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Ukraine-Krieg im News-Ticker: Selenskyj: Westliche Panzer verhelfen Ukraine zu neuer Stärke

Hält sich Putin an die geplante Waffenruhe? Bild: picture alliance/dpa/Pool Sputnik Kremlin/AP | Aleksey Babushkin

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Um 10.00 Uhr MEZ an diesem Freitagmittag soll eine anderthalbtägige und einseitige Waffenruhe der russischen Armee beginnen, die Kremlchef Wladimir Putin angesichts des orthodoxen Weihnachtsfests angeordnet hat. Es wäre erstmals seit Kriegsbeginn Ende Februar eine Feuerpause entlang der gesamten Frontlinie - falls sie wirklich eingehalten wird. Das jedoch ist äußerst fraglich. In Kiew ist von "Heuchelei" und "Propaganda" die Rede, auch die Bundesregierung und andere westliche Politiker reagierten zurückhaltend.

Nach monatelangem Zögern hat die Bundesregierung sich unterdessen - ebenso wie die USA - erstmals zur Lieferung von Schützenpanzern an die angegriffene Ukraine entschieden. Kiew reagiert dankbar, hofft aber zugleich auf noch mehr Hilfe im Kampf gegen die russische Aggression.

Ukraine-Krieg im News-Ticker - Alle aktuellen Entwicklungen am 06.01.2023 im Überblick

+++Selenskyj: Westliche Panzer verhelfen Ukraine zu neuer Stärke +++

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat seine Dankbarkeit für die angekündigten Schützenpanzer-Lieferungen aus Deutschland und den USA bekräftigt. "Es ist uns gelungen, die Stärke der Ukraine und die Zusammenarbeit bei der Verteidigung mit den Partnern auf ein neues Level zu bringen", sagte Selenskyj in seiner Videoansprache am Freitagabend. "Von nun an hat die Ukraine mehr Flugabwehr, mehr gepanzerte Fahrzeuge, erstmals westliche Panzer, mehr Geschütze und Geschosse."

Zuvor hatten die USA ein neues Paket für Kiew im Umfang von etwa drei Milliarden US-Dollar (2,8 Milliarden Euro) verkündet, worin auch Schützenpanzer vom Typ Bradley enthalten sein sollen. Aus Deutschland soll das angegriffene Land etwa 40 Schützenpanzer vom Typ Marder und ein Patriot-Flugabwehrsystem erhalten. Die Ukraine hat zwar bereits in der Vergangenheit westliche Panzer erhalten, allerdings handelte es sich dabei um Flugabwehr-, Transport- oder Bergepanzer und nicht - wie dieses Mal - um Schützenpanzer.

"Deutschland hat einen bedeutenden Schritt nach vorne gemacht bei der Stärkung der Sicherheit nicht nur der Ukraine, sondern ganz Europas", sagte Selenskyj, der früher am Tag auch mit Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) telefoniert hatte.

+++ Selenskyj sendet Ukrainern Botschaft zum orthodoxen Weihnachtsfest +++

Inmitten des russischen Angriffskriegs hat der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj seinen Landsleuten eine Botschaft zum orthodoxen Weihnachtsfest gesendet. "Das ist ein Feiertag der Harmonie und des Familienzusammenhalts. Und zusammen sind wir alle eine große ukrainische Familie", sagte er in einem am Freitagabend veröffentlichten Video.

Mehr als 300 Tage nach dem russischen Einmarsch sei die ukrainische Familie geeint wie nie zuvor - "in ihrem Mut, ihrer Standhaftigkeit, ihrem gegenseitigen Respekt und ihrer gegenseitigen Hilfe", erklärte Selenskyj, der in dem Video in einem festlich geschmückten Saal steht und ein militärgrünes Hemd mit kleinen eingestickten Panzern trägt.

"Wir beschützen unser Land, unsere Kultur, unsere Traditionen, unseren Glauben", fügte der 44-Jährige hinzu. "Ich wünsche euch allen frohe Weihnachten! (...) Passt auf euch auf, passt auf eure Familien auf, passt auf unsere Ukraine auf!" Mehrere orthodoxe Kirchen - darunter die ukrainisch-orthodoxe und die russisch-orthodoxe - feiern Weihnachten traditionell am 7. Januar.

