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Ukraine-Krieg heute im News-Ticker:        Ukraine-Krieg im News-Ticker - alle aktuellen Entwicklungen am 14.08.2023 im Überblick

Der Druck auf Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD), der Ukraine die von Präsident Selenskyj händeringend erbetenen Taurus-Lenkraketen zu liefern, wächst stetig. Bild: picture alliance/dpa/Pool REUTERS/AP | Clodagh Kilcoyne

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Russland hat die südukrainische Region Odessa am Schwarzen Meer nach Angaben der ukrainischen Luftwaffe in der Nacht zum Montag (14.08.2023) erneut mit Raketen und Kamikaze-Drohnen angegriffen. Die Luftabwehr in der Region und über der gleichnamigen Hafenstadt sei aktiviert worden, berichtete das Nachrichtenportal "Ukrajinska Prawda" am frühen Montagmorgen unter Berufung auf die Luftwaffe und die regionale Militärverwaltung.

+++ Explosionen in Odessa: Russland greift mit Raketen und Kamikaze-Drohnen an +++

In Odessa seien mehrere Explosionen zu hören gewesen. Der Leiter der regionalen Militärverwaltung, Oleh Kiper, berichtete demnach am Morgen auch von beschädigten Häusern, die von Raketentrümmern getroffen worden seien. Drei Menschen seien verletzt worden. Die Angaben ließen sich nicht unabhängig prüfen.

Nach dem von Russland verkündeten Aus des Abkommens zur Verschiffung von ukrainischem Getreide im Juli sind die ukrainischen Schwarzmeerhäfen um Odessa stark ins Visier geraten. Mehrfach wurden die Hafenanlagen sowie die Millionenstadt selbst seither beschossen.

In der Nacht zum Montag wurde in weiten Teilen der Ukraine wieder Luftalarm ausgelöst. Das Land verteidigt sich seit mehr als 17 Monaten gegen den russischen Angriffskrieg.

+++ Explosionen in Saporischschja +++

Auch in der Stadt Saporischschja in der gleichnamigen Region im Südosten der Ukraine soll es in der Nacht zum Montag zu Explosionen gekommen sein. Lokale Medien berichteten laut "Ukrajinska Prawda", in den frühen Morgenstunden seien wiederholt Explosionen zu hören gewesen. In der gesamten Region herrschte demnach Luftalarm.

+++ Grenzregion Sumy unter heftigem Beschuss +++

Russland griff nach Angaben der regionalen Militärverwaltung von Sumy zudem erneut das ukrainische Gebiet nahe der russischen Grenze an. Allein am Sonntag habe der Feind die Region im Nordosten der Ukraine 21 Mal mit Mörsern und Artillerie beschossen, teilte die Militärverwaltung in der Nacht zum Montag bei Facebook mit. Insgesamt seien 144 Explosionen registriert worden. Bei den Angriffen wurden demnach mindestens zwei Wohngebäude beschädigt. Die Angaben ließen sich nicht unabhängig prüfen.

+++ Kiew kündigt Antwort auf russischen Terror an +++

Russischer Artilleriebeschuss hat am Sonntag in der südukrainischen Region Cherson sieben Menschen getötet und etwa 15 weitere verletzt - nun kündigt der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj eine "Antwort" an Russland an. "Jeder vernichtete Besatzer, alle verbrannten russischen Fahrzeuge, Feuer in ihren Hauptquartieren und Lagerhäusern, die äußerst aussagekräftige "Vernebelung" der Krimbrücke und mehr - all das beweist, dass wir kein Verbrechen Russlands unbeantwortet lassen werden", sagte Selenskyj in seiner Videobotschaft am Sonntagabend.

Allein im Dorf Schyroka Balka in der Region Cherson hatte russische Artillerie ukrainischen Behörden zufolge am Sonntag fünf Menschen getötet, darunter eine vierköpfige Familie mit Vater, Mutter, einem zwölfjährigen Sohn und einem erst gut drei Wochen alten Baby. Die Region wurde im Verlauf des Tages 17 Mal beschossen, wie Selenskyj in seiner Ansprache sagte.

