Politik

Ukraine-Krieg im News-Ticker:  Moskau wirft Deutschland "gefährliche Forschungen" in ukrainischen Bio-Laboren vor

Bis zu 70 Prozent der ukrainischen Großstadt Sjewjerodonezk sollen zerstört worden sein. Bild: picture alliance/dpa/Ukrinform | -

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Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj sieht sein Land in ehemals von russischen Truppen besetzten Orten und Städten mit massiven Herausforderungen konfrontiert. Der Umfang der Arbeit für eine Wiederherstellung des normalen Lebens sei "wirklich enorm". Ihm zufolge sind im russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine bislang 2.500 bis 3.000 ukrainische Soldaten getötet worden. Angaben aus Kiew zufolge dauerte Beschuss durch russische Truppen an. Moskau verschickt Protestnoten an jene Länder, die der Ukraine Waffen liefern.Die aktuelle Entwicklung im Ukraine-Krieg lesen Sie hier im News-Ticker.

Ukraine-Krieg, Tag 52 im News-Ticker - Alle aktuellen Geschehnisse am 16.04.2022 im Überblick

+++Moskau wirft Deutschland Beteiligung an ukrainischen Bio-Laboren vor +++

 

Russland hat Deutschland eine Beteiligung an angeblichen Militär-Laboren in der Ukraine vorgeworfen. "Bestätigten Informationen zufolge hat die deutsche Seite im Bereich der biologischen Sicherheit ihre Arbeit eng mit ihren amerikanischen Verbündeten koordiniert, die in der Ukraine ein Netz aus mindestens 30 biologischen Laboren geschaffen haben", sagte die Sprecherin des Außenministeriums in Moskau, Maria Sacharowa, am Samstag dem Staatssender RT. In den Laboren seien "gefährliche wissenschaftliche Forschungen" erfolgt. Belege dafür nannte sie nicht.

Russland behauptet seit Wochen, die USA hätten in der Ukraine geheime Labore für die Entwicklung biologischer Waffen betrieben. Dies gehört auch zu Moskaus Rechtfertigungen für den seit mehr als sieben Wochen laufenden Krieg gegen das Nachbarland. Washington weist die Vorwürfe zurück. Im Westen wird befürchtet, dass Moskau die Vorwürfe erhebt, um einen Anlass für einen eigenen Biowaffenangriff zu haben oder den Einsatz zu verschleiern.

+++Russland bestätigt Beschuss von Kiew +++

Russland hat den neuerlichen Beschuss der ukrainischen Hauptstadt Kiew bestätigt. Dabei seien Produktionsanlagen einer Panzerfabrik in Kiew zerstört worden, sagte der Sprecher des Verteidigungsministeriums, Igor Konaschenkow, am Samstag in Moskau. Zuvor hatte Kiews Bürgermeister Vitali Klitschko mitgeteilt, dass es am Stadtrand der Hauptstadt Explosionen gegeben habe. Über Opfer wurde zunächst nichts bekannt.

Nach Darstellung des russischen Verteidigungsministeriums wurden in der südukrainischen Stadt Mykolajiw zudem ein Werk für die Reparatur von Panzertechnik sowie zwei Lager mit Raketen und Artillerie vernichtet worden. Mit Hochpräzisionswaffen seien 16 Militärobjekte getroffen worden, darunter auch im Gebiet um die Hafenstadt Odessa am Schwarzen Meer und um die zentralukrainische Stadt Poltawa. Mit anderen Waffensystemen seien Dutzende weiterer Ziele zerstört worden.

+++ London: Russen zerstören in Ukraine absichtlich Brücken +++

 

In der Ukraine wird die Lieferung von Hilfsgütern nach Einschätzung britischer Geheimdienste durch eine inzwischen weitreichende Zerstörung von Straßen, Brücken und anderer Infrastruktur erschwert. Insbesondere in Gebieten, die zeitweise unter russischer Kontrolle waren, stelle dies eine große Herausforderung dar, hieß es am Samstag in einer Mitteilung des Verteidigungsministeriums in London.

