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Ukraine-Krieg im News-Ticker:    Ukraine-Krieg im News-Ticker - alle aktuellen Entwicklungen am 24.08.2023 im Überblick

Die aktuellen Nachrichten aus dem Ukraine-Krieg auf einen Blick. Bild: picture alliance/dpa/Pool Sputnik Kremlin/AP | Valery Sharifulin

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+++ Keine eigenen Infos: EU will sich zum Fall Prigoschin nicht äußern +++

Die EU will den mutmaßlichen Tod des russischen Söldnerführers Jewgeni Prigoschin vorerst nicht kommentieren. Man habe die Berichte über den Flugzeugabsturz gesehen, aber die Informationen ließen sich nur sehr schwer verifizieren, sagte ein Sprecher des Auswärtigen Dienstes am Donnerstag. "Kaum etwas, was in diesen Tagen aus Russland kommt, ist glaubwürdig."

Zu möglichen politischen Folgen der jüngsten Entwicklungen wollte sich der Sprecher ebenfalls nicht äußern. "Zum derzeitigen Zeitpunkt wäre das reine Spekulation", erklärte er. Bekannt sei allerdings, dass Prigoschins Söldnergruppe mit dem Namen Wagner zuletzt weltweit in vielen Krisenregionen präsent gewesen sei und dort einen negativen Einfluss ausgeübt habe.

Als Beispiele nannte der Sprecher die Ukraine, aber auch Syrien, Libyen und andere afrikanische Länder. Wagner habe dort eine Spur von Menschenrechtsverletzungen und Verletzungen des internationalen humanitären Rechts hinterlassen. "Wir hoffen, dass diese negativen Auswirkungen von Wagners Aktivitäten weltweit aufhören werden", ergänzte der Sprecher. Jeder wisse aber, dass dies nicht nur mit dem Namen des Anführers der Wagner-Gruppe zusammenhänge. "Uns ist bekannt, wie die Wagner-Gruppe organisiert ist, wie sie mit dem Kreml verbunden war und von ihm kontrolliert und finanziert wurde", sagte er. Dies sei ein komplexes Thema.

Prigoschin soll am Mittwoch bei einem Flugzeugabsturz in Russland ums Leben gekommen sein. Eine amtliche Bestätigung oder eindeutige Belege für den Tod des Chefs der Privatarmee Wagner und des langjährigen Vertrauten von Kremlchef Wladimir Putins gab es zunächst aber nicht. Vor zwei Monaten hatten sich Prigoschins Söldner gegen die Armee gestellt und waren in Richtung Moskau marschiert. Prigoschin brach die Aktion nach Verhandlungen ab und bekam Straffreiheit zugesichert.

+++ Nouripour zum Fall Prigoschin: Mit Putin keine Vereinbarung möglich +++

Der Absturz des Flugzeugs von Söldnerführer Jewgeni Prigoschin in Russland zeigt nach Ansicht führender Grüner, dass mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin keine verlässlichen Vereinbarungen möglich sind. "Es ist offensichtlich, dass Russland ein Terrorstaat ist, mit dem keine Vereinbarungen getroffen werden können", sagte Parteichef Omid Nouripour der "Augsburger Allgemeinen" (Freitag).

Der Europaausschuss-Vorsitzende im Bundestag, Anton Hofreiter (Grüne), wies im Fernsehsender Welt darauf hin, dass Putin Prigoschin nach dem Ende der Söldner-Meuterei Straffreiheit zugesagt hatte. "Putin zeigt mal wieder: Er ist Herrscher eines Verbrecherstaates, dessen Wort nichts wert ist." Er zeige, dass man "nicht eine Sekunde glauben sollte, dass man verlässlich mit ihm verhandeln kann".

Beide erinnerten an zahllose gewaltsame Todesfälle politischer Gegner Putins und von Geschäftsleuten und Journalisten in den vergangenen Jahren. Wohl mit Blick auf den Tod der Flugzeugbesatzung sagte Nouripour: "Dass bei diesen Machtdemonstrationen auch Unbeteiligte sterben, wird billigend in Kauf genommen."