+++ USA sagen Ukraine weitere militärische Hilfe in Milliardenumfang zu +++

Die US-Regierung stellt der Ukraine zur Abwehr des russischen Angriffskriegs weitere milliardenschwere Militärhilfen zur Verfügung. Die Sprecherin des Weißen Hauses, Karine Jean-Pierre, sagte am Freitag in Washington, das neue Paket für Kiew habe einen Umfang von etwa drei Milliarden US-Dollar (2,8 Milliarden Euro) und sei das bislang größte Einzelpaket dieser Art. Darin enthalten seien Schützenpanzer vom Typ Bradley, deren Lieferung das Weiße Haus bereits am Donnerstag nach einem Telefonat von US-Präsident Joe Biden und Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) angekündigt hatte. Das Pentagon werde im Laufe des Freitags genauere Details über die Waffensysteme mitteilen, die in dem Paket enthalten seien, sagte Jean-Pierre.

Die USA gelten als wichtigster Verbündeter der Ukraine im Abwehrkampf gegen die russische Invasion. Seit dem Beginn von Bidens Amtszeit im Januar 2021 haben die Vereinigten Staaten bereits Militärhilfe für die Ukraine in Höhe von knapp 22 Milliarden US-Dollar bereitgestellt oder zugesagt. Die nun verkündeten drei Milliarden US-Dollar kommen nun hinzu. Die USA haben Kiew dabei bereits verschiedene schwere Waffensysteme zur Verfügung gestellt, darunter die Mehrfachraketenwerfer vom Typ Himars, die den russischen Streitkräften mitunter schwere Verluste zufügen.

+++ USA verhängen wegen iranischer Militärhilfe für Moskau Sanktionen +++

Die US-Regierung verhängt wegen der iranischen Unterstützung für das russische Militär neue Sanktionen. Betroffen seien mehrere Führungskräfte des iranischen Luft- und Raumfahrtunternehmens Qods Aviation Industry, teilte das US-Finanzministerium am Freitag mit. Dieses sei für die Entwicklung und Produktion von Drohnen verantwortlich. Teheran habe diese an Russland für den Einsatz im Angriffskrieg gegen die Ukraine weitergegeben. Ebenfalls von den Sanktionen betroffen ist der Direktor der iranischen Aerospace Industries Organization. Der US-Regierung zufolge ist dies die "wichtigste Organisation" bei der Überwachung der iranischen Programme für ballistische Raketen.

Man werden weiterhin alle zur Verfügung stehenden Mittel einsetzen, um Kremlchef Wladimir Putin die Waffen zu verweigern, "mit denen er seinen barbarischen und unprovozierten Krieg gegen die Ukraine führt", erklärte US-Finanzministerin Janet Yellen. Die Tatsache, dass der Kreml auf Lieferanten wie Iran zurückgreife, zeige die Verzweiflung angesichts des tapferen ukrainischen Widerstands. Als Folge der Sanktionen werden etwaige Vermögenswerte in den USA der Betroffenen eingefroren. Geschäfte mit ihnen werden US-Bürgern untersagt. Auch internationale Geschäfte werden durch die Sanktionen für Betroffene meist deutlich schwieriger.

Der Iran hat Berichten zufolge bereits im August Drohnen nach Russland geschickt, die zum Beispiel für Angriffe auf militärische Objekte wie Radaranlagen und Artillerie sowie Energieinfrastruktur benutzt werden können. Wenige Wochen später attackierten Russlands Streitkräfte Ziele in der Ukraine mehrfach mit iranischen Kamikaze-Drohnen vom Typ Schahed 136, die große Schäden anrichteten.

+++ Telefonat mit Scholz: Selenskyj dankt für Schützenpanzer +++

 

Nach der angekündigten Lieferung neuer Waffensysteme für sein Land hat sich der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj in einem Telefonat persönlich bei Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) bedankt. "Ich habe für das mächtige Verteidigungspaket gedankt, einschließlich von Dutzenden Marder-Schützenpanzern und das Patriot-System", wurde der Präsident am Freitag in einer Mitteilung seines Büros in Kiew zitiert. Es sei auch über weitere Kooperation zur "Stärkung der ukrainischen Armee" gesprochen worden.

Zuvor hatten Deutschland, die USA und Frankreich der Ukraine für die Abwehr der seit Februar vergangenen Jahres laufenden russischen Invasion die Lieferung von Späh- und Schützenpanzern in Aussicht gestellt. Das Patriot-Flugabwehrsystem soll vor allem der Raketenabwehr dienen. Die ukrainische Armee ist in ihrem Abwehrkampf beinahe komplett von westlicher finanzieller und militärische Unterstützung abhängig. Russland hatte die Ankündigung als weiteren Eskalationsschritt kritisiert.

