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Ukraine-Krieg aktuell im News-Ticker:                        Ukraine-Krieg im News-Ticker - alle Geschehnisse vom 04.09.2023 im Überblick

Wladimir Putin führt seit 18 Monaten Krieg gegen die Ukraine. Bild: picture alliance/dpa/Sputnik Kremlin Pool via AP | Mikhail Klimentyev

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+++ Putin wirft Kiew versuchte Anschläge auf Gasleitungen in die Türkei vor +++

Der russische Präsident Wladimir Putin hat der Ukraine versuchte Anschläge auf Gasleitungen vorgeworfen, die durch das Schwarze Meer in die Türkei verlaufen. "Es werden Versuche unternommen, die Leitungen TurkStream und Blue Stream zu attackieren, über die Gas aus Russland in die Türkische Republik geliefert wird", sagte Putin am Montag in Sotschi bei einer Pressekonferenz mit Präsident Recep Tayyip Erdogan. Russlands Schiffe würden die Systeme bewachen. "Aber sie werden ständig attackiert, darunter auch mit Drohnen, die von den ukrainischen Schwarzmeer-Häfen gestartet werden", sagte Putin. Details nannte er nicht.

Moskaus Verteidigungsminister Sergej Schoigu sagte in Sotschi am Rande des russisch-türkischen Treffens, dass die Drohnenattacken der Ukraine auch ein Grund gewesen seien für den Ausstieg aus dem Getreideabkommen zur Verschiffung ukrainischen Getreides über das Schwarze Meer. Es sei ursprünglich im Zuge der unter Vermittlung der Türkei und der Vereinten Nationen geschlossenen Schwarzmeer-Initiative vereinbart worden, dass ukrainische Häfen nicht für Angriffe auf russische Infrastruktur genutzt würden. "Das alles wurde verletzt", sagte Schoigu.

Allein in der vergangenen Woche seien sieben ukrainische Überwasserdrohnen zerstört worden, sagte Schoigu. Diese Angaben lassen sich nicht unabhängig überprüfen.

Das russische Militär griff in den vergangenen Wochen immer wieder ukrainische Schwarzmeer-Häfen an unter dem Vorwand, dort militärische Ziele im Visier zu haben. Die Ukraine wirft Russland Terror gegen ihre Häfen und zivile Infrastruktur vor. Geheimdienste in Kiew hatten eingeräumt, Drohnen gegen russische Ziele einzusetzen.

+++ Putin bezeichnet ukrainische Gegenoffensive erneut als "gescheitert" +++

Der russische Präsident Wladimir Putin hat die Gegenoffensive der Ukraine zur Befreiung ihrer von Moskau besetzten Gebiete erneut als "gescheitert" bezeichnet. "Da ist nichts festgefahren, das ist gescheitert", sagte Putin am Montag in der Schwarzmeer-Stadt Sotschi bei einer Pressekonferenz mit dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan. Er widersprach damit den von Ukraine berichteten Fortschritten bei der Offensive.

Putin hatte immer wieder behauptet, die Ukraine komme gegen die russischen Verteidigungsstellungen in den von Moskau annektierten Gebieten nicht an. Dagegen berichteten Kiews Truppen im Süden der Ukraine, sie hätten die erste und stärkste Verteidigungslinie der russischen Einheiten durchbrochen. Sie bewegten sich auf die zweite von insgesamt drei Linien zu, sagte der Brigadegeneral Oleksander Tarnawskyj am Wochenende in einem Zeitungsinterview.

Die ukrainischen Streitkräfte melden seit Tagen Fortschritte an verschiedenen Stellen, darunter auch bei Bachmut im Gebiet Donezk im Osten des Landes. Russische Militärblogger wiederum berichteten von Problemen der Moskauer Besatzungstruppen an der Front.

