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Ukraine-Krieg im News-Ticker: Selenskyj: Arbeiten an alternativen Exportrouten

Freiwillige trainieren für den Ukraine-Krieg am Stadtrand von Kiew. Bild: picture alliance/dpa/AP | Bram Janssen

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Die von Russland angegriffene Ukraine kann auf ein weiteres milliardenschweres Hilfspaket aus den USA rechnen. Ranghohe Regierungsbeamte kündigten am Donnerstag in Washington an, Präsident Joe Biden werde den Kongress um insgesamt rund 13 Milliarden US-Dollar (11,8 Milliarden Euro) Militärhilfe bitten. Mit dem Geld sollen auch die Bestände des US-Verteidigungsministeriums wieder aufgefüllt werden, aus denen ein Teil der Militärausrüstung für Kiew stammt. Offen war, ob von dem Geld auch ein Teil in die militärische Unterstützung anderer Länder fließen soll.

«Wir vergessen nicht unser Hauptziel - den Krieg zu gewinnen und das Land nicht zu verlieren», sagte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj in seiner abendlichen Videoansprache in Kiew. Seine Truppen standen an vielen Frontabschnitten im Süden und Südosten unter Druck. Dem Bericht des Generalstabs in Kiew zufolge rückten die ukrainischen Truppen selber nur an zwei Stellen vor. Am Freitag ist für das Land der 534. Tag in der Abwehr der russischen Invasion.

In der Diskussion über deutsche Militärhilfe forderten Politiker der Union die Bundesregierung auf, der Ukraine die lange erbetenen Marschflugkörper vom Typ Taurus zu schicken. Dafür trat auch die FDP-Verteidigungspolitikerin Marie-Agnes Strack-Zimmermann ein.

Ukraine-Krieg im News-Ticker - Die aktuellen Entwicklungen am 11.08.2023 im Überblick

+++Selenskyj: Arbeiten an alternativen Exportrouten +++

Wegen der Blockade der Schwarzmeerhäfen durch Russland arbeitet die Ukraine nach Angaben von Präsident Wolodymyr Selenskyj intensiv am Ausbau alternativer Exportrouten für Getreide. "Wir tun alles, was möglich ist, damit die Ukraine weiter ein Garant für Ernährungssicherheit ist", sagte Selenskyj am Freitag in seiner abendlichen Videoansprache. Auch brauche die Bevölkerung der Ukraine Zugang zu den Weltmärkten.

Der Präsident berichtete in Kiew, er habe mit den Chefs von Armee, Geheimdienst und Marine sowie Regierungsvertretern über dieses Thema beraten. Russland hatte Mitte Juli seine Sicherheitsgarantien für ukrainische Getreideausfuhren über das Schwarze Meer zurückgezogen. Mit Luftangriffen auf Häfen wie Odessa versuchte Moskau dann, die Infrastruktur für solche Exporte zu zerstören. Auch ukrainische Häfen an der Donau, durch die eine Ausweichroute läuft, wurden angegriffen.

Der Transport von Getreide, Mais, Dünger und anderen Agrarprodukten mit Eisenbahn oder Lastwagen ist aufwendiger und teurer als das Verschiffen. Die Ukraine wehrt sich seit fast anderthalb Jahren gegen eine russische Invasion.

+++ US-Regierung verhängt Sanktionen gegen russische Oligarchen +++

Die US-Regierung verhängt Sanktionen gegen vier "prominente Mitglieder der russischen Finanzelite". Sie alle seien mit der Alfa Gruppe, einer der größten Finanz- und Industriekonzerne in Russland, verbunden, teilte das US-Außenministerium am Freitag mit. "Die Vereinigten Staaten werden weiterhin alle geeigneten Maßnahmen ergreifen, um diejenigen zur Rechenschaft zu ziehen, die Russlands Krieg gegen die Ukraine ermöglichen und davon profitieren", hieß es.

Von den Sanktionen betroffen sind die Oligarchen Michail Fridman, Mitbegründer der Alfa Gruppe, German Chan, Alexej Kusmitschow und Pjotr Awen. Als Folge der Sanktionen werden mögliche Vermögenswerte der Betroffenen in den USA gesperrt. US-Bürgern oder Menschen, die sich in den Vereinigten Staaten befinden, sind Geschäfte mit den sanktionierten Firmen und Personen untersagt. Die Alfa-Bank, die als Russlands größtes Finanzinstitut in Privatbesitz gilt, ist bereits mit Sanktionen belegt.

+++ Ukrainischer Außenminister: Taurus nicht auf russisches Gebiet +++

Die Ukraine will die erbetenen Marschflugkörper aus Deutschland und den USA nach Zusicherung von Außenminister Dmytro Kuleba nicht gegen russisches Territorium einsetzen. Die Waffen mit ihrer großen Reichweite seien dringend nötig, schrieb Kuleba am Freitag im sozialen Netzwerk X, das früher Twitter hieß. Er fügte hinzu: "Je größer die Reichweite, desto kürzer der Krieg." Der russische Angriffskrieg gegen das Nachbarland Ukraine dauert bereits fast anderthalb Jahre.

Von Deutschland erhofft sich die Ukraine Marschflugkörper vom Typ Taurus mit einer Reichweite bis zu 500 Kilometern, von den USA das ähnliche Waffensystem ATACMS. "Beide werden ausschließlich innerhalb unserer Grenzen eingesetzt werden", versicherte Kubela. Die Ukraine braucht die Waffen, um russische Stützpunkte und Versorgungslinien weit hinter der Front auszuschalten. Die Bundesregierung befürchtet, dass auch Ziele auf russischem Gebiet angegriffen werden.

+++ Acht Menschen nach Explosion in Stadt nahe Moskau weiter vermisst +++

Auch Tage nach einer Explosion auf dem Gelände einer mutmaßlichen Rüstungsfabrik nahe der russischen Hauptstadt Moskau werden noch immer acht Menschen vermisst. Der Großteil der Aufräumarbeiten auf dem Territorium des Sagorsker Optisch-Mechanischen Werks in der etwa 70 Kilometer nordöstlich von Moskau gelegenen Stadt Sergijew Possad sei abgeschlossen, teilte die Stadtverwaltung am Freitag auf ihrem Telegram-Kanal mit.

Am Mittwoch hatte es in Sergijew Possad eine heftige Explosion gegeben - offiziellen Angaben zufolge in einem Pyrotechnik-Lager, das auf dem Fabrikgelände untergebracht war. Demnach soll menschliches Versagen die Ursache gewesen sein. Da das Optisch-Mechanische Werk einem Medienbericht zufolge an der Entwicklung eines neuen Kampfflugzeugs beteiligt gewesen sein soll, wurde allerdings auch spekuliert, dass es möglicherweise gezielt angegriffen worden sein könnte, etwa durch eine Drohne.

Die russischen Behörden sprachen zuletzt von einer getöteten Frau und mehr als 80 Verletzten. Im russischen Telegramkanal Baza war hingegen von mehr als 150 Körperteilen die Rede, die in den Trümmern gefunden worden seien. Baza ging vor diesem Hintergrund davon aus, dass in Wirklichkeit 15 oder mehr Menschen getötet worden sein könnten.

Nach Angaben der Stadtverwaltung wurden durch die Explosion rund 440 Wohnungen und 20 Privathäuser in der Umgebung beschädigt. In einigen nahe liegenden Häusern sei die Warmwasserversorgung unterbrochen, hieß es.

+++ Selenskyj will alle Regionalchefs von Wehrersatzämtern entlassen +++

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat nach zahlreichen Korruptionsfällen die Entlassung aller Gebietsleiter der Wehrersatzämter in seinem Land angekündigt. "Dieses System sollen Leute führen, die genau wissen, was Krieg heißt und warum Zynismus und Bestechlichkeit in Kriegszeiten Landesverrat bedeuten", sagte der Staatschef am Freitag in einer Videoansprache. Der Beschluss sei nach einer Überprüfung aller Ämter gefallen. Insgesamt seien bereits 112 Strafverfahren gegen Beschäftigte von Wehrersatzämtern eingeleitet worden.

Zuvor hatte der Fall des bereits entlassenen Chefs des Wehramts in der Schwarzmeer-Region Gebiet Odessa besonderes Aufsehen erregt. Er soll Bestechungsgeld entgegengenommen und damit seit Kriegsbeginn umgerechnet mehrere Millionen Euro verdient haben. Für Dokumente über eine Wehrdienstuntauglichkeit und Rückstellungen etwa sollen die gezahlten Preise bei mehreren Tausend Euro liegen.

Die Ukraine verteidigt sich seit mehr als 17 Monaten gegen einen russischen Angriffskrieg. Nach dem russischen Einmarsch ordnete Kiew eine allgemeine Mobilmachung an. Männer im wehrfähigen Alter zwischen 18 und 60 Jahren unterliegen nun mit wenigen Ausnahmen einer Ausreisesperre. Im Parlament wird die Ausweitung des Verbots auch auf 16- und 17-Jährige diskutiert. Eingezogen werden bisher allerdings nur Reservisten ab 28 Jahren.

+++ Ukraine meldet Tote und Verletzte im Süden und Osten des Landes +++

Im Süden und im Osten der Ukraine sind offiziellen Angaben zufolge erneut Zivilisten durch russischen Beschuss getötet und verletzt worden. In der südukrainischen Großstadt Cherson starb nach Angaben der lokalen Militärverwaltung am Freitag ein 53-Jähriger, nachdem sein Wohnhaus von russischer Artillerie getroffen wurde.

In der rund 70 Kilometer östlich gelegenen Ortschaft Beryslaw sollen außerdem zwei Polizisten verletzt worden sein, nachdem eine russische Drohne ihr Dienstfahrzeug angriff. In den vergangenen 24 Stunden sollen die Russen die Region Cherson insgesamt 60-mal beschossen worden, wie die örtlichen Behörden auf Telegram mitteilten.

Auch in der umkämpften ostukrainischen Region Donezk wurden laut Behörden am Donnerstag und am Freitag ein Zivilist von russischer Artillerie getötet und neun weitere verletzt - darunter auch ein Kind. Mehr als 80 Gebäude im Umland wurden demnach beschädigt.

Die Militärverwaltung der nordöstlichen Region Charkiw berichtete derweil über massiven russischen Beschuss innerhalb der vergangenen Stunden. Dabei sollen nahe der Frontstadt Kupjansk eine Frau getötet und ein Mann verletzt worden sein. Auch in einem Dorf nahe der russischen Grenze soll ein 73-jähriger verwundet worden sein. Unabhängig lassen sich Angaben aus dem Kriegsgebiet oft nicht direkt überprüfen.

Russland führt mittlerweile seit mehr als 17 Monaten einen Angriffskrieg gegen das Nachbarland Ukraine. Immer wieder haben russischer Truppen in der Zeit auch zivile Objekte, Städte und Ortschaften beschossen. Die Vereinten Nationen haben bisher mehr als 9000 getötete Zivilisten in dem Konflikt offiziell registriert, die tatsächliche Zahl dürfte aber deutlich höher liegen.

+++ Ukrainische Flugabwehr wehrt "Kinschal"-Raketenangriff auf Kiew ab +++

Die ukrainische Hauptstadt Kiew ist Behördenangaben zufolge mit russischen Hyperschallraketen "Kinschal" angegriffen worden. "Wir müssen der Flugabwehr für die abgeschossenen Raketen danken", sagte der Sprecher der Kiewer Militärverwaltung, Mychajlo Schamanow, am Freitag im Fernsehen. In der Dreimillionenstadt waren zuvor knapp ein halbes Dutzend Explosionen von Raketen der Flugabwehr zu hören. Laut Behörden wurden Raketentrümmer in einem nördlichen Stadtbezirk gefunden. Sie seien etwa auf das Gelände eines Kinderkrankenhauses und das Dach eines Privathauses gefallen. Über Verletzte war vorerst nichts bekannt.

Zuvor hatte die ukrainische Luftwaffe mitgeteilt, dass russische Hyperschallraketen des Typs "Kinschal" (Dolch) abgefeuert wurden. Auch aus den westukrainischen Gebieten Winnyzja und Chmelnyzkyj wurde vom Einsatz der Flugabwehr berichtet. Der Luftalarm war wegen aufgestiegener russischer MiG-31K-Jets landesweit ausgelöst worden.

Die Ukraine wehrt seit über 17 Monaten mit westlicher Hilfe die russische Invasion ab. Insbesondere um Kiew ist die ukrainische Flugabwehr mit modernen westlichen Abwehrsystemen unter anderem aus Deutschland ausgestattet.