+++ Verteidigungsministerium prüft Abgabe von Bundeswehr-Schützenpanzern +++

Das Verteidigungsministerium bereitet nach der Lieferzusage von Schützenpanzern an die Ukraine eine Abgabe aus den Beständen der Bundeswehr vor. Eine entsprechende Prüfung lief nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur am Freitag im Wehrressort aber noch. Untersucht wurde dabei auch, wie das Ziel einer schnellen Überlassung von 40 der Schützenpanzer erreicht werden kann.

Die Bundeswehr verfügt insgesamt über etwa 370 Marder, von denen viele vor einem Einsatz auch überholt werden müssen. Zudem sind Marder für die Nato-Verpflichtung in der Schnellen Eingreiftruppe (VJTF) gebunden, nachdem der Einsatz des moderneren Puma auf Eis gelegt worden war.

Bereits im Sommer hatte der Hersteller Rheinmetall 100 der Schützenpanzer für die Ukraine angeboten. Inzwischen sind davon 40 für Griechenland bestimmt, das dafür Schützenpanzer sowjetischer Bauart in die Ukraine liefert ("Ringtausch"). Weitere 60 Marder werden aufgearbeitet und überholt und könnten also früher oder später an die Ukraine abgegeben werden.

Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) und US-Präsident Joe Biden hatten sich Donnerstagabend in einem Telefonat darauf verständigt, der Ukraine erstmals Schützenpanzer für den Kampf gegen die russischen Angreifer zu liefern. Die praktische Umsetzung des Lieferprogramms schien am Freitag von deutscher Seite aber nicht abschließend geplant zu sein.

+++ CSU fordert Lieferung moderner Leopard-Panzer an Ukraine +++

Die CSU im Bundestag hat die Ampel-Koalition aufgefordert, der Ukraine neben Schützenpanzern auch Kampfpanzer vom Typ Leopard I und II zu liefern. Die nun beschlossene Lieferung der Marder-Schützenpanzer sei das eine, sagte CSU-Landesgruppenchef Alexander Dobrindt am Freitag zum Auftakt einer Klausurtagung im bayerischen Kloster Seeon. "Aber der zweite Schritt muss auch kommen." Deutschland müsse das Selbstverteidigungsrecht der Ukraine auch mit Leopard-Lieferungen unterstützen - und zwar unabhängig davon, ob das verbündete Staaten auch machen oder nicht.

Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hätte hier die Chance, selbst zu handeln und den Leopard anzubieten, sagte Dobrindt, der Scholz erneut Zögerlichkeit vorwarf. "Es ist immer wieder das gleiche Muster: Es wird zu lange abgewartet - bis zu einem Zeitpunkt, wo man politisch nicht mehr anders kann. Und dann erst handelt man. Ich glaube, in Europa wird zu Recht unter deutscher Führung etwas anderes verstanden." Den Leopard I könne die Rüstungsindustrie aus ihren Beständen liefern, den moderneren Leopard II die Bundeswehr aus ihren Depots.

Dobrindt plädierte auch dafür, ukrainische Soldaten schon jetzt auf beiden Panzern auszubilden. "Je schneller umso besser", sagte er.

Die Bundesregierung hatte nach langem Abwarten dafür entschieden, der Ukraine auch Schützenpanzer Marder zu liefern. Sie sollen dem von Russland angegriffenen Land noch in den ersten drei Monaten dieses Jahres überlassen. Es geht um etwa 40 Exemplare, wie Regierungssprecher Steffen Hebestreit am Freitag in Berlin sagte.

+++ Russische Botschaft verurteilt Schützenpanzerlieferungen scharf +++

 

Die russische Botschaft in Berlin hat mit scharfer Kritik auf die Entscheidung Deutschlands zur Lieferung von Schützenpanzern und eines Patriot-Luftabwehrsystems an die Ukraine reagiert. "Entschieden verurteilen wir diesen Beschluss und betrachten ihn als einen weiteren Schritt hin zur Konflikteskalation in der Ukraine", schrieb die Auslandsvertretung am Donnerstag auf ihrer Internetseite. Man betone erneut, dass die Lieferungen tödlicher und schwerer Waffen "die moralische Grenze darstellen, die die Bundesregierung hätte nicht überschreiten sollen". Die Botschaft warf Deutschland und dem "kollektive(n) Westen" vor, kein Interesse daran zu haben, "eine friedliche Konfliktlösung zu suchen". Die Entscheidung Berlins, schwere Waffen zu liefern, werde die deutsch-russischen Beziehungen gravierend beeinträchtigen.

