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Ukraine-Krieg aktuell im News-Ticker: Plötzlich wieder da! "General Armageddon" wird Chef der Luftabwehr

Seit 18 Monaten führt Wladimir Putin Krieg gegen die Ukraine. Bild: picture alliance/dpa/Pool Sputnik Kremlin/AP | Sergei Bobylev

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Tag 564 im Ukraine-Krieg: Mitten im Krieg hält Russland Regionalwahlen ab. Währenddessen entdeckt Rumänien erneut Teile einer mutmaßlich russischen Drohne. Derweil soll bei einem Beschuss in Bachmut eine spanische Helferin ums Leben gekommen sein. Zudem seien ein Deutscher und ein Schwede schwer verletzt worden, heißt es.

Ukraine-Krieg im News-Ticker - alle aktuellen Geschehnisse am 10.09.2023 im Überblick

+++ Russische Medien: General Surowikin wird Chef der GUS-Luftabwehr +++

Der russische General Sergei Surowikin, auch als"General Armageddon" bekannt, ist Medienberichten zufolge zum Leiter des Koordinierungsausschusses für Luftverteidigungsfragen der Gemeinschaft Unabhängiger Staaten (GUS) ernannt worden. Die regierungstreue russische Nachrichtenplattform EADaily berichtete darüber am Sonntag mit Berufung auf den Rat der GUS-Verteidigungsminister. Die Entscheidung soll demnach einstimmig gefallen sein. Aus dem Kreml gab es zunächst keinen Kommentar zu der Ernennung.

Im Angriffskrieg gegen die Ukraine war Surowikin von Oktober 2022 bis Januar 2023 Oberbefehlshaber der russischen Truppen in der Ukraine. Er galt als einer der wichtigsten Verbündeten des inzwischen toten Anführers der Wagner-Söldertruppen, Jewgeni Prigoschin, bei dessen Machtkampf mit Verteidigungsminister Sergej Schoigu und Generalstabschef Waleri Gerassimow. Den Aufstand von Prigoschins Wagner-Truppe Ende Juni verurteilte Surowikin zwar öffentlich, er wurde danach aber nicht mehr in der Öffentlichkeit gesehen. Mitte August wurde er als Chef der russischen Luft- und Raumfahrttruppen Medienberichten zufolge seines Amtes enthoben. Am Dienstag tauchte ein erstes Bild des seit dem Wagner-Aufstand verschollenen Generals auf.

+++ US-Generalstabchef: Ukrainern bleibt noch 30 bis 45 Tage Zeit +++

Den ukrainischen Streitkräften bleibt für ihre Gegenoffensive nach Einschätzung des US-Generalstabsches Mark Milley wahrscheinlich noch 30 bis 45 Tage Zeit, bevor das Wetter die Kampfhandlungen erschweren könnte. Dies sei "«immer noch eine ordentliche Zeitspanne", sagte Milley dem britischen Sender BBC in einem am Sonntag veröffentlichten Interview. Die Ukrainer hätten stetige Fortschritte erzielt und eine beträchtliche Kampfkraft aufrechterhalten. Die Schlacht sei aber noch nicht vorbei. Die Ukraine wehrt seit Februar 2022 eine russische Invasion ab.

Milley sagte weiter, in etwa einem Monat komme die Kälte, es fange an zu regnen und werde sehr schlammig. "Dann wird es sehr schwierig zu manövrieren sein, und dann kommt der tiefe Winter", sagte Milley. Im Moment sei es noch zu früh, um zu sagen, ob die Offensive gescheitert sei oder nicht.

+++ Kiew befreit Gebiet um Robotyne - weitere russische Angriffe im Osten +++

Die ukrainische Armee hat nach eigenen Angaben weitere 1,5 Quadratkilometer um die zuletzt befreite Ortschaft Robotyne im Süden zurückerobert. «Die Russen klammern sich an jeden Meter unserer ukrainischer Erde (...) Die Streitkräfte der Ukraine versuchen jedoch, die Versorgung der russischen Armee so schwierig wie möglich zu machen, und in bestimmten Gebieten trägt dies Früchte», zitierten ukrainische Medien den für den Frontabschnitt zuständigen Militärsprecher, Olexander Schtupun, am Sonntag.

In der Ostukraine soll die russische Armee derweil ihre Angriffe weiterhin fortsetzen. Bei Marjinka im Gebiet Donezk hätten ukrainischen Soldaten laut Schtupun etwa 15 feindliche Angriffsversuche abgewehrt. Auch in der Region Charkiw unternahmen die Russen nach Angaben der ukrainischen Behörden einen gescheiterten Vorstoß nahe der Ortschaft Berestowe. Nach Angaben des ukrainischen Generalstabs fanden in den vergangenen 24 Stunden insgesamt mehr als 30 Gefechte statt.