+++ Ukrainischer Verteidigungsminister: "fünf Minen pro Quadratmeter" +++

Bei der derzeit laufenden Gegenoffensive stoßen die Ukrainer immer wieder auf Minenfelder, Panzerabwehrgräben und andere Hindernisse sowie auf gestaffelte Verteidigungslinien der Russen. Die russischen Verteidigungslinien sind nach Angaben des ukrainischen Verteidigungsministers Olexij Resnikow teilweise so dicht vermint, dass an manchen Teilen der Front bis zu fünf Minen pro Quadratmeter liegen. In einem am Sonntag veröffentlichten Gespräch mit dem britischen "Guardian" sprach er von Millionen Sprengkörpern entlang der Front. Es gebe über Hunderte Kilometer hinweg Minenfelder. Dies stelle ein ernstes Hindernis für die Gegenoffensive der ukrainischen Truppen dar.

Dem "Guardian" zufolge war Resnikow überzeugt, dass die riesigen Minenfelder von ukrainischen Truppen überwunden werden könnten. Er betonte jedoch, es sei von entscheidender Bedeutung, dass die Verbündeten die bereits von einigen Nationen angebotene Ausbildung der ukrainischen Minenräumer ausweiteten und beschleunigten.

+++ Was am Montag, dem 14.08.2023, wichtig wird +++

Im Osten und im Süden der Ukraine geht die Gegenoffensive Kiews zur Befreiung der von Russland besetzten Gebiete weiter. Am Morgen dürfte zudem auch das Ausmaß der Schäden durch die nächtlichen Angriffe klarer werden.

+++ Selenskyj besucht ostukrainische Front nördlich von Bachmut +++

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat Positionen mehrerer Einheiten nördlich der von russischen Truppen besetzten Stadt Bachmut im östlichen Gebiet Donezk besucht. "Ich danke dafür, dass Ihr das Leben unserer Leute schützt", sagte Selenskyj in einem am Montag veröffentlichten Video, das in einer Erstaufnahmestelle für Verwundete aufgenommen wurde.

Anschließend verlieh der Staatschef Auszeichnungen an Soldaten. Begleitet wurde er vom Chef seines Büros, Andrij Jermak, dessen Stellvertreter Roman Maschowez und Brigadegeneral Artem Bohomolow. Vize-Verteidigungsministerin Hanna Maljar hatte zuvor mitgeteilt, dass die ukrainischen Einheiten südlich von Bachmut in der vergangenen Woche drei Quadratkilometer Land zurückerobert hätten.

Die Ukraine wehrt seit über 17 Monaten mit westlicher Hilfe eine russische Invasion ab. Einschließlich der bereits 2014 annektierten Schwarzmeer-Halbinsel Krim besetzt Moskau jedoch weiterhin mehr als 100 000 Quadratkilometer ukrainischen Staatsgebiets.

+++ Neue US-Militärhilfe in Höhe von 200 Millionen Dollar für Ukraine +++

Die USA stellen der Ukraine zur Abwehr des russischen Angriffskriegs weitere Militärhilfe zur Verfügung. Das neue Paket in Höhe von 200 Millionen US-Dollar (183 Millionen Euro) umfasse unter anderem Munition für das Luftabwehrsystem Patriot, für die Mehrfachraketenwerfer vom Typ Himars, Panzerabwehrraketen vom Typ Javelin und Ersatzteile, teilte das Pentagon am Montag mit. Zudem werde weitere Artilleriemunition und Ausrüstung zur Minenräumung aus Beständen des US-Militärs geliefert.

Die Vereinigten Staaten gelten als wichtigster Verbündeter der Ukraine im Abwehrkampf gegen die russische Invasion. Nach Pentagon-Angaben haben die USA seit dem Kriegsbeginn Ende Februar 2022 militärische Hilfe im Umfang von mehr als 43 Milliarden US-Dollar (rund 39 Milliarden Euro) für Kiew bereitgestellt oder zugesagt.

