Ukraine-Krieg im News-Ticker: Ukraine-Krieg im News-Ticker - Alle aktuellen Geschehnisse am 26.02.2022 im Überblick
27.02.2022 19.13
+++ Verbündete beschließen Ausschluss russischer Banken aus Swift +++
Deutschland und westliche Verbündete haben einen Ausschluss russischer Finanzinstitute aus dem Banken-Kommunikationsnetzwerk Swift beschlossen. Das teilte Regierungssprecher Steffen Hebestreit am Samstagabend in Berlin mit.
+++ Russland schließt Luftraum für mehrere EU-Staaten +++
Russland hat in der Nacht zum Sonntag seinen Luftraum für Flugzeuge aus einer Reihe von EU-Staaten geschlossen. Nach einer Mitteilung der russischen Luftfahrtbehörde dürfen Maschinen aus Lettland, Estland und Litauen sowie Slowenien nicht mehr nach Russland einfliegen, wie die Agentur Tass berichtete. Das Verbot gelte auch für Transitflüge sowie Überflüge durch den russischen Luftraum. Damit werde auf entsprechende Schritte dieser Staaten reagiert.
Als Reaktion auf den russischen Einmarsch in die Ukraine haben bereits mehrere EU-Staaten ihren Luftraum für Flugzeuge russischer Gesellschaften gesperrt. Neben den baltischen Staaten und Slowenien haben sich auch Bulgarien, Rumänien, Polen und Tschechien zu dieser Maßnahme entschlossen. Auch Großbritannien hat russische Flüge ausgesperrt. Russland hat seinerseits bereits ein Überflug- und Einflugverbot für Maschinen aus diesen Ländern verhängt.
Deutschland bereitet ebenfalls eine Sperrung seines Luftraums für russische Maschinen vor.
+++ Deutschland liefert Waffen aus Bundeswehrbeständen an Ukraine +++
Deutschland liefert nun Waffen aus den Beständen der Bundeswehr an die Ukraine. Wie Regierungssprecher Steffen Hebestreit am Samstag mitteilte, werden die ukrainischen Streitkräfte mit 1000 Panzerabwehrwaffen sowie 500 Boden-Luft-Raketen vom Typ «Stinger» unterstützt.
+++ Russische Truppen nehmen strategisch wichtigen Ex-Flugplatz ein +++
Russische Truppen haben bei ihrem Angriff auf die Ukraine einen strategisch wichtigen früheren Flugplatz im Süden des Landes eingenommen. Wie die Gebietsverwaltung der Großstadt Berdjansk am Samstag mitteilte, befindet sich schweres russisches Militärgerät auf dem Airport. Die Stadt ist Medienberichten zufolge von russischen Truppen eingeschlossen, die von dort weiter auf Mariupol vorrücken und die Stadt in die Zange nehmen könnten. Mariupol liegt in der Nähe der ostukrainischen Separatistengebiete und ist der letzte wichtige Hafen unter Regierungskontrolle am Asowschen Meer. Die Behörden verhängten eine Ausgangssperre.
+++ Nato verlegt schnelle Eingreiftruppe in Nachbarland der Ukraine +++
Zur Verstärkung der Ostflanke und zur Abschreckung Russlands verlegt die Nato Kräfte der schnellen Einsatztruppe NRF in das ukrainische Nachbarland Rumänien. Die belgische Verteidigungsministerin Ludivine Dedonder bestätigte am Samstag entsprechende Informationen der Deutschen Presse-Agentur vom Vortag.
Konkret kündigte Dedonder die Entsendung von 300 Soldaten an, die derzeit Teil der sogenannten Nato-"Speerspitze" VJTF sind. Diese ist wiederum Teil der NRF.
Neben den belgischen Kräften werden nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur insbesondere französische Truppen nach Rumänien verlegt. Frankreich führt in diesem Jahr die rund 5000 Soldaten starke VJTF.
