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Rente in Deutschland: Experte fordert 42-Stunden-Woche statt höheres Rentenalter - Twitter eskaliert

Ein Experte plädiert für eine 42-Stunden-Woche, um die Rentenversicherung zu stabilisieren. Bild: AdobeStock/ Khongtham (Symbolbild)

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Wie kann die Rentenversicherung in Deutschland ausbalanciert werden? Die Frage beschäftigt Politiker und Wirtschaftsexperten seit Jahren. Für große Aufregung hatten im vergangenen Sommer Vorschläge des Wissenschaftlichen Beirats beim Bundeswirtschaftsministerium über eine Reform hin zur Rente mit 68 gesorgt. Doch ist die Anhebung des Renteneintrittsalters die einzige denkbare Lösung für das Problem? Laut dem Wirtschaftsforscher Michael Hüther nicht.

Renten-Hammer! Wirtschaftsexperte bringt 42-Stunden-Woche ins Spiel

In der Diskussion um die langfristig sinkenden Einkünfte der Rentenversicherung hat sich Hüther aktuell für eine 42-Stunden-Woche als Regelarbeitszeit ausgesprochen. Die meist als Mittel zur Ausbalancierung der Rentenversicherung diskutierte Heraufsetzung des Renteneintrittsalters hält der Direktor des arbeitgebernahen Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) dagegen für politisch schwer umsetzbar, wie er den Zeitungen der Funke-Mediengruppe sagte.

42-Stunden-Woche statt Anhebung des Renteneintrittsalters

"Es braucht die 42-Stunden-Woche. Die Stunden werden natürlich bezahlt - es geht nicht darum, durch die Hintertür am Lohn zu kürzen", erklärte er. In der Schweiz werde pro Woche bereits zwei Stunden mehr gearbeitet als in Deutschland, in Schweden eine Stunde mehr. "Wenn man das aufsummiert, dann würde man bis 2030 den demografisch bedingten Verlust an Arbeitsvolumen kompensieren."

Twitter eskaliert und spottet über 42-Stunden-Woche

Auch auf Twitter wurde der Vorschlag zur Erhöhung der Regelarbeitszeit diskutiert. Doch wie zu erwarten sorgte der Vorstoß des Experten keineswegs für Jubelrufe. "Wer sowas fordert, der verkennt, dass schon Millionen von unbezahlten Überstunden von dem Leuten geleistet werden. Wie wäre es mal mit Gehalt an der 1. Minute Überzeit @hubertus_heil?", kommentierte ein User den Vorschlag. "Aha,Steuerhinterziehung, Reiche immer reicher, alles von Investoren geführt, aber Arme sollen bitte länger arbeiten, um das Rentensystem zu sichern..#42StundenWoche #Alterssicherung #Rente #IW", schimpft ein anderer.

"Vielleicht sollte man die Rente mal strukturell refomieren, statt nur Sympthome zu bekämpfen. Der verweis auf andere Länder von @michael_huether ist der Vergleich mit Äpfel und Birnen. Zumal ich auch bezweifle, ob das dem "Fachkräftemangel" hilft", kommentierte diese Userin.

Widerspruch von den Gewerkschaften für Vorschlag zu 42-Stunden-Woche

Widerspruch kam auch von den Gewerkschaften. DGB-Vorstandsmitglied Anja Piel sagte in Berlin, längere Arbeitszeiten - egal ob innerhalb der Woche oder am Ende des Erwerbslebens - seien "billige Scheinlösungen" für die Alterssicherung. Es gehe nicht, die Lasten der demografischen Entwicklung allein bei den Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern abzuladen. Piel warnte vor "überlangen Arbeitszeiten", die auf Dauer krank machten. Um die Rentenversicherung zukunftsfähig aufzustellen, seien eine flächendeckende tarifliche Entlohnung und eine Sozialversicherungspflicht ab dem ersten verdienten Euro nötig ohne Ausnahmen bei Minijobs, Saisonarbeit, Selbstständigkeit und den Bezügen von Mandatsträgern.

Auch die IG Metall wies den Vorstoß Hüthers zurück. "Längere Arbeits- und kürzere Ruhezeiten führen nicht zu mehr Fachkräften, sondern zu einem Raubbau an der Gesundheit der Beschäftigten", warnte Hans-Jürgen Urban, geschäftsführendes Vorstandsmitglied der Gewerkschaft. Wer mehr Fachkräfte wolle, müsse Arbeitsplätze attraktiver machen, mehr aus- und weiterbilden, für mehr Vereinbarkeit sorgen sowie die Teilzeitfallen abbauen, mahnte Urban.

Wirtschaftsforscher plädiert für Rente mit 70

Im Kampf gegen die hohe Inflation hatten sich Ökonomen zuletzt für eine weitere Anhebung des Renteneintrittsalters ausgesprochen. Wie die Bundesbank jüngst analysierte, wird unser Leben 2022 aller Voraussicht nach im Schnitt 6,9 Prozent teurer werden! Um diesen Teuer-Schock abzufangen, brachte der Ökonom Gunther Schnabl erneut die Rente mit 70 ins Spiel.

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/bua/news.de/dpa

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