Politik

Debatte um höheres Renteneintrittsalter: Rentenzahlung laut Lebenserwartung? Dieser Plan lässt Twitter toben

Die Idee, das Renteneintrittsalter künftig von der Lebenserwartung in Deutschland abhängig zu machen, sorgte für heftige Diskussionen in den sozialen Netzwerken. Bild: picture alliance/dpa | Sina Schuldt

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Nach jahrezehntelanger Erwerbstätigkeit den Ruhestand genießen und dank einer üppigen Rente keine Existenzängste mehr haben müssen - so sieht vermutlich die Wunschvorstellung zahlreicher Rentnerinnen und Rentner in Deutschland aus. Doch oftmals bleibt unterm Strich nicht genug zum Leben übrig, zudem klettert das Renteneinstiegsalter immer weiter nach oben. Ein neuer Vorschlag seitens der Bundesbank könnte die Situation weiter verschärfen.

Renteneintrittsalter an Lebenserwartung koppeln: Bundesbank will Rentensystem stabilisieren

Eine Koppelung des Rentenalters an die Lebenserwartung könnte nach Einschätzung der Bundesbank das System der gesetzlichen Rente langfristig stabilisieren. In vielen Ländern der Europäischen Union steige inzwischen das Eintrittsalter in die Rente mit der Lebenserwartung, führt die Bundesbank in ihrem Monatsbericht Juni aus, der am 20. Juni 2022 veröffentlicht wurde.

Beitragsphasen und Dauer von Rentenbezug immer länger - direkte Kopplung soll Haushalt entlasten

"Es verlängern sich somit nicht allein die Rentenbezugs-, sondern auch die Beitragsphasen." Dies verringere den Druck spürbar, immer wieder andere Stellgrößen wie den Beitragssatz und die steuerfinanzierten Mittel des Bundes für die Rentenkasse anpassen zu müssen, führen die Volkswirte der Notenbank aus. "Die Kopplung dämpft den Druck auf Beitragssatz und Bundeshaushalt spürbar." Auch müsste dann nicht regelmäßig neu über das Renteneintrittsalter debattiert werden.

Ampel-Regierung will Renteneintrittsalter nicht erhöhen oder Rente kürzen

SPD, Grüne und FDP haben sich vorgenommen, das Mindestrentenniveau - also das Verhältnis der Rente zum Durchschnittslohn - von 48 Prozent "dauerhaft" zu sichern. Rentenkürzungen oder eine Anhebung des Renteneintrittsalters schlossen die Ampelpartner aus. Stattdessen versprachen sie, für die Rentenkasse neues Kapital anzusparen: als dauerhaften Fonds, professionell verwaltet und global angelegt.

Debatte um Rente erst ab 70 Jahren: Bundesbank begrüßt Vorschlag

Die Altersgrenze für den Bezug der gesetzlichen Rente wird seit 2012 schrittweise von 65 auf 67 Jahre im Jahr 2031 angehoben. Die Bundesbank hatte 2019 die Debatte um eine weitere Anhebung des Rentenalters auf fast 70 Jahre befeuert. In ihrem aktuellen Monatsbericht bekräftigt die Bundesbank: "Die Simulationen bis 2070 zeigen, dass der Druck auf die Rentenfinanzen spürbar nachlässt, wenn das Rentenalter nach 2031 weiter sukzessive zunimmt. Zwar steigen der Beitragssatz und die Bundesmittel immer noch erheblich. Langfristig nehmen sie aber weniger stark zu als bei unverändertem Rentenalter."

Generell rät die Bundesbank der Bundesregierung zu möglichst großer Transparenz, was ein bestimmtes Versorgungsniveau im Alter die Menschen kostet: "Bei aller Schätzunsicherheit spricht viel dafür, einen sehr viel längeren Zeitraum zugrunde zu legen als in den derzeitigen Rentenversicherungsberichten. Denn die Berechnungen sollten auch für diejenigen eine Orientierung bieten, die aktuell am Beginn ihres Erwerbslebens stehen."

Twitter tobt in Renten-Debatte: "Wer braucht schon ein Renteneintrittsalter?"

In den sozialen Netzwerken wurde die Debatte um das steigende Renteneintrittsalter aufgegriffen und weitergeführt. Ebenso wie die Vorschläge, eine 42-Stunden-Arbeitswoche zur Entlastung des Rentensystems einzuführen, stieß der Vorschlag, das Renteneintrittsalter perspektivisch an die Lebenserwartung in Deutschland zu koppeln, auf zynische Begeisterung. "Das Renteneintrittsalter sollte direkt an die Lebenserwartung gebunden werden. Das würden aktuell bedeuten, Männer können mit Vollendung des 79. Lebensjahres, und Frauen mit Vollendung des 84. in Rente gehen, und dann ihren Lebensabend in vollen Zügen genießen", so ein Beobachter mit verbittertem Unterton.

Ein anderer Kommentator hatte eine andere, nicht minder bittere Idee, um das Rentensystem nachhaltig zu entlasten: "Und wer braucht schon ein Renteneintrittsalter? Man arbeitet, man stirbt. Fertig. Macht auch viel weniger Stress..." Wieder andere waren der Meinung, dass nicht alle Seniorinnen und Senioren über einen Kamm geschoren werden dürften, sobald es um den Zeitpunkt gehe, ab wann ein Rentenanspruch gelte: "Klingt sinnvoll. Dann sollte das aber möglichst individuell sein. Also unterschiedliche Renteneintrittsalter je nach Geschlecht, Bildungsstand etc. Eben jene Faktoren, die größeren Einfluss auf die individuelle Lebenserwartung haben."

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/news.de/dpa

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