Die Ukraine kämpft in dem von Russland am 24. Februar 2002 begonnenen Krieg mit westlicher Hilfe um ihre Unabhängigkeit. Bei der Gegenoffensive will Kiew die teils von Moskau kontrollierten Gebiete Saporischschja, Donezk, Luhansk und Cherson von der russischen Besatzung befreien. Ein Ziel Kiews ist auch die Rückeroberung der Schwarzmeer-Halbinsel Krim, die Moskau bereits 2014 unter Bruch des Völkerrechts annektiert hatte.

+++ Putin: Getreideabkommen abhängig von Erfüllung der Kreml-Forderungen +++

Kremlchef Wladimir Putin hat bei einem Treffen mit dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan bekräftigt, das Getreideabkommen erst bei Erfüllung aller russischer Forderungen wieder einzusetzen. Zuerst müssten aber die Beschränkungen für den Export von russischen Agrarprodukten aufgehoben werden, sagte Putin am Montag bei einer Pressekonferenz in Sotschi am Schwarzen Meer. Er beklagte einmal mehr, dass die westlichen Sanktionen den Export von russischem Getreide, von Dünger und Agrartechnik behindern würden.

Erdogan hatte die Rückkehr zu dem Abkommen zur Verschiffung von ukrainischem Getreide über das Schwarze Meer gefordert. Die Türkei betont immer wieder, dass das Abkommen wichtig für die Versorgung der Welt mit Lebensmitteln sei. Putin hatte für eine Rückkehr zu dem im vorigen Jahr unter Vermittlung der Türkei und der Vereinten Nationen ausgehandelten Abkommen gefordert, die Sanktionen zu lockern.

Es war das erste Treffen der beiden Staatschefs seit Erdogans Wiederwahl im Mai. Der türkische Präsident setzt sich als Vermittler im russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine ein und unterhält zu beiden Konfliktparteien enge Kontakte. Das Nato-Mitglied Türkei beteiligt sich nicht an den Sanktionen des Westens gegen Russland.

+++ Baerbock: Putins Spiel mit Getreideabkommen zynisch +++

Außenministerin Annalena Baerbock hat den russischen Präsidenten Wladimir Putin wegen der Blockade des Getreideabkommens mit der Ukraine und der Angriffe auf Hafen-Infrastruktur im Donaugebiet scharf kritisiert. "Putins Spiel mit dem Getreideabkommen ist zynisch", sagte die Grünen-Politikerin am Montag nach einem Treffen mit der rumänischen Außenministerin Luminita Odobescu in Berlin. Zugleich nannte Baerbock die Bemühungen des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan, das Abkommen bei einem aktuellen Treffen mit Russlands Präsident Wladimir Putin in Sotschi am Schwarzen Meer "wieder auf Kurs zu bringen", wichtig.

"Es scheitert nur an Putin, dass die Frachter nicht wieder freie Fahrt haben", sagte Baerbock. "Russland verschärft den globalen Hunger." Die Arbeit an Alternativrouten gehe dennoch weiter - "jetzt erst recht". Die europäischen Solidaritätskorridore für die Getreideausfuhr über Schiene, Schiff und Straße seien "schon jetzt Lebensadern für die weltweite Getreideversorgung". Sie danke Rumänien, dass es die Exportkapazität für ukrainisches Getreide bis Ende des Jahres auf vier Millionen Tonnen pro Monat verdoppeln wolle.

Russland richte die Kanonen seiner Kriegsschiffe im Schwarzen Meer auf Getreide, Transporte und bombardiere Umschlagplätze - "manchmal so nah an der rumänischen Grenze, dass in Euren Dörfern die Fenster splittern", sagte Baerbock. Die Häfen an der Donau seien zu enorm wichtigen Drehkreuzen für Millionen Tonnen Getreide geworden. "Russland will diese mit Drohnen und Bomben vom Erdboden tilgen."

