Markus Söder bei "maischberger": "Lügen ohne rot zu werden!" CSU-Chef rechnet mit Habeck ab
Von news.de-Redakteurin Anika Bube
09.09.2022 09.28
Nachdem Robert Habeck mit seinen Insolvenz-Äußerungen maximal irritierte, rechnete Bayerns Ministerpräsident Markus Söder einen Tag später bei "maischberger" mit dem Bundeswirtschaftsminister ab.
"maischberger" am 07.09.2022: "Die Entscheidung ist falsch!" Markus Söder rechnet mit Robert Habeck ab
"Putin veräppelt uns ja geradezu, indem er sogar mehr Geld kassiert, aber das Gas, das eigentlich für Deutschland bestimmt ist, verfeuert er in die Atmosphäre", schimpft Söder. "Ein echter Hohn uns gegenüber! Wir bekommen auch kein Ersatzgas. Wir schlagen nur Sparmaßnahmen vor. Einige sind sinnvoll, einige halt ich für völlig übertrieben. Kann man in einer solchen Phase wirklich riskieren, Strom für zehn Millionen Haushalte abzustellen. Die Europäer sagen alle: 'Bitte, Deutschland, lass diese Kernkraftwerke am Netz, um die europäische Netzstabilität zu erhalten.' Darum ist die Entscheidung von Habeck falsch."
Nach diesem Wut-Auftakt spielt Sandra Maischberger dem CSU-Politiker ein Statement aus dem Jahr 2021 vor, in dem er selbst sagt, dass Fukushima alles verändert habe. Damals habe man entschieden, in Bayern das erste Atomkraftwerk vom Netz genommen. Seine Begründung: "Auch wenn alles sicher scheint, gibt es den nahezu unwahrscheinlichen Fall, die winzige Möglichkeit, dass etwas passiert und die Folgen sind dann einfach in einer Form dramatisch, die nicht mehr zu akzeptieren gewesen wären." Würde der Ministerpräsident das Risiko nun eingehen, hakt Maischberger nach. "In der Frage des Weiterlaufens haben wir seit Monaten mit Unwahrheiten und Unkenntnissen zu tun", poltert Söder und widerlegt zahlreiche Lügen.
Zoff bei ARD-Polittalk! Maischberger erzürnt Söder
"Sie gehen das Risiko jetzt einfach ein?", will Maischberger wissen. "Wir müssen abwägen", entgegnet Söder. "Das Risiko, das wir jetzt haben, ist, dass das Netz zusammenbricht. Dass es Blackouts gibt und wir neben einem Wärmeproblem ein jetzt schon veritables Stromproblem noch massiv vergrößern." Doch die Talkmasterin gibt nicht auf und hakt bei dem ausweichenden Söder erneut nach:"Ich wollte wissen, ob Sie das Risiko..." Und plötzlich reagiert Söder extrem ungehalten. "Darf ich meine Antwort auch formulieren?", erwidert er dünnhäutig und erklärt Maischberger ihren Job. "Sie stellen die Fragen, ich versuche die Antworten!" Maischberger tritt nach: "Solange Sie beim Risiko bleiben." Von diesem Wortgefecht ist Söder augenscheinlich alles andere als begeistert und reagiert patzig: "Ich darf doch sagen, was ich will, in der Sendung?" Maischberger daraufhin kurz und knapp: "Jo!"
Bevor die Stimmung eskaliert, schiebt Söder nach: "Sie fragen, was Sie wissen wollen, und ich antworte, was ich für angemessen und richtig halte." Und Maischberger: "Und ich schaue, dass es beim Risiko landet." Söder warnt vor kalten Wohnungen, einem Blackout und dem Verlust von Arbeitsplätzen. Daher sei eine Laufzeitverlängerung der letzten drei verbleibenden Atomkraftwerke in Deutschland nötig.
Markus Söder lobt erneuerbare Energien in Bayern
In der Debatte muss sich Bayern immer wieder anhören, dass erneuerbare Energien blockiert werden und man deswegen so sehr an den Atomkraftwerken festhalten würde. So sagte Daniel Günther, Ministerpräsident von Schleswig-Holstein, dass sein Land "deutlich unabhängiger vom russischen Gas, weil wir früh angefangen haben, die erneuerbare Energien auszubauen" sei. Doch Söder will diesen Vorwurf nicht auf sich sitzen lassen. "Bayern macht nach Niedersachsen am zweitmeisten", wettert der CSU-Politiker. "Unsere Stärke ist mehr Photovoltaik, Bioenergie und Wasserkraft. Wir sind beim Wind weiter hinten. Das könnte daran liegen, dass der Wind an der Küste besser weht." Laut Söder sei Deutschland aber noch nicht so weit, dass die erneuerbaren Energien alles ersetzen. "Wir zahlen übrigens, nur mal so nebenbei, neun Milliarden in den Länderfinanzausgleich. Auch gern, und wirklich viel, nach Schleswig Holstein", rühmt sich Bayerns Ministerpräsident.