Die Ukraine verteidigt sich seit mehr als anderthalb Jahren mit westlicher Militärhilfe gegen den russischen Angriffskrieg. Am 24. August meldeten ukrainische Truppen die Befreiung der Ortschaft Robotyne, die als Teil des von Russland am stärksten befestigten Verteidigungswalls gilt.

+++ London: Russland bei Drohnenabwehr auf Freiwillige angewiesen +++

Russland verlässt sich aus Personalmangel bei der Abwehr ukrainischer Drohnen auf eigenem Gebiet inzwischen auf Freiwillige. Das geht aus dem täglichen Geheimdienstbericht des Verteidigungsministeriums in London am Sonntag hervor. Demnach wollen die Russen mit dem Einsatz von Freiwilligen-Patrouillen weitere Angriffe auf den Flughafen Pskow nahe der estnischen Grenze verhindern. "Der Einsatz von Freiwilligen weist höchstwahrscheinlich auf einen Mangel an ausgebildetem Sicherheitspersonal innerhalb Russlands hin", hieß es in der Mitteilung der Briten.

Ende August hatten Dutzende Drohnen den Flughafen attackiert, auf dem auch russische Militäreinheiten stationiert sind. Offiziellen Angaben zufolge wurden dabei vier Militärtransporter vom Typ Il-76 beschädigt. Nach britischer Einschätzung wurden die Drohnen angesichts ihrer geringen Reichweite mit großer Wahrscheinlichkeit von russischem Gebiet aus gesteuert. Das solle nun durch die Patrouillen unterbunden werden. Zum Abschuss der Drohnen seien aber weiterhin Luftabwehrsysteme notwendig, weil es sich als schwierig erwiesen habe, die unbemannten Fluggeräte mit Handfeuerwaffen zu zerstören.

+++ Spanische Helferin in Ukraine getötet - Deutscher verletzt +++

In der Ukraine ist nach Angaben der spanischen Regierung eine spanische humanitäre Helferin in der Nähe der Stadt Bachmut durch Beschuss getötet worden. "Ein Fahrzeug ist von einem Geschoss getroffen worden, in dem die spanische Bürgerin unterwegs war, die dort für eine Nichtregierungsorganisation (NGO) arbeitete und humanitäre Hilfe in der Ukraine leistete. Wir haben eine mündliche Bestätigung, dass sie getötet wurde", sagte Außenminister José Manuel Albares am Sonntag am Rande des G20-Gipfels in der indischen Hauptstadt Neu Delhi.

Die spanische Zeitung "El Mundo" berichtete, bei der getöteten Spanierin handele es sich um die 32-jährige Emma Igual, Leiterin der NGO Road to Relief. In dem von der russischen Armee am Samstagmorgen beschossenen Fahrzeug sei auch ein Kanadier getötet sowie ein Deutscher und ein Schwede schwer verletzt worden, schrieb die Zeitung weiter. Die Verletzten hätten Schrapnellverletzungen und Verbrennungen erlitten und würden in Krankenhäusern behandelt. Die Gruppe humanitärer Helfer sei auf dem Weg in die Region um die heftig umkämpfte Stadt Bachmut im Osten der Ukraine gewesen, um sich um Zivilisten zu kümmern.

+++ Russland hält Regionalwahlen ab +++

Überschattet von Betrugsvorwürfen hält Russland in Dutzenden Gebieten Regionalwahlen ab. Noch bis zum Sonntagabend können Menschen in 22 Gebieten ihre Stimme bei der Gouverneurswahl und in 16 Gegenden bei der Wahl zum Regionalparlament abgeben. In der Hauptstadt Moskau dürfte sich bei der Bürgermeisterwahl Amtsinhaber Sergej Sobjanin von der Kremlpartei Geeintes Russland eine weitere Amtszeit sichern.

+++ Bereits Verstöße registriert - Scheinwahlen in besetzter Ukraine +++

Unabhängige Beobachter haben bereits in den ersten Tagen der Abstimmung zahlreiche Verstöße registriert. Die Urnengänge gelten Experten zufolge als die am wenigsten freien seit Beginn der Ära Wladimir Putins in Russland vor rund 24 Jahren. Seit Kriegsbeginn hat im flächenmäßig größten Land der Erde unter Führung von Präsident Putin die Unterdrückung Andersdenkender massiv zugenommen. Viele kremlkritische Oppositionelle sitzen mittlerweile entweder im Straflager oder sind ins Ausland geflohen.

