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Ukraine-Krieg im News-Ticker, Tag 54: Kreml: Kein Fortschritt bei Verhandlungen mit Kiew

Rauch steigt am Horizont auf. Bei Raketenangriffen auf Lwiw (Lemberg) sind nach dortigen Behördenangaben mehrere Menschen getötet worden. Bild: picture alliance/dpa/SOPA Images via ZUMA Press Wire | Matthew Hatcher

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Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj mahnt ein Ende des Zögerns bei Waffenlieferungen für sein Land an. Angesichts einer erwarteten neuen Offensive russischer Truppen seien Verzögerungen "eine Erlaubnis für Russland, das Leben von Ukrainern zu nehmen", sagte Selenskyj in der Nacht zum Montag in seiner täglichen Videoansprache. Aus der seit Wochen heftig umkämpften Hafenstadt Mariupol wurden neue russische Angriffe mit Raketen und Bomben gemeldet.

Ukraine-Krieg, Tag 54 im News-Ticker - Alle aktuellen Geschehnisse am 18.04.2022 im Überblick

+++ Kreml: Kein Fortschritt bei Verhandlungen mit Kiew +++

Bei den russisch-ukrainischen Verhandlungen für eine Beendigung des Krieges sind nach Kremlangaben weiter keine Fortschritte in Sicht. Die Dynamik lasse zu wünschen übrig, sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow am Montag der Agentur Interfax zufolge. Die Ukraine ändere ihre Position oft und lasse keine besondere Konstanz bei Abstimmungsfragen erkennen. Gleichwohl gebe es weiter Kontakte, werde weiter auf Expertenebene verhandelt.

Die vom Kreml so bezeichnete "militärische Spezial-Operation" wird demnach fortgesetzt. Sie laufe nach Plan, sagte Peskow. Er bestätigte auch, dass nach dem Untergang des russischen Kriegsschiffs "Moskwa" im Kreml die nun im Internet erstmals verbreiteten Bilder von einem brennenden Schiff gesichtet worden seien. "Ja, wir haben diese Bilder tatsächlich gesehen; inwieweit sie aber authentisch sind und der Wirklichkeit entsprechen, können wir nicht sagen." Zu sehen ist auf den Aufnahmen mutmaßlich das brennende Flaggschiff der russischen Schwarzmeerflotte, das in der vergangenen Woche gesunken war.

Das Verteidigungsministerium in Moskau behauptete, Russland habe Erkenntnisse zu Plänen für Angriffe auf Kirchen in der Ukraine am kommenden Wochenende - dem orthodoxen Osterfest. In der Nacht zum 24. April plane das "Kiewer Regime mit Unterstützung westlicher Länder schreckliche Provokationen" mit vielen Opfern. Die Taten in den Gebieten Odessa, Charkiw, Sumy, Mykolajiw und Saporischschja sollten dann russischen Truppen angelastet werden, teilte der russische Generaloberst Michail Misinzew mit. Er sagte nicht, wie er auf diese Vorwürfe kommt oder worauf er die Erkenntnisse stützt.

Nach Darstellung von Misinzew sollen nationalistische Bataillone mehr als 70 mobile Gruppen gebildet haben, um mit Mörsern Gottesdienste zu beschießen. So sollten zu dem für orthodoxe Christen heiligen Fest russische Soldaten neuer Verbrechen bezichtigt werden. Kiew plane, eine große Zahl an westlichen Reportern zu organisieren, die das dokumentieren sollten, behauptete Misinzew. Russland rufe die Vereinten Nationen, die Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa, das Rote Kreuz und andere Organisationen auf, Einfluss auf Kiew zu nehmen, um das zu verhindern.

+++ Sechs Tote und elf Verletzte bei Raketenangriffen auf Lwiw +++

Bei einem Raketenangriff auf die westukrainische Stadt Lwiw sind ersten Angaben zufolge mindestens sechs Menschen getötet und elf weitere verwundet worden. Unter den Verwundeten sei auch ein Kind, schrieb der Bürgermeister von Lwiw, Andrij Sadowyj, am Montag auf seiner Facebook-Seite. Sadowyj machte keine genauen Angaben dazu, wo die Raketen eingeschlagen sind, aber seinen Worten nach wurde zumindest ein ziviles Objekt getroffen. Dabei handle es sich um einen Reifenservice.

