Schwere Kämpfe in Belgorod: Wollen russische Widerstandskämpfer die Putin-"Diktatur" beenden?
Erstellt von Sabrina Böhme
23.05.2023 09.20
Während der Krieg in der Ukraine weiter andauert, soll es in der russischen Region Belgorod zu schweren Gefechten gekommen sein. Laut Medienberichten haben am Montagmorgen, 22. Mai, Truppen russischer Anti-Putin-Verbände aus der Ukraine einen Grenzposten in der Ortschaft Graiworon nahe der ukrainischen Grenze attackiert.
Zwei Tote nach Angriff in russischer Grenzregion Belgorod
Nach offiziellen Angaben sind zwei Menschen durch Beschuss verletzt worden. Ein Mann und eine Frau seien nach Minenexplosionen ins Krankenhaus eingeliefert worden, teilte der Gouverneur der Region, Wjatscheslaw Gladkow am Montag auf seinem Telegram-Kanal mit. Die Frau werde auf der Intensivstation behandelt.In einer ersten Meldung hatte er noch von zwei Verletzten gesprochen. Seinen Angaben nach wurde im Dorf Samostje ein Kindergarten getroffen, der dann in Brand geriet. In Graiworon seien zudem drei Häuser beschädigt worden. Auch das Verwaltungsgebäude wurde den offiziellen Angaben zufolge getroffen. "Ein Spionage- und Sabotagetrupp ist in das Gebiet des Landkreises Graiworon eingedrungen", teilte Gladkow außerdem mit. Der Kreml bestätigte später die Information. Laut Kremlsprecher Dmitri Peskow wurde der "Sabotagetrupp" bekämpft.
Nach Beschuss in Belgorod: Behörden verhängen Terroralarm
Nach dem Beschuss in der russischen Grenzregion Belgorod nahe der Ukraine haben die Behörden Terroralarm in dem Gebiet verhängt. Die Maßnahme diene der Sicherheit der Bevölkerung, teilte Gouverneur Wjatscheslaw Gladkow am Montag auf seinem Telegram-Kanal mit. Zuvor gab der Beamte bekannt, dass die Zahl der Verletzten auf sechs gestiegen sei. Das Anti-Terror-Regime sieht Personenkontrollen oder die Schließung von Fabriken vor, die gefährliche Güter wie Sprengstoff, radioaktive oder chemische und biologische Gefahrenstoffe produzieren.
Ukraine-Krieg: Anti-Putin-Truppen greifen Grenzposten in Russland an
Die russische Armee und der Geheimdienst FSB sollen sich angeblich an den Kämpfen beteiligt haben. In sozialen Netzwerken gab es seit dem Morgen Berichte über den Beschuss grenznaher Orte. Beschossen werde auch der Grenzübergang, hieß es. Gladkow hatte dies zunächst als "Desinformationskampagne" und "Panikmache" zurückgewiesen. In einem Video, dass der Twitter-Kanal "wartranslated" teilte, sind Drohnenaufnahmen zu sehen. Darauf sprechen zwei Männer auf Ukrainisch, während sie sich die Aufnahmen eines Gebietes mit vermutlich Halle darauf angucken. Außerdem schreibt der Account davon, dass versucht wurde Panzer über die Grenze zu bringen. In einem weiteren Clip seien etwa sechs bis acht Fahrzeuge zu sehen.
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Russische Widerstandskämpfer wollen Putins "Diktatur" ein "Ende setzen"
Die "Legion Freies Russland" und das "Russische Freiwilligenkorps" bekannten sich zu den Angriffen. Die ausschließlich aus russischen Staatsbürgern bestehenden Einheiten "Russisches Freiwilligenkorps" und "Legion Freiheit Russlands" hätten "eine Operation zur Befreiung des Gebiets Belgorod vom sogenannten Putin-Regime begonnen", sagte Militärgeheimdienstsprecher Andrij Jussow im ukrainischen Fernsehen.
In einem von der "Legion" veröffentlichten Statement, wurde dazu aufgerufen keinen Widerstand zu leisten und keine Angst zu haben: "Wir sind nicht Ihre Feinde. Im Gegensatz zu Putins Zombies rühren wir die Zivilbevölkerung nicht an und benutzen sie nicht für unsere eigenen Zwecke. Die Freiheit ist nah!" In einem auf Twitter geteilten Video sagt ein Mitglied der Legion: "Wir sind Russen, genau wie ihr. Wir sind Menschen wie ihr. Wir wollen, dass unsere Kinder in Frieden aufwachsen und freie Menschen werden, damit sie reisen, studieren und einfach in einem freien Land glücklich sein können." Der Mann im Video fügte hinzu: "Es ist an der Zeit, der Diktatur des Kremls ein Ende zu setzen. Vielen Dank an alle, die uns unterstützen. An alle, die uns Spenden schicken und rauchen, wo es nötig ist. Eure Unterstützung ist es, die uns jeden Tag an unser Endziel auf dem Roten Platz [in Moskau] erinnert. Seid tapfer und habt keine Angst, denn wir kommen nach Hause. Russland wird frei sein!"
Ukraine dementiert Beteiligung an Kämpfen in Belgorod
Im Ukraine-Krieg kämpfen beide Einheiten auf der Seite Kiews. Der ukrainische Militärgeheimdienst bestätigte unterdessen Kämpfe in der Region. Die Regierung in Kiew dementiert allerdings ihre Beteiligung an der Aktion. Die Ukraine beobachte das Geschehen interessiert, "ist aber nicht direkt daran beteiligt. Wie bekannt ist, werden Panzer in jedem russischen Waffengeschäft verkauft", schrieb der Berater des Präsidentenbüros, Mychajlo Podoljak bei Twitter.
Russische Propagandisten sprechen davon, dass bei den Angriffen mehrere Menschen ums Leben kamen. Der frühere russische FSB-Offizier Igor Girkin schrieb dazu auf Telegram: "Dabei gelang es ihnen, mehrere Hundert Meter in das Gebiet der 'alten' Russischen Föderation vorzudringen. "Auf unserer Seite gab es mehrere Tote, auf der anderen Seite auch Tote." Offizielle Zahlen dazu gibt es aktuell aber nicht. Unklar ist auch der Ursprung der Videos.
Anti-Putin-Truppen kämpfen erneut in russischer Region
Bereits im März fielen russische Widerstandskämpfer in die Region Brjansk ein. "Die Situation entwickelt sich zwar noch, aber der heutige Einfall in das Gebiet von Belgorod erinnert mich an die Angriffe vor einigen Monaten, allerdings mit einigen wesentlichen Unterschieden", schreibt "wartranslated". Der Angriff sei "dreister" und es wurden mehr Kampffahrzeuge eingesetzt sowie vermehrt Artillerie und Mörser benutzt. "Außerdem findet er am helllichten Tag statt, und Drohnenaufnahmen werden sofort im Internet veröffentlicht, um eine maximale psychologische Wirkung zu erzielen", heißt es in dem Tweet weiter. Zuletzt griffen die Kämpfer früh am Morgen an und die Details des Angriffs wurden erst nach deren Rückzug bekannt. Für den Account sei eine Sache noch besonders als beim letzten Mal: "Auch die Botschaft der RDK ist wirklich interessant: Sie 'greifen' nicht an oder 'dringen ein', sondern befreien besetzte russische Gebiete vom Kreml. Das gibt der Geschichte einen anderen Dreh.
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bos/news.de/dpa