Der Chef der Münchner Sicherheitskonferenz, der frühere deutsche UN-Botschafter Christoph Heusgen, sagte dem Redaktionsnetzwerk Deutschland: "Putin bedient sich der Methoden Stalins, als dessen Nachfolger er sich sieht." Für den CDU-Außenpolitiker Norbert Röttgen ist der mutmaßliche Tod Prigoschins kein Zeichen von Autorität des Präsidenten. "Putin kann seine Macht nur noch durch die Ermordung von Leuten aus seinem innersten Kreis behaupten - das ist in Wahrheit ein Zeichen von Schwäche. Es zeigt, dass er sich bedroht fühlt und sein Machtsystem Risse hat", sagte er dem Bonner "General-Anzeiger" (Freitag).

Prigoschin soll am Mittwochabend bei einem Flugzeugabsturz in Russland ums Leben gekommen sein. Eine amtliche Bestätigung oder eindeutige Belege für den Tod des Chefs der Privatarmee Wagner und langjährigen Vertrauten Putins gibt es bislang noch nicht. Vor zwei Monaten hatten sich seine Söldner gegen die Armee gestellt und waren auf Moskau marschiert. Prigoschin brach die Aktion nach Verhandlungen ab und bekam Straffreiheit zugesichert, wenn er nach Belarus geht.

+++ Litauen: Prigoschins Schicksal ändert wenig an Sicherheitslage +++

Für Litauens Staatspräsident Gitanas Nauseda hat der mutmaßliche Tod des russischen Söldnerführers Jewgeni Prigoschin keinen Einfluss auf die Sicherheitslage. "Der Tod von Prigoschin, wenn er tatsächlich bestätigt wird, ändert wenig", sagte er am Donnerstag litauischen Medienberichten zufolge bei einem Besuch in der Ukraine. "Das zeigt, dass das Regime in die nächste Phase eintritt und diese Leute, wie man sie auch nennen mag, bereits gegeneinander kämpfen. Aber wir sollten auf keinen Fall denken, dass dieser Tod von Prigoschin uns beruhigt oder dass er die Sicherheitslage irgendwie verbessert".

Prigoschin soll am Mittwochabend bei einem Flugzeugabsturz in ums Leben gekommen sein. Eine amtliche Bestätigung oder eindeutige Belege für den Tod des Chefs der Privatarmee Wagner und langjährigen Vertrauten von Kremlchef Wladimir Putin gibt es bislang noch nicht.

Litauen ist wie Polen und Lettland besorgt wegen Aktivitäten von Wagner-Truppen im eng mit Russland verbündeten Belarus. Deren Söldner hatten nach dem gescheiterten Aufstand gegen Moskau ihr Lager im Nachbarland der EU- und Nato-Staaten aufgeschlagen. "Unsere Aufgabe, unsere heilige Pflicht ist es, die Sicherheit unserer Grenzen zu schützen, denn das ist das Wichtigste, und ohne Zweifel bereit zu sein, unsere Sicherheit gemeinsam mit unseren treuen Partnern zu verteidigen", sagte Nauseda.

+++ Anhänger Prigoschins legen nach Flugzeugabsturz Blumen nieder +++

Anhänger des Anführers der Söldnertruppe Wagner, Jewgeni Prigoschin, haben mit Trauer und Wut auf die Nachricht vom mutmaßlichen Tod des 62-Jährigen bei einem Flugzeugabsturz reagiert. Am Café "Patriot" in St. Petersburg, das viele Einwohner der Stadt mit Prigoschin und seiner Wagner-Truppe verbinden, seien massenhaft Blumen niedergelegt worden, berichtete die Tageszeitung "Kommersant" am Donnerstag. Auch aus anderen russischen Städten wie in Nowosibirsk wurde von Trauer- und Gedenkaktionen berichtet.