Zudem sollen durch die Druckwelle die Fensterscheiben eines Hotels in der Nähe zerstört worden sein. In dem Hotel lebten Menschen, die vor dem Krieg aus anderen Regionen der Ukraine geflüchtet waren. 40 Autos seien zudem beschädigt worden, teilte Sadowyj mit. Der Angriff war am Montagmorgen erfolgt. Sadowyj hatte über ingesamt fünf Raketeneinschläge berichtet.

+++ Berichte über Explosionen! Lwiw von Raketen getroffen +++

Der Bürgermeister der westukrainischen Stadt Lwiw teilte am Montagmorgen mit, dass seine Stadt von insgesamt fünf Raketen getroffen worden sei. Ob es Opfer gibt, ist aktuell noch unklar. Nach örtlichen Behörden seien mehrere Explosionen zu hören gewesen. Rettungskräfte seien unterwegs zum Einsatzort, erklärte Bürgermeister Andrij Sadowy bei Telegram. Berichten zufolge herrscht in Lwiw noch immer Luftarlarm. Weitere Angriffe seien nicht ausgeschlossen, heißt es.

+++ Kiew: Russische Vorbereitung für neue Donbass-Offensive fast beendet +++

Das russische Militär hat nach ukrainischen Angaben seine Vorbereitungen für eine neue Offensive im Donbass fast beendet. "Im östlichen Einsatzgebiet schließen die Streitkräfte der russischen Föderation die Bildung einer Angriffstruppe ab", teilte der ukrainische Generalstab in seinem Lagebericht am Montag mit.

Derzeit versuche das russische Militär, mit einzelnen Angriffen die Schwachstellen der ukrainischen Verteidigungslinien zu ertasten. So hätten die russischen Streitkräfte in der Nacht weitere Angriffe auf Städte im Donbass gestartet. "Die Hauptanstrengungen unternimmt der Feind im Bereich der Ortschaften Lyman, Kreminna, Popasna und Rubischne, zudem hat er versucht, die volle Kontrolle über Mariupol herzustellen", berichtete der ukrainische Generalstab. Außerdem habe das russische Militär versucht, einen Brückenkopf nördlich der von Ukrainern gehaltenen Großstadt Sjewjerodonezk zu bilden. Kiewer Angaben zufolge konnten die Angriffe zurückgeschlagen werden.

Der Generalstab berichtete außerdem von russischen Luftangriffen auf Ziele in der ostukrainischen Millionenstadt Charkiw und sagte weitere russische Angriffsversuche in der Südukraine voraus. Dort werde das russische Militär versuchen, die Grenzen des Gebiets Cherson zu erreichen.

+++ Selenskyj: Werden Ostukraine nicht aufgeben +++

Selenskyj kündigte angesichts des befürchteten Großangriffs im Osten des Landes harte Gegenwehr an. "Wir werden unser Territorium nicht aufgeben", sagte er dem Nachrichtensender CNN. Die Schlacht in der Region Donbass könne den Verlauf des gesamten Krieges beeinflussen.

Ukraine-Präsident Selenskyj wird den Osten der Ukraine nicht aufgeben. Bild: picture alliance/dpa/Ukrainian Presidential Press Office/AP | Uncredited

+++ Selenskyj: Schicksal der Menschen hängt von Waffenlieferungen ab +++

Selenskyj warnte, dass das russische Militär für die nächste Zeit eine Offensive in der Industrieregion Donbass im Osten der Ukraine vorbereite: "So wie die russischen Truppen Mariupol zerstören, wollen sie auch andere Städte und Gemeinden in den Gebieten Donezk und Luhansk dem Erdboden gleichmachen." Man sei den Partnern dankbar, die helfen. "Aber diejenigen, die von uns benötigte Waffen und Munition haben und ihre Hilfe zurückhalten, müssen wissen, dass das Schicksal dieser Schlacht auch von ihnen abhängt. Das Schicksal von Menschen, die gerettet werden können", sagte Selenskyj.

