Festival-Angriff in Israel: Überlebende berichten vom Überfall
Erstellt von Dinah Rachko
15.04.2024 00.04
Bei demGroßangriff der Hamas auf Israel kam es auch zu einem Massaker auf einem Festival. 260 Leichen sollen auf dem Event-Gelände gefunden worden sein, weitere Personen würden vermisst.
Festival-Massaker in Israel: Hamas soll Blutbad auf dem Nova-Festival angerichtet haben
Die israelische Regierung teilte auf Twitter ein (unverpixeltes) Bild der Toten, die in einem Festivalzelt nebeneinander aufgebahrt sind. Wie die britische Zeitung "Daily Mail" berichtet, würden die Leichen derzeit identifiziert. Familien, die Angehörige vermissten, seien dazu aufgefordert worden, Zahnbürsten und Ähnliches der gesuchten Personen für eine DNA-Identifikation zu übergeben.
Überlebende, die Zeugen des Festival-Massakers wurden, berichten, dass man auf dem Festival bis etwas 6.30 Uhr morgens getanzt habe, dann hätten plötzlich Sirenen eingesetzt. Kurz darauf habe die Hamas den Strom des Geländes abgeschaltet, Raketen seien am Himmel zu sehen gewesen und bewaffnete Kämpfer auf Jeeps angefahren. Videos, die im Netz kursieren, zufolge, flohen wohl hunderte Menschen in den frühen Morgenstunden zu Fuß vom Festivalgelände zu ihren Autos, sie sollen jedoch auf ihrem Fluchtweg von den schwer bewaffneten Hamas-Kämpfern überrascht worden sein. Zeugen berichten, sie hätten sich zum Teil hinter Büschen versteckt und dabei zusehen müssen, wie Personen der Reihe nach hingerichtet wurden. Es soll Stunden gedauert haben, bis das Militär vor Ort war.
Überlebende: Hamas-Kämpfer "gingen von Baum zu Baum und schossen überall von zwei Seiten"
Die Kämpfer sollen einer Augenzeugin zufolge in Militäruniformen gekleidet gewesen sein. Eine Überlebende habe sich hinter einem Obstbaum gesteckt und dort ausgeharrt, bis sieHebräisch sprechende Rettungskräfte vernommen habe. Gegenüber dem Sender "BBC" erzählte sie: "[Die Hamas-Kämpfer, Anm. d. Red.] gingen von Baum zu Baum und schossen überall von zwei Seiten. Ich sah, dass überall Menschen starben. Sie waren überall mit ihren automatischen Waffen unterwegs. Ich war sehr ruhig. Ich habe nicht geweint, ich habe nichts getan. Ich habe... geatmet und gesagt: 'OK, ich werde sterben. Es ist okay, atme einfach, schließe einfach deine Augen'."
Aufnahmen von Kameras an geparkten Autos zeigen die letzten Minuten von verletzten Festivalbesuchern, wie sie von Mitgliedern der von der EU, den USA und Israel eingestuften Terrororganisation Hamas erschossen werden.
"Es war ein Massaker!" Zeugen berichten von Hamas-Überfall auf Nova-Festival in Israel
Ein Sanitäter berichtete "Kan News" von der Ankunft am Festivalgelände nach dem Überfall: "In dem Gebiet, in dem ich war, liegen mindestens 200 Leichen von Israelis. Es war ein Massaker. So etwas habe ich in meinem Leben noch nie gesehen. Es war ein geplanter Überfall. Als die Menschen aus den Notausgängen kamen, warteten dort Gruppen von Terroristen auf sie und fingen einfach an, sie abzuknallen. Es waren 3.000 Menschen auf der Veranstaltung, also wussten sie es wahrscheinlich. Sie hatten Geheimdienstinformationen."
Nach Angaben des Rettungsdienst Zaka wurden allein auf dem Festivalgeländer 260 Menschen ermordet. Sanitäter berichteten von unvorstellbaren Szenen vor Ort. Israelischen Medien zufolge sollen zahlreiche Frauen vergewaltigt worden sein, bevor sie getötet oder verschleppt wurden.