Am früheren Wagner-Firmensitz in St. Petersburg wurden neben Blumen auch ein Vorschlaghammer niedergelegt, teilte der mit Prigoschin verbundene Telegram-Kanal Grey Zone mit. Der Vorschlaghammer galt als grausiges Erkennungszeichen der Wagner-Söldner, nachdem ein Video viral ging, in dem ein angeblicher Überläufer von Wagner-Söldnern mit einem Vorschlaghammer ermordet wurde.

Am Mittwochabend war der Privatjet Prigoschins auf dem Flug von Moskau nach St. Petersburg im Gebiet Twer abgestürzt. Alle zehn Insassen kamen nach offiziellen Angaben ums Leben. Auf der Passagierliste des Flugs stand unter anderem Prigoschins Name. Die Behörden haben den Tod des reichen und einflussreichen Geschäftsmanns allerdings offiziell noch nicht bestätigt. Eine gerichtsmedizinische Untersuchung mit DNA-Abgleich soll die Identität der Leichen klären.

Prigoschin ist im Zuge von Moskaus Angriffskrieg gegen die Ukraine zu einer großer Bekanntheit in Russland gelangt. Er galt nach der Einnahme der Stadt Bachmut durch seine Wagner-Truppen nach monatelangen blutigen Kämpfen als vergleichsweise erfolgreicher Armeechef. Zudem profilierte er sich mit scharfer Kritik an der russischen Militärführung, der er Inkompetenz und Korruption vorwarf, womit er vielen einfachen Russen eine Erklärung für den aus ihrer Sicht unbefriedigenden Kriegsverlauf lieferte.

+++ Selenskyj: Ukraine hat nichts mit möglichem Tod von Prigoschin zu tun +++

Die Ukraine hat laut Präsident Wolodymyr Selenskyj nichts mit dem möglichen Tod der Führung der russischen Söldnertruppe Wagner um Jewgeni Prigoschin zu tun. "Alle begreifen, wer daran beteiligt ist", sagte er vor Journalisten am Donnerstag. Gleichzeitig nutze der Tod der Söldnerführung Kiew "im bestimmten Sinne".

Tags zuvor war im russischen Gebiet Twer ein Privatjet von Prigoschins Unternehmen abgestürzt. An Bord sollen sich sowohl Prigoschin selbst als auch der eigentliche Kommandeur Dmitri Utkin befunden haben.

Die Ukraine wehrt seit 18 Monaten eine russische Invasion ab. Die Wagner-Söldner haben dabei unter hohen Verlusten in der Ostukraine die in den Kämpfen zerstörten Städte Popasna, Soledar und Bachmut für Moskau erobert.

+++ Baerbock über Prigoschin: Bekanntes Muster von Todesfällen +++

Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (Grüne) hat Verständnis für Spekulationen rund um den mutmaßlichen Tod des russischen Söldnerführers Jewgeni Prigoschin geäußert. "Noch immer ist unklar, was genau passiert ist, weil natürlich auf offizielle russische Verlautbarungen kein Verlass ist", sagte sie am Donnerstag am Rande eines Treffens mit ihrem kirgisischen Amtskollegen Dscheenbek Kulubajew in Berlin. Seit mindestens anderthalb Jahren werde man vom Kreml immer wieder belogen. "Von daher ist es kein Zufall, dass die ganze Welt auch jetzt auf den Kreml schaut, wenn ein in Ungnade gefallener Ex-Vertrauter Putins plötzlich sprichwörtlich vom Himmel fällt, zwei Monate nachdem er einen Aufstand probte."

Man kenne dieses Muster, sagte Baerbock und erwähnte "Todesfälle und dubiose Selbstmorde, Fensterabstürze, die alle letztendlich unaufgeklärt bleiben". Die Grünen-Politikerin nannte es wichtig, "nicht auf irgendwelche Behauptungen, Fake News oder Versprechungen des russischen Präsidenten" zu vertrauen, sondern die Ukraine in ihrem Recht auf Selbstverteidigung zu unterstützen "mit allem, was wir haben".