Er nannte keine Länder beim Namen. Jedoch hatte es zuletzt in Deutschland Streit in der Ampel-Koalition über die Lieferung schwerer Waffen gegeben. Politiker von Grünen und FDP hatten Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) Zaudern vorgeworfen. Militärexperten gehen davon aus, dass die Ukraine im Osten des Landes deutlich mehr schwere Waffen brauchen wird, um gegen Angriffe zu bestehen. Das liegt unter anderem an dem offenen Terrain ohne große Wälder.

+++ Ukraine meldet weitere Angriffe auf Mariupol +++

Der ukrainische Generalstab berichtete am Sonntagabend von russischen Raketen- und Bombenangriffen auf das belagerte Mariupol. Dabei kämen auch Überschallbomber vom Typ Tu-22M3 zum Einsatz. Regierungschef Denys Schmyhal sagte dem US-Sender ABC, die Stadt sei nicht gefallen. Die ukrainischen Soldaten würden in Mariupol "bis zum Ende kämpfen". Außenminister Dmytro Kuleba berichtete im US-Sender CBS, die eigenen Truppen seien "im Grunde eingekreist" von russischen Truppen, die Mariupol dem Erdboden gleichmachen wollten. Wörtlich sagte Kuleba: "Die Stadt existiert nicht mehr."

Russland hatte den verbliebenen ukrainischen Truppen in Mariupol zuvor mit Vernichtung gedroht. Ein Ultimatum, die Waffen bis zum Sonntagmittag niederzulegen und sich zu ergeben, ließen die Ukrainer verstreichen.

+++ Mariupols Polizeichef: Auch viele Zivilisten in Stahlwerk +++

Mehrere Tausend ukrainische Verteidiger Mariupols sollen sich in dem riesigen Stahlwerk Asowstal verschanzt haben. Auch zahlreiche Zivilisten befinden sich nach Angaben örtlicher Behörden auf dem umkämpften Gelände des Werks, zu dem auch unterirdische Anlagen gehören. Die Menschen hätten sich dort vor Beschuss während der wochenlangem Belagerung der Stadt durch das russische Militär versteckt, sagte der Chef der Streifenpolizei von Mariupol, Michajlo Werschinin, dem Lokalfernsehen. "Sie trauen den Russen nicht. Sie sehen, was in der Stadt vor sich geht, und bleiben deswegen auf dem Werksgelände."Die Angaben konnten nicht unabhängig überprüft werden.

Große Teile von Mariupol befinden sich inzwischen unter Kontrolle des russischen Militärs. In Mariupol hielten sich noch rund 100 000 Einwohner auf, sagte Werschinin. Die russischen Truppen ließen sie für Essen Trümmer räumen sowie Leichen bergen und in Massengräbern beerdigen, behauptete er. Mariupol hatte vor dem Krieg rund 400 000 Einwohner. Nach der langen Belagerung und dem Dauerbeschuss werden Tausende Tote unter den Zivilisten befürchtet.

+++ Gouverneur: Ukrainische Truppen erobern Orte bei Charkiw zurück +++

Die ukrainischen Truppen konnten nach Behördenangaben bei einer Gegenoffensive mehrere Ortschaften in der Nähe der Großstadt Charkiw im Nordosten zurückerobern. Damit seien die russischen Truppen weiter von der zweitgrößten Stadt der Ukraine zurückgedrängt wurden, teilte der Gouverneur des Gebiets, Oleh Synjehubow, in seinem Kanal beim Messaging-Dienst Telegram mit. Zuvor hatten die Behörden gemeldet, dass beim Beschuss des Stadtzentrums am Sonntag mindestens 5 Menschen getötet und 13 verletzt worden seien.