+++ Ukraine ignoriert von Russland einseitig erklärte Waffenruhe +++

Während der von Russland einseitig erklärten Waffenruhe zum orthodoxen Weihnachtsfest haben ukrainische Soldaten im Donezker Gebiet das Feuer auf Stellungen des Feindes eröffnet. "Auf diese Weise gratulieren sie den Besatzern zum bevorstehenden Weihnachten!", teilte das Verteidigungsministerium in Kiew am Freitag in sozialen Netzwerken mit. In der Kleinstadt Bachmut seien Stellungen der russischen Truppen mit 120-Millimeter-Mörsergranaten als "Geschenk" beschossen worden. "Der Widerstand geht weiter, bis der letzte russische Eindringling auf ukrainischem Boden getötet ist!", hieß es in der Mitteilung.

Russland hat im Februar eine Invasion der Ukraine begonnen. Zum orthodoxen Weihnachtsfest verkündete Moskau erstmals seit Kriegsbeginn eine für die gesamte Front geltende 36-stündige Waffenruhe, die von Kiew aber abgelehnt wurde. Während der Feuerpause verhängten die ukrainischen Behörden am Freitag für circa zwei Stunden einen Luftalarm im ganzen Land. Auslöser sollen nach Medienberichten mehrere über dem benachbarten Belarus aufgestiegene Flugzeuge der russischen Luftwaffe gewesen sein.

+++ Moskau wirft Kiew Angriffe trotz von Putin verkündeter Feuerpause vor +++

as russische Militär wirft der ukrainischen Seite weitere Angriffe vor. Kremlchef Wladimir Putin hatte zuvor einseitig für seine Truppen einen Waffenstillstand zur orthodoxen Weihnacht ausgerufen. "Obwohl sich die russische Heeresgruppierung an die seit heute, dem 6. Januar um 12 Uhr in Kraft getretene Feuerpause hält, hat das Kiewer Regime weiter mit Artillerie auf Ortschaften und Positionen der russischen Kräfte gefeuert", erklärte Armeesprecher Igor Konaschenkow am Freitag in Moskau. Kiew hat die einseitig von Moskau verkündete Waffenruhe öffentlich abgelehnt.

Laut Konaschenkow gab es an drei Frontabschnitten Gefechte. Im Norden nahe der Kleinstadt Lyman habe ukrainisches Militär mit Granatwerfern geschossen, etwas weiter südlich bei der Ortschaft Bilohoriwka im Gebiet Luhansk mit Artillerie. Im Süden des Gebiets Donezk habe es ebenfalls Artillerieschüsse auf russische Positionen gegeben. "Bei der Feuererwiderung wurden die Positionen der ukrainischen Streitkräfte, von denen die Schüsse abgegeben wurden, niedergehalten", sagte Konaschenkow. Einen angeblichen ukrainischen Beschuss der Industriestadt Donezk, über den zuvor die russischen Statthalter in der Region berichtet hatten, erwähnte er hingegen nicht.

+++ Lukaschenko stattet russischen Truppen in Belarus Besuch ab +++

Der Machthaber von Belarus Alexander Lukaschenko hat nach offiziellen Angaben die gemeinsame russisch-belarussische Truppe im Land inspiziert. "Beim Besuch des Truppenübungsplatzes Obus-Lesnowski erklärte Alexander Lukaschenko, dass die Erfahrung, die durch das Zusammenwachsen der Militäreinheiten und -verbände gewonnen wird, große Bedeutung für Belarus hat", teilte das belarussische Verteidigungsministerum am Freitag in seinem Telegram-Kanal mit. Zuletzt mehrten sich Spekulationen, dass ein Angriff russischer Truppen auf die Ukraine erneut über Belarus erfolgen könne. Der Truppenübungsplatz liegt nahe der Großstadt Baranawitschy im Westen des Landes.

Die im Herbst 2022 aufgestellte gemeinsame Einsatztruppe dient offiziell dem Schutz der Außengrenzen der russisch-weißrussischen Union - speziell im Westen, also auf belarussischem Gebiet. Dem Verband gehören auch 9000 russische Soldaten an, die damit ständig auf belarussischem Territorium stationiert sind. Der Verband gilt als mögliche Speerspitze für einen neuen Angriff auf die Ukraine.