Prigoschin soll am Mittwochabend zwei Monate nach seiner rätselhaften Meuterei beim Absturz eines Flugzeugs in Russland mutmaßlich getötet worden sein.

+++ Russland-Experte sieht keine Gefahr durch Wagner-Gruppe für Kreml +++

Der Russland-Experte Stefan Meister geht nicht von einem Aufstand der Wagner-Gruppe gegen den Kreml aus. "Ich sehe hier nicht, dass sich da jetzt neue Strukturen oder irgendwelche Strukturen in Wagner bilden, die dann irgendwie gegen den Kreml vorgehen", sagte der Experte für Auswärtige Politik der Deutschen Presse-Agentur am Donnerstag.

"Das ist eine private Armee, die für Geld arbeitet", erklärte Meister. Im Fokus stehe hier die Bezahlung - von wem die Aufträge kommen, sei dabei weniger relevant. Ende Juni hatte Jewgeni Prigoschin, Chef der Privatarmee, seine Kämpfer zum Marsch auf Moskau aufgerufen, weil die russische Militärführung angeblich einen Angriff auf Wagner-Söldner befohlen hatte. Den Aufstand brach er rasch wieder ab und willigte ein, gemeinsam mit seinen Kämpfern nach Belarus ins Exil zu gehen. Seit dieser Aktion im Juni war laut Meister ein sinkender Einfluss von Prigoschin auf die Wagner-Gruppe bemerkt worden.

Prigoschin soll am Mittwochabend bei einem Flugzeugabsturz ums Leben gekommen sein. Seit dem Marsch im Juni sei klar gewesen, dass er die Aktion nicht überleben könne. "Es ist letztlich keine Überraschung. Das liegt in der Logik des Systems Putin, dass man auf diese Art und Weise Stärke zeigt", so Meister. "Prigoschin war Chefsache, also das ist letztlich im Kreml entschieden worden."

Auch der Geostratege und Politikwissenschaftler Alexander Libman geht von einer Ermordung Prigoschins aus. Das schließe aber keine zukünftige Rebellion aus. "Es bedeutet lediglich, dass die Vorbereitung darauf noch besser versteckt sein wird, und sich die Akteure noch genauer die möglichen Gefahren überlegen werden", sagt Libman im Interview mit der "Rheinischen Post".

+++ Selenskyj appelliert zum Unabhängigkeitstag an ukrainische Einheit +++

er ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat zum 32. Unabhängigkeitstag des Landes an die Einheit der Ukrainer im Kampf gegen die russischen Angreifer appelliert. "Im großen Krieg gibt es keine kleinen Dinge. Nichts ist unwichtig. Niemand ist unwichtig. Das betrifft sowohl die Menschen, als auch die Taten und Worte", hob der Staatschef in einer am Donnerstag verbreiteten Videobotschaft hervor. Dabei dankte er insbesondere Soldaten, Rüstungsarbeitern, Elektrikern, Journalisten, Minenräumern, Lehrern, Medizinern und Sportlern für ihren Einsatz und erinnerte an die gebrachten Opfer.

"Jeder ist wichtig, der arbeitet und der anderen Arbeit gibt. Wer Steuern zahlt, mit denen unsere Streitkräfte, die Verteidigung, die Vorwärtsbewegung und der zukünftige Sieg gewährleistet werden", betonte Selenskyj. Die mit Klaviermusik unterlegten Aufnahmen zeigten den Präsidenten vor einem Wandgemälde mit dem nach den Worten "Ruhm der Ukraine" von Russen erschossenen Kriegsgefangenen Olexander Mazijewskyj. Das im März verbreitete Video von der Erschießung des Wehrlosen hatte weltweites Entsetzen ausgelöst.