+++ Lindner hat Sympathie für Taurus-Lieferungen an die Ukraine +++

Bundesfinanzminister Christian Lindner hat Sympathie für eine Abgabe von Marschflugkörpern des Typs Taurus an die Ukraine geäußert. Der FDP-Chef sagte am Montag in Kiew: "Die Ukraine muss diesen Krieg gewinnen. Deshalb ist es auch Teil unserer Verantwortung, dass die Durchhaltefähigkeit der Ukraine immer größer ist als die Bösartigkeit, die von Putins Krieg ausgeht." Die Bundesregierung wolle deshalb weiterhin alles in ihrer Macht stehende tun, um auch die militärischen Fähigkeiten der Ukraine zu stärken. Dazu sei bereits viel unternommen worden.

Mit Blick auf die Taurus-Debatte sagte Lindner, es gelte das übliche Verfahren. Deutschland werde im Kreis der Verbündeten beraten, was benötigt werde und was möglich sei. "Da ich weiß, dass viele für eine solche Unterstützung Sympathie haben, wie ich selbst auch, hoffe ich auf eine baldige, sehr baldige Klärung dieser Fragen."

Die Ukraine macht weiter Druck auf die Bundesregierung, Kiew deutsche Taurus-Marschflugkörper für die Verteidigung gegen Russland zu liefern. Die Ukraine brauche diese, "um mehr Leben ukrainischer Soldaten und Zivilisten zu retten und um die Befreiung ihrer Gebiete zu beschleunigen", sagte Außenminister Dmytro Kuleba der "Bild am Sonntag".

Lindner traf in Kiew auch den ukrainischen Regierungschef Denys Schmyhal. Dabei sei die Zusammenarbeit mit der Kreditanstalt für Wiederaufbau besprochen worden, hieß es anschließend von ukrainischer Seite. Aktuell werden demnach bereits fünf Investitionsprojekte im Wert von 247 Millionen Euro realisiert. In Vorbereitung seien drei weitere für 73 Millionen Euro. Schmyhal äußerte Hoffnung auf eine rege Beteiligung deutscher Unternehmen am Wiederaufbau.

+++ Waffenschau: Putin lockt potenzielle Partner mit "Waffen aller Art" +++

Russland wirbt bei einer Rüstungsausstellung nahe Moskau um Waffenkäufer aus aller Welt. Präsident Wladimir Putin bot potenziellen Partnern dabei eine "breite Auswahl moderner Waffen aller Arten und Typen" an, wie er sagte. In einer Videoansprache zur Eröffnung der Waffenschau Armija-2023 sagte Putin, sein Land sei bereit zur militärtechnischen Zusammenarbeit mit allen Staaten, die ihre "nationalen Interessen" verteidigen wollen. Um diesen Schutz zu gewährleisten, stelle Russland die neuesten Aufklärungssysteme, Hochpräzisionswaffen und Robotik zur Verfügung.

Besondere Aufmerksamkeit maß Putin, der seit mehr als 17 Monaten einen Angriffskrieg gegen die Ukraine führt, der Flugdrohnen-Technik zu. "Diese Richtung entwickelt sich aktiv im militärischen und zivilen Bereich", sagte der Kremlchef. Es gehe darum, einen neuen selbstständigen, wissenschaftlich gestützten und hochtechnologischen Wirtschaftszweig zu schaffen.

Russland bombardiert die Ukraine immer wieder mit Marschflugkörpern, Raketen und Drohnen. Dabei werden regelmäßig Zivilisten getötet und verletzt. Zugleich befindet sich die russische Wirtschaft durch die hohen Kosten des Krieges sowie durch internationale Sanktionen in einer tiefen Krise. Die Importe sind teurer geworden während die Budgeteinnahmen aus dem Export von Öl und Gas gesunken sind.

Eröffnet wurde die jährliche Waffenschau im Patriot-Park nahe Moskau am Montag vom russischen Verteidigungsminister Sergej Schoigu und dessen Kollegen Viktor Chrenin aus Belarus. Nach Berichten russischer Staatsmedien zeigen 1.500 einheimische Rüstungsbetriebe 28 500 ihrer Entwicklungen. Auch 85 ausländische Unternehmen und Organisationen aus sieben Staaten seien vertreten. Russlands größter staatlicher Rüstungshersteller und -verkäufer Rosoboronexport habe bereits einen Vertrag über mehr als 500 Millionen US-Dollar (457 Millionen Euro) mit einem nicht genannten ausländischen Partner abgeschlossen.

