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Annalena Baerbock News: Baerbock: Kolonialismus-Aufarbeitung Teil deutscher Sicherheitspolitik

Annalena Baerbock bei einem Presse-Statement. Bild: picture alliance/dpa | Sina Schuldt

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Außenministerin Annalena Baerbock sieht einen selbstkritischen Umgang mit der kolonialen deutschen Vergangenheit als Voraussetzung für Sicherheitspartnerschaften mit Ländern des globalen Südens. "Ein offener Umgang mit unserer Geschichte, eine selbstkritische Vergangenheitspolitik, ist Teil unserer Sicherheitspolitik", sagte die Grünen-Politikerin am Mittwoch bei der Vorstellung des Sammelbandes "Das Auswärtige Amt und die Kolonien" in Berlin.

Dies sei "das Gegenteil einer chauvinistischen Politik, die auf Überheblichkeit und vermeintlicher Unfehlbarkeit basiert". Zugleich räumte Baerbock ein: Die deutsche Kolonialpolitik "war geprägt von Unrecht und Gewalt", menschenverachtend und rassistisch. Dafür habe das Auswärtige Amt damals klar Verantwortung getragen.

Mit dem Begriff "globaler Süden" sind oft Länder in Lateinamerika, Afrika, im Nahen und Mittleren Osten sowie in Asien gemeint - wie Brasilien, Südafrika, Indien oder Indonesien.

Mit Blick auf Russlands Präsident Wladimir Putin sagte die Außenministerin, autokratische Akteure versuchten heute, "die Wunden zu instrumentalisieren, die Europa in der Welt hinterlassen hat, indem sie immer wieder Bezug nehmen auf die europäische Kolonialgeschichte und sich als antikoloniale Vorkämpfer präsentieren". Je mehr man sich mit Ressentiments und der eigenen Vergangenheit beschäftige, desto weniger Raum gebe es "für autokratische Kräfte und ihr zynisches Kalkül". Baerbock betonte: "Wir können die Vergangenheit und auch die Fehler der Vergangenheit nicht heilen. Aber wir können daraus Lehren und Verantwortung für heute und für die Zukunft ziehen."

In dem vom Außenministerium geförderten Sammelband haben Wissenschaftler aus Afrika, Asien, Europa und Amerika die Rolle des Amts während der Kolonialzeit untersucht. Dessen damalige Kolonialabteilung war von 1890 bis 1907 für die deutsche Kolonialherrschaft in Afrika, Asien und Ozeanien zuständig. Aus der Abteilung ging 1907 das Reichskolonialamt hervor. Das Deutsche Reich war von etwa 1880 bis 1919 eine bedeutende Kolonialmacht. Als Hauptstadt des damaligen Reiches war Berlin zudem Gastgeber der sogenannten Kongo-Konferenz von 1884/85, auf deren Grundlage Afrika in Kolonien aufgeteilt wurde.

Baerbock sagte, Ignoranz und Fehleinschätzung hätten sich im damaligen Auswärtigen Amt und im Reichskolonialamt gemischt "mit Machtansprüchen und Herrschaftsdenken" und so die Brutalität in den deutschen Kolonien noch verstärkt.

Die Professorin und Mitherausgeberin des Bandes, Brigitte Reinwald, sagte, bis in die jüngere Vergangenheit habe sich das Amt seiner Verantwortung für den deutschen Kolonialismus nicht gestellt. Die bundesdeutsche Außenpolitik der Nachkriegszeit gegenüber den ehemaligen Kolonien und den Regionen des globalen Südens sei von Indifferenz, Ignoranz, Passivität und Relativierung geprägt gewesen.

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+++ Redaktioneller Hinweis: Diese Meldung wurde basierend auf Material der Deutschen Presse-Agentur (dpa) erstellt. Bei Anmerkungen oder Rückfragen wenden Sie sich bitte an hinweis@news.de. +++

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