+++ Russland startet neue Drohnenattacken auf Zentral- und Südukraine +++

Russland hat in der Nacht und am frühen Montagmorgen erneut schwere Drohnenangriffe auf Ziele im Süden und im Zentrum der Ukraine gestartet. "Dreieinhalb Stunden lang haben die russischen Terroristen den Süden des Gebietes Odessa mit Drohnen attackiert", schrieb der Militärgouverneur der Region, Oleh Kiper, bei Telegram. Zwar seien 17 Drohnen abgeschossen worden, es gebe aber auch mehrere Einschläge. So seien im Landkreis Ismajil Lagerräume, Produktionshallen, Industriebetriebe und landwirtschaftliche Geräte beschädigt worden.

Nach Angaben russischer Militärblogger wurde im Gebiet Odessa erneut die Hafeninfrastruktur im Donaudelta attackiert. Dabei sei in der Hafenstadt Reni eine Ölanlage beschädigt worden. Unabhängig ließen sich diese Angaben zunächst nicht überprüfen. Nach Auslaufen des Abkommens zur Ausfuhr ukrainischen Getreides über das Schwarze Meer hat Russland aber bereits mehrfach gezielt Häfen in der Ukraine beschossen.

Daneben wurden am Morgen auch aus der Industrieregion Dnipropetrowsk Angriffe gemeldet. Durch einen Treffer in einem Infrastrukturobjekt sei ein Brand ausgebrochen, teilte Militärgouverneur Serhij Lyssak auf seinem Telegram-Kanal mit. Nähere Angaben zu den Schäden machte er nicht. Sechs Drohnen seien abgeschossen worden. Tote und Verletzte soll es vorläufigen Angaben zufolge aber weder in der Region Odessa noch in Dnipropetrowsk gegeben haben.

+++ Putin und Erdogan treffen sich in Sotschi am Schwarzen Meer +++

Der russische Präsident Wladimir Putin und der türkische Staatschef Recep Tayyip Erdogan treffen sich an diesem Montag zu Gesprächen in Sotschi am Schwarzen Meer. Dabei wird es um bilaterale und um internationale Fragen gehen, wie der Kreml mitteilte. Ein wichtiges Thema der Gespräche, die am Mittag beginnen sollen, ist die von Erdogan geforderte Rückkehr zu dem Abkommen zur Verschiffung von ukrainischem Getreide über das Schwarze Meer. Das Abkommen ist wichtig für die Versorgung der Welt mit Lebensmitteln.

Es ist das erste Treffen der beiden Staatschefs seit Erdogans Wiederwahl im Mai. Die Beziehungen beider Länder sind keineswegs unbelastet, nicht nur im Bürgerkriegsland Syrien stehen sie sich als Konfliktparteien gegenüber. In der Konfliktregion Berg-Karabach steht die Türkei auf der Seite von Aserbaidschan, das 2020 einen Krieg um das Gebiet gegen Armenien gewonnen hatte. Armenien hingegen sieht sich von Putin und der Schutzmacht Russland im Stich gelassen.

+++ Selenskyj entlässt mitten im Ukraine-Krieg seinen Verteidigungsminister +++

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj entlässt seinen Verteidigungsminister und will mitten in der Gegenoffensive nun den jungen Politiker Rustem Umerow in dem Amt sehen. Der Unternehmer und Investor Umerow, der krimtatarischer Abstammung ist, setzt sich seit Jahren für eine Befreiung der bereits 2014 von Russland völkerrechtswidrig annektierten Schwarzmeer-Halbinsel Krim ein. Als neuer Verteidigungsminister hätte er weniger auf den Verlauf der aktuellen Gegenoffensive Einfluss, die Verantwortung haben Selenskyj als Oberbefehlshaber der Streitkräfte und die Generäle. Umerow müsste sich vor allem um die Finanzierung der Armee und um deren Ausstattung mit Waffen und Munition sowie um die Versorgung kümmern.

Umerows Eltern waren wie viele Krimtataren unter Sowjetdiktator Josef Stalin von der Krim deportiert worden. Umerow war laut ukrainischen Medien Stipendiat eines US-Programms für künftige Führungskräfte (FLEX) und gilt als Experte für Finanzwirtschaft. Nach seiner Zeit als Abgeordneter im ukrainischen Parlament von 2019 bis 2022 wurde er vor einem Jahr zum Chef der staatlichen Vermögensverwaltung ernannt.