+++ Dänische Kampfjets identifizieren russische Flugzeuge über Nordsee +++

Zwei dänische Kampfjets vom Typ F-16 sind am Montag wegen der vermuteten Präsenz russischer Militärflugzeuge über der Nordsee aufgestiegen. Wie das Verteidigungsministerium in Kopenhagen auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur mitteilte, konnten die Kampfjets die russischen Flugzeuge im internationalen Luftraum identifizieren. Eine Verletzung dänischen Luftraums habe es aber nicht gegeben, betonte der Sprecher.

Auch der Begriff des "Abfangens", wie er in Medienberichten auftauchte, sei in diesem Fall "zu harsch", sagte er. Ähnliche Vorfälle habe es bereits häufig gegeben, und die russischen Flugzeuge hätten das Recht, sich im internationalen Luftraum aufzuhalten. Um wie viele russischen Maschinen es sich handelte und von welchem Typ sie waren, konnte er zunächst nicht sagen.

+++ Linke gegen Taurus-Lieferung an Ukraine +++

Die Linke ist gegen die Lieferung von Lenkraketen an die Ukraine und fordert stattdessen erneut eine Friedensinitiative. "Für uns ist klar, dass jede neue Waffe auch ein neues Eskalationsrisiko beinhaltet", sagte Bundesgeschäftsführer Tobias Bank am Montag in Berlin. "Das ist ein Spiel mit dem Feuer, das da betrieben wird, und das lehnen wir als Linke ab." Die Linke sei weiter generell gegen Waffenlieferungen an die von Russland angegriffene Ukraine.

Bei seinem Besuch in der Ukraine könnte Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) dem Land stattdessen einen Schuldenschnitt anbieten, schlug Bank vor. Nötig sei zudem ein "großes Bündnis für den Frieden" und eine Vorreiterrolle der Bundesregierung. "Beide Seiten müssen an den Verhandlungstisch zurückkehren und müssen an den Verhandlungstisch gebracht werden", sagte der Linken-Politiker.

Der ukrainische Außenminister Dmytro Kuleba hatte am Wochenende noch einmal dringend um Marschflugkörper vom Typ Taurus gebeten. Bundeskanzler Olaf Scholz hatte sich am Sonntag erneut zurückhaltend dazu geäußert.

+++ Aufkleber für Wagner-Truppe verbreitet: Polen nimmt zwei Russen fest +++

Der polnische Geheimdienst hat zwei mutmaßliche russische Agenten festgenommen, die Anwerbe-Aufkleber für die Söldnertruppe Wagner verbreitet haben sollen. Die beiden russischen Staatsbürger hätten Ende der vergangenen Woche rund 300 Anwerbezettel in Krakau und Warschau an öffentlichen Plätzen angebracht, teilte der Sprecher des Koordinators der Geheimdienste, Stanislaw Zaryn, am Montag in einem Videoclip in sozialen Medien mit.

Am Wochenende hatten Bürger die Polizei in Krakau auf die Aufkleber aufmerksam gemacht. Auf den Zetteln war das Logo der Wagner-Leute abgebildet, darunter stand auf Englisch: "Wir sind hier. Schließ dich an." Der darunter gedruckte QR-Code führte nach Polizeiangaben auf eine Rekrutierungs-Webseite der Söldnertruppe. Nach Angaben von Zaryn haben die Ermittler bei den Tatverdächtigen mehr als 3.000 solcher Propaganda-Aufkleber sichergestellt.

Die Staatsanwaltschaft ermittelt wegen Spionage für einen feindlichen Geheimdienst zum Schaden Polens sowie wegen Mitgliedschaft in einer internationalen Terrororganisation. Nach Angaben der Nachrichtenagentur PAP drohen den Männern bis zu zehn Jahre Haft.

In Polen ist die Nervosität gewachsen, seitdem Truppen der Privatarmee von Söldner-Chef Jewgeni Prigoschin nach einem gescheiterten Aufstand gegen Moskau im benachbarten Belarus ihr Lager aufschlugen. Nach Angaben der Führung in Minsk sollen die Wagner-Kämpfer die belarussische Armee schulen.