+++ Selenskyj kündigt harte Gegenwehr im Osten an +++

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat angesichts des befürchteten russischen Großangriffs im Osten des Landes harte Gegenwehr angekündigt. "Wir werden unser Territorium nicht aufgeben", sagte Selenskyj dem US-Nachrichtensender CNN laut englischer Übersetzung in einem am Sonntag ausgestrahlten Interview. Die Schlacht in der Region Donbass könne den Verlauf des gesamten Krieges beeinflussen. Die Ukraine müsse sich daher behaupten.

Selensjyj sagte, es sei wichtig, wenn möglich einen Dialog mit Russland zu finden. Nach den Gräueltaten gegen Zivilisten im Kiewer Vorort Butscha und anderen Orten sei das aber schwierig. "Unsere Gesellschaft will nicht, dass wir die Gespräche fortsetzen. Das ist eine große Tragödie." Zugleich forderte er vom Westen so schnell wie möglich weitere militärische Ausrüstung.

+++ Moskau droht Kiews Truppen mit "Vernichtung" +++

Russland hat den in der Hafenstadt Mariupol noch zu Tausenden kämpfenden ukrainischen Truppen mit Vernichtung gedroht. Die Einheiten, darunter 400 ausländische Söldner, hätten sich in dem Stahlwerk Asowstal verschanzt, sagte der Sprecher des russischen Verteidigungsministeriums, Igor Konaschenkow, am Sonntag in Moskau. Die Regierung in Kiew habe ihnen untersagt, die Waffen niederzulegen. Zuvor hatte Moskau ein Ultimatum bis Sonntagmittag gestellt und den Soldaten im Fall einer Kapitulation zugesichert, sie würden am Leben bleiben.

"Im Fall einer weiteren Gegenwehr werden sie alle vernichtet", sagte Konaschenkow. Nach russischen Angaben sollen allein in dem Werk etwa 2500 Kämpfer sein, die die Stadt gegen eine komplette Eroberung verteidigen wollen. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hatte wiederholt erklärt, alles für eine Rettung der strategisch wichtigen Stadt tun zu wollen. Zugleich warnte er Russland davor, im Fall einer Tötung der ukrainischen Kämpfer die Verhandlungen für eine Beendigung des Krieges aufzukündigen. Zum Ärger Russlands hat Selenskyj es bei den Verhandlungen bisher abgelehnt, auf Gebiete zu verzichten.

+++ Selenskyj: US-Präsident Biden sollte in die Ukraine kommen +++

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat US-Präsident Joe Biden zu einem Besuch der Ukraine aufgerufen. "Ich denke, er ist der Anführer der Vereinigten Staaten und deshalb sollte er kommen und sich das ansehen", sagte Selenskyj in einem am Sonntag ausgestrahlten Interview mit dem Sender CNN auf Englisch. Es sei natürlich Bidens Entscheidung und hänge von der Sicherheitssituation ab, sagte Selenskyj weiter. Er gehe aber davon aus, dass Biden kommen werde.

Biden hatte zuletzt erklärt, nach den jüngsten hochrangigen politischen Besuchen in Kiew ebenfalls zu erwägen, einen ranghohen Vertreter zu Gesprächen in die Ukraine zu schicken. US-Medien hatten berichtet, die US-Regierung denke darüber nach, womöglich Verteidigungsminister Lloyd Austin oder Außenminister Antony Blinken zu einem Besuch in die Ukraine zu entsenden. Berichten nach galt es als unwahrscheinlich, dass Biden selbst in die Ukraine reist. Mit Blick auf die Militärhilfe aus den USA sagte Selenskyj, dass diese niemals ausreichend sein werde. Genug sei aber auch nicht möglich, so Selenskyj laut englischer Übersetzung. Die Ukraine brauche immer noch mehr, als das, was sie jetzt habe.

+++ Ukraine-Krieg: Tote und Verletzte durch Beschuss im Gebiet Charkiw +++

Im ostukrainischen Charkiw sind nach Behördenangaben mindestens drei Zivilisten durch russischen Beschuss mit Artillerie und Raketen getötet worden. 31 Menschen seien verletzt worden, teilte der Gouverneur des Gebiets, Oleh Synjehubow, am Sonntag im Nachrichtenkanal Telegram mit. Insgesamt hätten die russischen Truppen 23 Mal Teile der Gebietshauptstadt Charkiw und Ortschaften im Gebiet beschossen. Zudem gab es einen Raketenangriff. Synjehubow warnte die Einwohner von Charkiw davor, ohne triftigen Grund ins Freie zu gehen.