+++ Explosion in Moskau - Bürgermeister meldet abgewehrten Drohnenangriff +++

Russlands Hauptstadt Moskau ist Behördenangaben zufolge erneut von einer Drohne angegriffen worden. In sozialen Netzwerken wurden am Freitagvormittag Fotos und Videos von einer Rauchsäule geteilt, die im Westen der Metropole an der Karamyschewskaja-Promenade emporstieg. Augenzeugen berichteten von einer Explosion. Wenig später teilte Bürgermeister Sergej Sobjanin mit, es sei dort eine Drohne erfolgreich abgewehrt worden. Trümmer seien herabgefallen, die allerdings niemanden verletzt hätten.

Der Flughafen Moskau-Wnukowo sowie der Flughafen der knapp 200 Kilometer südwestlich von Moskau gelegenen Stadt Kaluga stellten vorübergehend den Betrieb ein. Mittlerweile sollen wieder Flugzeuge starten und landen, wie die staatliche Agentur Tass meldete.

Moskau ist in den vergangenen Wochen immer wieder zum Ziel von Drohnenangriffen geworden, die teilweise bis in die Innenstadt vordrangen und dort Schäden an Gebäuden anrichteten. Vermutet wird hinter den Attacken die Ukraine, gegen die Russland seit mehr als 17 Monaten einen Angriffskrieg führt. Opferzahlen und Schäden in Russland stehen jedoch in keinem Verhältnis zu den Kriegsfolgen in der Ukraine, wo bereits Tausende Zivilisten getötet wurden.

+++ UN verurteilen russischen Angriff auf Hotel in Saporischschja +++

Die UN-Koordinatorin in der Ukraine, Denise Brown, hat den russischen Raketenangriff auf ein Hotel in der ukrainischen Großstadt Saporischschja scharf verurteilt. Der Beschuss eines Hotels, das häufig von UN-Mitarbeitern zur Unterstützung von Kriegsopfern genutzt wird, sei absolut inakzeptabel, schrieb Brown in einer auf der Webseite der Vereinten Nationen veröffentlichten Stellungnahme. Nach Angaben der städtischen Behörden wurde beim Einschlag einer Iskander-Rakete am Donnerstagabend das Hotel "Reikartz" getroffen. Ein Mensch starb, 14 weitere wurden verletzt - darunter auch Kinder.

Das ukrainische Verteidigungsministerium wies in einem Tweet darauf hin, dass in dem Hotel eine Kindertagesstätte untergebracht war. Nur dank des Umstandes, dass die Einrichtung eine Stunde vor dem Raketeneinschlag schloss, seien die Kinder am Leben geblieben. Die UN nutzte nach eigenen Angaben das Hotel in der Vergangenheit unter anderem für die Evakuierung von Zivilisten aus dem Asowstal-Werk in der von Russland besetzten Hafenstadt Mariupol im vergangenen Mai.

Angriffe auf solche zivile Infrastruktur verstoßen der UN zufolge gegen das humanitäre Völkerrecht. Sie hätten in der Ukraine inzwischen enorme Ausmaße angenommen. Brown forderte Russland auf, die «wahllosen Angriffe gegen die Ukraine unverzüglich einzustellen».

Russland führt seit mehr als 17 Monaten einen Angriffskrieg gegen das Nachbarland. Dabei wird auch die Hauptstadt der gleichnamigen Region Saporischschja immer wieder zum Ziel russischer Luftschläge und Artillerie. Erst am Mittwoch hatten russische Raketen in der Stadt mindestens drei Menschen getötet. Zwei der Toten waren nach ukrainischen Berichten junge Straßenmusikerinnen, die noch kurz zuvor Musik gemacht hatten.

+++ Bericht: Regierung prüft Marschflugkörper-Lieferung an Ukraine +++

In der Debatte über die ukrainische Forderung nach deutschen Marschflugkörpern vom Typ Taurus deutet sich nach Medienberichten Bewegung an. Die Bundesregierung prüfe, wie Deutschland die Ukraine in den kommenden Monaten mit Taurus aus Beständen der Bundeswehr versorgen könne, meldete der "Spiegel". Dazu liefen Gespräche zwischen dem Verteidigungsministerium und der Rüstungsindustrie. Das Nachrichtenportal "t-online" hatte am Donnerstag unter Berufung auf SPD-Kreise berichtet, die Regierung wolle "in Kürze" die Lieferung verkünden.

Beim "Spiegel" hieß es weiter, das Verteidigungsministerium habe den Taurus-Hersteller gebeten, eine Limitierung für die Ziel-Programmierung in die Marschflugkörper zu integrieren. Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) wolle durch technische Modifikationen ausschließen, dass die Ukraine mit den weitreichenden Waffensystemen Angriffe auf russischem Territorium ausführen kann. In Industriekreisen hieß es dem Bericht zufolge, eine solche Einschränkung des Systems sei durchaus möglich, werde aber einige Wochen in Anspruch nehmen.

Die Ukraine fordert von Berlin Marschflugkörper vom Typ Taurus, um auch Stellungen der russischen Streitkräfte weit hinter der Frontlinie angreifen zu können. Die Bundesregierung war dabei bislang zurückhaltend, weil die Geschosse auch russisches Territorium erreichen können. Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) hatte noch vergangene Woche gesagt, dies habe "jetzt gerade nicht unsere vorrangigste Priorität". Die Bedenken gegen die Lieferung lägen auf der Hand, er schloss eine Lieferung für die Zukunft aber nicht kategorisch aus. "Der Zeitpunkt für eine Entscheidung ist für uns noch nicht gekommen", erklärte er.

+++ Die USA helfen Kiew mit Milliarden Dollar +++

Die Vereinigten Staaten gelten als wichtigster Verbündeter der Ukraine im Abwehrkampf gegen die russische Invasion. Nach Pentagon-Angaben haben die USA seit dem Kriegsbeginn im Februar 2022 allein militärische Hilfe im Umfang von mehr als 43 Milliarden US-Dollar (rund 35 Milliarden Euro) für Kiew bereitgestellt oder zugesagt.

Zu dem neuen Rüstungspaket kommen noch 7,3 Milliarden US-Dollar (6,6 Milliarden Euro) an wirtschaftlicher und humanitärer Unterstützung für die Ukraine und weitere von dem Krieg betroffene Länder. Weitere Milliardensummen sollen etwa über die Weltbank bereitgestellt werden.

+++ Erneut Raketentreffer auf Saporischschja +++

Die ukrainische Großstadt Saporischschja wurde Donnerstagabend erneut mit Raketen beschossen. Dabei sei mindestens ein Mensch getötet worden, schrieb Selenskyj auf Telegram. Außerdem wurden nach Angaben der örtlichen Behörden 16 Menschen verletzt. Am Vortag hatten russische Raketen in der Stadt mindestens drei Menschen getötet. Zwei der Toten waren nach ukrainischen Berichten junge Straßenmusikerinnen, die noch kurz zuvor Musik gemacht hatten. Getroffen wurden den Angaben nach jeweils zivile Ziele, darunter ein Hotel und eine Kirche. In Saporischschja gibt es aber auch das Flugzeugmotorenwerk Motor Sitsch.

+++ Ukrainische Armee unter Druck +++

Nach Angaben des Generalstabs in Kiew griffen russische Truppen an den Frontabschnitten Kupjansk, Lyman, Bachmut, Awdijiwka, Marjinka und Schachtarsk an. Unterstützt wurden die Angriffe durch Artillerie und Luftwaffe. Es gelinge aber jeweils, die Angreifer zu stoppen, hieß es. Die Militärangaben sind unabhängig nicht zu überprüfen.

Der Bericht nannte nur zwei Abschnitte, an denen die Ukraine selber angreife - Richtung Melitopol und Berdjansk im Süden. Dort hofft die ukrainische Armee mit ihrer Gegenoffensive, das Asowsche Meer zu erreichen und die russische Landverbindung zur Halbinsel Krim zu unterbrechen. In der Region haben sich die russischen Truppen aber besonders stark verschanzt. Die ukrainische Offensive läuft seit zwei Monaten, bleibt aber bisher hinter den hohen Erwartungen zurück.

+++ Deutsche Diskussion über Taurus-Marschflugkörper +++

Sicherheitspolitiker der Union haben Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) aufgefordert, der Ukraine mit Taurus-Marschflugkörpern zu helfen. In dieser Frage dürfe es kein "weiteres Ampel-Theater" geben, sagte Fraktionsvize Johann Wadephul (CDU) der Deutschen Presse-Agentur in Berlin. "Für uns ist wichtig, dass eine Entscheidung zur Lieferung von Taurus-Flugkörpern gut abgewogen werden muss. Es muss klar sein, dass es keine Mitwirkung deutscher Soldaten geben darf und die Nachlieferung für die Luftwaffe gleichzeitig mit der Abgabe eingeleitet werden muss."

Der CSU-Verteidigungsexperte Florian Hahn erinnerte an die langwierigen Debatten in der Koalition um Panzerlieferungen an die Ukraine. Weder Scholz noch Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) hätten aus Fehlern gelernt. "Wir haben genug Taurus. Ein guter Teil ist sofort einsatzbereit. Die Ukraine braucht sie dringend", sagte auch die FDP-Politikerin Strack-Zimmermann, die Vorsitzende des Verteidigungsausschusses, dem Fernsehsender Phoenix.

Die Ukraine fordert von Berlin die Marschflugkörper mit bis zu 500 Kilometer Reichweite, um russische Stellungen weit hinter der Front angreifen zu können. Die Bundesregierung ist zurückhaltend, weil die Geschosse auch russisches Territorium erreichen könnten. Allerdings haben Großbritannien und Frankreich schon Raketen mit ähnlicher Reichweite geschickt, und in Berlin zeichnet sich ein Umdenken ab.

+++ Ukrainische Marinesoldaten in Großbritannien ausgebildet +++

Großbritannien hat in den vergangenen Monaten etwa 900 Marinesoldaten aus der Ukraine ausgebildet. Nach einem sechsmonatigen Training kehrten die Soldaten nun bald zurück, meldete die Nachrichtenagentur PA in der Nacht zum Freitag. Dem britischen Verteidigungsministerium zufolge waren darunter auch Freiwillige ohne militärische Erfahrung. Seit Kriegsbeginn im Februar 2022 sind nach Angaben von PA in Großbritannien mehr als 20 000 ukrainische Soldaten trainiert worden.

+++ Strack-Zimmermann für Taurus-Marschflugkörper an Ukraine +++

Die FDP-Verteidigungsexpertin Marie-Agnes Strack-Zimmermann hat sich für die Lieferung von Taurus-Marschflugkörpern an die Ukraine ausgesprochen. "Wir haben genug Taurus. Ein guter Teil ist sofort einsatzbereit. Die Ukraine braucht sie dringend. Und es wäre an der Zeit, grünes Licht zu geben", sagte die Vorsitzende des Bundestags-Verteidigungsausschusses am Donnerstag dem Fernsehsender Phoenix.

"Ich glaube, das Problem sitzt erneut im Kanzleramt, wo man versucht, das Thema nicht hochploppen zu lassen. Ich finde es sehr ärgerlich, dass wir wieder eine Diskussion führen, die mich sehr an die Diskussion erinnert, Panzer zu liefern." Die Ukraine fordert von Berlin Marschflugkörper vom Typ Taurus, um auch Stellungen der russischen Streitkräfte weit hinter der Frontlinie angreifen zu können.

Die Bundesregierung ist dabei zurückhaltend, weil die Geschosse auch russisches Territorium erreichen können. Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) will diese aktuell nicht liefern, schließt es aber nicht kategorisch aus: "Der Zeitpunkt für eine Entscheidung ist für uns noch nicht gekommen", sagte er Anfang August.

Strack-Zimmermann mahnte, weiteres Warten könne man sich angesichts der Situation in der Ukraine nicht erlauben. "Es ist völkerrechtskonform, wenn die Ukraine weiß, woher sie angegriffen wird, dass dort auch präventiv zugeschlagen werden kann, um Angriffe zu unterbinden." Russland führt seit anderthalb Jahren einen Angriffskrieg gegen das Nachbarland Ukraine.

+++ Ukrainische Truppen an vielen Frontabschnitten unter Druck +++

Die ukrainische Armee sieht sich an vielen Frontabschnitten im Osten und Süden heftigen Angriffen russischer Truppen ausgesetzt. Das geht aus dem Bericht des Generalstabs in Kiew am Donnerstagabend hervor. Genannt wurden die Frontabschnitte Kupjansk, Lyman, Bachmut, Awdijiwka, Marjinka und Schachtarsk. Die russische Armee begleite die Angriffe mit Artilleriefeuer und Luftangriffen. Es gelinge aber jeweils, die Angreifer zu stoppen, hieß es. Die Militärangaben sind unabhängig nicht zu überprüfen.

Der Bericht nannte indes nur zwei Abschnitte, an denen die Ukraine selber angreife - Richtung Melitopol und Berdjansk im Süden. Dort hofft die ukrainische Armee mit ihrer Gegenoffensive, das Asowsche Meer zu erreichen und die russische Landverbindung zur bereits seit 2014 völkerrechtswidrig annektierten Halbinsel Krim zu unterbrechen. In der Region haben sich die russischen Truppen aber besonders stark verschanzt.

