Ukraine-Krieg heute im News-Ticker: Ukraine-Krieg im News-Ticker - alle aktuellen Entwicklungen am 16.08.2023 im Überblick
18.08.2023 16.53
Angesichts des Vormarschs russischer Truppen im ostukrainischen Gebiet Charkiw hat die ukrainische Armee Reserven an den Abschnitt Kupjansk verlegt. Präsident Wolodymyr Selenskyj besuchte derweil Soldaten an der Front im südöstlichen Gebiet Saporischschja. Und Lettland verstärkt den Schutz der Grenze zu Russlands Verbündetem Belarus.
+++ Ukraine will russische Vorstöße bei Kupjansk verhindern +++
"Stellungen wurden verstärkt, gewisse methodische Empfehlungen gegeben und Reserven verlegt", sagte der Sprecher der Armeegruppe Ost, Serhij Tscherewatyj, am Dienstag im ukrainischen Nachrichtenfernsehen mit Blick auf Truppenverstärkungen bei Kupjansk. Das verhindere weitere Vorstöße des Gegners.
Die russische Armee ist ukrainischen und russischen Militärbeobachtern zufolge bis auf etwa sieben Kilometer an die Stadt Kupjansk herangerückt. Die örtlichen Behörden haben zudem bereits eine Evakuierung von Zivilisten um die Stadt angeordnet. Kupjansk war erst im vergangenen Jahr im Rahmen einer erfolgreichen ukrainischen Gegenoffensive aus russischer Besatzung befreit worden.
+++ Selenskyj zu Frontbesuch im südukrainischen Gebiet Saporischschja +++
Selenskyj, der erst zum Wochenbeginn in das ostukrainische Donezker Gebiet gereist war, besuchte nun auch im südöstlichen Gebiet Saporischschja frontnahe Positionen. "Ich danke Ihnen für den Dienst, danke dafür, dass Sie die Ukraine an diesem wichtigen südlichen Abschnitt verteidigen", sagte er in einem Feldlazarett.
In seiner abendlichen Videoansprache erzählte Selenskyj, er habe sich von den Kommandeuren unter anderem über den Einsatz von Waffen und Ausrüstung informieren lassen, die internationale Partner der Ukraine geliefert haben.
+++ Auch Lettland verstärkt Schutz der Grenze zu Belarus +++
Nach Polen und Litauen verstärkt nun auch Lettland den Schutz seiner Grenze zum benachbarten Belarus. Nach Angaben des Grenzschutzes des baltischen EU- und Nato-Landes werden künftig zusätzliche Beamte im Einsatz sein, weil es eine "rapide zunehmende hybride Bedrohung" gebe. So hätten innerhalb von 24 Stunden 96 Personen versucht, illegal aus Belarus über die Grenze nach Lettland zu gelangen. Auch seien die Behörden des autoritär regierten Nachbarlands verstärkt an der Organisation der irregulären Grenzübertritte von Migranten beteiligt, hieß es in einer Mitteilung.
+++ UN-Organisation zählt fast 10.000 getötete Zivilisten in Ukraine +++
In den fast 18 Monaten des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine hat das UN-Hochkommissariat für Menschenrechte den Tod von fast 10.000 Zivilisten registriert. Ein neuer Bericht von Dienstag nannte eine Zahl von 9.444 bestätigten Todesfällen unter Zivilpersonen. 16.940 Menschen seien verletzt worden.
Die Zählung könne nicht vollständig sein, weil aus vielen Regionen Informationen fehlen, kommentierte das Hochkommissariat (OHCHR) die Zahlen. Dies gelte vor allem für Städte wie Mariupol, Lyssytschansk und Sjewjerodonezk, die nach langem Beschuss und schweren Kämpfen von russischen Truppen besetzt worden waren. In Kiew wird befürchtet, dass tatsächlich Tausende oder gar Zehntausende mehr Ukrainer und Ukrainerinnen getötet wurden.
+++ Was am Mittwoch, dem 16.08.2023, wichtig wird +++
Im Osten und im Süden der Ukraine geht die Gegenoffensive Kiews zur Befreiung der von Russland besetzten Gebiete weiter.
