Botschafter mit 48 Jahren gestorben
  • Belarus-Machthaber Lukaschenko sägte Sidorenko als Diplomat ab
  • Todesursache Fenstersturz nach KGB-Verhör? Ex-Botschafter soll in den Tod gesprungen sein

Seit 2016 bekleidete Denis Sidorenko das Amt des belarussischen Botschafters in Deutschland - bis Machthaber Alexander Lukaschenko im März 2024 anordnete, den Diplomaten abzusetzen. Drei Monate später, am 24. Juni 2024, ist Denis Sidorenko mit nur 48 Jahren unter rätselhaften Umständen gestorben. Was hatte der Geheimdienst KGB mit dem Tod Sidorenkos zu tun?

Denis Sidorenko ist tot: Früherer Belarus-Botschafter in Deutschland mit 48 Jahren gestorben

Seitens der belarussischen Regierung hielt man sich nach dem Tod von Denis Sidorenko mit Angaben zur Todesursache des Diplomaten zurück. Das Außenministerium in Minsk teilte erst nach Berichten unabhängiger belarussischer Medien mit, dass der "liebe Kollege, außerordentlicher und bevollmächtigter Botschafter von Belarus in Deutschland (2016 - 2024)", gestorben sei. Eine Todesursache wurde nicht genannt. Mehrere unabhängige belarussische Medien, die im Exil im Ausland arbeiten, berichteten indes, dass sich der Familienvater nach Verhören durch den Geheimdienst KGB am 24. Juni aus dem Fenster eines Hochhauses in Minsk gestürzt habe.

Todesursache Fenstersturz? Gerüchte über Sidorenko-Suizid nach KGB-Verhör

Eine offizielle Bestätigung für den vermeintlichen Suizid gab es nicht. Machthaber Alexander Lukaschenko, der als letzter Diktator Europas bezeichnet wird, führt Belarus (früher Weißrussland) mit harter Hand, lässt weiter die Todesstrafe vollstrecken und erlaubt keine freie Medienberichterstattung. Er hatte Denis Sidorenko, der sich für gute Beziehungen auch zur Europäischen Union eingesetzt hatte, erst wenige Wochen vor dessen Tod aus Deutschland abberufen.

Lesen Sie auch:

Wer war Denis Sidorenko?

Denis Sidorenko war auch während der gegen Lukaschenko gerichteten und dann niedergeschlagenen Proteste 2020 im Staatsdienst verblieben, als der Machthaber sich in einer manipulierten Wahl erneut den Sieg hatte zusprechen lassen. Viele prowestliche Belarussen blieben im Ausland oder flüchteten.

Der im Exil in der EU lebende Oppositionspolitiker Pawel Latuschko, selbst ein ehemaliger Diplomat, sagte, dass Sidorenko ein Mann mit proeuropäischen und demokratischen Ansichten gewesen sei. Trotzdem habe er entschieden, Lukaschenkos Regime zu dienen, sei nach Belarus zurückgekehrt und dort zum Problem für den Machtapparat geworden, sagte er dem belarussischen Internetportal "Serkalo". Das Medium sprach auch mit anderen früheren Diplomaten. Dem Bericht zufolge durchlebte Denis Sidorenko durch die Lügendetektortests des KGB schweren psychologischen Stress.

Denis Sidorenko beerdigt: Belarussisches Außenministerium veröffentlicht Nachruf

Das Außenministerium in Minsk veröffentlichte erst nach der Beerdigung Sidorenkos, die am 26. Juni stattfand, eine Mitteilung: "Als talentierter und verantwortungsbewusster Diplomat, Profi und Patriot hat er sich die verdiente Autorität und Respekt seiner Kollegen und Partner sowohl in der Republik Belarus als auch weit über ihre Grenzen hinaus verdient. Dies ist ein großer Verlust für die diplomatische Familie von Belarus." Sidorenko werde in Erinnerung bleiben "als ein wunderbarer Mensch, ein fürsorglicher und mitfühlender Kollege, ein verlässlicher Freund und Kamerad." Im vergangenen Jahr war auch der belarussische Außenminister Wladimir Makej im Alter von 64 überraschend gestorben.

Wenn Sie oder ein Angehöriger unter Depressionen oder Selbstmordgedanken leiden, sollten Sie sich Hilfe bei Experten holen, die Ihnen Wege aus dieser Situation aufzeigen. Die Telefonseelsorge ist kostenlos, anonym und 24 Stunden lang unter den Telefonnummern 0 800 / 111 0 111 und 0 800 / 111 0 222 erreichbar.Weitere Hilfsmöglichkeiten finden Sie hier.

Folgen Sie News.de schon bei WhatsApp, Facebook, Twitter, Pinterest und YouTube? Hier finden Sie brandheiße News, aktuelle Videos und den direkten Draht zur Redaktion.

/news.de/dpa

Themen