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Kim Jong-un: Schürt er Kriegsangst? Nordkorea-Diktator protzt mit Raketen-Show

Kim Jong-un protzte auf einer Militärparade mit einer Vielzahl an ballistischen Interkontinentalraketen. Bild: picture alliance/dpa/KCNA/KNS | Uncredited

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Kim Jong-un prahlte zuletzt immer wieder über seine Atomwaffen. Den USA drohte der Nordkorea-Diktator sogar mit einem atomaren Angriff. Mit einer militärischen Protz-Show demonstrierte der Machthaber letzte Woche seine Stärke. Bei der jüngsten Parade werden besonders viele strategische Waffen vorgeführt.

Kim Jong-un protzt bei Militärparade mit Interkontinentalraketen

Inmitten wachsender Spannungen mit den USA und Südkorea hat Nordkorea bei einer nächtlichen Militärparade erneut Stärke demonstriert und möglicherweise neu entwickelte Waffensysteme gezeigt. Experten gingen unter Verweis auf Satellitenbilder davon aus, dass Nordkorea zum 75. Gründungstag seiner Streitkräfte am Mittwoch so viele Interkontinentalraketen (ICBM) wie nie zuvor bei seinen Truppenschauen und offensichtlich auch neuartige Raketen vorgeführt hat. Die gezeigten ICBM demonstrierten "enorme nukleare Schlagkraft", berichteten die Staatsmedien am Donnerstag. Das weithin isolierte Land ist wegen seines Atomwaffenprogramms internationalen Sanktionen unterworfen.

Bilder zeigten Machthaber Kim Jong-un, wie er die Parade mit marschierenden Soldaten und vorbeifahrenden Panzer- und Raketenfahrzeugen auf dem mit Scheinwerfern hell erleuchteten Kim-Il-Sung-Platz in Pjöngjang von einer Tribüne aus verfolgte. Eingeleitet wurde das Spektakel von Feuerwerk und Kanonenschüssen. Alle Teilnehmer hätten Kim Jong-un mit "stürmischen Hurra-Rufen" begrüßt, hieß es in nordkoreanischen Medien.

Kim Jong-un mit Tochter Ju Ae bei Propaganda-Show

Begleitet wurde Kim von seiner Frau Ri Sol Ju und seiner jugendlich wirkenden Tochter Ju Ae. Kim nahm die Tochter zuletzt mehrfach zu Veranstaltungen in einem militärischen Umfeld mit. In Südkorea wird das als mögliche Botschaft des Herrschers an die eigenen Bürger interpretiert, dass die Atomwaffen künftige Generationen im Land schützen sollen.

Nuklear-Experte sicher: Entwicklung von Raketen richtet sich gegen die USA

Aufnahmen von der Parade deuteten auf zehn bis zwölf nordkoreanische Hwasong-17-ICBMs hin, schrieb Ankit Panda,Spezialist für Nuklearpolitik bei der Carnegie Endowment for International Peace, auf Twitter. "Das sind zusammen mehr ICBM-Startgeräte, als jemals zuvor bei einer nordkoreanischen Parade gesehen wurden." Die von Nordkorea Hwasongpho-17 genannte Rakete ist die größte ICBM im eigenen Arsenal. Interkontinentalraketen, die eine Reichweite von mindestens 5500 Kilometern haben, gelten als wichtigste Trägermittel von Atomwaffen. Nordkoreas Entwicklung strategischer Raketen richtet sich dabei besonders gegen die USA, denen Pjöngjang eine feindselige Politik vorwirft.

Laut Panda und anderen Experten wirkt es auf ersten Fotos so, dass wahrscheinlich auch ein neues ICBM-System mit Feststoffantrieb vorgestellt wurde. Feststoffraketen sind besonders schnell einsatzbereit. Kims Regime hat jedoch noch nie erfolgreich Langstreckenraketen mit Festbrennstoff getestet. Bei der Truppenschau wurden den nordkoreanischen Berichten zufolge neben Raketen verschiedener Reichweiten auch Marschflugkörper gezeigt. Dieser Aufmarsch mit einer Vielzahl an Waffen, hätte gezeigt, dass die Atomstreitkräfte nicht "begrenzt" seien. 

Raketen-Tests in Nordkorea?

Im Gespräch mit der BBC erklärte Panda, dass die gezeigten Waffen wichtig für die nukleare Modernisierung Nordkoreas seien. "Wir sollten in den kommenden Monaten mit den ersten Flugtests von Feststoffraketen mit größerer Reichweite rechnen", sagte der Nuklear-Experte. Er fügte hinzu, dass die Ausweitung des nordkoreanischen Interkontinentalraketenarsenals die USA im Falle eines Konflikts vor "ernsthafte militärische Planungsprobleme" stellen könnte, da es für die USA schwierig wäre, alle mobilen nordkoreanischen Interkontinentalraketen zu finden und zu zerstören.

Spannungen zwischen Nordkorea und USA nehmen zu

Seit dem vergangenen Jahr haben sich die Spannungen auf der koreanischen Halbinsel deutlich verschärft. Pjöngjang testete einem UN-Expertenbericht zufolge unter Verstoß gegen Resolutionen des Weltsicherheitsrats mindestens 73 ballistische Testraketen - 42 davon in den letzten vier Monaten des Jahres. Ballistische Raketen sind in der Regel Boden-Raketen, die je nach Bauart auch mit einem Atomsprengkopf ausgerüstet werden können. Die USA und Südkorea haben als Abschreckung gegen Nordkorea ihre gemeinsamen Militärübungen wieder in vollem Umfang aufgenommen.

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/news.de/dpa

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