Politik

Wladimir Putin eiskalt?: So trauert der Kreml-Chef um Michail Gorbatschow

Wladimir Putin hat sich nach dem Tod von Michail Gorbatschow geäußert. Bild: picture alliance/dpa/AP | Heribert Proepper

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Es war die Schock-Meldung: Der russische Friedensnobelpreisträger und ehemalige sowjetische Staatschef Michail Gorbatschow ist im Alter von 91 Jahren gestorben. Sein Tod mitten im Ukraine-Krieg ließ besonders die Reaktion des russischen Staatspräsidenten Wladimir Putin mit Spannung erwarten. Diese erfolgte dann tatsächlich zeitnah nach dem Bekanntwerden des Todes von Michail Gorbatschow.

Wladimir Putin reagiert auf den Tod von Michail Gorbatschow

Der russische Präsident Wladimir Putin hat nach Angaben eines Sprechers sein tiefes Mitgefühl zum Tod von Michail Gorbatschow geäußert. Putin schickte der Familie am Mittwochmorgen ein Telegramm, sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow in Moskau. Das mag man als unterkühlt oder einfach eiskalt empfinden. Darin würdigt Gorbatschow für dessen Reformanstrengungen und humanitären Einsatz. "Michail Gorbatschow war ein Politiker und Staatsmann, der gewaltigen Einfluss auf den Lauf der Weltgeschichte ausgeübt hat", heißt es in dem am Mittwoch vom Kreml veröffentlichten, kurz gehaltenen Beileidstelegramm an die Angehörigen.

Gorbatschow habe das Land zu einer Zeit "dramatischer Veränderungen" geführt und den großen Reformbedarf erkannt. Er habe versucht, seine Lösungen für das Problem anzubieten, schrieb Putin. Zudem ging der russische Präsident auf Gorbatschows Engagement nach dessen Amtszeit als Staats- und Parteichef ein: "Besonders betonen möchte ich die große humanitäre, wohltätige und aufklärerische Tätigkeit, die Michail Sergejewitsch Gorbatschow all die letzten Jahre ausübte", heißt es in dem Schreiben.

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Wladimir Putin zerstört mit Ukraine-Krieg Gorbatschows Vermächtnis des Friedens

Die Putin-Reaktion kann allerdings durchaus erstaunen: Die Beileidsbekundungen des Kreml-Herrschers kamen prompt, obwohl Friedensnobelpreisträger Gorbatschow zuletzt seine Trauer darüber zum Ausdruck gebracht hatte, dass sein Vermächtnis des Friedens durch den Einmarsch Russlands in der Ukraine "zerstört" worden sei. Ein klarer Fingerzeig in Richtung Putin.

"Nicht alles ist gut gelaufen"! Gorbatschow kritisierte Wladimir Putin öffentlich

Der Gegensatz zwischen Gorbatschows UdSSR und Putins Russland ist Gegenstand ständiger Debatten. Putin selbst bezeichnete die Auflösung der Sowjetunion als "größte geopolitische Katastrophe des 20.Jahrhunderts". Während der frühere Staatschef an Gipfeltreffen mit dem damaligen US-Präsidenten Ronald Reagan teilnahm, um eine Lösung für den Kalten Krieg zu finden, hat Putin stattdessen den Weg eingeschlagen, mit der Invasion in der Ukraine einen neuen Krieg in Europa zu beginnen und sein Land vom Westen zu isolieren.

Gorbatschow war in den vergangenen Jahren ein bedeutender Kritiker Putins, da er seine Meinung über die Strategien des derzeitigen Präsidenten kundtat. Er sagte laut "Daily Star" unter anderem: "Ich habe Putin während seiner ersten Amtszeit als Präsident unterstützt, aber dann hat sich die Beziehung zwischen uns verschlechtert. Nicht alles ist gut gelaufen. Ich denke, er sollte seinen Stil ändern und das Regierungssystem anpassen".

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/news.de/dpa

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