+++ Kiews Bürgermeister Klitschko spricht mit Lindner über weitere Hilfen +++

Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) hat bei seinem Besuch in der ukrainischen Hauptstadt Kiew den Bürgermeister der Dreimillionenstadt, Vitali Klitschko, zu Gesprächen getroffen. Dabei sei die weitere finanzielle Unterstützung der Ukraine und Kiews besprochen worden, teilte Klitschko am Montag bei Telegram mit. Thema seien auch die Lieferung von Flugabwehrsystemen und Waffen mit großer Reichweite gewesen. Klitschko habe darauf gedrängt, dass es dabei keine Verzögerungen geben dürfe. Die Ukraine wehrt seit über 17 Monaten mit massiver westlicher Hilfe eine russische Invasion ab.

+++ SPD-Politiker: Zweifel an Taurus-Lieferung nicht einfach wegwischen +++

Der SPD-Verteidigungspolitiker Johannes Arlt hat dafür geworben, Bedenken gegen die von der Ukraine geforderte Abgabe deutscher Taurus-Marschflugkörper ernstzunehmen. "Ich finde, dass die Kritik und die Zweifel an solchen Lieferungen in der öffentlichen Debatte viel zu wenig vorkommen", sagte der Bundestagsabgeordnete am Montag im Deutschlandfunk. Darum sei es wichtig, "den Menschen eine Stimme zu geben und diese Bedenken nicht einfach wegzuwischen".

Arlt verwies vor allem darauf, dass die Marschflugkörper mit 500 Kilometern Reichweite theoretisch Ziele auf russischem Territorium angreifen könnten. Das möge völkerrechtlich legitim sein, er finde es aber sehr schwierig, wenn deutsche Waffen Ziele auf russischem Gebiet träfen. "Das finde ich eigentlich nicht akzeptabel."

Der ukrainische Außenminister Dmytro Kuleba hatte am Wochenende noch einmal dringend um das Waffensystem gebeten und versichert, es würde nicht gegen russisches Territorium eingesetzt werden. Auf die Frage, ob er der Ukraine in dieser Frage nicht vertraue, sagte Arlt: "Ich möchte ein Risiko auf jeden Fall so gering wie möglich halten, dass wir dort einen sehr schweren Schaden auslösen mit der Lieferung solcher Waffen." Auch er hält es aber für möglich, dass die deutsche Regierung sich am Ende für die Abgabe entscheidet.

Bundeskanzler Olaf Scholz hatte sich am Sonntag erneut zurückhaltend zu einer Lieferung von Taurus-Marschflugkörpern geäußert.Der SPD-Politiker sagte im ZDF-"Sommerinterview", so wie in der Vergangenheit werde die Bundesregierung jede einzelne Entscheidung sehr sorgfältig überprüfen.

Arlt verwies darauf, dass Deutschland nach Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine die Tradition aufgegeben habe, keine Waffen in Kriegsgebiete zu liefern. "Da haben wir eine ziemliche 180-Grad-Wende gemacht, nicht alle Menschen in unserem Land fühlen sich damit wohl." Bei den Konsequenzen die solche Waffenlieferungen haben könnten, sei es sehr wichtig abzuwägen, "was wirklich hilft und was auch mögliche Risiken birgt".

+++ London: Ukrainische Attacken am Unterlauf des Dnipro nehmen zu +++

Ukrainische Angriffe gegen russische Truppen am Unterlauf des Dnipro haben nach britischer Einschätzung zuletzt zugenommen. "Die russischen Kommandeure stehen vor dem Dilemma, ob sie dieses Gebiet verstärken oder ihre Truppen in den Gebieten der wichtigsten Gegenoffensivoperationen der Ukraine stationieren sollen, weiter im Osten", teilte das britische Verteidigungsministerium am Montag unter Berufung auf Geheimdienst-Informationen mit.

In der vergangenen Woche habe es einen Anstieg kleinerer Kampfhandlungen entlang des Flusses gegeben, hieß es in London weiter. Ukrainische Streitkräfte hätten russische Positionen am anderen Ufer überfallen oder würden versuchen, weitere kleine Brückenköpfe zu errichten. Dies geschehe zusätzlich zum Ausbau des bereits existierenden Brückenkopfes nahe der zerstörten Antoniwskyj-Brücke bei Cherson. Außerdem werde weiterhin über die Kontrolle kleinerer Inseln in der Dinpro-Mündung gekämpft. "Bei einigen dieser Operationen wurde wahrscheinlich eine örtliche russische Truppenrotation ausgenutzt."