Russland führt seit knapp siebeneinhalb Wochen einen Angriffskrieg gegen den Nachbarn Ukraine. Die Vereinten Nationen haben bisher rund 2000 getötete Zivilisten erfasst, gehen aber wie Kiew von weitaus höheren Opferzahlen unter Zivilisten aus.

+++ Russland: Ukrainische Truppen in Mariupol ergeben sich nicht +++

Die in der südostukrainischen Hafenstadt Mariupol kämpfenden ukrainischen Truppen wollen sich nach Angaben des russischen Verteidigungsministeriums nicht ergeben. Die Einheiten, darunter 400 ausländische Söldner, hätten sich in dem Stahlwerk Asowstal verschanzt, sagte der Sprecher des russischen Verteidigungsministeriums, Igor Konaschenkow, am Sonntag in Moskau. Die Regierung in Kiew habe ihnen untersagt, die Waffen niederzulegen. Zuvor hatte Moskau ein Ultimatum gestellt und den Soldaten im Fall einer Kapitulation zugesichert, sie würden am Leben bleiben.

"Im Fall einer weiteren Gegenwehr werden sie alle vernichtet", sagte Konaschenkow. Nach russischen Angaben sollen in dem Werk etwa 2500 Kämpfer sein, die die Stadt gegen eine komplette Eroberung verteidigen wollen. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hatte wiederholt erklärt, alles für eine Rettung der strategisch wichtigen Stadt tun zu wollen. Er forderte vom Westen Panzer und andere schwere Waffen, um den Osten der Ukraine zu verteidigen. Mariupol liegt im Gebiet Donezk, das prorussische Separatisten mit russischer Hilfe komplett unter ihre Kontrolle bringen wollen.

Nach Darstellung des russischen Generalmajors Konaschenkow kämpfen in der Ukraine noch rund 4877 Söldner, die meisten von ihnen aus Polen, den USA, Kanada und Rumänien. Hunderte gebe es auch aus Großbritannien und der Südkaukasusrepublik Georgien. Mehr als 1000 ausländische Kämpfer seien bisher getötet worden, sagte er. Von unabhängiger Seite überprüfbar waren diese Angaben nicht.

+++ Bürgermeister im Kiewer Gebiet meldet Raketenangriff +++

In der Nähe der ukrainischen Hauptstadt Kiew ist in dem Ort Browary nach Behördenangaben am Sonntag bei einem russischen Raketenangriff ein Teil der Infrastruktur getroffen worden. Es könne zu Unterbrechungen bei der Wasser- und Stromversorgung kommen, sagte Bürgermeister Ihor Sapaschko in einem Video. Der Krieg gehe weiter. Der Rathauschef rief in seinem Nachrichtenkanal bei Telegram die Bürger der Stadt rund zwölf Kilometer nordöstlich von Kiew auf, die Ruhe zu bewahren.

In der Hauptstadt Kiew teilten die Behörden mit, dass es dort ruhig geblieben sei - abgesehen vom Luftalarm. Anders als am Vortag habe es keine neuen Explosionen gegeben. Ein Sprecher der Stadt betonte, es sei zu früh, von einer sicheren Lage zu sprechen. Bürgermeister Vitali Klitschko hatte am Vortag Bürger, die zurückkehren wollten, gewarnt, das zu tun. Sie sollten an einem sicheren Ort bleiben. In der Region um die südukrainische Stadt Mykolajiw teilte der Gebietsgouverneur Witalij Kim mit, dass die russische Armee weiter mit Raketen schieße. Er erwartet nach eigenen Angaben eine Mobilmachung in Russland, die ein bis zwei Monate dauern könne. Das sei für die Ukraine genug Zeit, um sich mit ausreichend Waffen zu versorgen, sagte er in einem Video.