Die Ankunft größerer gepanzerter Einheiten hat das belarussische Verteidigungsministerium in den vergangenen Tagen mit Bildern dokumentiert. Belarus ist eng mit Russland verbündet. Machthaber Alexander Lukaschenko, der im Westen nicht mehr als Präsident anerkannt wird, ist militärisch, politisch und wirtschaftlich abhängig vom Kreml. Belarus hat zu Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine sein Territorium für die russischen Einheiten zur Verfügung gestellt. Belarussische Soldaten kämpfen aber bislang nicht im Krieg.

+++ London: Annektierte ukrainische Gebiete kommen Moskau teuer zu stehen +++

Die von Russland völkerrechtswidrig annektierten Gebiete in der Ostukraine werden dem Kreml nach Einschätzung britischer Regierungsexperten teuer zu stehen kommen.Das geht aus dem Geheimdienst-Update zum Ukraine-Krieg des britischen Verteidigungsministeriums am Freitag hervor. Demnach sind Luhansk und Donezk, die von der russischen Führung als Volksrepubliken bezeichnet werden, schon seit längerem eine finanzielle Belastung für Moskau. Im Rahmen von weltweit nicht anerkannten Scheinreferenden wurden sie im September in die Russische Föderation integriert; zum Jahreswechsel wurden auch die Separatistenmilizen der beiden Gebiete in die regulären Streitkräfte Russlands eingegliedert.

"Jetzt, da der Kreml sich offen dazu verpflichtet hat, sie zu unterstützen, werden sie eine große politische, diplomatische und finanzielle Belastung für Russland darstellen, lange über die derzeitige Phase des Konflikts hinaus", hieß es in der Mitteilung zu den beiden Gebieten.

+++ Feuerpause abgelehnt: Russlands Ex-Präsident Medwedew beschimpft Kiew +++

Nach Kiews Ablehnung der von Kremlchef Wladimir Putin angeordneten Feuerpause zur orthodoxen Weihnacht hat Russlands Ex-Präsident Dmitri Medwedew die ukrainischen Politiker beschimpft. "Schweine haben keinen Glauben oder ein angeborenes Dankbarkeitsgefühl. Sie verstehen nur rohe Gewalt und fordern von ihren Herren quiekend Fressen", schrieb der Vizechef des russischen Sicherheitsrats am Freitag in seinem Telegram-Kanal. Auch über Deutschlands Außenministerin Annalena Baerbock zog der 57-Jährige in dem Zusammenhang her.

Laut Medwedew hat die russische Führung den Ukrainern die «Hand christlicher Nächstenliebe» ausgestreckt. Diese sei ausgeschlagen worden, auch weil der Westen den Weihnachtsfrieden nicht zugelassen habe. "Selbst das ungebildete Weib Baerbock und eine Reihe weiterer Aufseher im europäischen Schweinestall haben es geschafft, über die Unzulässigkeit einer Waffenruhe zu meckern", schrieb Medwedew.

Der einst als verhältnismäßig liberal geltende Politiker versucht sich seit Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine mit seinen Äußerungen als Hardliner gegenüber dem Westen zu profilieren.

Putin hatte am Donnerstag eine 36-stündige Waffenruhe angeordnet, die von Freitagmittag bis Samstag Mitternacht gelten soll - die Zeit des orthodoxen Weihnachtsfestes. Es ist das erste Mal, dass Moskau eine solche Waffenruhe für die ganze Front initiiert. Bisher waren Feuerpausen lokal begrenzt, beispielsweise zum Austausch von Gefangenen. Eine Waffenruhe zum orthodoxen Ostern im vergangenen Jahr hatte der Kreml noch abgelehnt.

Nun hat Kiew die Forderungen nach der Feuerpause als "Heuchelei" zurückgewiesen. Baerbock kritisierte die Feuerpause als unzureichend und forderte einen Rückzug Russlands, um Frieden zu erzielen.

+++ Putin begründet Waffenruhe-Plan mit orthodoxem Weihnachtsfest +++

In Putins Dekret heißt es: "Unter Berücksichtigung des Aufrufs von Patriarch Kirill beauftrage ich das russische Verteidigungsministerium vom 6. Januar 12.00 Uhr mittags (10.00 Uhr MEZ) bis 7. Januar 24.00 Uhr (22.00 Uhr MEZ) eine Feuerpause entlang der gesamten Linie der bewaffneten Auseinandersetzung in der Ukraine in Kraft zu setzen." Zuvor hatte Kirill, das einflussreiche Oberhaupt der russisch-orthodoxen Kirche, zu einer Waffenruhe in der Ukraine über Weihnachten aufgerufen. Die orthodoxen Kirchen in Russland und in der Ukraine feiern die Geburt Jesu Christi traditionell nach dem julianischen Kalender am 7. Januar.