Russische Truppen hätten bei ihrem Rückzug aus dem Norden des Landes gezielt Brücken gesprengt, Fahrzeuge auf wichtigen Routen zurückgelassen und Landminen verstreut. In der Stadt Tschernihiw zum Beispiel gebe es nur noch eine einzige Fußgängerbrücke über den Fluss. Alle anderen seien zerstört worden. Die britische Regierung veröffentlicht schon seit Wochen jeden Tag Informationen ihrer Geheimdienste zum Kriegsverlauf.

+++ Kiew unter Beschuss - Klitschko warnt vor Rückkehr +++

Die ukrainische Hauptstadt Kiew ist nach offiziellen Angaben bei einem neuen russischen Angriff unter Beschuss geraten. Im Stadtteil Darnyzja gab es mehrere Explosionen, wie Bürgermeister Vitali Klitschko am Samstag im Nachrichtenkanal Telegram mitteilte. Das Viertel liegt im Südosten der Millionenstadt. Es gab zunächst keine Angaben zu möglichen Opfern. Rettungskräfte seien an Ort und Stelle, hieß es.

Klitschko appellierte an die Bevölkerung, Luftalarm der Behörden nicht zu ignorieren. In der ukrainischen Hauptstadt gibt es mehrfach täglich Luftalarm. Weil inzwischen auch Menschen, die vor den Angriffen geflüchtet waren, wieder nach Kiew zurückkehren, forderte der Bürgermeister, dies zu unterlassen und an sicheren Orten zu bleiben.

Moskau hatte zuletzt mit Angriffen auf die Kommandozentralen in Kiew gedroht, nachdem das ukrainische Militär angeblich russisches Gebiet beschossen haben soll. Unbestätigten Meldungen in der Ukraine zufolge gab es auch im Westen des Landes in der Region Lwiw erneut Explosionen.

+++ Slowakischer Verteidigungsminister vergleicht Putin mit Hitler +++

Angesichts des Ukraine-Kriegs hat der slowakische Verteidigungsminister Jaroslav Nad Russlands Präsidenten Wladimir Putin mit Adolf Hitler verglichen. Putin sei "ebenbürtig mit Hitler", sagte der 41-Jährige nach einem Bericht der "New York Times", den am Freitag slowakische Medien aufgriffen. Er müsse gestoppt werden, bevor er weiter nach Westen ziehen könne. "Die Ukraine kämpft buchstäblich für unsere Zukunft", sagte Nad.

Die Slowakei hat ihrem Nachbarland ein Flugabwehrraketensystem des Typs S-300 überlassen. Seit Beginn des Kriegs am 24. Februar kamen mehr als 330.000 ukrainische Flüchtlinge über die Grenze. Die Slowakei ist Mitglied der Europäischen Union und der Nato.

+++ Große Herausforderungen bei Wiederaufbau in Ukraine +++

Die ukrainischen Behörden setzten die Wiederherstellung des normalen Lebens in den Gebieten fort, die wieder unter ukrainischer Kontrolle seien, sagte Selenskyj in seiner abendlichen Videobotschaft in der Nacht zu Samstag. Der Umfang der Arbeit in den 918 Orten und Städten unterschiedlicher Größe sei massiv. Man führe Entminungsarbeiten durch, stelle die Versorgung der Orte mit Strom, Wasser und Gas wieder her. Auch die Polizei, Post und lokale Behörden nähmen ihre Arbeit wieder auf. Zugverbindungen seien etwa in der Region Sumy im Nordosten des Landes wieder eingerichtet oder stünden etwa mit der Stadt Tschernihiw im Norden kurz vor der Wiederaufnahme.

Humanitäre Stäbe habe man bisher in 338 derartigen Orten etabliert. Diese stellten unter anderem notfallmedizinische Versorgung bereit, sagte Selenskyj. Auch Schulen und andere Bildungseinrichtungen sollen dort, wo dies möglich sei, wieder aufgenommen werden. Russische Truppen hätten mit Stand Freitag 1.018 Bildungseinrichtungen in dem Land zerstört oder beschädigt, sagte Selenskyj. Die Angaben konnten nicht unabhängig geprüft werden.