Die ukrainische Offensive läuft seit zwei Monaten, bleibt aber bisher hinter den hohen Erwartungen zurück. Russlands Angriffskrieg gegen das Nachbarland dauert bereits seit Februar vergangenen Jahres.

Die ukrainische Großadt Saporischschja wurde am Donnerstagabend erneut mit Raketen beschossen. Dabei sei mindestens ein Mensch getötet worden, schrieb Präsident Wolodymyr Selenskyj auf Telegram. Am Vortag hatten russische Raketen in der Stadt mindestens drei Menschen getötet. Zwei der Toten waren nach ukrainischen Berichten junge Straßenmusikerinnen, die noch kurz zuvor Musik gemacht hatten.

+++ Verletzte durch russischen Beschuss bei Hilfsgüterausgabe in Cherson +++

Während der Verteilung humanitärer Hilfsgüter sind in der südukrainischen Region Cherson offiziellen Angaben zufolge mindestens sechs Menschen durch russischen Beschuss verletzt worden. Eines der Opfer im Dorf Biloserka habe schwere Verletzungen erlitten, teilte der Leiter der regionalen Militärverwaltung, Olexander Prokudin, am Donnerstag auf Telegram mit. Die Menschen wurden demnach in ein Krankenhaus gebracht.

Prokudin zufolge beschoss Russland die Region Cherson im Verlauf der vergangenen 24 Stunden insgesamt 65 Mal. Dabei sollen alleine in der gleichnamigen Gebietshauptstadt 16 Geschosse eingeschlagen sein. Unabhängig lassen sich Angaben aus dem Kriegsgebiet oft nicht direkt überprüfen. Die russischen Besatzer, die auf der anderen Seite des Flusses Dnipro stationiert sind, beschießen den ukrainisch kontrollierten Teil allerdings regelmäßig. Immer wieder gibt es zivile Opfer.

Russland hatte das Nachbarland Ukraine vor mehr als 17 Monaten überfallen und im Zuge seines Angriffskriegs auch das Gebiet Cherson besetzt. Im vergangenen Herbst gelang der ukrainischen Armee dann die Befreiung eines Teils der Region - darunter auch die der gleichnamigen Gebietshauptstadt Cherson. Gebiete auf der östlichen Seite des Flusses Dnipro blieben allerdings unter russischer Besatzung, darunter auch der Kachowka-Staudamm. Am 6. Juni wurde dieser Staudamm zerstört. Daraufhin strömten riesige Wassermassen aus dem angrenzenden Stausee aus. Es kam zu verheerenden Hochwassern. Viele Menschen starben.

+++ Polen will 10 000 Soldaten in Grenzregion zu Belarus stationieren +++

Polen plant die Stationierung von insgesamt 10 000 Soldaten in der Grenzregion zum Nachbarland Belarus. Etwa 4000 Soldaten würden den Grenzschutz unterstützen, weitere 6000 sollten die Reserve bilden, sagte Polens Verteidigungsminister Mariusz Blaszczak am Donnerstag dem polnischen öffentlich-rechtlichen Rundfunk. "Es geht uns darum, den Aggressor abzuschrecken, damit er nicht wagt, Polen anzugreifen."

Polen ist ähnlich wie Litauen besorgt wegen der Aktivitäten russischer Wagner-Söldner in Belarus und einer steigenden Zahl von Migranten, die über das Nachbarland unerlaubt in die EU einreisen wollen.

Das EU- und Nato-Mitglied Polen hat eine 418 Kilometer lange Grenze zu Belarus. Dort sind nach früheren Angaben zusätzlich zu den 5000 polnischen Grenzschützern bereits seit längerem 2000 Soldaten eingesetzt. Sie sollen zudem Hilfe von 500 Polizisten bekommen. Am Mittwoch hatte Blaszczak gesagt, Warschau wolle die Bewachung der Grenze noch mit weiteren 2000 Soldaten verstärken.

2021 war die Situation an der polnisch-belarussischen Grenze eskaliert: Tausende Menschen versuchten, illegal in die EU zu gelangen. Die EU beschuldigte den belarussischen Machthaber Alexander Lukaschenko, in organisierter Form Migranten aus Krisenregionen an die EU-Außengrenze gebracht zu haben, um Druck auf den Westen auszuüben.

Nun fürchtet Polen erneut Provokationen, seitdem Truppen der Privatarmee von Söldner-Chef Jewgeni Prigoschin nach einem gescheiterten Aufstand gegen Moskau in Belarus ihr Lager aufgeschlagen haben. Nach Angaben der Führung in Minsk sollen die Wagner-Kämpfer die belarussische Armee schulen.

Die Nervosität gilt auch der sogenannten "Suwalki-Lücke". So bezeichnet die Nato einen Korridor auf polnischem und litauischem Gebiet zwischen Belarus und Kaliningrad. Mit dessen Einnahme könnte Russland die Baltenstaaten von den übrigen Nato-Ländern abschneiden. Benannt ist der Korridor nach dem polnischen Ort Suwalki.

+++ Ukraine meldet Angriffe um Kupjansk +++

Angesichts heftiger Kämpfe bei der ostukrainischen Stadt Kupjansk haben die ukrainischen Behörden die Evakuierung von 37 Ortschaften in der Region angeordnet. Laut einer Liste, die die städtische Militärverwaltung am Donnerstag veröffentlichte, handelt es sich neben kleineren Dörfern im nördlichen und südlichen Umland auch um die am Ostufer des Flusses Oskil gelegenen Teile der Stadt. Mehr als 11 000 Menschen, darunter 600 Kinder, seien betroffen, schrieb der Leiter der regionalen Militärverwaltung, Oleh Synjehubow.

Die Ukraine hatte die Stadt Kupjansk im Gebiet Charkiw im vergangenen Jahr aus russischer Besatzung befreit. Die Stadt und das Umland wurden danach immer wieder Ziel des russischen Beschusses. In der Nacht zum Donnerstag soll eine Fliegerbombe des Typs Fab-25 das Gebäude der Stadtverwaltung beschädigt haben, wie Synjehubow auf seinem Telegram Kanal berichtete. Zudem sollen in derselben Nacht im nur wenige Kilometer entfernten Dorf Kindraschiwka zwei Zivilisten durch russischen Beschuss verletzt worden sein. Das Dorf steht nun ebenfalls auf der Liste der zu evakuierenden Ortschaften.

Auch fernab der Front im Westen der Ukraine wurden russische Angriffe gemeldet. Nach Angaben der örtlichen Behörden soll bei Dubno in der Region Riwne in der Nacht ein Öldepot durch einen russischen Drohnenangriff zerstört worden sein.

Insgesamt habe Russland in der Nacht zehn Kamikaze-Drohen iranischer Bauart gegen das Nachbarland eingesetzt, teilte die ukrainische Luftwaffe mit. Sieben davon seien von der Luftverteidigung abgeschossen worden. Unabhängig lassen sich Angaben aus dem Kriegsgebiet oft nicht direkt überprüfen.

In seinem bereits seit mehr als 17 Monate andauernden Angriffskrieg bombardiert Russland die Ukraine immer wieder mit Marschflugkörpern, Raketen und Drohnen. Die Luftabwehr der Hauptstadt Kiew gilt mittlerweile dank internationaler Hilfe als gut geschützt. In anderen Städten und an der Front ist die Abwehr russischer Angriffe aus der Luft schwieriger.

+++ Nach Explosion nahe Moskau: Zwölf Menschen weiter vermisst +++

Nach der schweren Explosion auf dem Gelände einer mutmaßlich für die russische Rüstungsindustrie tätigen Firma in der Stadt Sergijew Possad werden offiziellen Angaben zufolge noch immer zwölf Menschen vermisst. Nach ihnen werde in dem rund 70 Kilometer nordöstlich von Moskau gelegenen Ort weiter unter den Trümmern gesucht, meldete die Agentur Interfax am Donnerstag unter Berufung auf den Zivilschutz. Bislang seien ein Todesopfer sowie 55 Verletzte registriert worden.

Am Mittwoch hatte es auf einem Firmengelände in Sergijew Possad eine heftige Explosion gegeben. Offiziell nannten die russischen Behörden menschliches Versagen als Grund. Demnach soll ein Lager für Pyrotechnik in Brand geraten sein, das auf dem Fabrikgelände untergebracht gewesen sei. Mittlerweile soll auch der Direktor des Pyrotechnik-Betriebs festgenommen worden sein.

Einer Recherche des unabhängigen Portals «Agentstwo» zufolge soll das Sagorsker Optisch-Mechanische Werk, auf dessen Gelände sich die Explosion ereignete, jedoch an der Entwicklung eines neuen Kampfflugzeugs beteiligt gewesen sein. In der Vergangenheit war zudem bekannt, dass das Werk optische Geräte für den militärischen Gebrauch herstellte. Vor dem Hintergrund des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine wurde deshalb nun auch über eine möglicherweise gezielte Attacke auf Sergijew Possad, beispielsweise mit Drohnen, spekuliert.

+++ "Vielen Dank, Olaf!" - Deutschland schickt mehr Waffen +++

Auf die neuen Patriot-Abschussrampen ging Selenskyj auch in seiner Videoansprache ein und duzte sogar den Kanzler, zu dem das Verhältnis zu Anfang des Krieges noch gespannt war. "Vielen Dank, Olaf, dafür - das ist notwendig, um unser Volk vor dem russischen Terror zu schützen", sagte er. Russland bombardiert die Ukraine immer wieder mit Marschflugkörpern, Raketen und Drohnen. Deren Luftabwehr hat sich seit dem Herbst 2022 mit internationaler Hilfe stark verbessert. Die Hauptstadt Kiew gilt mittlerweile als gut geschützt. In anderen Städten und an der Front ist die Abwehr der Luftangriffe schwieriger. Bei Raketenbeschuss auf die südukrainische Stadt Saporischschja wurden nach Selenskyjs Angaben mindestens drei Menschen getötet.

Für die Ukraine sind die in den USA gebauten Patriot-Systeme besonders wertvoll, weil sie nach Kiewer Angaben schon mehrmals russische Hyperschallraketen abgefangen haben. Deutschland hat auch die Neuentwicklung Iris-T geschickt, die im eigenen Land noch gar nicht im Einsatz ist. Die Flugabwehrpanzer Gepard haben sich als effektive Waffe gegen russische Drohnen iranischer Bauart erwiesen.

Zu den neuen deutschen Lieferungen zählen auch zehn weitere Mehrzweck-Kettenfahrzeuge Bandvagn 206, sechs Schwerlastsattelzüge sowie etwa 6000 Schuss Nebelmunition für Artilleriegeschütze mit Kaliber 155 Millimeter. Das geht aus der offiziellen Liste militärischer Hilfen für die Ukraine hervor. Die Bundesregierung in Berlin aktualisiert die Liste wöchentlich. Demnach stellte Deutschland in dieser Woche auch 100 Maschinengewehre, Tausende Schießbrillen, Ferngläser und Material zum Minenräumen zur Verfügung.

+++ Gefechte an allen Frontabschnitten +++

Selenskyj berichtete, er habe mit seiner Militärführung die laufende ukrainische Gegenoffensive analysiert. "Was funktioniert gut. Was muss verstärkt werden. Was planen wir für die nahe Zukunft", sagte er. Der Generalstab in Kiew listete abends heftige Gefechte an allen Frontabschnitten im Osten und Süden des Landes auf. Bei Bachmut im Gebiet Donezk verteidige die ukrainische Armee die zurückeroberten Positionen gegen russische Angriffe. Bei Kujansk versuchten die Russen mit dem massiven Einsatz von Artillerie und Luftwaffe die Initiative zu gewinnen, sagte ein ukrainischer Militärsprecher. Diese Militärangaben waren nicht unmittelbar zu überprüfen.

+++ Vermisste nach Explosion in russischem Rüstungsbetrieb +++

Durch die starke Explosion in der russischen Stadt Sergijew Possad, etwa 70 Kilometer nordöstlich von Moskau, wurden nach offiziellen Angaben 56 Menschen verletzt. Allerdings wurden acht Vermisste bis Mittwochabend nicht gefunden, wie Stadtoberhaupt Dmitri Akulow der Agentur Interfax zufolge sagte. Eine verletzte Beschäftigte der betroffenen Fabrik starb demnach im Krankenhaus. Kritische russische Medien berichteten, dass es angeblich mehrere Tote gegeben habe.

Auf Fotos und Videos war zu erkennen, wie am Mittwochvormittag eine große Rauchsäule über der Stadt aufgestiegen war. Im Internet wurde spekuliert, dass das Sagorsker Optisch-Mechanische Werk (SOMS) Ziel eines Drohnenangriffs geworden sei. Der Betrieb stellt optische Geräte für den militärischen Gebrauch her.

