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Friedrich Merz: Gendern schuld am AfD-Umfragehoch? CDU-Chef blamiert sich via Twitter

Friedrich Merz liefert "scheinheilige" Gründe für AfD-Umfragehoch. Bild: picture alliance/dpa | Carsten Koall

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Umfrage-Klatsche für die Bundesregierung! Die Alternative für Deutschland holt bei einer aktuellen Umfrage einen Rekord-Wert. Die AfD zieht mit der Kanzlerpartei SPD gleich und wäre somit zweitstärkste Kraft.

Umfragehoch bei Sonntagsfrage: AfD holt Rekordwert

Einer Insa-Erhebung für die "Bild am Sonntag" zufolge könnte die Partei, wäre an diesem Sonntag Bundestagswahl, 19 Prozent (+1)der Stimmen holen. Das sei der höchste Wert, den das Meinungsforschungsinstitut Insa jemals für die AfDgemessen habe, hieß es bei der "Bild". Ebenso viele Befragte würden demnach SPDwählen (-1). CDU und CSUliegen mit 27 Prozent (-1) vorn. Grüne und FDP bleiben im Vergleich zur Vorwoche unverändert bei 13 und 9 Prozent. Die Linke kann um einen Punkt auf 5 Prozent zulegen. Auch im ARD-"Deutschlandtrend" war die AfD mit der SPD gleichgezogen - auf 18 Prozent. Seitdem läuft eine verstärkte Debatte über die Ursachen für das Umfragehoch.

"Heftiger Denkzettel für Regierung!" CDU-Chef Friedrich Merz beschuldigt Ampel-Koalition für Umfragehoch der AfD

Für CDU-Chef Friedrich Merz liegen die Gründe für die hohen AfD-Umfragewerte auf der Hand. "Bei näherer Betrachtung sind die Ursachen doch seit langem ziemlich klar", schrieb er am Samstag in seinem Newsletter "MerzMail". "Eine schwache und beständig streitende Regierung löst Gegenreaktionen aus. Mit der AfD können die Bürgerinnen und Bürger heftige Denkzettel verpassen. Diese Denkzettel treffen derzeit vor allem die Grünen", die mittlerweile nur noch die eigene Klientel erreichten, "aber außerhalb davon mit ihrer penetrant vorgetragenen Volkserziehungsattitüde auf besonders starken Widerstand stoßen".

Wenn "die ganz normalen Bürgerinnen und Bürger" bei den Regierungsparteien kein Gehör mehr fänden, wendeten sie sich jenen zu, die ganz besonders scharf dagegen seien. Zur Frage, warum seine Partei nicht von der Situation profitiere, schrieb Merz, die CDU werde mitverantwortlich gemacht für den Zustand des Landes und wenn sie Gegenpositionen zur Koalition einnehme, seien dieselben, die von ihr ständig Alternativen verlangten, "in Windeseile mit der Rassismuskeule und dem 'Rechtsruck'-Vorwurf bei der Hand". "Eine solche Verengung des Meinungsklimas zahlt wieder nur bei der AfD ein, und so nährt die Ampel diese Partei gleich doppelt."

Man lasse sich nicht verängstigen von einer "engstirnigen Meinungselite", schrieb Merz. Er machte zudem deutlich, das Erstarken der AfD nehme man nicht einfach hin. "Wir stehen ein für unsere Überzeugungen mit Freude, Optimismus und der Bereitschaft, jederzeit allen die Stirn zu bieten, die aus Deutschland ein anderes Land machen wollen, sei es von ganz links oder ganz rechts."

AfD-Rekord wegen Gendern? Merz blamiert sich mit bizarrer Theorie auf Twitter

Später legte der CDU-Chef nach und blamierte sich mächtig auf Twitter. "Mit jeder gegenderten Nachrichtensendung gehen ein paar hundert Stimmen mehr zur #AfD. Gegenderte Sprache und identitäre Ideologie werden von einer großen Mehrheit der Bevölkerung nicht mehr nur im Stillen abgelehnt. Sie werden als übergriffig empfunden", heißt es in einem Tweet von Friedrich Merz. Die Reaktionen darauf sind eindeutig. "Ich frage mich, wann es hierzulande aus der Mode kam, konstruktive Oppositionsarbeit durch zündeln nach Vorlage Trump zu ersetzen. Was Sie/die CDU machen kann ich mir nur so erklären, daß Sie eine zukünftige Koalition mit der AfD vorbereiten wollen", schreibt ein Twitter-Nutzer. "Menschen werden zu Nazis, weil jemand Wähler:innen oder Pfleger:innen schreibt? Es muss etwas im Trinkwasser sein", ist in einem anderen Tweet zu lesen. "Mit Verlaub - mit jedem solchen - Verzeihung - dämlichen Tweet werden noch mehr zur AfD wechseln. Vielleicht nutzen Sie Twitter besser DAFÜR, #INHALTE der #CDU zu verbreiten, anstatt gegen ihre Mitbewerber zu wettern", empfiehlt eine Twitter-Nutzerin.

Malu Dreyer: CDU-Reaktion auf AfD-Umfragehoch ist "scheinheilig"

Die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) hat vor dem Hintergrund des Umfragehochs der AfD die CDU kritisiert. "Ich bin fassungslos darüber, wie scheinheilig und unverfroren die Union die Gründe für das Umfragehoch der AfD bei anderen sucht", sagte Dreyer der Deutschen Presse-Agentur in Mainz am Samstag. Die SPD-Politikerin sagte, die Umfragewerte der AfD seien schon einmal so hoch gewesen. "Das war im Sommer 2018, als die Unionsschwesterparteien CDU und CSU sich einen derart erbitterten Asylstreit lieferten, die Stimmung in der Bevölkerung damit aufheizten und einen Regierungsbruch riskierten, als der ehemalige CDU-Verfassungsschutzpräsident Hans-Georg Maaßen gewaltsame Ausschreitungen eines rechten Mobbs in Chemnitz verharmloste und Markus Söder einen vermeintlichen Asyl-Tourismus anprangerte." Das Muster sei jetzt wieder das gleiche, sagte Dreyer: "Zuerst die Stimmung in der Bevölkerung anfeuern und dann fragen, wer das Feuer löschen kann."

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/news.de/dpa

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