+++ Resnikows Absetzung seit Langem erwartet +++

Resnikow habe seit Beginn des russischen Angriffskriegs 550 Tage als Verteidigungsminister gedient, sagte Selenskyj. "Ich bin der Meinung, dass das Ministerium neue Herangehensweisen braucht und andere Formate der Zusammenarbeit mit den Soldaten und der Gesellschaft insgesamt", sagte der Präsident. Resnikow war seit November 2021 Verteidigungsminister. Die Ukraine verteidigt sich seit mehr als 18 Monaten gegen die russische Invasion. Schon im vergangenen Winter war ein Rücktritt Resnikows im Gespräch gewesen. Der nach Skandalen in seiner Behörde in die Kritik geratene Politiker dachte aber nicht an einen freiwilligen Rücktritt. Er wolle erst zurücktreten, wenn ihn Selenskyj dazu auffordere, sagte Resnikow Anfang Februar. "Kein Beamter bleibt ewig im Amt", fügte er hinzu.

Zu der Reihe von Skandalen und Affären im Verteidigungsministerium in der Ära Resnikow gehört unter anderem der Rücktritt seines Stellvertreters Wjatscheslaw Schapowalow. Er hatte im Winter im Zusammenhang mit dem Einkauf überteuerter Lebensmittel für Soldaten seinen Hut nehmen müssen. Zudem soll nach Medienberichten beim Bau von Kasernen Geld veruntreut worden sein. Resnikow wies die Vorwürfe stets zurück. Ziel sei es offenbar, das "Vertrauen in das Verteidigungsministerium zu einem sehr wichtigen Zeitpunkt zu untergraben", erklärte er damals. Die Ukraine gilt als eines der korruptesten Länder Europas. Ukrainische Medien hatten mehrfach - und verstärkt in den vergangenen Tagen - darüber berichtet, dass eine Ablösung des 57-jährigen Resnikow unmittelbar bevorstehe.

+++ Resnikow: 100 Milliarden US-Dollar Militärhilfe +++

In seinem letzten Interview als Verteidigungsminister bezifferte Resnikow die bisher von den westlichen Verbündeten der Ukraine geleistete Militärhilfe auf rund 100Milliarden US-Dollar (rund 93 Milliarden Euro), darunter fast 60Milliarden US-Dollar von den USA. Das sei Geld, das für Waffen, Militärgerät und Munition ausgegeben worden sei, sagte er der staatlichen Nachrichtenagentur Ukrinform. Darüber hinaus erhält die Ukraine auch Milliardenhilfen des Westens, um etwa ihren Staatshaushalt zu finanzieren. Ferner bekräftigte Resnikow, dass die vom Westen versprochenen F-16-Kampfjets im Frühjahr im Frontgebiet einsatzbereit sein sollen.

+++ Selenskyj dankt Macron für Unterstützung +++

Selenskyj dankte bei einem Telefonat mit dem französischen Präsidenten Emmanuel Macron für die bisherige Militärhilfe. Selenskyj sagte, es würden auch ukrainische Piloten in Frankreich ausgebildet, was die internationale Kampfjet-Koalition noch schlagkräftiger mache. Besprochen worden seien mit Macron außerdem die nächsten Hilfspakete. Details nannte Selenskyj nicht.

Vereinbart worden sei auch, dass Frankreich und französische Unternehmen am Ukrainischen Forum der Verteidigungsindustrie teilnehmen sollten. Das Land will zu einem der größten Waffenproduzenten der Welt werden. Die Ukraine produziert inzwischen nach offiziellen Angaben auch Raketen mit größerer Reichweite sowie schlagkräftige Drohnen und will diese nach Kriegsende auch exportieren.

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/news.de/dpa

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