Russischen Behörden zufolge ereignete sich die Explosion in einem Lager des Pyrotechnikherstellers Piro-Ross. Das Unternehmen wurde 1994 von vier Rüstungsbetrieben gegründet. Die Firma liegt der Anschrift nach ebenfalls auf dem SOMS-Gelände.

Die Stadtverwaltung rief den Katastrophenfall aus. Sie sprach von einem Verstoß gegen Sicherheitsmaßnahmen als Ursache. Die Version eines Drohnenangriffs wurde von offiziellen Stellen zurückgewiesen. Unabhängig überprüfbar waren diese Angaben aber nicht. Russland beschießt seit 17 Monaten systematisch die Ukraine. Seit einigen Monaten gibt es mutmaßliche ukrainische Gegenangriffe mit Drohnen, die in Grenzregionen einschlagen, aber auch in Moskau.

+++Drei Tote bei Luftangriff auf Saporischschja +++

Bei einem russischen Luftangriff auf die ukrainische Großstadt Saporischschja sind nach Angaben von Präsident Wolodymyr Selenskyj am Mittwoch mindestens drei Menschen getötet worden. Er sprach den Angehörigen sein Beileid aus. Russland werde für solche Verbrechen verurteilt werden, schrieb der Staatschef auf Telegram.

Nach Angaben aus der frontnahen Stadt in der Südukraine wurde ein Wohnviertel getroffen. Eine Kirche und mehrere kleine Läden seien beschädigt worden. Die ukrainische Seite machte keine Angaben, mit welcher Art von Waffe die Stadt beschossen wurde. Russland führt seit 17 Monaten einen Angriffskrieg gegen das Nachbarland.

+++ Explosion nahe Moskau: Behörden rufen Katastrophenfall aus +++

Nach einer heftigen Explosion auf dem Gelände einer mutmaßlichen Rüstungsfabrik nahe Moskau haben die russischen Behörden am Mittwoch den Katastrophenfall ausgerufen. Das teilte die Stadtverwaltung von Sergijew Possad mit, einer Stadt etwa 70 Kilometer nordöstlich der Hauptstadt. Die offizielle Zahl der Verletzten stieg bis zum Abend auf 56. Eine Beschäftigte des Werks starb nach Berichten staatlicher Medien an ihren Verletzungen. Fünf weitere Verletzte sollen in Lebensgefahr sein.

Auf Fotos und Videos war zu erkennen, wie eine große Rauchsäule am Vormittag über der Stadt aufstieg. Im Internet wurde spekuliert, dass das Sagorsker Optisch-Mechanische Werk (SOMS) Ziel eines Drohnenangriffs wurde. Der Betrieb stellt optische Geräte für den militärischen Gebrauch her. Russischen Behörden zufolge ereignete sich die Explosion in einem Lager des Pyrotechnikherstellers Piro-Ross. Das Unternehmen wurde 1994 von vier Rüstungsbetrieben gegründet. Die Firma liegt der Anschrift nach auf dem SOMS-Gelände.

Die Stadtverwaltung sprach von einem Verstoß gegen Sicherheitsmaßnahmen als Ursache. Die Version eines Drohnenangriffs wurde von offiziellen Stellen zurückgewiesen, unabhängig überpüfbar sind die Angaben nicht. Russland beschießt seit Beginn seines Angriffskriegs gegen die Ukraine vor 17 Monaten systematisch das Territorium des Nachbarlands. Seit einigen Monaten gibt es mutmaßliche ukrainische Gegenangriffe mit Drohnen, die in Grenzregionen einschlagen, aber auch in Moskau.

+++Russische Notenbank will bis Ende 2023 keine Fremdwährungen kaufen +++

ie russische Notenbank will ab Donnerstag bis Ende 2023 keine Fremdwährungen mehr ankaufen. Man wolle so die Schwankungen an den Finanzmärkten verringern, heißt es in einer am Mittwoch veröffentlichten Mitteilung. Gleichzeitig wolle man jedoch die Verkäufe von Fremdwährungen fortsetzen, die sich zuletzt auf umgerechnet 2,3 Milliarden Rubel am Tag beliefen.

Grund für die Entscheidung dürfte der starke Kursverfall des russischen Rubels sein. Am Mittwoch war dieser zum Euro und zum Dollar auf den niedrigsten Stand seit März 2022 gefallen. Die europäische Gemeinschaftswährung war in der Spitze bis auf 108 Rubel gestiegen. Im Januar mussten für einen Euro zeitweisen noch weniger als 75 Rubel gezahlt werden. Der US-Dollar war auf 98 Rubel geklettert. Im Januar hatte er noch unter 70 Rubel notiert. Euro und Dollar gaben nach der Ankündigung der Notenbank einen Teil ihrer Tagesgewinne ab.

Die Folgen des Kriegs in der Ukraine belasten zunehmend den Rubel. Mit den Beschränkungen für den Ölexport und der Einführung eines Preisdeckels für russisches Öl sind im Jahr 2023 die Exporteinnahmen Russlands gesunken. Das Land verkauft zwar mehr Öl in andere Länder wie China oder Indien, muss dabei aber Abschläge vom Weltmarktpreis hinnehmen. Eine Leitzinserhöhung der russischen Notenbank im Juli um einen Prozentpunkt hatte den Rubel nicht stabilisieren können.

+++ Polen schickt 2000 weitere Soldaten an die Grenze zu Belarus +++

Polen will die Bewachung seiner Grenze zu Belarus mit weiteren 2000 Soldaten verstärken. Das sind doppelt so viele, wie der Grenzschutz angefordert hatte. Die Soldaten würden in den kommenden zwei Wochen an der Grenze eintreffen, sagte Vize-Innenminister Maciej Wasik am Mittwoch der Nachrichtenagentur PAP. Anfang der Woche hatte der Grenzschutz um 1000 weitere Soldaten gebeten. Polen ist ähnlich wie Litauen wegen der Aktivitäten russischer Wagner-Söldner in Belarus besorgt.

Das EU- und Nato-Mitglied Polen hat eine 418 Kilometer lange Grenze zu Belarus. Dort sind nach früheren Angaben bereits 5000 polnische Grenzschützer und 2000 Soldaten eingesetzt. Sie sollen zudem Hilfe von 500 Polizisten bekommen. Polen fürchtet Provokationen, seitdem Truppen der Privatarmee von Söldner-Chef Jewgeni Prigoschin nach einem gescheiterten Aufstand gegen Moskau in Belarus ihr Lager aufgeschlagen haben. Nach Angaben der Führung in Minsk sollen die Wagner-Kämpfer die belarussische Armee schulen.

Polen befindet sich derzeit im Wahlkampfmodus, am 15. Oktober wird ein neues Parlament gewählt. Der ehemalige Kommandeur der Landstreitkräfte, General Waldemar Skrzypczak, warf der nationalkonservativen PiS-Regierung Panikmache vor. "Wir sollten uns der Tatsache bewusst sein, dass sie nicht bei uns einmarschieren werden. Sie haben keine Chance und das wissen sie", sagte Skrzypczak der Zeitung "Rzeczpospolita" mit Blick auf die Wagner-Kämpfer. Die Vorstellung, dass einige hundert Wagner-Kämpfer die sogenannte Suwalki-Lücke angreifen würden, sei lachhaft.

Als "Suwalki-Lücke" bezeichnet die Nato einen Korridor auf polnischem und litauischem Gebiet zwischen Belarus und Kaliningrad. Mit dessen Einnahme könnte Russland die Baltenstaaten von den übrigen Nato-Ländern abschneiden. Benannt ist der Korridor nach dem polnischen Ort Suwalki.

+++ Russland kündigt Truppenverstärkung an "Westgrenzen" an +++

Inmitten des Angriffskriegs gegen die Ukraine hat Russland von einer beabsichtigen Stärkung seiner «Westgrenzen» gesprochen. Er wolle die "Stärkung der Truppengruppierungen der Armee der Russischen Föderation an unseren Westgrenzen" erörtern, sagte Verteidigungsminister Sergej Schoigu am Mittwoch laut der Nachrichtenagentur Interfax bei einem Treffen mit Kollegen des Ministeriums in Moskau.

Welche Gebiete er genau meinte, sagte der Minister nicht. Russland hat infolge des bereits mehr als 17 Monate andauernden Kriegs mehrere ukrainische Regionen völkerrechtswidrig annektiert. Teile der russischen "Westgrenzen" verlaufen daher nach Moskauer Logik im angegriffenen Nachbarland. Schoigus Worte könnten also auch bedeuten, dass Russland mehr Truppen ins Kampfgebiet schicken will.

Kremlchef Wladimir Putin hatte im vergangenen Herbst rund 300 000 Rekruten für den Kampfeinsatz einziehen lassen. Seitdem befürchten viele Russen, dass es in Zukunft eine weitere Mobilisierungswelle geben könnte. Kürzlich wurde zudem das Höchstalter für den Einzug von Wehrpflichtigen um drei Jahre angehoben.

Einmal mehr stellte Schoigu zudem Russland als vermeintliches Opfer dar und sprach von einer erhöhten Bedrohungslage im Westen und Norden. Er verwies dabei auch auf die noch recht neue Nato-Mitgliedschaft des nördlichen Nachbarn Finnland. Diese war eine Reaktion auf den Ukraine-Krieg gewesen.

+++ Ukraine öffnet für heimkehrende Flüchtlinge Grenzübergang zu Russland +++

Die Ukraine hat über die Öffnung eines seit Kriegsbeginn geschlossenen Grenzübergangs zu Russland berichtet, damit nach Russland vertriebene ukrainische Flüchtlinge heimkehren können. "Es ist möglich und nötig, über den humanitären Korridor Kolotilowka - Pokrowka (aus Russland) auszureisen!", sagte die ukrainische Vizeregierungschefin Iryna Wereschtschuk am Mittwoch gemäß einer Mitteilung. Der Übergangspunkt zwischen dem ukrainischen Gebiet Sumy und der russischen Region Belgorod sei bereits seit Samstag geöffnet.

Täglich nutzen Wereschtschuks Angaben zufolge bereits Hunderte Menschen diese Option. Es seien zudem eine Anlaufstelle für Flüchtlinge und Möglichkeiten zur Weiterreise in die Hauptstadt Kiew oder ins ostukrainische Charkiw eingerichtet worden. Für die Einreise sei dabei ein Ausweisdokument nicht zwingend erforderlich. Andere Dokumente, wie Geburtsurkunden, würden ebenfalls von den Grenzbehörden akzeptiert.

Vor mehr als 17 Monaten hat Russland einen Angriffskrieg gegen die Ukraine begonnen und größere Teile des ukrainischen Staatsgebiets besetzt. Weil der direkte Weg in die von ukrainischen Truppen kontrollierten Gebiete oft durch Frontlinien versperrt ist, waren viele Ukrainer in den besetzten Regionen gezwungen, ausgerechnet beim Kriegsgegner Russland Schutz vor den schweren Gefechten zu suchen. Zudem weisen Kiew und westliche Beobachter immer wieder auch auf Verschleppung von Ukrainern durch russische Truppen hin.

Um von Russland wieder in den ukrainisch-kontrollierten Teil ihres Landes zu gelangen, mussten Flüchtlinge bisher Umwege über die EU-Staaten oder Georgien in Kauf nehmen. Kiew hat wiederholt die in den besetzten Landesteilen lebenden Ukrainer wegen der laufenden Rückeroberungsversuche zur Flucht ins Regierungsgebiet aufgefordert.

+++ London: Drohnen zunehmend wichtig in der Seekriegsführung +++

Nach britischer Einschätzung bleiben ukrainische Seedrohnen eine Gefahr für Russland. Das britische Verteidigungsministerium blickte in seinem täglichen Update am Mittwoch auf die Angriffe gegen den russischen Tanker "Sig" und das Landungsschiff "Olenegorski gornjak". Zuvor sei offenbar auch ein Anschlag auf russische Patrouillenboote vereitelt worden, die wahrscheinlich das russische Handelsschiff "Sparta IV" eskortiert hätten, schrieben die Briten bei Twitter.

Obwohl die Schiffe unter ziviler Flagge unterwegs seien, seien die "Sparta IV" und die "Sig" schon lange mit dem Transport von Treibstoff und militärischen Gütern zwischen Russland und Syrien beauftragt, hieß es weiter. Da russische Militärschiffe seit dem 28. Februar 2022 nicht mehr den Bosporus passieren könnten, seien russische Streitkräfte in Syrien und im Mittelmeer von der "Sig", der "Sparta IV" und einer Handvoll anderer ziviler Schiffe abhängig.

"Die Angriffe zeigen, dass die Operationen mit unbemannten Wasserfahrzeugen immer stärker zu einem wichtigen Bestandteil moderner Seekriegsführung werden und gegen die Schwachstellen der russischen Seeversorgungswege eingesetzt werden können", schrieb das Ministerium in London.