Deutschland stellt für die schnellste Eingreiftruppe der Nato derzeit rund 750 Kräfte. Sie wurden nach Angaben eines Sprechers des Bundesverteidigungsministeriums vom Samstagnachmittag bislang allerdings nicht vom Nato-Oberbefehlshaber für den Einsatz angefordert. Insgesamt stehen in diesem Jahr rund 13 700 deutsche Bundeswehrsoldaten für die NRF zur Verfügung.
Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg hatte am Freitagabend nach einer Videokonferenz der Staats- und Regierungschefs der 30 Bündnisstaaten die Verlegung von NRF-Kräften in den östlichen Teil des Bündnisgebiets angekündigt, aber keine Ländernamen genannt. Es ist das erste Mal in der Geschichte der Allianz, dass Teile der NRF zur Abschreckung und Verteidigung des Bündnisgebiets verlegt werden. Sie besteht nach Nato-Angaben insgesamt aus rund 40 000 Soldaten.
Bereits am Donnerstag hatte die Nato angesichts des russischen Angriffs auf die Ukraine die Verteidigungspläne für das östliche Bündnisgebiet aktiviert. Der Oberbefehlshaber der Nato-Streitkräfte bekam damit weitreichende Befugnisse, um zum Beispiel Truppen anzufordern und zu verlegen.
+++ Wladimir Klitschko appelliert an ganze Welt: "Handelt jetzt!" +++
Ex-Boxstar Wladimir Klitschko hat sich in einem eindringlichen Appell an die Weltgemeinschaft gewandt und Hilfe für die von Russland angegriffene Ukraine gefordert. "Erst heute wurden Raketen auf Zivilisten gefeuert, Zivilisten werden bei Sonderoperationen getötet - und all das passiert im Herzen Europas», sagte der Bruder des Kiewer Bürgermeisters Vitali Klitschko in einer Videobotschaft auf Englisch. Es sei nun keine Zeit mehr zu verlieren, betonte Wladimir Klitschko. "Sie müssen jetzt handeln, um die russische Aggression zu stoppen - mit allem, was Sie haben. (...) In einer Stunde oder morgen ist es zu spät. Bitte handelt jetzt!"
+++ Russische Truppen sprengen Damm - Wasserversorgung für Krim +++
Russland hat nach eigenen Angaben die Wasserversorgung der annektierten ukrainischen Halbinsel Krim nach acht Jahren wieder sichergestellt. Russische Truppen sprengten einen von der Ukraine errichteten Damm, der seit 2014 den wichtigen Nord-Krim-Kanal vom Fluss Dnipro abgeschnitten hatte, wie der Armee-Fernsehsender Swesda am Samstag berichtete. Fallschirmjäger hatten den Kanal nach dem Angriff auf die Ukraine erobert.
Über das Bauwerk bezog die Krim bis zur Annexion durch Russland bis zu 90 Prozent ihrer Wasserversorgung. Wegen der Blockade hatte der Chef der Krim-Republik, Sergej Aksjonow, einen sparsamen Umgang mit Wasser angeordnet. Der Grundwasserspiegel auf der Halbinsel sank deutlich, weite Flächen trockneten auch wegen fehlender Niederschläge aus.
+++ Pentagon: Militärischer Fortschritt der Russen langsamer als erwartet +++
Die russische Militäroffensive in der Ukraine macht nach Angaben eines ranghohen Vertreters des US-Verteidigungsministeriums langsamer Fortschritte als von Moskau erwartet. "Sie treffen auf mehr Widerstand, als sie erwartet haben», sagte der Vertreter des Pentagons in einem Briefing für Journalisten. Die Truppen seien nicht "so weit oder so schnell vorgedrungen wie wir angenommen hatten". "Unserer Einschätzungen zufolge leisten die Ukrainer mehr Widerstand als die Russen erwartet hatten", sagte der Vertreter am Freitag einer vom Pentagon veröffentlichten Mitschrift zufolge.