+++ Ukraine: Großstadt Sjewjerodonezk zu 70 Prozent zerstört +++

Durch den russischen Angriffskrieg nahm nach ukrainischen Angaben auch die Großstadt Sjewjerodonezk im Gebiet Luhansk großen Schaden. Laut dem Chef der Militärverwaltung der Stadt, Olexandr Strjuk, ist die Stadt zu rund 70 Prozent zerstört. Die wichtigsten Straßen seien erheblich beschädigt und auch die Wasserversorgung sei bis zur Durchführung von Reparaturarbeiten eingestellt, sagte Strjuk im ukrainischen Einheitsfernsehen. Von den rund 130 000 Bewohnerinnen und Bewohnern vor dem Krieg seien nur mehr etwa 20.000 Menschen vor Ort, sagte er. Die Angaben konnten zunächst nicht unabhängig geprüft werden.

+++ Ukraine: Mindestens zehn Tote nach Beschuss von Charkiw +++

Bei einem Beschuss des Industriebezirks der ostukrainischen Metropole Charkiw sollen ukrainischen Angaben zufolge mindestens zehn Menschen getötet worden sein. Unter den Opfern sei ein sieben Monate altes Baby, teilte die Staatsanwaltschaft des Gebietes Charkiw am Freitagabend auf Facebook mit. Die Ukraine berichtete zudem über einen russischen Luftangriff auf einen Flugplatz in der Stadt Olexandrija im Gebiet Kirowohrad in der zentralen Ukraine. Die Rettungsarbeiten liefen, schrieb der Bürgermeister Serhij Kusmenko auf Facebook. Über Schäden oder Opfer gab es zunächst keine Angaben.

+++ Selenskyj: 2.500 bis 3.000 getötete ukrainische Soldaten +++

Seit Beginn der russischen Invasion sind nach Angaben aus Kiew bislang 2.500 bis 3.000 ukrainische Soldaten getötet worden. Das sagte Selenskyj laut Übersetzung dem US-Fernsehsender CNN in einem Interview, das am Freitag in ersten Auszügen verbreitet wurde. Er berichtete zudem von etwa 10.000 verletzten Soldaten auf ukrainischer Seite. Es sei schwer zu sagen, wie viele davon überleben würden. Selenskyj zufolge sollen auf der Seite Russlands bereits 20.000 Soldaten getötet worden sein. Moskau sprach zuletzt von etwa 1.350 getöteten Militärs in den eigenen Reihen.

+++ Selenskyj: Nächstes Sanktionspaket muss Ölembargo beinhalten +++

Selenskyj hat erneut schärfere Sanktionen gegen Moskau gefordert. «Das nächste Sanktionspaket gegen Russland muss einen Verzicht auf russisches Öl beinhalten», sagte er in seiner abendlichen Videoansprache. Die aktuellen Strafmaßnahmen gegen Russland nannte Selenskyj «ernst», aber nicht ausreichend. «Wir fordern stärkere, zerstörerische.» Der Krieg könne auch verkürzt werden, wenn Kiew rasch alle geforderten Waffen erhalte.

+++ Russland verschickt wegen Waffenlieferungen Protestnoten +++

Russland sandte wegen Waffenlieferungen an die Ukraine Protestnoten an mehrere westliche Länder. Darunter seien auch die USA, sagte die Sprecherin des Außenministeriums, Maria Sacharowa, der Agentur Interfax zufolge. Nach Angaben der US-Tageszeitung "Washington Post" warnt Moskau in dem Schreiben, dass solche Lieferungen "unvorhersehbare Folgen" haben könnten.

Seit Beginn des russischen Angriffskriegs vor sieben Wochen hat die Ukraine Waffen aus vielen Ländern bekommen. Deutschland will seine Rüstungshilfe an Partnerländer auf zwei Milliarden Euro aufstocken. Das Geld soll überwiegend der Ukraine zugute kommen.

+++ Verkehrsminister: Lieferketten wegen Ukraine-Krieg beeinträchtigt +++

Der Krieg in der Ukraine hat nach den Worten von Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) starke Auswirkungen auch auf die Logistikbranche in Deutschland. "Die Lieferketten sind stark beeinträchtigt", sagte Wissing dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND/Samstag). Die Seidenstraße etwa werde weniger genutzt, weil Spediteure Risiken eingehen, wenn sie Waren darüber beförderten. Allein in Polen fehlten rund 100.000 ukrainische Lastwagenfahrer, weil sie zum Wehrdienst einberufen worden seien. Auch hohe Energiepreise machten der Branche zu schaffen.

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/news.de/dpa

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