Politik

Rente mit 70: "Vorher sterben gilt nicht!" Große Empörung über Vorschlag von Ökonom

Die Empörung ist groß über den Vorschlag des Ökonomen. Bild: AdobeStock/ TimeShops

  • Artikel teilen:

Die SPD-Spitze lehnt eine von Ökonomen wegen der hohen Inflation ins Spiel gebrachte Erhöhung des Renteneintrittsalters strikt ab. "Der Vorschlag ist eine gefühllose Entgleisung. Die SPD wird nicht zulassen, dass Rentner zu Inflationstreibern und volkswirtschaftlichen Risikofaktoren erklärt werden", sagte Generalsekretär Kevin Kühnert dem "Tagesspiegel" (Donnerstag).

Kevin Kühnert empört über Vorschlag einer Rente mit 70

"Die SPD akzeptiert nicht, dass das Thema Inflation von den immer gleichen Leuten dafür benutzt wird, ihre feuchten neoliberalen Träume der Vergangenheit heute im Angesicht von drohenden sozialen Schieflagen Wirklichkeit werden zu lassen", sagte Kühnert. Das sei respektlos.

Ökonom fordert Rente mit 70 um Auswirkungen der steigenden Inflation abzumildern

Kühnert nimmt damit Bezug auf Forderungen, die Ökonomen in der "Bild"-Zeitung formuliert hatten. Dort wurde mit folgendem Zusammenhang argumentiert: Der demografische Wandel führe dazu, dass es weniger Arbeitskräfte gebe. So verschärfe sich der Wettbewerb um Fachkräfte und damit stiegen die Gehälter, was wiederum die Inflation anheize. Die Schlussfolgerung: Ein höheres Renteneintrittsalter führe zu mehr Arbeitskräften - und trete damit der Inflation entgegen.

Deutscher Gewerkschaftsbund übt Kritik an Rente mit 70

Auch der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) kritisierte den Vorschlag scharf. DGB-Vorstandsmitglied Anja Piel sagte der "Neuen Osnabrücker Zeitung", ein höheres Rentenalter bedeute real mehr Arbeitslose. "Das ist nichts weiter als mutlose Leistungskürzung auf dem Rücken der Beschäftigten. Die Inflation bekämpft man damit aber nicht." Piel betonte, schon heute könnten Beschäftigte freiwillig über das 67. Lebensjahr hinaus arbeiten. "Das schaffen nur die wenigsten. Rund jeder Siebte scheidet früher aus dem Erwerbsleben aus - wegen Krankheit, fehlender altersgerechter Arbeitsplätze oder krank machender Arbeitsbedingungen."

Empörung über Rente mit 70: Verena Bentele spricht von "Unverschämtheit"

Verena Bentele, Präsidentin des Sozialverbands VdK, bezeichnete den Vorschlag gegenüber der "Bild" als eine "Unverschämtheit": Was für Professoren und Ökonomen einfach erscheine, sei für Menschen in körperlich und psychisch anstrengenden Berufen nicht leistbar. "Statt sie die Krisen-Zeche zahlen zu lassen, sollten besser Vermögende höher besteuert werden." Der Präsident des Sozialverbandes Deutschland, Adolf Bauer, sagte: "Bei einem aktuellen durchschnittlichen Renteneintrittsalter von circa 64 Jahren würde das nichts anderes als eine Rentenkürzung bedeuten." Das sei "blanker Hohn für all die Menschen, die ihr Leben lang hart gearbeitet haben".

Rente mit 70 bringt Twitter zum Beben - User flüchten sich in Sarkasmus

Auch die Twittergemeinde zeigte sich empört über den Vorschlag des Ökonomen. Viele User und Userinnen können offenbar nicht anders, als sich in Sarkasmus zu flüchten. "#Rente mit 70. Für die Ukraine, für die Flüchtlinge, für die Energiewende, für die Rettung der Welt. Das ist doch wirklich nicht zu viel verlangt. Vorher sterben gilt nicht, ihr Drückeberger! #Rentemit70", heißt es in einem Tweet.

"#Rentemit70 Wer kennt sie nicht? Die 70 jährigen Bauarbeiter, die Zementsäcke schleppen. Die 70 jährigen Dachdecker oder die 70 jährigen Pflegekräfte", belächelt diese Userin den Vorschlag des Ökonomen. "Rente mit 70? Bleiben die Übergänge wenigstens fließend. Pflegekraft bleibt dann einfach als Bewohner im Heim, oder? ODER? #Rentemit70", schreibt ein anderer. ""Wie schützen wir die arbeitende Bevölkerung vor den Auswirkungen der #Inflation?" "Machen wir doch #RenteMit70!" "Jaaaaaa! Das wird die arbeitende Bevölkerung LIEBEN!" -Niemand jemals", kann auch dieser User nur virtuell mit dem Kopf schütteln.

Folgen Sie News.de schon bei Facebook, Twitter, Pinterest und YouTube? Hier finden Sie brandheiße News, aktuelle Videos und den direkten Draht zur Redaktion.

/news.de/dpa

Themen

Erfahren Sie hier mehr über die journalistischen Standards und die Redaktion von news.de.