Nach offiziellen Angaben wurden bei dem Großangriff der Hamas, der auch mehreren Orten im Grenzgebiet galt, mehr als 100 Zivilisten in den Gazastreifen entführt, unter ihnen Frauen, Babys, Kleinkinder, Großeltern. Es wird erwartet, dass die Zahl deutlich höher liegen könnte.
Hunderte Tote und zahlreiche Vermisste nach Festival-Massaker in Israel
Ein Vater soll sofort zum Festivalgelände gefahren sein, als er von den Hamas-Angriffen erfuhr, um seine 20-jährige Tochter zu retten. Er sei während der Fahrt per Telefon mit dem Rest seiner Familie in Kontakt geblieben, im Hintergrund seien dann jedoch irgendwann Schüsse gefallen und die Verbindung zu dem Vater seither abgebrochen. Auch seine Tochter wird vermisst.
In einem weiteren Video, das im Netz geteilt wurde, ist eine Festivalbesucherin zu sehen, die auf einem Motorrad von der Hamas entführt wird. Sie blickt panisch zu ihrem Freund, der ebenfalls in der Gewalt der Kämpfer ist. Die entführte Frau, die 25 Jahre alt sein soll, sei von ihrer Familie bei der Sichtung des Videos erkannt worden. Ihr Vater wird in dem "Daily Mail"-Bericht zitiert: "Ich habe gehofft, dass es sich um einen Irrtum handelt, dass es nicht wahr ist. Und dann fragte mich ein Mann im Krankenhaus, ob ich es sehen wolle. Ich habe ja gesagt und dann weiß ich sicher, dass es Noa ist... sie war so versteinert, so verängstigt. [...]Mein ganzes Leben lang, seit sie geboren wurde, habe ich versucht, sie zu beschützen und zu umarmen, sie zu unterstützen und zu lieben. Ich wünschte, ich könnte sie in diesem schwierigen Moment wenigstens ermutigen oder etwas zu ihr sagen." Auch mehrere Deutsche sind unter den Opfern und Verschleppten der Hamas. Mehr dazu erfahren Sie hier.
Verzweifelte Angehörige der Verschleppten an Hamas: "Bitte, bitte, bleibt menschlich"
Auch weitere Angehörige suchen immer noch verzweifelt nach Vermissten. "Ich weiß nicht, ob meine Tochter irgendwo blutend liegt, ich weiß nicht, ob man sie nach Gaza verschleppt hat, ich weiß nicht, ob sie leidet", sagt Ahuwa Maizel am Montag der Deutschen Presse-Agentur. Das letzte Mal als sie mit ihrer Tochter sprach, sei am Samstagmorgen um kurz nach 7.00 Uhr gewesen. Ihre Tochter Adi habe angerufen und gesagt: "Hier ist ein Massaker, sie richten ein Massaker an, Hunderte Terroristen schießen um sich." Dann sei die Verbindung abgebrochen.
"Falls sie jemand gefangen hält, bitte, bitte, bleibt menschlich. Wir haben alle die gleiche DNA, wir sind alles nur Menschen", sagt Maizel unter Tränen. Die Ungewissheit sei nicht auszuhalten. Unschuldige Menschen dürfen nicht zu politischen Zwecken missbraucht werden. "Lasst das keinen neuen Holocaust werden."
Arik Nani, eine Überlebende des Festival-Massakers schildert, wie sie stundenlang versuchte, sich in Sicherheit zu bringen. "Wir rannten zu den Feldern und hörten hinter uns ständiges Feuer, sahen Menschen rennen und fallen. Wir versteckten uns im Gebüsch, während Kugeln über unsere Köpfe flogen", sagt Nani, die diese Woche ihren 26. Geburtstag feiert. Sie werde ihn in Trauer, aber dankbar feiern. "Ich habe nicht gedacht, dass ich es schaffen würde". Sechs Stunden sei sie dehydriert und mit einer Verletzung an der Hand gerannt bis sie es schaffte, in eine Notunterkunft zu kommen.
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rad/bos/news.de/dpa