+++ USA: Moskaus Angriffe auf ukrainische Donau-Häfen sind inakzeptabel +++
Die USA haben die russischen Angriffe auf für den Getreideexport wichtige ukrainische Häfen an der Donaumündung verurteilt. Kremlchef Wladimir Putin sei die weltweite Ernährungssicherheit egal, sagte ein Sprecher des US-Außenministeriums am Mittwoch. Die Angriffe führten zu einer weiteren Eskalation der globalen Nahrungsmittelkrise und hielten die Nahrungsmittelpreise hoch. Das sei "inakzeptabel" und eine Eskalation. Es treffe diejenigen, die besonders auf das Getreide angewiesen seien, und ukrainische Landwirte.
Russland blockiert seit Mitte Juli wieder ukrainische Getreideexporte über das Schwarze Meer. Auch die Häfen an der Donau, die eine wichtige Ausweichroute sind, wurden mehrmals aus der Luft angegriffen - die Angriffe finden oft nur wenige Hundert Meter von Nato-Gebiet entfernt statt, weil am anderen Ufer der Donau Rumänien liegt. Die Verwaltung des Gebiets Odessa nannte den genauen Ort der nächtlichen Angriffe am Mittwoch nicht. Videos in sozialen Netzwerken zeigten allerdings, wie der Hafen Reni angegriffen wurde.
+++ Deutsches Schiff hat ukrainische Gewässer erfolgreich durchquert +++
Mehrere Stunden nach dem Auslaufen aus dem südukrainischen Hafen Odessa hat das deutsche Frachtschiff "Joseph Schulte" den ukrainischen Teil des Schwarzen Meeres erfolgreich durchquert. "Ich kann bestätigen, dass das Schiff die ukrainischen Gewässer verlassen hat", teilte eine Sprecherin der Bernhard Schulte Shipmanagement (BSM) in Hamburg am Mittwochabend auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur mit. Laut dem Schiffsinformationsdienst Marine Traffic fuhr der Frachter zu diesem Zeitpunkt in rumänischen Gewässern unweit des Ortes Sfântu Gheorghe.
Das Schiff unter der Flagge von Hongkong hatte wegen des russischen Angriffskrieges zuvor anderthalb Jahre in Odessa festgesteckt. Am Mittwochmorgen dann verließ die "Joseph Schulte" den Hafen - und nutzte dabei als erstes Schiff einen von der Ukraine eingerichteten temporären Korridor, der von und zu den Seehäfen des angegriffenen Landes führt. Er kann von Handelsschiffen auf eigenes Risiko genutzt werden. Der Besatzung, die ausschließlich aus ukrainischen Seeleuten besteht, gehe es gut, teilte die Reederei mit. Laut ukrainischen Angaben nimmt der Frachter Kurs auf den Bosporus.
Das Schiff transportiert den Angaben zufolge mehr als 2.100 Container mit etwa 30.000 Tonnen allgemeiner Fracht. Es hatte am 23. Februar 2022 in Odessa festgemacht. Einen Tag später marschierte Russland im Nachbarland ein und blockierte die Häfen. Mehr als 60 Schiffe aus vielen Ländern teilten seitdem das Schicksal der "Joseph Schulte".
+++ Russland weist Moskau-Korrespondentin von "Politico" aus +++
Die russische Regierung hat die Moskau-Korrespondentin der Europa-Ausgabe des US-Nachrichtenmagazins "Politico", Eva Hartog, des Landes verwiesen. "Eva Hartog hat Moskau sicher verlassen, nachdem die Verlängerung ihres Visums und die Übertragung ihrer Presseakkreditierung an "Politico" von den russischen Behörden abgelehnt wurden", schrieb der Chefredakteur von "Politico Europe", Jamil Anderlini, am Mittwoch in einer Erklärung. Zuvor soll Hartog vom russischen Außenministerium aufgefordert worden sein, das Land innerhalb von sechs Tagen zu verlassen.
Der Fall der 35-jährigen Niederländerin ist der Nachrichtenplattform zufolge die erste bekannte Ausweisung eines ausländischen Journalisten aus Moskau seit dem russischen Überfall auf die Ukraine vor mehr als 17 Monaten. In den Jahren davor hat Russland mehrfach ausländische Pressevertreter des Landes verwiesen. Nach dem Einmarsch verhaftete Russland den US-Journalisten vom "Wall Street Journal", Evan Gershkovich, wegen angeblicher Spionage, ohne bis heute Beweise für die Vorwürfe vorzulegen. Ihm drohen bei einer Verurteilung bis zu 20 Jahre Haft.
