Politik

Wladimir Putins Ukraine-Krieg: Historiker gibt Prognose ab: "Der Krieg wird enden, wenn..."

Wladimir Putin hat den Ukraine-Krieg vor knapp zwei Jahren vom Zaun gebrochen - und könnte den Einschätzungen von Geschichtswissenschaftler Jörg Baberowski als Sieger aus dem blutigen Konflikt hervorgehen. Bild: picture alliance/dpa/Pool Sputnik Kremlin/AP | Kristina Kormilitsyna

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In wenigen Wochen jährt sich der Beginn des Ukraine-Krieges zum zweiten Mal - dass der 24. Februar 2024 der letzte Jahrestag des blutigen Konflikts sein wird, an dem die Gefechte in der Ukraine weitertoben, dafür gibt es keine gesicherten Anzeichen. Zeichnet sich derweil bereits ab, ob Russland oder die Ukraine den Krieg gewinnen könnten? Der Historiker Jörg Baberowski, der an der Humboldt-Universität in Berlin zur Geschichte Osteuropas lehrt und forscht, hat seine Ansichten dazu im Interview mit "t-online.de" kundgetan.

Knapp zwei Jahre Ukraine-Krieg: Historiker erklärt Wladimir Putins ungebrochenen Siegeswillen

Die Tatsachen im Ukraine-Krieg lassen bei flüchtiger Betrachtung vermuten, dass Wladimir Putins russischen Truppen an der Front langsam aber sicher die Puste ausgeht - zu hoch sind die materiellen und personellen Verluste, die die Russen-Armee im bisherigen Verlauf des Ukraine-Krieges einstecken musste. Dass Wladimir Putin seine Kampfhandlungen auf dem Schlachtfeld deshalb schnellstmöglich einstellen könnte, zeichnet sich indes nicht ab - vielmehr betont der Kreml-Chef bei jeder sich bietenden Gelegenheit ungebrochenen Siegeswillen und scheint allen Rückschlägen in der Ukraine zum Trotz fester im Sattel zu sitzen als je zuvor. Jörg Baberowski zufolge deute alles darauf hin, "als wolle Putin alles haben, was er bekommen kann" - und das sei nicht weniger als "die ganze Ukraine. Oder eben das, was militärisch erreichbar ist".

"Russland wird nicht verlieren": Geschichtswissenschaftler sieht Putin als Kriegsgewinner

Der Prognose des Geschichtswissenschaftlers Jörg Baberowski dürfte Wladimir Putin diesen Kurs auch mühelos weiter verfolgen können: "Putins Regime ist stabil. Russland wird diesen Krieg nicht verlieren, Putins Herrschaft nicht zusammenbrechen", zitiert "t-online.de" den auf Osteuropa spezialisierten Historiker. Wladimir Putins As im Ärmel sei die Fähigkeit, gemeinsam mit seiner Regierung "die Bevölkerung hinter sich zu versammeln, indem sie den Krieg als eine Auseinandersetzung mit dem Westen verkauft". Die brummende Rüstungsindustrie und eine russische Wirtschaft, die den westlichen Sanktionen zu trotzen scheint, dürften Wladimir Putin Baberowskis Ansichten zufolge weiter stärken.

Diese Faktoren spielen Wladimir Putin im Ukraine-Krieg in die Karten

Zudem dürfte Wladimir Putin keine Personalengpässe auf dem Schlachtfeld fürchten, denn: "Im Gegensatz zur Ukraine werden in Russland keine Soldaten mobilisiert, sondern durch finanzielle Anreize angeworben. Die Soldaten kommen fast ausschließlich aus den ländlichen Randregionen. So kommt es, dass die Bevölkerung in den großen Städten die Auswirkungen des Krieges nicht spürt", erklärt der Historiker weiter. Zudem spiele es Putin in die Karten, dass sich im Westen nach knapp zwei Jahren Ukraine-Krieg eine gewisse Müdigkeit im Hinblick auf die Unterstützung der Ukraine zeige. "Es kommt am Ende darauf an, wer diesen Abnutzungskrieg, in dem es gar nicht mehr darauf ankommt, was die Soldaten wirklich können, länger aushält", gibt Jörg Baberowski zu bedenken. "Der Kreml beobachtet diese Entwicklungen sehr genau. Macht hat, wer warten kann", so der Experte für Sowjet-Geschichte und stalinistischen Terror.

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Im bisherigen Kriegsverlauf habe sich dem Berliner Historiker zufolge bereits eines erwiesen: "Die Zeit arbeitet für Russland. Die russische Armee hat aus ihren Fehlern gelernt, sie hat im vergangenen Sommer und Herbst gezeigt, dass mit ihr noch zu rechnen ist. Die ukrainische Infrastruktur wird mit Raketen und Drohnen attackiert, die russische Kriegswirtschaft liefert, was die Armee braucht", erläuterte Jörg Baberowski im "t-online"-Gespräch.

Selenskyj-Taktik zum Scheitern verurteilt? Historiker sieht Putin als wahrscheinlichen Gewinner im Ukraine-Krieg

Wolodymyr Selenskyjs erklärtes Ziel, alle russisch besetzten Gebiete der Ukraine zu befreien, sei damit zum Scheitern verurteilt: Der ukrainische Präsident wisse "so gut wie jeder vernünftige Mensch, dass dieses Ziel nicht erreichbar ist. Seine Generäle werden es ihm gesagt haben. Jede Verhandlung beginnt damit, dass Forderungen erhoben werden, von denen man dann abrücken muss", so das nüchterne Fazit des Historikers, der zugleich seine Prognose zum Ausgang des Ukraine-Kriegs vorlegt: "Vermutlich wird Putin der Sieger sein, wenigstens aber nicht der Verlierer. Und die Gegner von einst werden sich an einem Tisch versammeln und verhandeln. Der Krieg wird enden, wenn die Erschöpfung ihm ein Ende setzt. Der Moment der Erschöpfung aber wird Russland wahrscheinlich größeren Nutzen bringen als der Ukraine."

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