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Petro Poroschenko: Ex-Ukraine-Präsident sicher: Putin bald vorm Kriegsverbrecher-Tribunal

Petro Poroshenko und Wladimir Putin in Ouistreham, Frankreich, im Juni 2014. Bild: picture alliance / dpa | Christophe Ena / Pool

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Fünf Jahre lang war Petro Poroschenko Präsident der Ukraine, bis er im Mai 2019 vonWolodymyr Selenskyj abgelöst wurde. In seiner Position traf er mehrere Male persönlich auf Wladimir Putin und lernte dabei offenbar ganz genau, wie der russische Präsident tickt.  Er mahnt, ihm nicht zu trauen, glaubt aber sicher an sein Ende. Er sieht ihn vorm UN-Kriegstribunal in Den Haag.

Ex-Ukraine-Präsident Petro Poroschenko: "Traue Putin nicht, denn Putin sagt nie die Wahrheit"

Von Verhandlungen mit Russland hält Poroschenko nichts. Es mache keinen Sinn, über die territoriale Integrität der Ukraine zu verhandeln. Dies sei seiner Ansicht nach überhaupt nicht möglich: "Es gibt eine Lektion, die ich aus meiner langen Erfahrung in der Kommunikation mit Putin gelernt habe. Punkt Nr. 1: Traue Putin nicht, denn Putin sagt nie die Wahrheit. Punkt Nr. 2: Haben Sie keine Angst vor Putin. Putin versteht nur die Sprache der Gewalt und wird so weit gehen, wie Sie es ihm erlauben. Punkt Nr. 3: Verhandeln Sie nicht mit Putin allein", sagt er in einem "Bild"-Interview.

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"Streitkräfte der Ukraine sind sehr gute Diplomaten": Poroschenko lehnt Verhandlungen mit Russland ab

Auf Nachfrage zu Verhandlungen mit Putin reagiert er zynisch: "Wir haben bereits einen sehr guten Verhandlungsführer, einen sehr guten Diplomaten, vielleicht den besten Verhandlungsführer mit Putin: Das sind die Streitkräfte der Ukraine." Sie hätte "brillant mit Russland verhandelt": "Sie haben die Russen aus Kiew vertrieben. Eine Geste des guten Willens, wie Putin sagte. Dann hatten wir eine großartige Verhandlung in der Region Charkiw, dann in Cherson und jetzt in der Region Donezk." Für ein schnelles Ende des Kriegs in der Ukraine, womöglich noch in diesem Jahr, sie der Ex-Präsident nur eine militärische Lösung, fordert weitere Waffenlieferungen mit Munition, Panzern, Luftabwehr und Kampfflugzeugen aus dem Westen. "Hier geht es nicht um Hilfe für die Ukraine, sondern um eine Investition in die eigene Sicherheit. Je mehr Waffen wir haben werden, desto näher wird das Ende des Krieges sein", so Poroschenko.

Dass viele Menschen im Westen gegen Waffenlieferungen sind, da sie sich fürchten, der Krieg könne weiterer eskalieren und auch andere Länder wie etwa Nato-Staaten zur Kriegspartei machen, scheint Poroschenko nicht gelten zu lassen: "Putin hat nicht nur die Ukraine angegriffen, sondern auch die freie, demokratische Welt, die westliche Welt, wie er sagte. Putin wird niemals aufhören", argumentiert er.

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Ex-Ukraine-Präsident Petro Poroschenko: Wladimir Putin ist ein "verrückter Irrer"

Er selbst habe im Krieg enge Freunde verloren. "Wenn die Leute, die protestieren, das verstehen, werden sie keine Zweifel mehr an unserem zukünftigen Verhalten haben", so der Politiker. Niemand wisse, wo die russischen Soldaten morgen auftauchen werden. "Warum nicht in Dresden, wo Putin alle Straßen kennt? Gestern sah er Kiew als sein Nest an, morgen wird er denken, es sei Dresden. Das ist möglich, weil er ein verrückter Irrer ist", sagt er.

Poroschenko sieht Wladimir Putin vorm Haager Tribunal

Neben Waffenlieferungen fordert Poroschenko vom Westen Sanktionen gegen Russland, die die russischen Exporte einschränken, damit Wladimir Putin den Krieg nicht länger finanzieren kann und so zu "Verhandlungen unter den Bedingungen des internationalen Rechts" gezwungen werde. Er müsse zur Verantwortung gezogen werden. Poroschenko glaubt "ohne Zweifel" an Putins Sturz und will voraussehen, wann dieser genau stattfinden werde: "Wenn er vor dem Haager Tribunal stehen wird."

Für die Ukraine wünscht sich der Ex-Präsident aufgrund der Wirtschaftsverluste finanzielle Unterstützung sowie eine Aufnahme im Nordatlantikpakt: "Das Schlüsselelement ist die ukrainische Mitgliedschaft in der Nato – keine anderen Sicherheitsgarantien können in dieser Situation funktionieren." Wie Putin auf eine Aufnahme reagieren könnte, beschreibt er jedoch nicht.

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rad/bua/news.de

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