+++ Selenskyj warnt die Welt vor Putin: "Bereitet euch auf einen Atomangriff vor" +++

Ukraine-Präsident Wolodymyr Selenskyj warnt die Welt vor einem möglichen Atomangriff durch Russland. Bild: picture alliance/dpa/Ukrainian Presidential Press Office/AP | Uncredited

Wladimir Putin ist angeblich bereit, in der nächsten Phase seines Krieges Atomwaffen einzusetzen, warnte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj laut britischem "Express". Gleichzeitig forderte Selenskyj die Welt auf, sich auf das Schlimmste vorzubereiten, indem sie sich mit Medikamenten gegen Strahlung eindeckt und Luftschutzbunker baut. In einem Interview mit nationalen Medien sagte er: "Wir sollten nicht auf den Moment warten, in dem Russland beschließt, Atomwaffen einzusetzen... Wir müssen uns darauf vorbereiten." Befürchtungen, der russische Diktator könnte auf einen Atomkrieg zurückgreifen, hatte zuletzt auch die Urenkelin des ehemaligen sowjetischen Führers Nikita Chruschtschow geäußert.

Nina Kruschtschewa, Professorin für internationale Angelegenheiten in den USA, erklärte gegenüber der BBC, dass Putin wahrscheinlich alles tun wird, um den Sieg in der Ukraine zu sichern. Sie sagte: "Ich glaube, dass Putin diesen Krieg unbedingt gewinnen will und zwar um jeden Preis. Wenn er den Sieg festmachen will und dafür möglicherweise taktische Nuklearwaffen einsetzen muss - ich sage das nicht voraus - könnte das eine der Optionen sein, zu der die Russen bereit sind."

+++ Kiew: Russland setzt Luftschläge gegen Mariupol fort +++

Die russische Armee hat ukrainischen Angaben zufolge Luftangriffe auf die heftig umkämpfte Hafenstadt Mariupol fortgesetzt. Das teilte der ukrainische Generalstab in seinem Lagebericht am Sonntag mit. Angriffe seien auch im Bereich des Hafens erfolgt, hieß es weiter. Russische Einheiten bereiteten sich zudem "vermutlich" auf eine Marineoperation zur Landung in Mariupol vor.

Moskau hatte am Samstag erklärt, dass die Stadt bereits praktisch unter Kontrolle russischer Einheiten stünde. Rund 2500 verbliebene ukrainische Kämpfer seien in dem Stahlwerk Asowstal eingekesselt. In dem Generalstabsbericht hieß es zudem, eine Teilblockade der Millionenstadt Charkiw im Osten des Landes und der Beschuss von Wohngebieten dort dauere an. Er warnte zudem vor der weiteren Möglichkeit von Raketenangriffen auf die Regionen Tschernihiw im Norden und Sumy im Nordosten. Von dort hatten sich russische Truppen jüngst nach Verlusten und aufgrund eines künftigen russischen Fokus der Kämpfe auf den Osten des Landes zurückgezogen.

+++ Kampf um Mariupol: Russen-Armee fordert Ukrainer zur Kapitulation auf +++

In der Nacht rief die russische Armee die ukrainischen Streitkräfte in Mariupol erneut zur Aufgabe auf. Unter Berücksichtigung der "katastrophalen Situation" im Stahlwerk Asowstal biete man den eingeschlossenen ukrainischen Kämpfern sowie "ausländischen Söldnern" an, die Feindseligkeiten einzustellen und am Sonntag ab 6.00 Uhr Moskauer Zeit (5.00 Uhr MEZ) die Waffen niederzulegen, hieß es in einer Mitteilung von Generaloberst Michail Misinzew aus dem russischen Verteidigungsministerium. Allen, die ihre Waffen niederlegten, sei ihr Leben garantiert.

