Politik

Krankenkassenreform-Schock: "Ende des Sozialstaats" - Patienten sollen 2.000 Euro selbst zahlen

Müssen Patienten bald neben der Krankenkassenbeiträge auch noch eine hohe Selbstbeteiligung beim Arzt zahlen? (Symbolbild) Bild: Adobe Stock / Zerbor

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Die Kosten des Gesundheitssystems steigen ins Unermessliche, pro Jahr erhöhen sie sich um zehn bis 20 Milliarden Euro. Während sie laut Statistischem Bundesamt 1992 noch bei159,5 Euro lagen, sind sie bis 2019 um 3,6 Prozent auf 413,8 Milliarden Euro gestiegen. In den darauffolgenden Jahren kamen weitere Milliarden Euro hinzu. Die große Frage: Wie lässt sich das deutsche Gesundheitssystem retten? Ein sehr umstrittener Vorschlag lautet nun: Indem Patienten zur Kasse gebeten werden.

Prof. Bernd Raffelhüschen zu Krankenkassenreform: Patienten sollen 2.000 Euro selbst zahlen

Kassenpatienten zahlen aktuell durchschnittlich etwa 16,2 Prozent ihres Gehalts in die Krankenkassen ein. Die traurige Prognose des Gesundheitsexperten Prof. Bernd Raffelhüschen: Bis2035 könnten es sogar22 Prozent werden. Der sogenannte "Renten-Papst" sagt deshalb nun in einem "Bild"-Interview: "Wir können uns das System nicht mehr leisten." Er macht deshalb einen Vorschlag, der vielen sauer aufstößt: Kassenpatienten sollen künftig pro Jahr gestaffelt bis zu 2.000 Euro Selbstbeteiligung zahlen

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2.000 Euro pro Jahr: Raffelhüschen fordert Selbstbeteiligung von Kassenpatienten

Der Professor, der an der Universität Freiburg lehrt, stellt sich vor, dass gesetzlich Versicherte künftig erst 50 Prozent ihrer Arztkosten selbst zahlen, dann 20 Prozent. Maximal solle sich die Selbstbeteiligung pro Jahr auf1.500 bis 2.000 Euro belaufen. Geringverdiener würden nach seiner Krankenkassenreform vom Staat mit Zuschüssen unterstützt. Immerhin räumt Raffelhüschen selbst ein: "Die größten Verlierer der Reform werden die künftigen Senioren sein. Sie müssen mehr aus eigener Tasche bezahlen. Profitieren werden die Beschäftigten, weil ihre Kassenbeiträge deutlich langsamer steigen als ohne Reform."

Damit aber nicht genug, konkret stellt sich Raffelhüschen vor, dass Patienten für immer mehr Krankheitsfälle selbst aufkommen. So sollen Raucher und Übergewichtige sich an Folgekosten selbst beteiligen. Sportler, die Risikosportarten wie etwa Skifahren nachgehen, müssten Folgekosten wie Beinbrüche sogar komplett selbst finanzieren. Zudem sieht der Gesundheitsexperte perspektivisch 30 Prozent bis 40 Prozent weniger Kliniken im Land.

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Bundesgesundheitsminister Lauterbach gegen höhere Selbstbeteiligung für Kassenpatienten

Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) erteilte dem Vorstoß Raffelhüschens jedoch eine klare Absage. "Für Uniprofessoren wie Herrn Raffelhüschen oder mich wären diese Vorschläge bezahlbar", twitterte Lauterbach. "Für die große Mehrheit der Bevölkerung geht das nicht."

In Deutschland werden rund 73 Millionen Versicherte von einer der 96 Krankenkassen versorgt - das entspricht etwa 90 Prozent der Bevölkerung. Für das laufende Jahr wird in der Gesetzlichen Krankenversicherung ein Defizit von 17 Milliarden Euro erwartet - nach den Worten von Lauterbach ist das ein historisches Ausmaß. Raffelhüschens Pläne sind für den Minister trotzdem keine Option: "Der Vorschlag wird nicht kommen."

"Das absolute Ende des Sozialstaats!" Shitstorm für Bernd Raffelhüschen wegen Krankenkassenreform

Prof. Bernd Raffelhüschens Vorschlag stößt auf viel Kritik. Vielen Twitter-User können nicht fassen, dass Kassenpatienten nach seinem Vorschlag künftig noch mehr Geld für das Gesundheitswesen einplanen müssen: "Jetzt gehts ans Eingemachte Raffelhüschen fordert eine Selbstbeteiligung von 2.000 € für jeden gesetzlich Krankenversicherten. Nach jedem Arztbesuch gibt es eine Rechnung. Das absolute Ende des Sozialstaats wird eingeleitet unter der Ampelkoalition." Ein anderer User schreibt: "Ey Locke, verzieh dich und flieg auf den Mond ohne Sauerstoffgerät! Raffelhüschen Wenn die Krankenkassen mal die Kosten drastisch senken würden und die Politik dafür sorgen würde das nicht sinnlos Geld verballert wird, würde auch alles gut sein!"

Ein User wundert sich offenbar kein bisschen über Raffelhüschens Vorschlag: "Naja, wir wissen ja auch von wem der Vorschlag kommt, was der in den vergangenen Jahren sonst noch so von sich gegeben hat und mit wem der Herr außerdem verheiratet ist, nicht wahr... Übrigens, Herr Raffelhüschen ist auch der, der sagte, dass es in .de keine Altersarmut gibt." In einem weiteren Tweet wird sogar sein Expertenstatus infrage gestellt: "Raffelhüschen ist Experte für Sozialkassen, insbesondere Rentenkassen, aber Gesundheitsexperte?" "Es ist sehr interessant, dass sie nie die Politiker einbeziehen, in ihrer Denkweise. Wer ist denn verantwortlich für diesen? Wer soll dafür haften und den Menschen erklären wer versagt hat. Sie sind eine Einbahnstraße & da vorne ist die Wand", kritisiert ein weiterer User.

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rad/news.de/dpa

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