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Hochwasser-Katastrophe in Bayern: Söder gibt Bürgern an stockendem Hochwasserschutz schuld

Markus Söder verschafft sich einen Überblick zur Hochwasserlage an einer überfluteten Straße nahe der Donaubrücke in Günzburg. Bild: picture alliance/dpa | Matthias Balk

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  • Markus Söder gibt Bürgern schuld an Verzögerungen beim Hochwasserschutz
  • Kritik an CSU-Chef reißt nicht ab
  • Bayerns Ministerpräsident blamiert sich bei Habeck-Besuch

Die Hochwasserlage in Bayern bleibt angespannt. Während in einigen Orten die Pegel wieder sinken und das Aufräumen beginnt, reißt die Kritik an Ministerpräsident Markus Söder nicht ab. Mit einem Interview sorgt der CSU-Chef für blankes Entsetzen.

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In einer Sondersendung des Bayerischen Rundfunks offenbarte Söder eine erschreckende Sichtweise. "'Es gibt keine Vollkaskoversicherung gegen den Klimawandel', das haben sie heute gesagt. Was meinen Sie damit?", verwies "BR24 extra"-Moderator Andreas Bachmann auf eine Rede von Markus Söder bei einem gemeinsamen Besuch mit Bundeskanzler Olaf Scholz in Reichertshofen. "Das wir unsere Anstrengungen natürlich weiter ausbauen werden. Wir haben bislang vier Milliarden für den Hochwasserschutz in den letzten Jahren investiert. Zwei weitere Milliarden werden folgen. Wir haben über 2.500 Quadratkilometer Überschwemmungsgebiete gemacht. Aber man hat jetzt da gesehen, dort wo normalerweise ein solches Hochwasser ist, da sind wir gut präpariert, aber es kommt an ganz anderen Stellen", erklärt Söder und verweist auf die Starkregenereignisse an den vergangenen Tagen und die durchgeweichten Dämme. "Wir müssen davon ausgehen, dass sowas in den nächsten Jahren immer wieder passieren kann. Das heißt, Klimaschutz ist wichtig, aber Klimaanpassung eben auch. Deswegen müssen sich auch die finanziellen Ressourcen vom Bund an die Länder entsprechend anpassen", führt Söder weiter aus.

Reaktion auf Vorwürfe: Markus Söder gibt Bürgern schuld am fehlenden Hochwasserschutz

Anschließend konfrontiert Bachmann den bayerischen Ministerpräsidenten mit dem Vorwurf, dass seine Regierung nicht genügend für den Klimaschutz getan habe. "Bayern ist das einzige Bundesland, dass eine Milliarde für den Klimaschutz pro Jahr ausgibt. Eine Milliarde! Das macht kein anderes Bundesland", verliert sich Söder in Eigenlob. "Wir haben auch von den Mitteln des Bundes für Hochwasserschutz am meisten abgerufen. Also wir machen da eine ganze Menge", zählt der CSU-Politiker auf. "Sie haben angesprochen, was Bayern für den Hochwasserschutz tut. Jetzt gibt es da aber auch Kritik, dass es 2018 beispielsweise bei den Poldern nicht so voranging, wie man es eigentlich wollte. Die Freien Wähler standen da auf der Bremse. Drei von zehn Flutpoldern sollten da erstmal nicht gebaut werden. Vor drei Jahren hat man sich dann auf neun Polder geeinigt. Diese sind aber nun viel teurer. Einer ist bislang nur gebaut. Hätten Sie beim Hochwasserschutz mehr Druck auf Ihren Koalitionspartner ausüben müssen?", will Bachmann wissen. "Was ich ein bisschen schade finde, dass der ein oder andere versucht, in einer Situation, in der Bayern vorbildlich agiert, wieder parteipolitisches Süppchen zu kochen. Finde ich schade. Fakt ist auf jeden Fall: Wir bauen, bauen, bauen", sagt Söder. "Die Schwierigkeit bei den Poldern ist keine politische Gruppierung sondern es sind halt Bürger. Die Bürger sind beim technischen Hochwasserschutz schnell dabei, aber wenn es um Überschwemmungsgebiete, Retentionsflächen und Polder geht, die dann gebaut werden müssen, sind die dagegen."

"Söder säuft politisch ab!" Kritik an CSU-Chef verschärft sich

Im Netz sorgen die Aussagen von Markus Söder für reichlich Wut. "Populismus in Reinkultur. Wer ist am fehlenden Hochwasserschutz Schuld? Die Bürger. Vergessen ist, dass es Herr #Söder und Herr #Aiwanger waren, die diese Verzögerungen ermöglichten. Doch bevor ich auf den Inhalt eingehe, schaut euch die Körpersprache an", heißt es auf dem X-KanalUnionWatch. "Herr @Markus_Soeder liebt es geradezu, dass er die Schuld auf die Bürger abschieben kann. Die hochgezogenen Augenbrauchen, der direkte Augenkontakt, das süffisante Grinsen. Herr #Söder L.I.E.B.T. es, dass er diesen Sündenbock präsentieren kann."

Weitere Reaktionen auf das Söder-Interview:

  • "Ja, die Schwierigkeit sind die Bürger, weil sie so Kasper wie @Markus_Soeder und @HubertAiwanger
    wählen", heißt es in einem Tweet.
  • "Na immerhin sind die Grünen diesmal nicht schuld", merkt ein X-Nutzer an.
  • "Wenn Narzissmus keine Grenzen kennt, dann beschuldigen Politiker die Wähler*innen. Markus #Söder säuft gerade politisch ab", ist in einem Tweet zu lesen.

Markus Söder drängelt sich vor Robert Habeck - Netz spottet über Bayerns Ministerpräsidenten

Doch damit nicht genug: Beim Habeck-Besuch am Sonntag blamierte sich Markus Söder ebenfalls. Als der Bundeswirtschaftsminister gerade mit Michael Franken, erster Bürgermeister von Reichertshofen, spricht, steht Söder zunächst etwas abseits. Doch dann schlurft der CSU-Chef plötzlich mit den Gummistiefeln über die überflutete Fläche und stellt sich vor Habeck. 

Die Reaktionen im Netz:

  • "Wie unnötig passend willst Du dich in den Vordergrund drängen? #Söder: 'Hier!'", heißt es in einem Tweet.
  • "Witzig ist hier, dass selbst Joe Herrmann diesen Maggus-Move nicht ganz abfeiern kann. Nuja....", schreibt ein anderer X-Nutzer.
  • "Ein Ausrutscher wäre das Meme des Jahrhunderts geworden", heißt es in einem Tweet.
  • "Bin tief beeindruckt von der Stärke, Sicherheit und Kompetenz, die Markus Söder in dieser Katastrophe ausstrahlt", meint ein X-Nutzer spöttisch.

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/fka/news.de

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