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Deutsche Bahn: Nach verschobenen Bahn-Plänen! Gehalts-Plus für Manager sorgt für Entsetzen

Der Deutschlandpakt soll für mehr Pünktlichkeit sorgen. Die Pläne der Deutschen Bahn sollen sich verschieben. (Symbolfoto) Bild: picture alliance/dpa | Sebastian Gollnow

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Pünktlichkeit wird bei der Deutschen Bahn klein geschrieben. Zu spät am Zielbahnhof anzukommen oder den Zug nicht pünktlich zu erwischen, haben viele Bahnfahrer:innen schon erlebt. Das soll aber bald Geschichte sein. Mit dem für 2030 geplanten Deutschlandtakt soll die Bahn revolutioniert werden. Diese Pläne verspäten sich aber offenbar. Das sorgt für Diskussionen.

Deutsche Bahn: Pünktlichkeitsprojekt verspätet sich um 40 Jahre

Mit dem Deutschlandtakt nach Schweizer Vorbild soll der Fernverkehr zwischen den Metropolregionen enger getaktet werden. Die vorherige Bundesregierung hat den Schienenpakt" zusammen mit Gewerkschaften, Bahn-Unternehmen, und Verbänden im Juni 2020 geschlossen. So sollen bis 2030 die Züge zwischen den größten Städten im Halbstundentakt fahren. An zentralen Bahnhöfen sollen sie ungefähr gleichzeitig eintreffen und kurz darauf wieder abfahren. Lange Umsteigezeiten von einer halben Stunde und mehr soll es dann nicht mehr geben. Reisezeiten werden kürzer.

Michael Theurer (FDP), Staatsekretär im Bundesverkehrsministerium und Beauftragter der Bundesregierung für den Schienenverkehr, sprach in der ZDF-Sendung "Zoom" davon, dass sich das Projekt verzögert und erst 2070 kommt. "In den nächsten 50 Jahren als Jahrhundertprojekt will man einen integralen Taktfahrplan in Deutschland umsetzen", hatte Theurer dort gesagt. Der Deutschlandtakt erfordere Investitionen von 50 Milliarden bis 60 Milliarden Euro. "Da ist es völlig klar, und da war es auch immer klar, dass das Jahrzehnte dauert." Denn die Infrastruktur des Bahnnetzes gibt das nicht her. Engpässe müssen durch den Ausbau von alten und neuen Strecken behoben werden. Dafür sind Milliarden an Investitionen nötig. Damals waren 2 Milliarden aus dem Bundeshaushalt für die Bahn vorgesehen, dadurch wäre das Projekt erst 2044 umsetzbar gewesen. Volker Wissing hat deshalb die Bahn zur "Chefsache" erklärt.

Unmut nach verschobenen Bahn-Plänen: Vorwurf des Klima-Verbrechens

Die Nachricht von der Verschiebung hält die Verkehrsexpertin von Greenpeace Marissa Reiserer für einen Gesetzesbruch. "Wer Handlungsmacht hat und die nicht nutzt, der begeht Klima-Verbrechen", zitiert sie das ZDF. Der Interessenverband Allianz pro Schiene hat angesichts von Diskussionen über den Zeitplan des sogenannten Deutschlandtakts Klarheit von der Bundesregierung gefordert. "Wir erwarten, dass Bundesverkehrsminister Volker Wissing den Ausbau des Schienennetzes nicht weiter verschleppt und noch in diesem Jahr ein verbindliches Konzept zur stufenweisen Umsetzung des Deutschlandtaktes vorlegt", forderte Hauptgeschäftsführer Dirk Flege am Donnerstag. "Wir dürfen beim Netzausbau für den Deutschlandtakt jetzt keine Zeit mehr verlieren." Auch bei Twitter regte sich Unmut. "Kein Lesefehler: Die große Bahnreform, der #Deutschlandtakt, ist offenbar bis mindestens 2070 verschoben worden. 2070! Wenn ich also fast 100 Jahre alt bin, fährt die #DeutscheBahn endlich pünktlich und zuverlässig. Wer hilft mir mit dem Rollator", schreibt Joana Cotar, Mitglied des Deutschen Bundestages.

Theurer rechtfertigt sich nach Berichten über Deutschlandtakt-Verspätung

Theurer betonte später auf Twitter jedoch, dass der Deutschlandtakt "2025/26" kommt. Die Berichte bezeichnet er als "grob irreführend". Das bedeute nicht, dass der Deutschlandtakt bis 2030 vollständig umgesetzt werde. "Richtig ist, dass der Deutschlandtakt ein fortlaufendes Projekt ist, das stetig weiterentwickelt und an die Modernisierung des Schienennetzes angepasst wird." Er soll "wie geplant" kommen "und wird nicht verschoben", erklärt der FDP-Politiker weiter bei Twitter. "Das Bundesverkehrsministerium arbeitet vielmehr an einer Beschleunigung des Projekts."

Trotz Bahn-Problemen: Top-Manager kriegen mehr Gehalt

Derweil die Bahn-Probleme langsam angegangen werden, ging es bei der Gehaltserhöhung von Bahn-Managern wohl zügig voran. Für die "Bild"-Zeitung ein Grund, daraus einen Skandal zu stricken. Das Boulevardblatt berichtet, dass der Chef der Deutschen Bahn 90.000 Euro mehr bekommen. Auch 3.000 Führungskräfte erhalten mehr. Laut "Business Insider" kriegen Manager in höheren Positionen statt190.000 Euro seit Januar 216.000 Euro. Die an den Erfolg gebundenen Boni sollen gekürzt werden, während die Bahn die Forderungen der Eisenbahngewerkschaft EVG um eine Lohnerhöhung für die 180.000 Beschäftigten nicht akzeptiert. Das ärgert SPD-Mann Martin Kröber. "Jetzt bekommen die Manager ein noch höheres Gehalt, egal, wie viele Fehler sie machen. Das kann nicht die Antwort auf die Probleme bei der Bahn sein", sagte er zur "Bild"-Zeitung.

Dass die Zeitung die Gehaltserhöhung mit den Bahn-Plänen in Verbindung bringt, verstehen einige Twitter-Nutzer nicht. "Die "Gehaltserhöhungen", was immer das für welche sein sollen, haben doch gar nichts mit der Verschiebung zu tun. Völlig sinnlose Verknüpfung der Bild. Die Verkehrsminister der letzten 15-20 Jahre waren und sind halt dem Auto Lobbyismus verfallen", schreibt ein User.

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/rad/news.de/dpa

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