Politik

Putins Elite-Truppe schreibt Wut-Brief: "Für sie sind wir nichts als Fleisch!" 300 Soldaten abgeschlachtet

300 Soldaten tot, verwundet oder vermisst, unzählige Militärfahrzeuge pulverisiert - eine verheerende Offensive der russischen Armee im Süden der Ukraine hat die überlebenden Soldaten zu einem Wut-Brief veranlasst (Symbolfoto). Bild: picture alliance/dpa/AP | Vadim Ghirda

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Es sind heftige Verluste, die Wladimir Putins 155. Marine-Infanteriebrigade hinnehmen musste: Das Elite-Regiment wurde von seinen Befehlshabern in der Region Donezk in die Schlacht geschickt, um in einem Dorf namens Pawliwka eine Offensive zu starten. Doch was als triumphaler Erfolg angedacht war, entpuppte sich als blutiger Albtraum: 300 Soldaten büßte die Elite-Einheit nebst etlichen Armeefahrzeugen binnen weniger Tage ein. Angeprangert wurde die blamable Niederlage nun von denen, die auf dem Schlachtfeld mit dem Leben davonkamen - nämlich den Soldaten der 155. Marine-Brigade persönlich.

300 Mann eingebüßt! Putin-Soldaten laufen Sturm nach blamabler Niederlage in Region Donezk

Die überlebenden russischen Elite-Kämpfer machten ihrem Ärger in Schriftform Luft und veröffentlichten einen Brief bei Telegram. Wenig später machte das an Oleg Koschemjako, den Gouverneur der Region Primorje, adressierte Schreiben auch bei Twitter die Runde. Den Soldaten war den Schilderungen zufolge von General Rustam Muradow befohlen worden, sie auf "eine unverständliche Offensive" in Wuhledar vorzubereiten und sich der Ortschaft über Pawliwka zu nähern.

Blutige Todesschlacht bei Pawliwka für Bonuszahlungen? Elite-Soldaten schreiben Wut-Brief

Obwohl der Angriffsbefehl einem sicheren Todesurteil für die Soldaten gleichgekommen sei, habe General Muradow seine "sorgfältig geplante Offensive" durchgezogen, um - so werfen es dem Befehlshaber die überlebenden Soldaten vor - "Bonuszahlungen von Waleri Gerassimow" einzustreichen. "Wir haben etwa 300 Männer verloren - sie wurden binnen vier Tagen getötet, verwundet oder sind vermisst", schreiben die empörten Elite-Kämpfer. Zudem habe die Infanteriebrigade die Hälfte ihrer Fahrzeuge eingebüßt - derartige Verluste seien seitens der offiziellen Stellen jedoch unter Verschluss gehalten worden aus Angst, Posten und Befehlsgewalt zu verlieren.

Gefrustete Russen-Soldaten fordern unabhängige Überprüfung von vernichtenden Offensiven

Direkt an Gouverneur Koschemjako und die Menschen in Primorje gerichtet legten die Verfasser des Wut-Briefes unmissverständlich ihre Forderungen vor: "Wie lange werden solch unbedeutende Personen wie Muradow noch Militäroperationen planen und für geschönte Berichte und Auszeichnungen die Leben so vieler Menschen aufs Spiel setzen? Sie kümmern sich nur um ihr eigenes Ansehen. Für sie sind Menschen wie wir nichts als Fleisch." Und weiter: "Wir fordern Sie auf, die Sache dem Oberbefehlshaber vorzulegen und eine unabhängige Untersuchungskommission zu entsenden, die nicht dem Verteidigungsministerium untersteht, das Muradow von Gerassimow schützen lässt. Sie sollen ungeschönt Rede und Antwort stehen zum Sinn und Zweck solcher Handlungen und deren Ergebnisse. Wie lange sollen wir das noch aushalten?"

Heftige Gefechte im Süden der Ukraine: Kiew und Moskau bestätigen Artilleriebeschuss

Die Angaben über verheerende Verluste decken sich mit Berichten, die am Wochenende aus Moskau und Kiew zu vernehmen waren. Bei Artilleriegefechten im Süden und Osten der Ukraine seien russische Stellungen in den Gebieten Luhansk und Donezk vernichtet worden, meldete das ukrainische Militär. Die Rede war einmal mehr auch von Hunderten Toten je Seite in den nicht unabhängig überprüfbaren Militärberichten. Im Gebiet Cherson meldeten die Behörden den schwersten Artilleriebeschuss seit Tagen. Die ukrainische Führung will die Region im Süden des Landes nach ersten Erfolgen noch komplett befreien.

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/news.de/dpa

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