Politik

Annalena Baerbock News: Baerbock drückt bei EU-Erweiterung um Westbalkanländer aufs Tempo

Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (Bündnis 90/Die Grünen) bei der 55. Sitzung des Menschenrechtsrats der Vereinten Nationen. Bild: picture alliance/dpa | Hannes P Albert

  • Artikel teilen:

Außenministerin Annalena Baerbock drückt bei der EU-Erweiterung um Westbalkanländer wie Montenegro oder Bosnien-Herzegowina auch angesichts russischer und chinesischer Einflussversuche in der Region aufs Tempo. "Je schneller wir als Europäische Union stärker werden in diesen geopolitischen Zeiten, umso besser", sagte die Grünen-Politikerin am Montag bei einem Treffen mit ihrem montenegrinischen Kollegen Filip Ivanovic in der Hauptstadt Podgorica. Zugleich betonte sie: "Die Erweiterung ist kein Selbstzweck, sondern sie dient der Stärkung unseres gemeinsamen Europas."

"EU-Erweiterung auf Westbalkan geopolitische Notwendigkeit"

Baerbock betonte, der russische Angriffskrieg auf die Ukraine mache die EU-Erweiterung auf dem Westbalkan zu einer "geopolitischen Notwendigkeit". Wie in der Ukraine "ist auch hier auf dem westlichen Balkan das europäische Projekt ein Garant für Freiheit, für Demokratie, Rechtsstaatlichkeit und Wohlstand". Ivanovic nannte den Besuch Baerbocks in einer Zeit großer Reformen in seinem Land eine Bestätigung, dass die Europäische Union am Westbalkan interessiert sei. "Integration ist alternativlos, wenn wir eine stabile Region wollen. Es ist der Weg zu Stabilität und einer einfacheren Streitbeilegung", ergänzte er.

Russischer und serbischer Einfluss auf Montenegro

In Montenegro gibt es seit Oktober 2023 eine neue Regierung unter Führung von Ministerpräsident Milojko Spajic, die sich Reformen auf die Fahnen geschrieben hat. Spajic regiert jedoch auch mit Unterstützung proserbischer und prorussischer Parteien. Ivanovic räumte ein, dass es Sorgen über einen negativen Einfluss Russlands gebe. Er betonte aber auch: "In Montenegro sind 80 Prozent der Bürger europäisch orientiert, das sagt genug darüber aus, wie und auf welche Weise Montenegro orientiert ist." Baerbock traf neben Spajic auch den montenegrinischen Präsidenten Jakov Milatovic.

Enorme Verschuldung bei Peking

Montenegro hat sich bei China enorm verschuldet. Hintergrund ist der Bau einer Autobahn, die die Chinesen bis 2030 von der Adria bis zur serbischen Grenze bauen wollen. Seit Baubeginn 2009 sind von den rund 167 geplanten Kilometern erst etwa 40 fertig. Zuletzt war von 2,7 Milliarden Euro Gesamtkosten die Rede - womöglich war auch Korruption im Spiel.

Baerbock räumte vor diesem Hintergrund ein, es sei ein Fehler gewesen, "dass Europa nicht da war, als es wichtige Infrastrukturinvestitionen" brauchte. Dass das Land seine großen Infrastrukturprojekte etwa im Eisenbahn- oder Automobilbereich nun mit europäischer Unterstützung angehe, sei "nicht nur eine Stärkung eurer eigenen Infrastruktur, sondern eine Stärkung der europäischen Souveränität".

Auch in Bosnien-Herzegowina EU-Erweiterung zentrales Thema

Montenegro und Bosnien-Herzegowina gehören zu den sogenannten Westbalkanländern, zu denen auch Albanien, Serbien, Nordmazedonien und das Kosovo gezählt werden. In Brüssel wird Montenegro als am weitesten im Beitrittsprozess gesehen. Mit einer EU-Erweiterung wird frühestens gegen Ende des Jahrzehnts gerechnet. Mit Montenegro führt die EU seit 2012 Beitrittsverhandlungen. Bosnien-Herzegowina hat den Status eines Beitrittskandidaten, ist aber bislang noch nicht in Verhandlungen.

In Sarajevo, der Hauptstadt von Bosnien-Herzegowina, wollte Baerbock am Abend Vertreter des Staatspräsidiums treffen. Es besteht aus je einem Vertreter der drei Volksgruppen: Denis Becirovic (bosniakisch), Zeljka Cvijanovic (serbisch) und Zeljko Komsic (kroatisch). Der Vorsitz rotiert alle acht Monate. Auch ein Gespräch mit dem Hohen Repräsentanten der internationalen Gemeinschaft in Bosnien-Herzegowina war geplant, dem Deutschen Christian Schmidt.

Gespaltenes Bosnien-Herzegowina

Bosnien-Herzegowina ist gespalten in die Entitäten namens Föderation Bosnien-Herzegowina (abgekürzt FBiH) und den ethnisch-serbischen Teil Republika Srpska (RS). Präsident der RS ist der serbische Nationalist Milorad Dodik, der eine Abspaltung anstrebt. Dodik steht in Sarajevo vor Gericht, weil er veranlasst hat, dass Entscheidungen von Schmidt nicht mehr im Amtsblatt der RS veröffentlicht werden. Erst kürzlich hat Dodik den belarussischen Langzeitherrscher Alexander Lukaschenko besucht und den russischen Präsidenten Wladimir Putin, der ihm den prestigeträchtigen russischen Newski-Orden verliehen hat.

Folgen Sie News.de schon bei Facebook, YouTube und WhatsApp? Hier finden Sie brandheiße News, aktuelle Videos und den direkten Draht zur Redaktion.

+++ Redaktioneller Hinweis: Diese Meldung wurde basierend auf Material der Deutschen Presse-Agentur (dpa) erstellt. Bei Anmerkungen oder Rückfragen wenden Sie sich bitte an hinweis@news.de. +++

roj/news.de

Themen

Erfahren Sie hier mehr über die journalistischen Standards und die Redaktion von news.de.