Dann setzt Maischberger zur Attacke an. "Ist ihre Strategie fehlerfrei gewesen", fragt die Talkmasterin. "Keine Strategie ist fehlerfrei", kontert Söder. "Es geht aber nicht darum, wie es war, sondern wie ist es." Doch damit gibt sich Maischberger nicht zufrieden. "Ein Teil dessen, was jetzt ist, ist eine Schuld von dem, was war." Doch Söder hat keine Lust auf diese Diskussion.
Dann spielt die Talkmasterin die Wutrede des Bundeskanzlers ab. "Wie viel Mitverantwortung trägt die CSU dafür, dass wir jetzt in der Energiesituation sind, in der wir sind?", will Maischberger wissen. Doch Söder weißt die Verantwortung von sich und macht die Grünen dafür verantwortlich, dass der Netzausbau nur schleppend vorankommt. "Wenn mein Sohn nach Hause kommt und sagt, ich hab 'ne fünf, die anderen aber auch", kontert Maischberger und bringt Söder kurz zum Schweigen.
"Die Hütte brennt!" Söder fordert Lösung der Energiekrise
"Es gibt einen Vorwurf, der die Stromtrassen angeht, der kommt sogar aus der eigenen Partei. Ihre Kollegin Ilse Aigner war zu der Zeit Umweltministerin", leitet Maischberger ihre Frage ein und begeht damit einen Fauxpas, den Söder genüsslich auskostet. "Stimmt das, was Sie jetzt gerade sagen?", fragt Söder süffisant. "Energieministerin. Entschuldigung", entgegnet Maischberger. "Ich will ja nur helfen, dass nicht hinterher der Faktencheck durcheinanderkommt", zeigt sich Söder selbstgefällig. Doch dann schlägt die Stimmung um! Söder kritisiert, dass man derzeit nur in die Vergangenheit blicke und Fehler aufzeige. "Im Moment brennt die Hütte in Deutschland. Normalverdiener sind in Gefahr, zu Geringverdienern zu werden. Die Wirtschaft hat Riesen-Probleme", poltert Söder. "Ich find einen schreienden Bundeskanzler auch nicht so super. Mir ist auch egal, wie die sich alle im Parlament angreifen. Die Frage ist jetzt für uns: Wie gehen wir damit um?"
Lösungsvorschläge hat Söder natürlich parat. "Unserem Land drohen massive Verwerfungen von fundamentalen Ausmaßen", warnt der CSU-Politiker. Wäre er Bundeskanzler, würde er "als erstes die Atomkraft verlängern, und zweitens hätte ich die Flüssiggas-Terminals schneller gebaut. Und dazu Pipelines auch von Südeuropa heranbringen, von Triest und Genua". Weiterhin: "Stromsteuer massiv senken. Mehrwertsteuer auf Nahrungsmittel runter. Und es braucht einen Rettungsschirm für Bäcker, Metzger, den ganzen kleineren Mittelstand." Denn ohne drohe eine Pleitewelle. "Jeder Wirtschaftspolitiker sollte das kleine Einmaleins seines Aufgabenbereichs kennen: Wer nicht produziert, geht pleite", schießt Söder gegen Habeck.
"Unbeliebt und selbstgefällig!" Twitter lästert über "maischberger"-Auftritt von Söder
Zwar trendet auf Twitter noch immer Habecks Insolvenz-Schocker, doch auch Söder bekommt im Netz sein Fett weg. "Söders Auftritt ist unterirdisch. Der Mann ist ein Demagoge, Opportunist, ist absolut kritikunfähig und damit in keiner Weise lernfähig. #Soeder ist seines Amtes unwürdig", kritisiert ein Twitter-Nutzer. "Mir ist ein #Habeck, der sich bei #Maischberger auf eine Fangfrage verbal verhaspelt, hundert Mal lieber als ein Söder, der versucht, keine auch nur ein bisschen kritische Frage zu beantworten, der dazu auch noch pampig wird und der selbst an nichts schuld ist", ist in einem anderen Tweet zu lesen.
"Und #Habeck ist immer noch in den Trends mit der gleichen Hetze. #Maischberger hat zwar heute vorgeführt wie #Soeder lügen kann ohne rot zu werden, aber das interessiert logischerweise nicht", heißt es in einem weiteren Tweet.
Die komplette Ausgabe von "maischberger" am 07.09.2022 können Sie in der ARD-Mediathek als Video-on-Demand sehen.
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bua/bos/news.de