Das britische Verteidigungsministerium veröffentlicht seit Beginn des russischen Angriffskriegs in der Ukraine täglich Informationen zum Kriegsverlauf. Moskau wirft London Desinformation vor.

+++ Heftige Explosion auf Fabrikgelände nahe Moskau +++

Bei einer heftigen Explosion in der Stadt Sergijew Possad rund 70 Kilometer nordöstlich von Moskau hat es offensichtlich rund ein Dutzend Verletzte gegeben. Die Explosion habe sich am Mittwochvormittag aus zunächst ungeklärter Ursache auf einem Fabrikgelände ereignet, meldete die staatliche russische Agentur Tass. Beobachter in sozialen Netzwerken vermuteten einen Drohnenangriff. Tass wiederum widersprach dieser Darstellung unter Berufung auf Rettungsdienste.

Die betroffene Fabrik stellt optische Geräte her, Berichten zufolge auch für den militärischen Gebrauch. In sozialen Netzwerken wurden Fotos und Videos veröffentlicht, die eine große Rauchsäule am Himmel zeigen. Der Gouverneur des Moskauer Gebiets, Andrej Worobjow, kündigte an, in die auch bei Touristen sehr beliebten Stadt Sergijew Possad zu fahren und sich vor Ort ein Bild von der Lage zu machen.

Russland, das seit mehr als 17 Monaten einen Angriffskrieg gegen das Nachbarland Ukraine führt, ist in den vergangenen Wochen selbst verstärkt zum Ziel feindlicher Drohnenattacken geworden. Insbesondere die Hauptstadt Moskau war betroffen. Schäden und Opferzahlen stehen dabei allerdings in keinem Verhältnis zu den Kriegsfolgen in der angegriffenen Ukraine.

+++ Ukraine berichtet über abgewehrte russische Angriffe im Osten +++

Das ukrainische Militär hat eigenen Angaben zufolge im Osten erfolgreich russische Angriffe abgewehrt. "Es finden schwere Kämpfe statt", sagte Generalstabssprecher Andrij Kowaljow am Mittwoch gemäß einer Mitteilung. Im Verlaufe des vergangenen Tages habe es über 30 Gefechte gegeben. Hervor hob er dabei russische Vorstöße bei dem Dorf Synkiwka knapp zehn Kilometer vor der im vergangenen Jahr von den Ukrainern befreiten Stadt Kupjansk im Gebiet Charkiw. Zudem habe es im benachbarten Donezker Gebiet russische Gegenangriffe südlich der russisch kontrollierten Stadt Bachmut beim Ort Klischtschijiwka gegeben.

Kowaljow zufolge setzen die ukrainischen Truppen dabei ihre eigenen Offensivbemühungen in den Gebieten Saporischschja und Donezk fort. Konkretere Angaben zu Geländegewinnen machte er jedoch nicht.

Die Ukraine wehrt seit über 17 Monaten eine russische Invasion ab. Vor rund zwei Monaten startete eine ukrainische Gegenoffensive zur Befreiung besetzter Gebiete.

+++ Selenskyj verurteilt russischen Angriff auf Rettungskräfte +++

Nach dem doppelten Raketenschlag gegen die ostukrainische Stadt Pokrowsk hat Präsident Selenskyj Russland einen gezielten Angriff auf Rettungskräfte vorgeworfen. "Es war eine bewusste Entscheidung der Terroristen, möglichst viel Schmerz und Schaden anzurichten", sagte Selenskyj in seiner abendlichen Videobotschaft auf seinem Telegram-Kanal am Dienstag. Nach Angaben örtlicher Behörden waren am Montagabend im Abstand von 40 Minuten zwei Iskander-Raketen in der Innenstadt eingeschlagen.

Der zweite Einschlag soll dabei erfolgt sein, als die ukrainischen Ersthelfer bereits mit den Rettungsarbeiten begonnen haben. Unter den Opfern seien demnach auch Sicherheits- und Rettungskräfte, die nach der ersten Attacke zu Hilfe geeilt waren. Nach Angaben des Präsidenten wurden insgesamt 9 Menschen getötet und 82 verletzt.

+++ Treffen der Internationalen Krim-Plattform am 23. August angekündigt +++

Selenskyj kündigte bei seiner Abendansprache auch das diesjährige Treffen der Internationalen Krim-Plattform für den 23. August an. Die Plattform war 2021 vom ukrainischen Außenministerium ins Leben gerufen worden, um die Einverleibung der Schwarzmeer-Halbinsel durch Russland nach Möglichkeit auf diplomatischem Weg rückgängig zu machen. Die Aktion wird von weit über 40 Staaten unterstützt, zudem sind auch Nato, EU und die G7-Staaten beteiligt.

+++ Moskau: Erneut feindlicher Drohnenangriff abgewehrt +++

Die russische Hauptstadt Moskau ist nach Angaben von Bürgermeister Sergej Sobjanin erneut Ziel eines versuchten feindlichen Drohnenangriffs geworden. Zwei Drohnen seien von der Luftabwehr abgeschossen worden, teilte Sobjanin am Mittwochmorgen in seinem Blog im Nachrichtendienst Telegram mit. Nach Angaben des russischen Verteidigungsministeriums gab es weder Verletzte noch Schäden. Das Ministerium in Moskau machte das «Kiewer Regime» für die Attacken verantwortlich. Die Millionenmetropole war bereits mehrfach Ziel von Drohnenangriffen. Zuletzt war dies Ende Juli/Anfang August der Fall, dabei war im Wolkenkratzerviertel Moskwa City auch die Fassade eines Glasturms getroffen worden. Die Angriffe stehen allerdings in keinem Verhältnis stehen zu den massenhaften Attacken Russlands in seinem Angriffskrieg gegen die Ukraine. Moskau beschießt auch die Hauptstadt Kiew immer wieder mit Drohnen, Raketen und Marschflugkörpern.

+++ Polen verstärkt Bewachung der Grenze zu Belarus mit mehr Soldaten +++

Zur Verstärkung des Grenzschutzes verlegt Polen weitere Soldaten an seine Grenze zum Nachbarland Belarus. Verteidigungsminister Mariusz Blaszczak habe ein entsprechendes Gesuch des Grenzschutzes bewilligt, teilte das Ministerium am Dienstag der Nachrichtenagentur PAP mit. Das Verteidigungsministerium machte keine Angaben dazu, wie viele Soldaten zur Verstärkung der Grenze abgeordnet werden sollen. Der Grenzschutz hatte am Montag um 1000 weitere Männer und Frauen gebeten. Polen ist ähnlich wie Litauen wegen der Aktivitäten russischer Wagner-Söldner in Belarus besorgt.

Das EU- und Nato-Mitglied Polen hat eine 418 Kilometer lange Grenze zu Belarus. 2021 war die Situation dort eskaliert: Tausende Menschen versuchten, illegal in die EU zu gelangen. Die Europäische Union beschuldigte den belarussischen Machthaber Alexander Lukaschenko, in organisierter Form Migranten aus Krisenregionen an die EU-Außengrenze gebracht zu haben, um Druck auf den Westen auszuüben.

An der polnischen Ostgrenze zu Belarus, die auch Außengrenze von EU und Nato ist, sind nach früheren Angaben bereits 5000 Grenzschützer und 2000 Soldaten eingesetzt. Sie sollen zudem Hilfe von 500 Polizisten bekommen.

+++ Putin lässt Steuerabkommen mit "unfreundlichen Staaten" einfrieren +++

Inmitten seines Angriffskriegs gegen die Ukraine hat Kremlchef Wladimir Putin Steuerabkommen mit mehr als 30 Ländern aussetzen lassen, die Russland als "unfreundlich" eingestuft hat. Der entsprechende Erlass wurde am Dienstag auf dem russischen Rechtsportal veröffentlicht. Betroffen sind demnach Doppelbesteuerungsabkommen mit den USA und mehreren EU-Staaten, darunter auch Deutschland, sowie der Schweiz.

Moskau begründete den Schritt mit angeblichen "Verstößen gegen die legitimen wirtschaftlichen und sonstigen Interessen der Russischen Föderation". Putin wies die Regierung an, einen entsprechenden Gesetzentwurf auszuarbeiten und dem Parlament vorzulegen.

Die Beziehungen zwischen Moskau und dem Westen sind auf einem absoluten Tiefpunkt, seit Russland vor mehr als 17 Monaten das Nachbarland Ukraine angriff. Die Europäische Union, aber auch die USA und Großbritannien reagierten auf den brutalen Krieg unter anderem mit weitreichenden Wirtschaftssanktionen gegen Russland.

Moskau wiederum stellt sich immer wieder selbst als vermeintliches Opfer antirussischer Politik des Westens dar. Als "unfreundliche Staaten" hat der Kreml mittlerweile 50 Länder gebrandmarkt, darunter neben Deutschland etwa auch die ganze EU, die USA und Australien.

+++ Russischer Raketenangriff auf Pokrowsk: Opferzahl weiter gestiegen +++

Einen Tag nach den schweren russischen Raketenangriffen auf die Stadt Pokrowsk in der Ostukraine ist die Zahl der Opfer weiter gestiegen. Mit Stand Dienstagmittag zählten die Behörden sieben Tote und 88 Verletzte, wie der Chef der Militärverwaltung des Gebiets Donezk, Pawlo Kyrylenko, mitteilte. Zuvor war nach den beiden Raketeneinschlägen in dem Wohnviertel am Montagabend von mindestens 67 Verletzten die Rede gewesen.

Unter den Opfern sind den Angaben zufolge neben Zivilisten auch viele Polizisten und Rettungskräfte. Sie gerieten demnach bei dem zweiten Angriff unter Beschuss, als sie gerade dabei waren, nach dem ersten Einschlag vor Ort zu helfen. Laut Kyrylenko wurden ein Dutzend Hochhäuser sowie ein Hotel, Apotheken, Geschäfte und Cafés beschädigt.

+++ Zwei russische Raketen treffen Wohnviertel in Pokrowsk +++

Zwei Raketen hätten in Pokrowsk ein Wohnviertel getroffen, schrieb der ukrainische Innenminister Ihor Klymenko auf Telegram. Unter den Verletzten seien ein Kind, Polizisten und Rettungskräfte. Sie seien beim zweiten Angriff unter Beschuss geraten, als sie gerade dabei gewesen seien, den Opfern des ersten Einschlags zu helfen.

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj berichtete, die Rettungsarbeiten dauerten an. Die Russen hätten bei ihrem Angriff Iskander-Raketen auf Pokrowsk abgefeuert, sagte er in seiner abendlichen Videoansprache.

Russischer Beschuss wurde derweil auch aus dem an Donezk angrenzenden Gebiet Charkiw gemeldet. Den Behördenangaben zufolge wurden dort im Dorf Krugljakiwka zwei Zivilisten durch Bomben getötet und sieben weitere verletzt.

+++Außenminister Russlands und Chinas telefonieren zu Krieg in Ukraine +++

Mehr als 17 Monate nach Beginn des Angriffskriegs gegen die Ukraine hat Russlands Außenminister Sergej Lawrow einmal mehr mit seinem chinesischen Kollegen Wang Yi telefoniert. Es sei eine Reihe "heißer Themen" diskutiert worden, darunter auch die "ukrainische Krise", teilte das russische Außenministerium am Montag mit. Das Telefonat der beiden Chefdiplomaten folgte auf einen Ukraine-Gipfel in Saudi-Arabien am vergangenen Wochenende, zu dem Russland nicht eingeladen war, China aber schon. Peking gilt als einer der wichtigsten Partner Moskaus.

Aus Russland, das derzeit rund 20 Prozent des ukrainischen Staatsgebietes besetzt, hatte es Kritik an dem Gipfel gegeben. Solche Treffen ohne Beteiligung Moskaus hätten "nicht den geringsten Mehrwert", schimpfte etwa die Sprecherin des russischen Außenministeriums, Maria Sacharowa.

Bei dem zweitägigen Treffen in Saudi-Arabien hatten Vertreter aus rund 40 Staaten - darunter aus der Ukraine selbst - mögliche Friedenslösungen für das von Russland angegriffene Land diskutiert. Die Teilnahme Chinas wurde dabei von Diplomaten als besonderer Erfolg gewertet.

+++ Russlands Justiz verurteilt Autor Glukhovsky in Abwesenheit zu Haft +++

Der im Exil lebende russische Kultautor Dmitry Glukhovsky ("Metro") ist in seiner Heimat in Abwesenheit zu acht Jahren Straflager verurteilt worden. Ein Moskauer Gericht befand den 44-Jährigen der angeblichen Verbreitung von "Falschnachrichten" über Russlands Armee für schuldig, wie die Agentur Interfax meldete. Glukhovsky, der bereits seit Jahren die autoritäre Politik von Kremlchef Wladimir Putin anprangert, hatte in sozialen Netzwerken den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine scharf kritisiert.