+++ Ukraine bezeichnete angekündigte Feuerpause als "Heuchelei"

Die Führung in Kiew bezeichnete die Feuerpause als «Heuchelei». Der Berater im ukrainischen Präsidentenbüro, Mychajlo Podoljak, schrieb auf Twitter: "Russland muss die besetzten Gebiete verlassen - nur dann wird es eine "zeitweilige Waffenruhe" geben." Im Gegensatz zum russischen Gegner greife die Ukraine kein fremdes Territorium an und töte keine Zivilisten. Beobachter in Kiew gingen davon aus, dass die Feuerpause den Ukrainerinnen und Ukrainern zwar möglicherweise Angriffe mit Raketen und Drohnen über die Weihnachtstage ersparen könnte. An den Fronten im Osten und Süden des angegriffenen Landes hingegen werde sich die Lage hingegen wohl kaum verändern.

Auch EU-Ratschef Charles Michel warf Russland heuchlerisches Verhalten vor. «Ein Rückzug der russischen Truppen ist die einzige ernsthafte Option, um Frieden und Sicherheit wiederherzustellen, schrieb er auf Twitter.

+++ Besatzungschef: Werden ukrainische Angriffe trotz Waffenruhe erwidern +++

Ein Besatzungschef erklärte darüber hinaus bereits, russische Truppen würden ungeachtet von Putins Befehl auch weiterhin ukrainische Angriffe erwidern. "Die Entscheidung betrifft die Einstellung des initiativen Feuers und der Angriffshandlungen von unserer Seite", schrieb der von Moskau im ostukrainischen Gebiet Donezk eingesetzte Denis Puschilin im Nachrichtendienst Telegram.

Puschilin fügte hinzu: "Das bedeutet nicht, dass wir nicht auf Provokationen des Gegners antworten werden! Oder dem Feind auch nur irgendeine Chance geben werden, während dieser Feiertagsstunden seine Positionen an der Frontlinie zu verbessern."

+++ Deutschland liefert Marder-Panzer und Patriot-System an Ukraine +++

Deutschland und die USA liefern der Ukraine nun erstmals Schützenpanzer für den Kampf gegen die russischen Angreifer. Die Bundesregierung stellt der Ukraine zudem ein Patriot-Flugabwehrsystem zur Verfügung. Das vereinbarten Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) und US-Präsident Joe Biden in einem Telefonat, wie es anschließend in einer gemeinsamen Erklärung hieß.

Deutschland will den ukrainischen Streitkräften mehrere Dutzend Exemplare des Schützenpanzers Marder liefern, der vor mehr als 50 Jahren für die Bundeswehr entwickelt wurde. Die USA schicken Panzer vom Typ Bradley. Beide Länder werden auch ukrainische Streitkräfte an den Panzern ausbilden.

+++ Selenskyj dankt für neue Militärhilfe +++

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj dankte Scholz und Biden für die angekündigten Waffenlieferungen. "Wir werden noch ein Patriot-System und mächtige Panzertechnik bekommen, das ist wirklich ein großer Sieg für unseren Staat", sagte Selenskyj in seiner Videoansprache in der Nacht zum Freitag. Zugleich erklärte er, im ständigen Austausch mit ausländischen Staats- und Regierungschefs zu sein, um weitere Militärhilfen zu erhalten.

+++ Russlands Botschafter wirft USA Verlängerung des Ukraine-Kriegs vor +++

Moskaus Botschafter in Washington warf den USA nach der Ankündigung, Schützenpanzer an die Ukraine zu liefern, mangelnden Willen zur Beilegung des Kriegs vor. Alle jüngsten US-Aktionen zeigten direkt, dass Washington keinen Wunsch für eine politische Lösung in der Ukraine habe, sagte der russische Botschafter Anatoli Antonow laut russischer Staatsagentur Tass am Donnerstag in Washington. "Es sollte kein Zweifel daran bestehen, wer für die Verlängerung des jüngsten Konflikts verantwortlich ist." Die Entscheidung der US-Regierung bestätige, "dass die Vereinigten Staaten nicht auf die wiederholten Forderungen der russischen Seite gehört hätten, die mögliche Auswirkung eines solch gefährlichen Kurses Washingtons in Betracht zu ziehen".

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