Politik

"Nehmen auch Sie eine Arbeit auf": Arbeitsminister Heil verschickt Brief - Job-Druck auf Ukraine-Flüchtlinge?

Hubertus Heil fordert in einem Brief ukrainische Flüchtlinge auf, Arbeit aufzunehmen. Bild: picture alliance/dpa | Britta Pedersen

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Durch den russischen Angriffskrieg in der Ukraine flüchteten Millionen Ukrainer und Ukrainerinnen aus dem Land. Allein in Deutschland suchen über eine Million Schutz. Unter den Geflüchteten sind auch viele erwerbsfähige und qualifizierte Menschen. Doch viele arbeiten noch nicht. Das will Arbeitsminister Hubertus Heil ändern und ruft Ukrainer und Ukrainerinnen in einem Brief auf, sich einen Job zu suchen.

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Arbeitsminister Heil fordert von Ukrainern in Brief: "Nehmen auch Sie eine Arbeit auf"

Im Rahmen des "Job-Turbos" richten sich Heil, Daniel Terzenbach, Vorstand Regionen der Bundesagentur für Arbeit und Sonderbeauftragter für die Arbeitsmarktintegration Geflüchteter sowie der ukrainische Botschafter Oleksii Makeiev direkt an die Schutzsuchenden. Sie verweisen in dem Brief auf die bereits in Arbeit gebrachten Landsleute. 160.000 Ukrainer und Ukrainerinnen haben in Deutschland eine Beschäftigung gefunden. Dann heißt es: "Nehmen auch Sie eine Arbeit auf! Auf der Arbeit lernen Sie Kolleginnen und Kollegen kennen, Sie können Ihr Deutsch und Ihre Kompetenzen verbessern sowie Erfahrungen auf dem deutschen Arbeitsmarkt sammeln."

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Geflüchtete Ukrainer und Ukrainerinnen sollen im Rahmen des "Job-Turbos" unterstützt werden, "sie mit grundständigen Deutschkenntnissen in Arbeit zu vermitteln und Ihre Hilfsbedürftigkeit zu beenden bzw. zu verringern", heißt es in dem Brief. Das Schreiben zählt Hilfestellungen durch die Jobcenter auf. Schutzsuchende sollen sich selbst aktiv um eine Arbeit bemühen, indem sie sich zum Beispiel initiativ bewerben. Heil und die Mitverfasser raten den Menschen auch, sich auf Stellen zu bewerben, "die Ihren Qualifikationen und bisheriger Berufserfahrung nicht entspricht". Dies erhöhe "deutlich die Chancen auf eine bessere Beschäftigung in der Zukunft", weil der Einstieg ins Arbeitsleben in Deutschland "nicht immer im angestrebten Beruf möglich" sei.

Brisanter Brief von Hubertus Heil? So reagiert das Netz auf den "Job-Turbo" für Ukraine-Flüchtlinge

Über das Schreiben informierte das Bundesarbeitsministerium bereits am 22. März auf der sozialen Plattform X. "Arbeit ist die beste Integration. Auch wenn es sich bei den ukrainischen Schutzsuchenden um eine Integration auf Zeit handeln kann." Unter dem Beitrag wurde über das Vorhaben diskutiert. "Hoffentlich gelingt es und scheitert nicht an Bürokratie", hofft ein Nutzer. Ein anderer begrüßt die Forderung: "guter Einstieg." "Ich finde diesen Brief gut, leider wird sich aber wenig an der Situation ändern. Auf Reaktionen und Entwicklungen bin ich aber trotzdem neugierig", schreibt ein User unter einem Beitrag von "Focus Online". Dass das Portal den Brief als "brisant" einstuft ärgert einige User. "Was daran ist brisant? GEHT'S NOCH", fragt sich ein Nutzer.

Pläne von Hubertus Heil: Job-Turbo soll Ukrainer in Arbeit bringen

Wie aus Zahlen der Bundesagentur für Arbeit von November 2023 hervorgeht, sind etwa 716.000 der in Deutschland lebenden ukrainischen Staatsbürger im erwerbsfähigen Alter, zwischen 15 und 65 Jahre. Nur 21 Prozent haben einen Job. Das will Heil ändern. Deshalb brachte er mit der Bundesarbeitsagentur im letzten Oktober den "Job-Turbo" auf den Weg. Wie das Bundesarbeitsministerium berichtet, läuft das Vorhaben positiv an.

Das Bundesarbeitsministerium sieht den sogenannten Job-Turbo zur Arbeitsmarktintegration von Flüchtlingen vor allem aus der Ukraine auf Erfolgskurs. So wirke sich die verstärkte Ansprache der Arbeitgeber positiv aus. Mit dem "Job-Turbo" habe sich die Zahl der bei der Bundesagentur für Arbeit gemeldeten Stellen, die durch Zuwanderer besetzt werden können, von November bis Februar fast verdoppelt, hieß es am Mittwoch aus dem Ressort von Minister Hubertus Heil (SPD). Heil hatte bei Unternehmen und Sozialpartnern verstärkt um Einstellung Geflüchteter mit grundständigem Deutsch geworben. Heil hatte angekündigt, etwa 400 000 Geflüchtete direkt aus ihren Sprachkursen in Jobs vermitteln zu wollen, darunter rund 200 000 aus der Ukraine.

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/news.de/dpa

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