Politik

Michael Roth: SPD-Politiker macht Schluss und rechnet mit eigener Partei ab

Michael Roth von der SPD will sich 2025 aus der Politik verabschieden. Bild: picture alliance/dpa | Christoph Soeder

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Seit vielen Jahren engagiert sich Michael Roth in der SPD. Der 53-Jährige ist seit 2021 Vorsitzender des Auswärtigen Ausschusses im Bundestag. Doch mit der Politik soll für ihn im kommenden Jahr Schluss sein. In einem Interview rechnet Roth auch mit seiner eigenen Partei ab.

Michael Roth steigt aus der Politik aus

"Als Politiker muss man sich ohnehin alle vier Jahre fragen, ob man noch will, noch kann, noch darf. Und ich will nicht mehr", sagte Michael Roth dem Magazin "Stern". "Bis zur Bundestagswahl mache ich noch. Danach bin ich raus."

Roth begründete die Entscheidung mit einer schleichenden Entfremdung von Partei und Politikbetrieb. Für ihn sei immer klar gewesen, dass er nicht als Abgeordneter in Rente gehen wolle. Seit einiger Zeit merke er: "Ich habe den Biss nicht mehr. Ich spüre eine innere Distanz zum Betrieb. Jetzt ist mal Schluss mit Politik. Das ist ein gutes Gefühl."

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Der hessische Abgeordnete verwies zugleich auf seine wachsende Distanz zur SPD. "Ich bin leidenschaftlicher Sozialdemokrat, wollte ja auch mal Vorsitzender der SPD werden. Aber im letzten Jahr habe ich gemerkt, dass ich mit unseren Sitzungen immer mehr fremdele, dass mich die Gremien stören, die Stimmung darin. Wenn die Tür zum Fraktionssaal aufging, hatte ich zuletzt den Eindruck, ich steige in einen Kühlschrank."

Offenbar hängt Roths Rückzug aus der Politik auch mit seinem Einsatz für die Ukraine zusammen. Die Frage von Krieg und Frieden habe in der SPD für eine neue Härte gesorgt. "Mein früher Einsatz für die Ukraine gefiel nicht allen. Und als ich kurz nach Kriegsausbruch in das Land reiste, grüßten mich manche in der Fraktion nicht einmal mehr", sagte Roth. Mit diesen Worten dürfte er laut "Bild" wohl auch auf seinen Parteikollegen und Fraktionschef Rolf Mützenich anspielen, der sich zuletzt für ein "Einfrieren des Krieges" in der Ukraine aussprach und dafür viel Kritik bekam. Zur Wahrheit gehöre laut Michael Roth aber auch, dass er eine Mitverantwortung für die Entfremdung trage: "Ich habe öffentlich viel für meine Positionen gekämpft, das Gespräch mit Kollegen dafür vernachlässigt."

Michael Roth spricht über mentale Belastung für Spitzenpolitiker

Roth, der im Jahr 2022 einige Monate wegen einer mentalen Erschöpfung pausiert hatte, sprach auch über die Härte des Politikbetriebs. "Spitzenpolitiker brauchen heutzutage eine absolute Stressresistenz, eine bis ins Übermenschliche gehende mentale und physische Stärke. Die Fähigkeit, sich nicht kirre machen zu lassen. Ein überbordendes Selbstbewusstsein", sagte er. Wer heute Spitzenpolitik betreibe, müsse sich fast komplett aufgeben. "Das ist brutal. Spitzenpolitiker müssen heute jeden Tag einfach nur überleben."

Roth sitzt seit 1998 für die SPD im Bundestag. Vor seinem Job als Vorsitzender des Auswärtigen Ausschusses war er von 2013 bis 2021 Staatsminister für Europa im Auswärtigen Amt, von 2014 bis 2021 auch Beauftragter der Bundesregierung für die deutsch-französische Zusammenarbeit.

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/loc/news.de/dpa

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