+++ Bundesregierung weitet Garantien für Ukraine-Geschäfte aus +++

Deutsche Unternehmen bekommen weitere Möglichkeiten zur Absicherung ihrer Geschäfte in der Ukraine. Dazu baut die Bundesregierung ihre Investitionsgarantien aus, wie das Wirtschaftsministerium am Montag in Berlin mitteilte.

So sichert die Bundesregierung ab sofort nicht mehr nur Eigentumsschäden bis zum vollständigen Verlust des Investments ab. Auch so genannte Konvertierungs- und Transferrisiken für Zins- und Tilgungszahlungen auf beteiligungsähnliche Darlehen werden jetzt abgesichert. Dabei handelt es sich um langfristige Kredite, die deutsche Unternehmen laut Ministerium neben der üblichen Eigenkapitalbeteiligung häufig zur Finanzierung ukrainischer Töchter einsetzen. Konvertierungs- und Transferrisiken sind Risiken bei Geschäften in fremden Währungen beziehungsweise Zahlungen über Grenzen hinweg.

Diese Ausweitung der staatlichen Absicherung ist laut Wirtschaftsministerium jetzt möglich, weil die Nationalbank der Ukraine bestimmte Transfer- und Devisenbeschränkungen aufgehoben hat. Minister Robert Habeck (Grüne) betonte, je enger die wirtschaftlichen Beziehungen zur Ukraine seien, desto früher könne begonnen werden, am Wiederaufbau zu arbeiten. «Noch während des Krieges wollen wir daher die Voraussetzungen schaffen und Kapazitäten aufbauen.»

Nach Angaben des Wirtschaftsministeriums nehmen derzeit vierzehn Unternehmen Investitionsgarantien für Geschäfte mit der Ukraine in Anspruch, und zwar mit einem Deckungsvolumen von 280 Millionen Euro. Weitere Unternehmen hätten Anträge gestellt. Mit abgesichert sei dabei das Kriegsrisiko. Die Ausweitung der Garantien betreffe sowohl bestehende als auch künftige Investitionsgarantien für beteiligungsähnliche Darlehen. Zudem sollten - zunächst befristet bis 2025 - keine Antragsgebühren für Ukraine-Anträge anfallen. Für Ukraine-Garantien müssten deutsche Unternehmen nur noch das jährliche Garantieentgelt zahlen.

+++ Ukraine erhält 22 Soldaten aus russischer Gefangenschaft zurück +++

Die Ukraine hat nach eigenen Angaben weitere 22 Soldaten aus russischer Gefangenschaft zurückerhalten. Unter den Freigelassenen seien auch Verwundete, die Männer hätten zuvor an verschiedenen Abschnitten der Front gekämpft, teilte der Chef des ukrainischen Präsidentenbüros, Andrij Jermak, in seinem Blog im Nachrichtenkanal Telegram am Montag mit. "Der älteste unserer Soldaten ist 54 Jahre alt, der jüngste 23", sagte Jermak, der auch Bilder und ein Video mit den Männern veröffentlichte. Sie würden nun psychologische und medizinische Hilfe erhalten.

Russland und die Ukraine hatten in ihrem seit mehr als 17 Monaten dauernden Krieg immer wieder Gefangene ausgetauscht. Von russischer Seite gab es zunächst keine Stellungnahme. Jermak sagte, dass Kiew im Auftrag von Präsident Wolodymyr Selenskyj weiter an einer Freilassung aller ukrainischen Gefangenen arbeite.

Seit Russlands Einmarsch am 24. Februar 2022 sind nach bisherigen Angaben aus Kiew schon etwa 2600 Ukrainer aus der Gefangenschaft zurückgekehrt. In den meisten Fällen übergeben die Kriegsparteien eine etwa gleiche Zahl an Kämpfern wie die Gegenseite.

+++ London: Russische Luftwaffe mit viel Aufwand, aber wenig Ertrag +++

Die russische Luftwaffe erzielt nach britischer Einschätzung im Angriffskrieg gegen die Ukraine trotz großen Aufwands nur geringe Erfolge. Während des Sommers habe die Luftwaffe mehr als 100 Einsätze pro Tag geflogen, teilte das Verteidigungsministerium in London am Montag mit. "Diese beschränkten sich jedoch aufgrund der Bedrohung durch die ukrainische Luftabwehr fast immer auf Einsätze über russisch kontrolliertem Gebiet."

Russland versuche, dieses Problem zu lösen, indem zunehmend sogenannte Freifallbomben mit Gleitaufsätzen zur Verlängerung der Reichweite eingesetzt würden. Diese Bomben könnten viele Kilometer vom Ziel entfernt von Flugzeugen abgeworfen werden, aber hätten noch nicht dauerhaft ihre Genauigkeit bewiesen, hieß es in London weiter.

"Zu Beginn der Gegenoffensive der Ukraine im Süden ab Juni 2023 waren russische Kampfhubschrauber sehr wirksam", kommentierte das britische Ministerium weiter. Doch habe es Russland zuletzt offenbar nicht geschafft, im Süden eine effektive taktische Luftwaffe aufzubauen.

Das britische Verteidigungsministerium veröffentlicht seit Beginn des russischen Angriffskriegs in der Ukraine täglich Informationen zum Kriegsverlauf. Moskau wirft London Desinformation vor.

+++ Teilnehmer einigen sich auf Fortsetzung von Ukraine-Gesprächen +++

In der saudischen Küstenstadt Dschidda hielten Vertreter der Ukraine nach Angaben des Leiters des Präsidialamtes in Kiew, Andrij Jermak, am Wochenende auch zahlreiche bilaterale Treffen auf Ebene der Berater für nationale Sicherheit und Außenpolitik zur Umsetzung der ukrainischen Friedensformel ab. "Wir diskutierten mit Vertretern anderer Länder über Verteidigung, Sicherheitsgarantien, die Bedeutung eines globalen Friedensgipfels und eines Getreideabkommens", schrieb Jermak am Sonntagabend bei Telegram.

Kern der Friedensformel von Ukraines Präsident Wolodymyr Selenskyj ist die Forderung nach einem Abzug russischer Truppen aus dem gesamten Staatsgebiet der Ukraine. Aber auch Gastgeber Saudi-Arabien soll einen Friedensplan in Umlauf gebracht haben. Russland hatte nicht teilgenommen.

Von Riad hieß es nach dem Ende des Treffens, die Teilnehmer hätten sich darauf geeinigt, internationale Beratungen fortzusetzen, um auf gemeinsamer Grundlage den Weg zum Frieden zu ebnen, wie die Staatsagentur SPA am Sonntagabend berichtete.

+++ Selenskyj: Mehr als 14.000 Kampfeinsätze der Luftstreitkräfte +++

Am Tag der Luftwaffe der ukrainischen Streitkräfte hat Präsident Selenskyj den Luftstreitkräften des Landes gratuliert. Die Piloten hätten seit dem Beginn des russischen Angriffskrieges mehr als 14 000 Kampfeinsätze geflogen, schrieb Selenskyj am Sonntag bei Telegram. Auf dazu geteilten Bildern und Videos ist zu sehen, wie der Präsident auf einem unbekannten Luftwaffenstützpunkt auf einen am Kampfflugzeug befestigten mutmaßlich französischen Marschflugkörper vom Typ Scalp/EG "Ruhm der Ukraine" schreibt und diesen signiert.

Die Bezeichnung des Raketentyps ist in den Farben der französischen Flagge auf den Marschflugkörper aufgedruckt, daneben ist zudem ein Eiffelturm zu erkennen. Scalp/EG ist die französische Bezeichnung für die gemeinsam mit Großbritannien entwickelten Marschflugkörper vom Typ Storm Shadow. Nachdem der französische Präsident Emmanuel Macron die Lieferung der Waffen auf dem Nato-Gipfel in Vilnius im Juli angekündigt hatte, sehen ukrainische Medien nun die Lieferung dieser Marschflugkörper mit einer Reichweite von mehr als 250 Kilometern durch Frankreich als erwiesen an. London hatte bereits im Mai die Lieferung von Storm Shadow an Kiew bestätigt.

+++ Russische Besatzer berichten von Angriffen auf Brücken bei Krim +++

Die russischen Besatzer in der Südukraine haben von einem erneuten ukrainischen Angriff auf die Tschonhar-Brücke zur von Moskau annektierten Schwarzmeer-Halbinsel Krim berichtet. Das Bauwerk, das die Krim und ukrainisches Festland verbindet, sei von einer Rakete getroffen und beschädigt worden, schrieb der Besatzungschef des Gebiets Cherson, Wladimir Saldo, am Sonntag auf Telegram.

Dazu veröffentlichte er zwei Fotos, die ein größeres Loch in der Fahrbahn der Autobrücke zeigen sollen. Später von ukrainischen Medien publizierte Fotos zeigen ebenfalls die Beschädigung der Brücke.

Auch etwas weiter nordöstlich bei Henitschesk sei eine Brücke mit mehreren Raketen beschossen und auch eine nahe gelegene Gasleitung beschädigt worden, schrieb Saldo. Ein Mensch sei verletzt worden. Ukrainische Medien veröffentlichten ihrerseits am Abend Fotos, die massive Schäden an der zweispurigen Autobrücke zeigen.

Im weiteren Verlauf des Tages berichteten russische Besatzungsbehörden der Krim über nur zwei Verbindungswege zum Festland, die im Norden der Halbinsel noch für den Verkehr offenblieben. Die rund 70 Kilometer lange Route zwischen der Stadt Dschankoj im Norden der Krim und Nowooleksijiwka im Süden des russisch besetzten Gebiets Cherson sei demnach komplett gesperrt. Auch die Landverbindung bei Henitschensk wird von den Besatzungsbehörden nicht als eine mögliche Autoverbindung zur Krim angegeben.

Unabhängig zu überprüfen waren die Angaben zunächst nicht. Aus Kiew gab es zunächst keine offizielle Stellungnahme dazu.

Die Tschonhar-Brücke ist eine wichtige Nachschubroute für die russische Armee, die seit mehr als 17 Monaten einen Angriffskrieg gegen die Ukraine führt. Sie wurde in diesem Sommer bereits mehrfach von den Ukrainern im Zuge ihrer Gegenoffensive angegriffen. Kiew will alle von Russland besetzten Teile seines Staatsgebiets befreien - und dazu zählt auch die bereits 2014 völkerrechtswidrig von Moskau einverleibte Krim.

+++ Kreise: Neuer Ukraine-Friedensplan in Dschidda im Umlauf +++

Bei den Gesprächen in Saudi-Arabien über ein Ende des russischen Angriffskriegs in der Ukraine ist ein weiterer möglicher Friedensplan im Umlauf. Das erfuhr die Deutsche Presse-Agentur am Sonntag von Diplomaten am Rande des Treffens in Dschidda. Gastgeber Saudi-Arabien habe mit weiteren Ländern einen solchen Plan vorgelegt, hieß es. Teil des Plans sei die Unversehrtheit der Ukraine, eine Waffenruhe an allen Fronten, die Aufnahme von Friedensgesprächen unter UN-Aufsicht sowie der Austausch von Gefangenen. Zudem habe Saudi-Arabien Russland über den Verlauf der Gespräche informiert.

An dem Treffen in Dschidda am Roten Meer hatten am Samstag unter anderem politische und Sicherheitsberater von rund 40 Staats- und Regierungschefs teilgenommen. Darunter waren etwa Berater der Ukraine, der USA, der EU und Deutschlands sowie unter anderem aus China, Indien und der Türkei. An Russland, das den Krieg vor 17 Monaten begonnen hatte, ging keine Einladung. Saudi-Arabien pflegt gute Kontakte mit Russland wie mit der Ukraine und hat sich als Vermittler angeboten.

Bei den Gesprächen ging es zunächst um die Umsetzung der «Friedensformel» des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj für eine Lösung des Konflikts. Deren Kern ist die Forderung nach einem Abzug russischer Truppen aus dem gesamten Staatsgebiet der Ukraine. Selenskyj hatte seinen Zehn-Punkte-Plan beim G20-Gipfel auf Bali im November vorgestellt. Friedensgespräche unter UN-Aufsicht sind darin nicht explizit enthalten, dafür aber etwa die Unterzeichnung eines Dokuments, mit dem das Kriegsende bestätigt wird, ein Tribunal gegen russische Kriegsverbrecher und Sicherheitsgarantien für die Ukraine.

Die Gespräche waren zunächst nur auf Samstag angesetzt. Aus Diplomatenkreisen in Riad hieß es jedoch zuvor, die Gespräche würden bis Sonntag dauern. Vom Rande der Gespräche hieß es am Sonntag auch, der nationale Sicherheitsberater der USA, Jake Sullivan, habe sich mit dem Leiter des Präsidialamtes in Kiew, Andrij Jermak, getroffen.

