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Robert Habeck: Schwimmende Kraftwerke zur Stromversorgung? Diese Lösung stößt auf heftige Kritik

Robert Habeck zieht offenbar Öl-Kraftwerksschiffe für die Stromversorgung in Norddeutschland in Betracht. Bild: picture alliance/dpa | Moritz Frankenberg

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Wie kann die Stromversorgung in Zeiten der Energiekrise sichergestellt werden? Um diese Frage gibt es seit Wochen Streit in der Ampel-Regierung. Die FDP plädiert für eine Laufzeitverlängerung der deutschen Atomkraftwerke, der grüne Wirtschaftsminister Robert Habeck will bislang lediglich die beiden AKWs Isar 2 in Bayern und Neckarwestheim in Baden-Württemberg für den Fall von Engpässen bis ins Frühjahr einsatzbereit halten. Jetzt kommt seitens des Umweltministeriums offenbar eine weitere Lösung in Betracht.

Robert Habeck könnte auf Öl-Kraftwerksschiffe im Norden für Stromversorgung setzen

Wie aus einer Antwort des Ministeriums auf eine Anfrage des CDU-Bundestagsabgeordneten Ulrich Lange hervorgeht, hat die belgische Firma Exmar der Bundesregierung angeboten, bis zu drei Kraftwerksschiffe, sogenannte "Power-Barges", mit jeweils bis zu 450 Megawatt elektrischer Leistung auf Basis von Öl in Deutschland zu installieren. Das Wirtschaftsministerium sei mit der Firma und der niedersächsischen Landesregierung über mögliche Standorte und den jeweils zu realisierenden Voraussetzungen im Gespräch. Laut "Bild" könnten die Öl-Kraftwerksschiffe den Strom ersetzen, den bis zur Abschaltung 2022 der Atommeiler in Lingen erzeugt.

Kritik an "Power-Barges" durch die CDU wegen Klimafolgen

Diese mögliche Lösung stößt jedoch auf Kritik. Denn die drei Kraftwerksschiffe sind nicht klimafreundlich, haben laut der niedersächsischen Landesregierung "den CO2-Ausstoß eines mittleren Kohlekraftwerks", wie die "Bild" berichtet. CDU-Politiker Jens Spahn kritisiert gegenüber dem Boulevardblatt: "Die Ampel verbrennt lieber die Klimakiller Kohle und Schweröl, statt alle CO-neutralen Kernkraftwerke am Netz zu lassen. Schwimmende Ölkraftwerke anzumieten, um das Kraftwerk Emsland vom Netz zu nehmen, das ist klimapolitischer Irrsinn. Und angesichts drohender Blackouts ist es unverantwortlich."

Bund nennt keine Zahlen zum CO2-Ausstoß

In einer weiteren Antwort auf eine Anfrage des CSU-Abgeordneten Alexander Dobrindt nennt das Wirtschaftsministerium keine genauen Zahlen für den möglichen Schadstoffausstoß von Kraftwerksschiffen. Dieser würde sich je nach verwendeter Erzeugungstechnologie und eingesetztem Brennstoff unterscheiden. "Kraftwerksschiffe müssen in Deutschland wie ortsfeste Kraftwerke eine immissionsschutzrechtliche Genehmigung nach Bundes-
Immissionsschutzgesetz beantragen", heißt es. "Power-Barges" werden laut "Bild" aktuell vor allem in Entwicklungsländern eingesetzt, aber auch für die US-Metropole New York. Sie können auf Schwimmpontons beziehungsweise geeigneten Flößen oder Schiffen schnell zu Orten gebracht werden, wo Versorgungsknappheit besteht. Dafür legen sie in Häfen an, um Strom in das Netz einzuspeisen.

Grüne lehnen Laufzeitverlängerung für Atomkraftwerke ab

Derweil hat im Koalitionsstreit über die Atomkraftwerke die FDP ihre Forderung nach einem Weiterbetrieb bis ins Jahr 2024 bekräftigt. "Die Energiekrise endet nicht auf unseren Wunsch im April 2023", sagte FDP-Generalsekretär Bijan Djir-Sarai der "Rheinischen Post". "Genauso wenig kann leider der durch die Union jahrelang verschleppte Ausbau der Erneuerbaren Energien bis dahin ausreichend nachgeholt werden. Deshalb brauchen wir übergangsweise eine Laufzeitverlängerung der drei sicheren deutschen Kernkraftwerke bis ins Jahr 2024." Außerdem müssten weitere sichere Kernkraftwerke wieder ans Netz geholt werden. Beides lehnen die Grünen strikt ab.

Grünen-Chef Omid Nouripour unterstrich die Ablehnung eines längeren Weiterbetriebs der Kernkraftwerke: "Wir sind die Anti-Atom-Partei", sagte er der "taz". "Wir werden sicher keine neuen Brennstäbe und damit neuen Atommüll bestellen." Genau das will aber die FDP: Djir-Sarai forderte, es müssten nun schleunigst neue Brennstäbe beschafft werden. "Die gibt es im Übrigen nicht nur in Russland zu kaufen. Befreundete Staaten wie Kanada und Australien können das russische Uran leicht ersetzen."

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/sba/news.de/dpa

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