"Sozialer Unfrieden": Bald Schluss mit Gendern? Sprachwissenschaftler wettern gegen ZDF und ARD
Erstellt von Anika Bube
04.08.2022 07.32
Etwa 70 Sprachwissenschaftler:innen protestieren derzeit gegen "geschlechtergerechte Sprachformen" im öffentlich-rechtlichen Rundfunk. Die Begründung: Gendern sei ideologisch, missachte gültige Regeln und produziere "sozialen Unfrieden". ARD und ZDF sollten den "Wunsch der Mehrheit" akzeptieren. Die Unterzeichner des Aufrufs fordern eine "kritische Neubewertung des Sprachgebrauchs im ÖRR auf sprachwissenschaftlicher Grundlage".
Widerstand gegen den öffentlich-rechtlichen Rundfunk: Sprachwissenschaftler fordern Ende vom Gendern bei ARD und ZDF
Befürworter des Genderns bewerten das generische Maskulinum als "diskriminierende Sprachform". Sprachwissenschaftler:innen weisen diesen Vorwurf jedoch energisch zurück. Gendern führe ihrer Meinung nach zu einer "ausgeprägten Sexualisierung der Sprache, also zu einer permanenten Betonung von Geschlechterdifferenzen". Geschlechtergerechtigkeit könne man in dieser Form nicht erreichen. Die Unterzeichner führen an, dass der Rat für Deutsche Rechtschreibung im März 2021 bereits darauf hingewiesen hat, dassGender-Sonderzeichen wie Genderstern, Doppelpunkt oder Unterstrich "nicht dem amtlichen Regelwerk entsprechen". Sie beeinträchtigen die "Verständlichkeit sowie Eindeutigkeit und Rechtssicherheit von Begriffen und Texten", heißt es weiter. Eine Missachtung der gültigen Rechtschreibregeln sei nicht mit dem im Medienstaatsvertrag formulierten Bildungsauftrag der Sender vereinbar.
Mehrheit der Deutschen lehnt Gendern ab
Da die Sprachverwendung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks Maßstab für Millionen von Zuschauer:innen, Zuhörer:innen und Leser:innen sei, seien die Sender verpflichtet, "sich in Texten und Formulierungen an geltenden Sprachnormen zu orientieren und mit dem Kulturgut Sprache regelkonform, verantwortungsbewusst und ideologiefrei umzugehen". Die Sprachwissenschaftler verweisen darauf, dass sich in Umfragen mehr als drei Viertel der Medienkonsument:innen den etablierten Sprachgebrauch bevorzugen. ARD und ZDF sollten diesen Wunsch respektieren.
Der Germanist Fabian Payr, Initiator des Aufrufs, wirft den öffentlich-rechtlichen Sendern vor, Gender-Kritiker häufig als reaktionär, unflexibel und frauenfeindlich darzustellen. Zudem würden in Diskussionen stets von einzelnen Befürwortern gewünschte Meinungen geliefert. Die Berichterstattung bewertet Payr als "vielfach tendenziös". "Mit dem Gendern senden sie völlig am Publikum vorbei. Umerziehung hat mit dem Programmauftrag nichts zu tun", sagte Payr gegenüber der "Bild"-Zeitung.
So reagieren ARD und ZDF auf den Aufruf der Sprachwissenschaftler
Die ARD teilt auf eine Anfrage der "Bild" mit, dass Gendern in den Rundfunkanstalten "unterschiedlich diskutiert und gehandhabt werde". Vom ZDF hieß es, dass es den Moderator:innen freistehe.
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bua/fka/news.de