+++ Moskau will erneuten ukrainischen Drohnenangriff abgewehrt haben +++

Russland hat eigenen Angaben zufolge einen erneuten ukrainischen Drohnenangriff auf die Hauptstadt Moskau abgewehrt. Die Drohne sei am Sonntagvormittag bei der Stadt Podolsk im südlichen Moskauer Gebiet von der Luftverteidigung zerstört worden, teilte das Verteidigungsministerium mit. Es habe weder Verletzte noch Schäden gegeben. Am Flughafen Moskau-Wnukowo wurde vorübergehend der Flugverkehr eingestellt. Aus Kiew gab es zunächst keine offizielle Reaktion dazu.

Moskau war zuletzt wiederholt zum Ziel mutmaßlich ukrainischer Drohnenangriffe geworden, bei denen unter anderem Hausfassaden im zentralen Wolkenkratzerviertel Moskwa City beschädigt wurden. In den meisten Fällen gabe es keine Verletzten. Die Folgen der Drohnenangriffe auf Moskau stehen damit in keinerlei Verhältnis zu den Kriegsfolgen in der von Russland angegriffenen Ukraine, wo bereits Tausende Zivilisten getötet wurden.

+++ Ukraine: Knapp 60 russische Raketen und Drohnen abgewehrt +++

Russland hat die Ukraine in der Nacht erneut mit heftigem Beschuss überzogen. Bis zum Sonntagmorgen seien 30 Marschflugkörper und 27 Kampfdrohnen abgewehrt worden, teilten die ukrainischen Luftstreitkräfte auf Telegram mit. Insgesamt habe die russische Armee in mehreren Angriffswellen 70 Geschosse abgefeuert, hieß es. Wo die Raketen und Drohnen einschlugen, die nicht abgefangen werden konnten, war zunächst nicht bekannt.

Zuvor hatte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj am Samstagabend gesagt, dass im östlichen Gebiet Charkiw ein Zentrum für Bluttransfusionen bombardiert worden sei. Außerdem habe es Angriffe auf die Gebiete Saporischschja und Chemlnyzkyj gegeben.

Die russischen Besatzer der Stadt Donezk wiederum warfen der ukrainischen Armee vor, dort ein Universitätsgebäude beschossen zu haben. Verletzte gab es offenbar keine. Insbesondere die Angaben aus den besetzten Gebieten sind oft nur schwer unabhängig zu überprüfen.

+++ London: Tausende russische Fallschirmjäger getötet oder verwundet +++

Nach Einschätzung des britischen Verteidigungsministeriums könnten Tausende russische Fallschirmjäger im Angriffskrieg gegen die Ukraine verletzt oder getötet worden sein. Das teilten die Briten am Sonntag in ihrem täglichen Update bei Twitter mit. Sie bezogen sich auf Aussagen des Kommandeurs der russischen Luftlandetruppen, Generaloberst Michail Teplinski.

Die Briten wiesen darauf hin, dass Teplinski in einer zum 2. August aufgezeichneten Ansprache zu den jährlichen Feierlichkeiten der russischen Luftlandetruppen gesagt hatte, dass 8500 verletzte Fallschirmjäger später an die Front zurückgekehrt seien oder sich gar geweigert hätten, die Frontlinie zu verlassen. Wenig später wurde die Rede von der Seite des russischen Militärfernsehsenders Swesda wieder gelöscht.

"Er äußerte sich nicht dazu, wie viele Truppen getötet oder zu schwer verletzt wurden, um zum Einsatz zurückzukehren", schrieben die Briten. Teplinskis Zahlen unterstützten aber die Annahme, dass mindestens 50 Prozent der 30 000 Fallschirmjäger, die 2022 in der Ukraine eingesetzt worden seien, getötet oder verletzt worden seien.

Das britische Verteidigungsministerium veröffentlicht seit Beginn des russischen Angriffskriegs in der Ukraine täglich Informationen zum Kriegsverlauf. Moskau wirft London Desinformation vor.

+++ Selenskyj und Baerbock begrüßen Ukraine-Gespräche in Saudi-Arabien +++

Selenskyj lobte in seiner Ansprache das Treffen von Verbündeten der Ukraine am Roten Meer in der Stadt Dschidda, bei dem es auch an diesem Sonntag um seine Formel für einen künftigen Frieden geht. In Saudi-Arabien seien 42 Staaten von verschiedenen Kontinenten vertreten, die durch das internationale Recht vereint seien. Ein Kernpunkt von Selenskyjs "Friedensformel" ist der Abzug der russischen Truppen aus der Ukraine. In Dschidda seien auch wichtige bilaterale Treffen geplant, sagte Selenskyj.

Selenskyj dankte in seiner Videobotschaft einmal mehr unter anderem Deutschland für die jüngsten Verteidigungspakete. Die Ukraine erwarte in der kommenden Woche neue Zusagen von Hilfspaketen von Verbündeten. "Je größer die Konsolidierung der Welt bei der Wiederherstellung eines gerechten Friedens ist, desto schneller wird den Bomben und Raketen, mit denen Moskau die Normen des internationalen Rechts ersetzen will, ein Ende gesetzt", sagte er.

Außenministerin Annalena Baerbock begrüßte die Gespräche in Saudi-Arabien. "Jeder Millimeter Fortschritt in Richtung eines gerechten und fairen Friedens bringt ein Stück Hoffnung für die Menschen in der Ukraine", sagte die Grünen-Politikerin der "Bild am Sonntag". Baerbock sagte, Selenskyj habe mit seiner Friedensformel einen "ganz entscheidenden Pfad aufgezeigt".

An dem Treffen in Dschidda nehmen neben Vertretern der Ukraine beispielsweise auch die USA, China und Deutschland teil. An Russland, das den Krieg gegen das Nachbarland am 24. Februar 2022 begonnen hatte, ging keine Einladung. Geplant ist später im Jahr nach der Vorstellung Selenskyjs ein Friedensgipfel mit den Staats- und Regierungschefs.

+++ Ukraine will Drohnenangriffe auf russische Ziele ausweiten +++

Die Ukraine will nach Angaben ihres nationalen Sicherheitssekretärs Olexij Danilow nach mehreren erfolgreichen Treffern ihre Drohnenangriffe auf russische Ziele ausweiten. "Russische Ziele sind das beste Übungsgelände für ukrainische Waffen und Reklame auf dem weltweiten Rüstungsmarkt", schrieb der Sekretär des Nationalen Rates für Sicherheit und Verteidigung am Samstag auf Twitter, das nun X heißt. Der August sei bisher ein erfolgreicher Monat, meinte er mit Blick auf Treffer gegen russische Schiffe.

"Mit jedem neuen Kampfeinsatz werden ukrainische Kampf- und Marinedrohnen immer präziser, das Bedienungspersonal wird erfahrener, die Kampfkoordination effektiver. Hersteller erhalten Möglichkeiten, die taktischen und technischen Eigenschaften zu verbessern", so Danilow. Er kündigte mehr Einsätze in weiterer Entfernung an. Unterdessen erklärte Kiew die russischen Schwarzmeerhäfen Anapa, Noworossijsk, Gelendschik, Tuapse, Sotschi und Taman zu militärischen Gefahrenzonen. Details wurden nicht genannt.

In der Nacht zu Samstag war ein russischer Tanker zwischen Russland und der von Moskau annektierten Schwarzmeer-Halbinsel Krim von einer Seedrohne am Maschinenraum getroffen worden. Einsatzkräfte pumpten nach russischen Angaben Wasser aus dem Schiff, damit es nicht untergeht. Am Freitag hatte eine Seedrohne Medien zufolge ein Schiff der Schwarzmeerflotte in Noworossijsk getroffen. Auf Bildern war zu sehen, dass es Schlagseite hatte. Vor der Krim-Metropole Sewastopol wurde nach russischen Angaben eine ukrainische Seedrohne zerstört.

Russland wirft der Ukraine inzwischen immer wieder vor, seine Grenzregionen und Städte mit Drohnen anzugreifen, auch die Hauptstadt Moskau. Die Attacken stehen allerdings in keinem Verhältnis zu den russischen Angriffen mit Drohnen, Marschflugkörpern und Raketen auf das Nachbarland seit Beginn des Kriegs vor mehr als 17 Monaten. Dabei sterben immer wieder viele Menschen oder werden verletzt.

+++ Russland schickt Kampfjet wegen US-Drohne über Schwarzem Meer +++

Russland hat nach Angaben aus Moskau wegen einer US-Drohne über dem Schwarzen Meer am Samstag einen Kampfjet aufsteigen lassen. Das unbemannte Flugobjekt habe sich der russischen Staatsgrenze genähert, teilte das Verteidigungsministerium mit. Daraufhin sei ein Jagdflugzeug vom Typ Su-30 aufgestiegen, um es zu identifizieren und keine Verletzung der Grenze zuzulassen. Nach dem Manöver sei die Drohne vom Typ MQ-9A "Reaper" abgedreht, der Kampfjet wieder auf seinen Stützpunkt zurückgekehrt.

"Der Flug des russischen Kampfflugzeugs erfolgte in strikter Übereinstimmung mit den internationalen Regeln für die Nutzung des Luftraums über neutralen Gewässern und unter Einhaltung der Sicherheitsmaßnahmen", betonte das Ministerium. Zum genauen Ort des Zwischenfalls wurden keine Angaben gemacht. Aus Washington gab es zunächst keine Stellungnahme.

Russland hält im Schwarzen Meer nach der völkerrechtswidrigen Annexion der ukrainischen Halbinsel Krim 2014 deutlich größere Teile des Gewässers für sein Gebiet als die internationale Gemeinschaft. Deshalb kommt es immer wieder zu Zwischenfällen.

Mitte März stieß eine unbemannte US-Drohne nach Angaben aus Washington über dem Schwarzen Meer mit einem russischen Kampfjet zusammen. Die USA machten «unsicheres und unprofessionelles» Handeln der russischen Seite dafür verantwortlich. US-Kräfte hätten die Drohne zum Absturz bringen müssen. Die US-Regierung bemühte sich zugleich, eine Eskalation zu vermeiden.

Angesichts des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine seit Februar vergangenen Jahres ist die Sorge vor einer direkten militärischen Konfrontation zwischen den USA und Russland groß. Die Amerikaner unterstützen Kiew zwar im großen Stil mit militärischer Ausrüstung, schließen aber aus, sich mit eigenen Soldaten zu beteiligen.

+++ Ukraine-Gespräche in Dschidda starten - wohl keine Abschlusserklärung +++

In Saudi-Arabien haben Friedensgespräche zur Beendigung des russischen Angriffskriegs in der Ukraine begonnen. Dazu versammelten sich am Samstag die Berater zahlreicher Staats- und Regierungschefs in Dschidda, wie das saudische Staatsfernsehen berichtete. Erwartet wurden Teilnehmer aus mehr als 30 Ländern, unter anderem Vertreter der Ukraine, USA, EU und Deutschlands sowie aus China, Indonesien, Ägypten und der Türkei. Russland nimmt nicht teil.

Nach dem Treffen wird es wohl keine Abschlusserklärung geben, wie die Deutsche Presse-Agentur aus Kreisen des saudischen Außenministeriums erfuhr. Ziel der Gespräche sei ein "Austausch von Meinungen und Sichtweisen" zur Lösung des Konflikts, hieß es aus Riad. Wie schon bei einem ähnlichen Treffen in Kopenhagen im Juni werde es danach keine Erklärung und auch keine öffentlichen Stellungnahmen geben. Abschlusserklärungen sind bei internationalen politischen Treffen oft ein wichtiges Mittel, um gemeinsame Positionen, Forderungen oder auch Zusagen öffentlich festzuhalten.

Bei den Gesprächen geht es um die Umsetzung der "Friedensformel" des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj für eine Lösung des Konflikts. Deren Kern ist die Forderung nach einem Abzug russischer Truppen aus der Ukraine. Bei dem Treffen in Kopenhagen hatten sich bereits Botschafter verbündeter Staaten zu der Initiative beraten. Auch dieses Treffen endete ohne gemeinsame Erklärung.

Die Hoffnung ist nun auch, durch die Teilnahme einflussreicher Staaten aus dem Globalen Süden noch stärkere Unterstützung für die Ukraine zu gewinnen. Mit dem Begriff "Globaler Süden" sind oft Länder in Lateinamerika, Afrika, im Nahen und Mittleren Osten oder in Asien gemeint. Vor allem die Teilnahme Chinas, für das der Sondergesandte Li Hui anreisen sollte, werteten Beobachter als Erfolg. Beim Treffen in Kopenhagen war China nicht vertreten.

Das Treffen ist der Staatsagentur SPA zufolge zunächst nur auf Samstag angesetzt. Aus Diplomatenkreisen in Riad hieß es zuvor dagegen, das Treffen werde zwei Tage und damit bis Sonntag dauern. Zuvor hatte auch das "Wall Street Journal" von einem geplanten zweitägigen Treffen berichtet.