Schon vor Gershkovichs Verhaftung kündigte die Sprecherin des russischen Außenministeriums, Maria Sacharowa, das Ende der "maximalen Begünstigung" ausländischer Pressevertreter in Russland an. "Ab jetzt ist alles vorbei. Sie werden auf eine neue Art und Weise leben und Dokumente beantragen müssen", sagte sie bei einer Pressekonferenz im Februar.
Die Lage der russischen unabhängigen Presse ist desolat. Das russische Justizministerium hatte zuletzt eine Vielzahl von Bürgerrechtlern, unabhängigen Journalisten und Bloggern sowie Nichtregierungsorganisationen zu "ausländischen Agenten" erklärt. Laut Medienberichten haben rund 1000 russische Journalisten das Land seit Kriegsbeginn verlassen.
+++ Ukrainischer Geheimdienst SBU zeigt Videos von Sprengstoffbooten +++
Erstmals hat die Ukraine offizielle Videos der gegen russische Ziele eingesetzten Sprengstoffboote veröffentlicht. "Die Seedrohnen sind eine einzigartige Entwicklung des SBU. An dieser Entwicklung waren keine Privatunternehmen beteiligt", betonte der Chef des ukrainischen Geheimdienstes SBU, Wassyl Maljuk, in einer Mitteilung vom Mittwoch.
Diese Drohnen seien gegen die Brücke zur Halbinsel Krim, das russische Landungsschiff "Olenogorski Gornjak" in der Bucht von Noworossijsk und den Tanker "SIG" vor der Krim eingesetzt worden. Die Boote, die im Juli die Krim-Brücke angriffen, trugen den Namen "Seebaby" und hatten den Angaben nach 850 Kilogramm Sprengstoff an Bord. Seit dem Angriff ist ein Teil der Straßenbrücke zur Reparatur gesperrt. Videos der Attacke veröffentlichte der SBU und stellte sie auch dem USA-Fernsehsender CNN zur Verfügung.
"Die Fertigung unserer Drohnen findet in einer unterirdischen Produktionsstätte auf dem Territorium der Ukraine statt", sagte der Geheimdienstchef. Dem SBU werde bei der Entwicklung und der Produktion auch von zivilen Ingenieuren und Computerfachleuten geholfen. Maljuk kündigte weitere Einsätze von Sprengstoffbooten an: "Ich verspreche Ihnen, das wird eine Überraschung, besonders für unsere Feinde".
Die Ukraine wehrt seit über 17 Monaten eine russische Invasion ab und hat mit der Rückeroberung besetzter Gebiete begonnen. Die Rückholung der 2014 von Russland annektierten Schwarzmeerhalbinsel Krim ist dabei eines der Hauptziele. Die für die Versorgung der Halbinsel wichtigen Brücken vom russischen Festland zur Krim wurden dafür von Kiew mehrfach angegriffen.
+++ "Ein Marathon, kein Sprint" - Ukrainische Politikerin zu langem Krieg +++
Rund anderthalb Jahre nach Beginn der russischen Invasion stellt die ukrainische Vizeregierungschefin Iryna Wereschtschuk ihre Landsleute auf einen lange andauernden Kampf ein. "In diesem Krieg wird der Weg zum Sieg lang und schwierig sein", schrieb sie auf ihrem Blog im Netzwerk Telegram. "Wir bereiten uns auf einen Marathon vor, nicht auf einen Sprint, auf einen Kampf über zwölf Runden, nicht über drei", schrieb sie am Dienstagabend.
Die Ukraine wehrt seit dem 24. Februar 2022 eine russische Invasion ab. Eine vor zwei Monaten begonnene militärische Gegenoffensive ist bislang hinter den Erwartungen zurückgeblieben. Um durchzuhalten, solle jeder nur realistische Dinge in Angriff nehmen, sich auf die wichtigsten Ziele konzentrieren, riet Wereschtschuk.