Auch in den vier von Russland annektierten ukrainischen Gebieten Donezk, Luhansk, Saporischschja und Cherson hat der Kreml nun Scheinwahlen angesetzt. Die Ergebnisse dieser von der Besatzungsmacht organisierten Urnengänge werden international nicht anerkannt.

+++ Nato-Staat Rumänien findet erneut Drohnenteile an ukrainischer Grenze +++

Im Nato-Staat Rumänien fand das Militär nach eigenen Angaben erneut Teile einer mutmaßlich russischen Drohne im Grenzgebiet zur Ukraine. Die Fragmente seien am Samstag in der Nähe des rumänischen Dorfes Plaur sichergestellt worden und ähnelten den vom russischen Militär eingesetzten Drohnen, hieß es in einer Mitteilung des Verteidigungsministeriums. Zunächst blieb unklar, ob sie auf einen neuen russischen Drohnenangriff zurückgingen. Bereits am Mittwoch hatte das rumänische Militär Drohnenteile in der Nähe von Plaur gefunden. Die Ortschaft liegt am Chilia-Arm der Donau, die die Grenze zur Ukraine bildet.

+++ Russland: Angriffe mit Drohnen und Booten Richtung Krim abgewehrt +++

Russland zerstörte nach Angaben des Verteidigungsministeriums im Schwarzen Meer mehrere ukrainische Marineboote und Drohnen mit Zielrichtung Halbinsel Krim. Flugzeuge der Schwarzmeerflotte hätten nord-östlich der Schlangeninsel drei militärische Schnellboote vom US-Typ Willard Sea Force mit Besatzung vernichtet, teilte das Ministerium am Sonntag in Moskau mit. Die Boote seien in Richtung Halbinsel Krim unterwegs gewesen. Zuvor hatte das Ministerium mitgeteilt, dass die Flugabwehr in der Nacht auch Angriffe mit acht Drohnen nahe der Krim-Küste abgewehrt habe. Überprüfbar waren die Angaben nicht.

Die ukrainischen Angriffe stehen in keinem Verhältnis zu den schweren Bombardements durch Russland, das gegen die Ukraine vor mehr als anderthalb Jahren den Angriffskrieg begonnen hatte. Bei ihrer laufenden Gegenoffensive hatte die Ukraine stets deutlich gemacht, dass es ihr dabei auch um die Befreiung der Halbinsel von der russischen Besatzung gehe.

+++ Brand bei russischer Militäreinheit auf annektierter Halbinsel Krim +++

Bei einer russischen Militäreinheit in der Krim-Hauptstadt Simferopol brach Angaben der Besatzer zufolge ein Feuer aus. "In einer Militäreinheit in Simferopol gab es einen gewöhnlichen Haushaltsbrand", schrieb der Berater der russischen Führung auf der annektierten Schwarzmeer-Halbinsel, Oleg Krjutschkow, auf Telegram. In sozialen Netzwerken wurde hingegen vielfach ein Video von einer großen schwarzen Rauchsäule geteilt. Unter Berufung auf Anwohner war zudem von einem Explosionsgeräusch und Schüssen die Rede. Die Ursache des Brandes blieb zunächst unklar.

+++ Klitschko: Drohnenangriff auf Kiew +++

Die ukrainische Hauptstadt Kiew ist am frühen Sonntagmorgen erneut von Explosionen erschüttert worden. Das Luftverteidigungssystem sei im Einsatz, Drohnen flögen auf Kiew zu, schrieb Bürgermeister Vitali Klitschko auf Telegram. In mehreren Bezirken seien Trümmer herabgefallen. Einige würden auf Straßen brennen. Ein Mensch sei verletzt worden. Gebäude seien nicht beschädigt worden. Die Feuerwehr und Rettungsdienste seien im Einsatz.

+++ Selenskyj: Bereiten Energiesektor auf nächsten Kriegswinter vor +++

Die Ukraine bereitet sich derweil Aussagen von Präsident Wolodymyr Selenskyj auf den nächsten Kriegswinter vor. "Im öffentlichen Sektor und in den Kommunen muss nun jeder alles Mögliche - und wenn nötig, auch das Unmögliche - tun, um der Ukraine zu helfen, den Winter zu überstehen", sagte Selenskyj in seiner täglichen Videoansprache. Dabei gehe es nicht nur um die Vorbereitung des Energiesektors selbst, sondern beispielsweise auch um den Schutz durch Luftverteidigungssysteme.

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