Der Unabhängigkeitstag der Ukraine erinnert an die am 24. August 1991 vom Obersten Sowjet der ukrainischen Sowjetrepublik verabschiedete Unabhängigkeitserklärung von der Sowjetunion. Zugleich wehrt die Ukraine genau seit 18 Monaten mit westlicher Hilfe eine russische Invasion ab. Moskau kontrolliert jedoch trotz erfolgreicher ukrainischer Gegenangriffe einschließlich der bereits 2014 annektierten Schwarzmeer-Halbinsel Krim weiter fast ein Fünftel vom Staatsgebiet seines Nachbarn.

+++ Schusswechsel bei ukrainischer Kommandoaktion auf der Krim +++

Im Westen der von Russland seit 2014 annektierten Halbinsel Krim ist es zu Gefechten zwischen russischen Kräften und einer ukrainischen Kommandoeinheit gekommen. "Einheiten des (ukrainischen Militärgeheimdienstes) HUR haben im Rahmen einer Spezialoperation eine Landung durchgeführt, alle Aufgaben wurden erfüllt", bestätigte der HUR-Sprecher Andrij Jussow den Einsatz in ukrainischen Medien. Russische Medien berichteten am Donnerstag, der Angriff sei abgewehrt und die Angreifer seien getötet worden.

Zu den Gefechten kam es demnach am Kap Tarchankut im äußersten Westen der Halbinsel nahe der Ortschaft Majak. Nach Darstellung der russischen Telegram-Nachrichtenkanäle "Mash" und "Shot"landeten die Angreifer mit Schlauchbooten nahe einem Campingplatz. Die dortigen Urlauber seien durch Schüsse und Explosionen aufgeschreckt worden. "Shot" berichtete unter Berufung auf russische Geheimdienstkreise, dass später die Besatzungen von vier Schlauchbooten - etwa 15 bis 20 Mann - getötet worden seien.

Jussow hingegen bestritt ukrainische Verluste im Verlauf der Kommandoaktion. Vielmehr sei es gelungen, russische Kräfte zu schwächen. Genaue Angaben zu den russischen Verlusten könne er aber nicht machen, sagte er. Die Angaben beider Kriegsparteien sind von unabhängiger Seite nicht überprüfbar.

+++ Ukraine meldet Spezial-Operation: Erstmals Kämpfe auf der Krim! +++

Erstmals seit beginn des Ukraine-Kriegs ist es zu Gefechten auf dem Territorium der Krim gekommen! Bestätigt wurden die Kämpfe durch einen Vertreter des ukrainischen Militärgeheimdienstes am Donnerstagmorgen. Dem ukrainischen Portal "Suspilne" sagte er, dass "im Rahmen einer Spezial-Operation" ukrainische Einheiten"auf dem Territorium der Halbinsel" gelandet seien. Der Militärgeheimdienst habe "in Zusammenarbeit mit der Marine eine Sonder-Operation durchgeführt, das Ziel wurde erreicht". Auf ukrainischer Seite habe es dabei keine Verluste gegeben, anders als bei den Russen. Nähere Einzelheiten wurden zunächst nicht bekannt.

+++ Baerbock warnt vor Spekulationen über Absturz von Prigoschin-Jet +++

Nach dem Absturz des Flugzeugs mit dem russischen Söldnerführer Jewgeni Prigoschin auf der Passagierliste hat Außenministerin Annalena Baerbock vor Spekulationen gewarnt. Der Flugzeugabsturz sei erst einige Stunden her, deswegen könne man "keine schnellen Schlüsse ziehen", sagte die Grünen-Politikerin am Donnerstag im Deutschlandfunk. Der Vorfall unterstreiche aber, "dass ein System, dass eine Macht, dass eine Diktatur, die auf Gewalt gebaut ist, dass sie eben auch intern nur Gewalt kennt". Das habe man "auf traurige, dramatische Art und Weise in den Vorjahren schon gesehen, wo Oppositionelle, wo Journalisten, wo einfache Menschen aus dem Fenster gefallen sind oder vergiftet worden sind".