+++ Geheimdienst: Drohnenattacken auf russische Schiffe "rechtmäßig" +++

Der ukrainische Geheimdienstchef Wassyl Maljuk hat die jüngsten Drohnenattacken gegen russische Schiffe und die Brücke zu der von Moskau annektierten Halbinsel Krim als "rechtmäßig" bezeichnet. Es handele sich um einen "absolut logischen und effektiven Schritt" gegen den Feind, teilte Maljuk am Samstag im Telegram-Kanal des Geheimdienstes SBU in Kiew mit. Zuvor war eine ukrainische Seedrohne in einen russischen Tanker nahe der Krim eingeschlagen und hatte diesen schwer beschädigt. "Solche Spezialoperationen werden in den territorialen Gewässern der Ukraine ausgeführt und sind vollkommen rechtmäßig", sagte der SBU-Chef.

Dagegen meinten russische Kommentatoren, die Ukraine habe versucht, mit dem "Terroranschlag" gegen ein ziviles Schiff eine ökologische Katastrophe im Schwarzen Meer auszulösen. Laut russischen Behörden trat aus dem durch den Drohnenangriff schwer beschädigten Tanker kein Treibstoff ins Meer aus.

Die Ukraine hatte im Zuge ihrer laufenden Gegenoffensive die Befreiung aller von Russland besetzten Gebiete angekündigt, darunter die von Russland schon 2014 unter Bruch des Völkerrechts einverleibte Krim. "Wenn also die Russen wollen, dass das 'Geknalle' aufhört, dann sollten sie die dafür einzige Möglichkeit nutzen und die territorialen Gewässer der Ukraine und unser Land verlassen", sagte Maljuk. "Je schneller sie das tun, desto besser wird es für sie sein. Weil wir den Feind vollkommen in diesem Krieg besiegen werden."

Nach der ukrainischen Seedrohnenattacke gegen den russischen Tanker "Sig" wollen Einsatzkräfte das Schiff in der Meeresenge von Kertsch absichern. Derzeit wird laut russischen Behörden das durch ein Loch eingedrungene Wasser abgepumpt. Der Tanker schwimme trotz der Schäden im Maschinenraum weiter frei auf dem Wasser zwischen der Schwarzmeer-Halbinsel Krim und Russland, hieß es. Niemand sei verletzt worden.

Die Ukraine hatte angekündigt, die Attacken mit ihren Seedrohnen gegen russische Schiffe fortzusetzen. Am Vortag war der Hafen der russischen Schwarzmeerflotte in Noworossisjk Ziel eines Drohnenangriffs geworden. Bilder zeigten das Landungsschiff «Olenegorski gornjak» (Olenegorsker Bergmann) in geneigter Lage in Noworossijsk. Die ukrainische Seedrohne soll mit 450 Kilogramm Sprengstoff auf das Schiff geprallt sein. Die Ukraine verteidigt sich seit mehr als 17 Monaten gegen den russischen Angriffskrieg.

+++ London: Angriff auf russisches Landungsschiff schwerer Schlag +++

Das britische Verteidigungsministerium wertet den Angriff auf das russische Marineschiff "Olenegorski gornjak" als schweren Schlag für die Schwarzmeerflotte. Das Landungsschiff sei mit großer Wahrscheinlichkeit schwer beschädigt, teilten die Briten am Samstag in ihrem täglichen Update bei Twitter mit. Bilder deuteten darauf hin, dass mehrere wasserdichte Abteilungen beschädigt oder die Bemühungen der Crew, Schäden einzudämmen, wirkungslos gewesen seien.

Das Schiff sei das größte russische Marineschiff, das seit dem Untergang des Kreuzers Moskwa im April 2022 schwer beschädigt oder zerstört worden sei, schrieb das Ministerium in London.

Nach Angaben der Ukraine hatte eine ukrainische Seedrohne das Schiff beschädigt. Spätere Bilder zeigten die "Olenegorski gornjak" (Olenegorsker Bergmann) in geneigter Lage im russischen Schwarzmeerhafen von Noworossijsk. Nach offiziellen russischen Angaben gab es keine Schäden. Doch selbst russische Militärblogger veröffentlichten Fotos und Videos des tief im Wasser liegenden Schiffes und schrieben von Beschädigungen.

Das britische Verteidigungsministerium veröffentlicht seit Beginn des russischen Angriffskriegs in der Ukraine täglich Informationen zum Kriegsverlauf. Moskau wirft London Desinformation vor.

+++ Russland will Tanker nach ukrainischer Drohnenattacke sichern +++

Nach der ukrainischen Seedrohnenattacke gegen den russischen Tanker "Sig" wollen Einsatzkräfte das schwer beschädigte Schiff in der Meeresenge von Kertsch absichern. Derzeit werde das durch ein Loch eingedrungene Wasser abgepumpt, teilte die russische Seenotrettungsbehörde Morspassluschba am Samstagmorgen mit. Der Tanker schwimme trotz der Schäden im Maschinenraum weiter frei auf dem Wasser zwischen der Schwarzmeer-Halbinsel Krim und Russland. Bei der Attacke durch die Drohne sei niemand verletzt worden. Zur Rettung des Tankers seien Boote der Seenotrettung an Ort und Stelle im Einsatz. Treibstoff drang demnach nicht aus.

Der Tanker in der Straße von Kertsch, die das Schwarze mit dem Asowschen Meer verbindet, war von einem mit Sprengstoff beladenen Drohnenboot in der Nacht zum Samstag getroffen und beschädigt worden. Das staatliche ukrainische Auslandsfernsehen Freedom veröffentlichte ein Video, das den Einschlag der Drohne in dem Schiff zeigen soll. Nach einem Bericht des Senders sollen die Attacken mit den ukrainischen Seedrohnen gegen russische Schiffe fortgesetzt werden. Am Vortag war der Hafen der russischen Schwarzmeerflotte in Noworossisjk Ziel eines Drohnenangriffs geworden.

Bilder zeigten das Landungsschiff "Olenegorski gornjak" (Olenegorsker Bergmann) in geneigter Lage in Noworossijsk. Die ukrainische Seedrohne soll mit 450 Kilogramm Sprengstoff auf das Schiff geprallt sein. Der Militärgeheimdienst in Kiew hatte danach weitere solche Angriffe angekündigt. Auch die Schäden auf der Krim-Brücke zwischen Russland und der von Moskau annektierten Krim sollen bei der jüngsten Explosion im Juli durch solch einen Drohnenangriff entstanden sein.

Das Verteidigungsministerium in Kiew hatte angekündigt, alle Schiffe, die russische und ukrainische Häfen im Schwarzen Meer anlaufen, als militärische Ziele zu betrachten. Die Ukraine, die selbst so gut wie keine Marine mehr hat, griff bereits mehrfach russische Schiffe an. Sie versenkte etwa vergangenes Jahr das Flaggschiff der russischen Schwarzmeerflotte, den Kreuzer "Moskwa", mit Anti-Schiffs-Raketen vom Typ Neptun. Inzwischen setzt das Land verstärkt unbemannte Sprengstoffboote gegen russische Ziele ein. Die Ukraine verteidigt sich seit mehr als 17 Monaten gegen den russischen Angriffskrieg.

+++ Mutmaßlicher Drohnenangriff auf Tanker - Maschinenraum beschädigt +++

Bei dem mutmaßlichen ukrainischen Drohnenangriff auf den russischen Tanker in der Straße von Kertsch soll der Maschinenraum des Schiffes beschädigt worden sein. Die Besatzung des Schiffes befinde sich aber in Sicherheit, berichtete die staatliche russische Nachrichtenagentur Tass unter Berufung auf das Koordinierungszentrum für die Seenotrettung in Noworossijsk. Die Brücke zwischen der von Moskau besetzten Schwarzmeer-Halbinsel Krim und dem russischen Festland war Berichten zufolge komplett abgedunkelt und für Autoverkehr gesperrt. Die Angaben ließen sich nicht unabhängig überprüfen.

Ein Vertreter der russischen Besatzungsverwaltung der Krim sprach auf Telegram von einer "aktiven Gefahrenlage". Russische Staatsmedien berichteten, ein Rettungsteam sei in Richtung eines Tankers ausgerückt. Im Internet wurde ein mutmaßlicher russischer Funkspruch an die Schiffe in der Kertsch-Meerenge veröffentlicht, in dem alle Schiffe zu erhöhter Achtsamkeit im Zusammenhang mit einem Angriff durch Luft- und Seedrohnen aufgerufen werden. In einem online veröffentlichten mutmaßlichen Funkgespräch des Frachters, erklärt eines der Crew-Mitglieder, dass der Maschinenraum geflutet und das Schiff immobilisiert sein soll. Auch dies war nicht überprüfbar.

+++ Experte sieht Chancen für Erfolg der ukrainischen Gegenoffensive +++

Rund zwei Monate nach Beginn der ukrainischen Gegenoffensive sieht der Militärexperte Christian Mölling von der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik (DGAP) unterdessen Chancen für einen Erfolg der Operation. Die Offensive gehe langsam aber sicher voran. "Wenn die Ukrainer es schaffen, durch die erste russische Verteidigungslinie zu kommen, wird die Offensive erfolgreich sein", sagte Mölling den Zeitungen der Funke Mediengruppe (Samstag).

Aus Möllings Sicht würde es reichen, wenn die ukrainischen Truppen bis zu den quer verlaufenden Versorgungslinien auf Eisenbahn und Straße in Richtung Melitopol vorstießen. Dann könnten sie das ganze Gebiet bis zum Asowschen Meer mit Artillerie und Raketenartillerie beschießen, meint der Experte. "Das Terrain wäre dann für die Russen nicht mehr zu verteidigen."

Die Ukrainer brauchen nach Ansicht des DGAP-Experten keinen Durchbruch. Es würde reichen, sich so gut aufzustellen, dass es für die Russen nicht mehr möglich wäre, den Süden zu halten. "Dann müssen sie abziehen." Der Krieg könne auch ohne Entscheidungsschlacht entschieden werden. "Es braucht kein Ende wie in einem Hollywood-Film", meint Mölling.

Die Ukraine brauche allerdings mehr von allen bislang gelieferten westlichen Waffensystemen: Minensuchräumer, Munition oder Flugabwehr. Darüber hinaus benötige das Land Raketen mit größerer Reichweite. Deutschland solle auch Taurus-Marschflugkörper an Kiew liefern, forderte Mölling. Dass dies eine Eskalation darstelle, ist seiner Meinung nach "Unsinn". Briten und Franzosen hätten bereits ähnliche Flugkörper geliefert. "Da entsteht keine neue Qualität." Die Bundesregierung müsse auch einen Plan erstellen, was die Ukrainer in sechs Monaten bräuchten. "Deutschland ist bislang immer zu spät gekommen."

Bei der Lieferung von Taurus-Marschflugkörpern zögert die Bundesregierung, weil die Geschosse auch russisches Territorium erreichen können.

+++ Bundesregierung liefert weiteres Militärgerät an Ukraine +++

Die Bundesregierung hat unterdessen weiteres militärisches Gerät und Waffen an die Ukraine geliefert. Laut einer am Freitag aktualisierten Übersicht auf der Regierungsseite erhielt Kiew im Vergleich zur Vorwoche unter anderem zwei weitere Minenräumpanzer, neun weitere Grenzschutzfahrzeuge und drei weitere Aufklärungsdrohnen. Außerdem lieferte Deutschland demnach auch Antiminenpflüge für T-72-Panzer, automatisierte Aufklärungssysteme und mobile Antennenmastkomplexe.

Die Liste der geplanten Militärhilfen wurde ebenfalls aktualisiert. Neue Pläne umfassen nun die Lieferung von 18 000 Panzerabwehrhandwaffen, 40 zusätzlichen Schützenpanzern vom Typ Marder, sechs Bergepanzern, sieben Fernminenräumgeräten und fünf weiteren Aufklärungssystemen.

+++ Angriff auf russisches Kriegsschiff: Selenskyj dankt Geheimdienst +++

Nach dem Angriff einer ukrainischen Seedrohne auf ein russisches Kriegsschiff am Freitag dankte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj dem Geheimdienst SBU für seine Arbeit. In seiner abendlichen Videoansprache sagte Selenskyj der SBU habe den Krieg zurück zum russischen Aggressor gebracht. "Was man in die Welt hineinbringt, darauf bleibt man schlussendlich sitzen", hieß es in seinem Telegram-Kanal. Zuvor veröffentlichten Medien im Internet ein Video, das den erfolgreichen Angriff einer SBU-Seedrohne, beladen mit 450 Kilogramm Sprengstoff, auf das feindliche Schiff zeigen soll.

Spätere Bilder zeigten das Landungsschiff "Olenegorski gornjak" (Olenegorsker Bergmann) in geneigter Lage im russischen Schwarzmeerhafen von Noworossijsk. Sogar Kreml-treue russische Kriegsblogger schrieben von Beschädigungen des Schiffes.

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/news.de/dpa

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