Seit dem Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine veröffentlicht das britische Verteidigungsministerium täglich Updates zum Kriegsverlauf, die sich auf Geheimdienstinformationen berufen. Damit will die britische Regierung sowohl russischen Darstellungen entgegentreten als auch Verbündete bei der Stange halten. Moskau wirft London eine gezielte Desinformationskampagne vor.

+++ Nächtliche Luftangriffe auf Odessa - drei Menschen verletzt +++

Durch einen russischen Luftangriff auf die Hafenstadt Odessa in der Nacht auf Montag sind nach ukrainischen Behördenangaben drei Mitarbeiter eines großen Supermarktes verletzt worden. Herabstürzende Raketenteile hätten den Supermarkt sowie ein Wohnheim beschädigt, teilte die Verwaltung des Gebiets Odessa mit. Brände seien ausgebrochen.

Die russische Armee soll den Angaben nach 15 Drohnen eingesetzt und von See acht Marschflugkörper des Typs Kalibr abgefeuert haben. Sie seien alle abgefangen worden, hieß es in der Mitteilung von Gouverneur Oleh Kiper. Solche Angaben zum Kampfgeschehen sind oft nicht unabhängig überprüfbar.

Russland blockiert seit Mitte Juli wieder ukrainische Getreideexporte über Odessa und andere Schwarzmeerhäfen und hat die Stadt seitdem mehrmals heftig beschossen.

+++ Bundesfinanzminister Lindner in Kiew eingetroffen +++

Bundesfinanzminister Christian Lindner ist am Montagmorgen zu politischen Gesprächen in Kiew eingetroffen. Der FDP-Chef ist zum ersten Mal seit Beginn des russischen Angriffskriegs in der Ukraine. Lindner kam mit dem Zug in Kiew an. Vor ihm waren bereits Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) und mehrere Minister in Kiew.

Die Ukraine verteidigt sich seit dem 24. Februar 2022 gegen eine russische Invasion. Deutschland unterstützt das angegriffene Land mit Waffenlieferungen. Derzeit läuft eine Debatte über eine mögliche Abgabe von Marschflugkörpern vom Typ "Taurus". Scholz hatte sich am Sonntag im ZDF zurückhaltend dazu geäußert. So wie in der Vergangenheit werde die Bundesregierung jede einzelne Entscheidung immer sehr sorgfältig überprüfen, sagte er.

Deutschland unterstützt die Ukraine auch finanziell. Seit 2022 hat Deutschland dem Land direkte finanzielle Hilfen in Höhe von rund 1,5 Milliarden zur Verfügung gestellt, wie es im Finanzministerium hieß. Außerdem hatten Deutschland und andere Gläubiger im Juli 2022 angekündigt, der Ukraine einen Aufschub bei der Rückzahlung von Schulden zu geben.

Ein Schuldenmoratorium für die Ukraine war im März dieses Jahres bis 2027 verlängert worden. Der Zahlungsaufschub soll der Ukraine zusätzlichen Liquiditätsspielraum geben und ihre Staatsfunktionen erhalten, wie das Finanzministerium mitgeteilt hatte. Die Ukraine hatte zudem Finanzspritzen des Internationalen Währungsfonds erhalten.

Zum Jahrestag des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine am 24. Februar hatte Lindner gesagt: "Politisch, militärisch, finanziell bleiben wir an der Seite der Ukraine, bis sie diesen Krieg für sich entschieden hat." Deutschland hat der Ukraine Unterstützung auch beim Wiederaufbau zerstörter Infrastruktur zugesagt.

Seit Beginn des Krieges wurden Kiew eigenen Angaben nach von den westlichen Verbündeten finanzielle, militärische und humanitäre Hilfen im Gegenwert von mehr als 170 Milliarden Euro bereitgestellt. Mehr als die Hälfte des ukrainischen Haushalts hängt von Finanzierungen aus dem Ausland ab.

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