Prigoschin, Chef der Privatarmee Wagner, soll am Mittwochabend bei einem Flugzeugabsturz ums Leben gekommen sein. Die Luftfahrtbehörde Rosawiazija veröffentlichte eine Passagierliste, auf der auch Prigoschin stand. Alle zehn Insassen seien ums Leben gekommen, teilte der russische Zivilschutz mit. Eine amtliche Bestätigung oder eindeutige Belege für den Tod des langjährigen Vertrauten von Kremlchef Wladimir Putin gab es bis zum Donnerstagmorgen nicht.

Zur Zukunft der Söldnertruppe befragt, sagte Baerbock, es sei zu befürchten, "dass Russland mit oder ohne Wagner mit seinem zynischen Spiel, nicht nur in der Ukraine, sondern vor allen Dingen in Afrika weitermacht". Prigoschin und Wagner seien für schreckliche Taten verantwortlich "gegen das ukrainische Volk und in einem Land nach dem anderen in Afrika", so die Außenministerin. "Wo immer Wagner hingeht, folgen Tod und Zerstörung und Ausbeutung."

Zu der Debatte um eine mögliche Lieferung von Taurus-Marschflugkörpern an die Ukraine zur Verteidigung gegen den russischen Angriffskrieg verwies Baerbock auf "technische Details", die noch geklärt werden müssten. Es sei wichtig, nicht einfach etwas zu versprechen, "sondern dass das dann auch geliefert wird und funktioniert und dass die unterschiedlichen Systeme ineinandergreifen. Und das gilt jetzt auch für weitere Maßnahmen wie Marschflugkörper", so die Außenministerin.

+++ London: Putin will mit Besuch in Hauptquartier Autorität beweisen +++

Mit seinem Besuch im Hauptquartier des Angriffskriegs gegen die Ukraine hat der russische Präsident Wladimir Putin nach britischer Einschätzung seine Kontrolle über die Lage demonstriert. "Putin möchte höchstwahrscheinlich seine Autorität zum Ausdruck bringen und den Eindruck erwecken, dass die oberste Militärführung wie gewohnt funktioniert", teilte das Verteidigungsministerium in London am Donnerstag mit.

Die Behörde verwies darauf, dass die Privatarmee Wagner die Kommandozentrale des Südlichen Militärbezirks in der Stadt Rostow am Don bei ihrer Meuterei im Juni vorübergehend besetzt hatte. Wagner-Chef Jewgeni Prigoschin war nach einem Flugzeugabsturz in Russland am Mittwoch von einem Wagner nahestehenden Telegram-Kanal für tot erklärt worden. Die Luftfahrtbehörde Rosawiazija veröffentlichte eine Passagierliste, auf der auch Prigoschin und der offizielle Wagner-Kommandeur Dmitri Utkin standen.

Putins Besuch in Rostow am Don fand nach britischen Angaben am 19. August statt. Wie der Kreml damals mitteilte, traf Putin unter anderem Generalstabschef Waleri Gerassimow, den Oberkommandierenden in der Ukraine.

+++ Prigoschin wohl tot nach Putin-Verrat: Russischer Militärblogger warnt vor katastrophlaen Folgen +++

Der Embraer-Privatjet, auf dessen Passagierliste Prigoschin stand, war am Mittwoch nordwestlich von Moskau im Gebiet Twer abgestürzt. Zur Ursache gab es keine offiziellen Angaben, die Ermittlungen der Behörden begannen erst. Allerdings verbreiteten Grey Zone und einige Militärblogger die These, dass der Absturz kein Unfall gewesen sei. Grey Zone sprach von einem Abschuss durch die russische Flugabwehr. Überprüfen ließ sich diese Behauptung nicht. "Prigoschin starb als Ergebnis der Handlungen von Verrätern Russlands", hieß es in einem Post.

"Der Mord an Prigoschin wird katastrophale Folgen haben", schrieb der Militärjournalist Roman Saponkow auf Telegram. "Die Leute, die den Befehl gegeben haben, verstehen nichts von der Stimmung in der Armee und ihrer Moral." Prigoschin war wegen seiner Kritik an der regulären Armeeführung und einigen Erfolgen seiner Söldner auf dem Schlachtfeld beliebt bei Soldaten.