Russische Truppen haben ukrainische Soldaten in Mariupol dazu aufgerufen, sich zu ergeben. Bild: picture alliance/dpa/AP | Alexei Alexandrov

+++ Selenskyj: Moskaus Vorgehen in Mariupol könnte Verhandlungen beenden +++

Selenskyj drohte Russland mit einem Ende der Friedensverhandlungen, falls die ukrainischen Kämpfer in der Hafenstadt Mariupol getötet werden sollten. "Die Vernichtung unserer Jungs in Mariupol, das was sie gerade tun (...), könnte einen Schlussstrich unter jede Form von Verhandlungen setzen", sagte Selenskyj in einem Interview mit örtlichen Internetmedien.

+++ Gouverneur: Russische Truppen warten auf besseres Wetter +++

Der Gouverneur des ostukrainischen Gebiets Luhansk erklärte, Russland habe bereits Zehntausende Soldaten für eine baldige Offensive im Osten der Ukraine zusammengezogen. Zudem seien Hunderte Einheiten Technik in die Region transportiert worden, sagte Serhij Hajdaj. Seiner Einschätzung nach warteten die russischen Truppen nur noch auf besseres Wetter, um dann zeitgleich in den Gebieten Luhansk und Donezk ihre Angriffe zu starten. In beiden Regionen soll nach Wettervorhersagen voraussichtlich Mitte kommender Woche der Regen aufhören und am Samstag wieder beginnen. Am kommenden Sonntag feiert die russisch-orthodoxe Kirche Ostern.

+++ Forderung nach schnelleren Waffenlieferungen für Ukraine +++

Selenskyj forderte erneut mehr Tempo bei den Waffenlieferungen für sein Land. Ihm zufolge könnten zwei bis drei Wochen zwischen Zusage und Lieferung vergehen, sagte der Staatschef in einem Interview für ukrainische Medien. Das sei zu lange. Selenskyj fand offenbar bei EU-Kommissionspräsidentin von der Leyen bereits Gehör. Sie appellierte an die EU-Länder, Kiew schnell Waffen zur Verfügung zu stellen. Nur mit einer schnellen Lieferung könne die Ukraine in ihrem akuten Abwehrkampf gegen Russland bestehen, sagte von der Leyen der "Bild am Sonntag". "Ich unterscheide nicht zwischen schweren und leichten Waffen. Die Ukraine muss das bekommen, was sie zur Verteidigung braucht und was sie handhaben kann."

Aus den USAtrafen Medienberichten zufolge erste Teile des jüngsten Unterstützungspakets an Waffen und Munition bereits in der Ukraine ein. Das berichtete der TV-Sender CNN unter Berufung auf einen Beamten im Weißen Haus. Washington hatte am Mittwoch Kiew weitere Waffen und Munition im Wert von bis zu 800 Millionen Dollar zugesagt - darunter auch Artillerie, gepanzerte Fahrzeuge und Hubschrauber. Sie sollen Kiew insbesondere angesichts des befürchteten russischen Großangriffs im Donbass unterstützen.

+++ Von der Leyen: Öl und Banken im Visier für nächstes EU-Sanktionspaket +++

Zu den Kernpunkten eines sechsten Sanktionspaketes der EU gegen Russland, das zurzeit vorbereitet wird, sagte von der Leyen: "Wir sehen uns weiter den Bankensektor an, insbesondere die Sberbank, die alleine 37 Prozent des russischen Bankensektors ausmacht." Man entwickle zudem "kluge Mechanismen", damit im nächsten Schritt auch Öl einbezogen werden könne.

+++ Özdemir fordert mehr Waffen für Ukraine wegen möglicher Hungerkrise +++

Ernährungs- und Landwirtschaftsminister Cem Özdemir dringt auf eine Ausweitung der Waffenlieferungen in die Ukraine, um eine globale Hungerkrise abzuwenden. «Uns erreichen alarmierende Nachrichten aus der Ukraine, wo russische Truppen offenbar gezielt auch landwirtschaftliche Infrastruktur und Lieferketten zerstören», sagte der Grünen-Politiker den Zeitungen der Funke-Mediegruppe (Sonntag). Das könne langfristige Auswirkungen auf die Leistungsfähigkeit der ukrainischen Landwirtschaft und damit auf die Weltversorgung haben.

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/news.de/dpa

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