"Korruption ist Verrat. Wenn wir sie nicht hart bekämpfen, wird es nicht funktionieren", schrieb die für Flüchtlinge und die russisch besetzten Gebiete zuständige Politikerin. Sie forderte auch eine Auszeit für innenpolitischen Streit, dieser müsse bis nach dem Krieg warten. "Wir tun unser Bestes hier und jetzt. Ruhig. Tag für Tag. Und wir unterstützen uns gegenseitig. Auch das ist wichtig. Deshalb haben wir letztes Jahr überlebt. Deshalb werden wir am Ende auch siegen."
+++ Ukrainische Donau-Häfen mit Kampfdrohnen angegriffen +++
Die für den Getreideexport wichtigen Häfen der Ukraine an der Donaumündung sind in der Nacht auf Mittwoch von der russischen Armee mit Kampfdrohnen angegriffen worden. Wie die Verwaltung des Gebiets Odessa mitteilte, wurden in einem Hafen Lagerhäuser und Getreidesilos beschädigt. Der Ort wurde nicht genannt. Die Brände seien von der Feuerwehr gelöscht worden, schrieb Gouverneur Oleh Kniper auf Telegram. Es habe keine Toten oder Verletzten gegeben.
Die ukrainische Luftwaffe teilte mit, es seien nachts über den Gebieten Odessa und Mykolajiw 13 Kampfdrohnen iranischer Bauart abgeschossen worden. Russland blockiert seit Mitte Juli wieder ukrainische Getreideexporte über das Schwarze Meer. Auch die Häfen an der Donau, die eine wichtige Ausweichroute sind, wurden mehrmals aus der Luft angegriffen. Diese Angriffe finden oft nur wenige hundert Meter von Nato-Gebiet entfernt statt, weil am anderen Ufer der Donau Rumänien liegt.
Auch aus der Region Charkiw im Osten wurden nächtliche Drohnenangriffe gemeldet. Die Ukraine wehrt seit fast 18 Monaten eine russische Invasion ab.
+++ Ukraine meldet Rückeroberung von Uroschajne im Süden +++
Die ukrainische Armee hat nach eigenen Angaben bei ihrer Gegenoffensive im Süden das tagelang umkämpfte Dorf Uroschajne vollständig unter Kontrolle gebracht. "Uroschajne ist befreit", schrieb Vizeverteidigungsministerin Hanna Maljar am Mittwoch im sozialen Netzwerk Telegram. Die ukrainischen Soldaten befestigten demnach ihre Stellungen am Ortsrand. Der Generalstab in Kiew teilte in seinem Morgenbericht mit, russische Gegenvorstöße auf den Ort seien abgewehrt worden.
Militärische Angaben zu Veränderungen an der Front lassen sich oft nicht sofort bestätigen; Experten analysieren die Bewegungen aber mit Hilfe von Fotos oder Videos aus dem Kampfgebiet. Uroschajne im Gebiet Donezk ist einer der Punkte, an denen die ukrainische Armee am weitesten in die verminten russischen Verteidigungslinien vorgedrungen ist. Russische Militärblogger hatten beklagt, dass die Reserven zu schwach gewesen seien, um das Dorf zu halten.
+++ London: Russland baut eigene Angriffsdrohnen für Krieg gegen Ukraine +++
Russland setzt im Krieg gegen die Ukraine nach Einschätzung britischer Geheimdienste nun selbst hergestellte Angriffsdrohnen ein. Die unbemannten Fluggeräte basierten auf iranischen "Kamikaze"-Drohnen vom Typ Shahed, die Russland seit Monaten importiere, teilte das britische Verteidigungsministerium am Mittwoch mit. "Die einheimische Fertigung wird es Russland wahrscheinlich ermöglichen, eine zuverlässigere Versorgung mit Kamikaze-Drohnen aufzubauen." Allerdings schwankten die Leistungen der Waffe, und die Ukraine habe die Mehrheit abwehren können.
Moskaus Ziel sei vermutlich eine Selbstversorgung in den kommenden Monaten, hieß es in London. "Allerdings ist Russland vorerst weiterhin auf Komponenten und ganze Waffen aus dem Iran angewiesen, die hauptsächlich über das Kaspische Meer verschifft werden."
Das britische Verteidigungsministerium veröffentlicht seit Beginn des russischen Angriffskriegs in der Ukraine im Februar 2022 täglich Informationen zum Kriegsverlauf. Moskau wirft London Desinformation vor.