Zuletzt meldete sich der Söldnerführer am Montag mit einem Video aus Afrika zu Wort. Unklar ist, was aus den mehreren Tausend Wagner-Kämpfern wird, die nach der Meuterei nach Belarus gegangen sind und nun ihren Anführer verloren haben.

Wagner-Boss Prigoschin ist offenbar tot. Er kam bei einem vermeintlichen Flugzeugabsturz ums Leben. Bild: picture alliance/dpa/AP | -

+++ Biden: Putin steckt hinter vielen Dingen in Russland +++

Der kremltreue russische Fernsehsender Zargrad stellte ebenfalls den Verdacht eines Mordkomplotts gegen Prigoschin in den Raum. Er gab aber dem ukrainischen Militärgeheimdienst die Schuld am Absturz des Flugzeugs. Der ukrainische Präsidentenberater Mychajlo Podoljak erklärte in Kiew, es sei offensichtlich, dass Putin niemandem für jene Angst vergeben werde, die ihm die Meuterei eingeflößt habe. Prigoschins Schicksal sei ein Signal an die russische Elite, dass jede Illoyalität mit dem Tod bestraft werde.

US-Präsident Joe Biden schien sich nicht über Prigoschins Flugzeugabsturz zu wundern. Er wisse nicht genau, was passiert sei, sei aber nicht überrascht, sagte Biden am Rande eines Urlaubs im US-Bundesstaat Kalifornien. Auf die Frage von Reportern, ob der Absturz seiner Ansicht nach auf das Konto Putins gehe, sagte Biden: "Es gibt nicht viel, was in Russland passiert, hinter dem Putin nicht steckt." Er wisse aber nicht genug, um die Frage beantworten zu können.

+++ Ukrainische Flagge weht über Robotyne +++

Die unter großen Mühen laufende Gegenoffensive der Ukraine im Süden des Landes geht derweil weiter. Der Oberkommandierende Walerij Saluschnyj veröffentlichte am Mittwoch ein Video, dass die ukrainische Flagge über dem seit Wochen umkämpften Ort Robotyne zeigt. An diesem Ort im Gebiet Saporischschja hat sich die ukrainische Armee am weitesten durch die stark verminte russische Verteidigung gekämpft.

Präsident Selenskyj wies unterdessen ausländische Kritik an einer angeblich falschen Aufstellung der Armee zurück. "Weiß ein Experte, wie viele Menschen, wie viele Besatzer sich im Osten aufhalten? Ungefähr 200 000!", sagte er in Kiew. Wenn er die Truppen im Süden verstärke, werde Russland im Osten durchbrechen. "Wir werden Charkiw, den Donbass, Pawlohrad oder Dnipro nicht aufgeben."Er reagierte auf Äußerungen von US-Militärs und anderen Experten in der "New York Times", wonach die Ukraine zu wenige Einheiten im Süden konzentriere. Deshalb stocke der Vormarsch in Richtung Asowsches Meer.

+++ Selenskyj: Die Ukraine handelt nicht mit ihren Menschen +++

Bei einem Gipfeltreffen der sogenannten Krim-Plattform stellte Selenskyj eine Rückholung der gleichnamigen Halbinsel in Aussicht. "Die Krim wird befreit. Wie auch alle anderen Teile der Ukraine, die jetzt unter den (russischen) Besatzern sind", sagte der Staatschef in Kiew. Bereits jetzt seien Dutzende Unternehmen bereit, auf der Halbinsel zu investieren, wenn sie wieder unter ukrainischer Kontrolle sei. Erneut erteilte er der der Idee eine Absage, im Austausch für Frieden Gebiete an Russland abzutreten. "Die Ukraine handelt nicht mit Territorium, denn die Ukraine handelt nicht mit Menschen, Punkt", sagte er.

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