Er schränkte jedoch ein, Russland halte bislang noch einen großen Teil seiner in der Nähe der Ukraine stationierten Soldaten zurück. Die US-Regierung geht davon aus, dass Russland mehr als 150 000 Soldaten rund um die Ukraine zusammengezogen hat. Bislang "ist es unsere Einschätzung, dass alles langsamer geht, als die Russen angenommen hatten", sagte er. Ein guter Indikator dafür sei, dass die russischen Streitkräfte bislang noch keine größeren Städte eingenommen hätten.
+++ Kiew weist Angaben aus Moskau zu abgesagten Verhandlungen zurück +++
Die ukrainische Führung hat Vorwürfe aus Moskau zurückgewiesen, sie habe Friedensverhandlungen mit Russland abgesagt. Präsidentenberater Mychajlo Podolak warf der russischen Regierung Lügen vor. "Ihre Kommentare, dass wir Verhandlungen abgesagt hätten, sind lediglich Teil ihrer Taktik", sagte Podolak einer Mitteilung vom Samstag zufolge. "Sie scheinen die Verhandlungen in eine Sackgasse lenken zu wollen, bevor sie überhaupt begonnen haben." Podolak forderte, Gespräche müssten eine "ehrliche Lösung" im Interesse der Ukrainer und der ukrainischen Staatlichkeit ergeben.
Podolak kritisierte auch Kreml-Angaben, denen zufolge Russland seine Offensive am Freitagabend angesichts erwarteter Verhandlungen ausgesetzt habe. Die Realität habe gezeigt, dass dies eine Lüge sei. "Die Kämpfe waren brutal, mit maximaler Intensität. Gerade weil Präsident (Wolodymyr) Selenskyj kategorisch inakzeptable Bedingungen und Ultimaten für die Ukraine ablehnt. Nur vollwertige Verhandlungen."
+++ Athen beklagt Tote und Verletzte unter ethnischen Griechen in Ukraine +++
Bei einem russischen Luftangriff auf die Siedlung Sartana in der Südostukraine sind nach Angaben des griechischen Außenministeriums vom Samstag zwei ethnische Griechen getötet und sechs weitere verletzt worden. "Griechenland verurteilt unmissverständlich die Bombardierung von Zivilisten durch ein russisches Flugzeug am Rande des Dorfes Sartana", teilte Außenminister Nikos Dendias mit. Athen habe bereits telefonisch beim russischen Botschafter Protest eingelegt und ihn für Sonntag einbestellt.
Im Umkreis der ukrainischen Hafenstadt Mariupol leben rund 100 000 Ukrainer griechischer Herkunft, manche Ortschaften dort wurden einst von griechischen Auswanderern gegründet. Außenminister Dendias hatte erst vergangene Woche bei einem Treffen mit seinem russischen Amtskollegen Sergej Lawrow in Moskau darauf gedrängt, die griechischstämmige Gemeinschaft in der Region zu schützen.
Die Athener Regierung hat verfügt, dass ihre Konsulate in Odessa und Mariupol geöffnet bleiben. Wenn ethnische Griechen evakuiert werden wollten, werde Griechenland sie dabei unterstützen, hieß es aus Kreisen der Regierung.
+++ Ukrainische Straßenverwaltung ruft zum Abbau von Schildern auf +++
Um den russischen Vormarsch in der Ukraine zu stören, hat die ukrainische Straßenverwaltung zum Abbau aller Straßenschilder aufgefordert. Die zuständige Behörde Ukrawtodor rief am Samstag alle Reiseorganisationen und Gebietsverwaltungen dazu auf, unverzüglich mit der Demontage von Schildern in ihrer Nähe zu beginnen. Priorität hätten Namen von Siedlungen und Orten. "Der Feind hat eine erbärmliche Mobilverbindung, er kann sich nicht am Terrain orientieren", teilte die Behörde über den Nachrichtenkanal Telegram mit. "Helfen wir ihm, direkt zur Hölle zu fahren."
+++ Selenskyj geht von Zehntausenden russischen Truppen in Ukraine aus +++
Nach Darstellung des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj sind inzwischen Zehntausende russische Truppen in die Ukraine einmarschiert. "Mehr als 100 000 Eindringlinge sind in unserem Land", schrieb das Staatsoberhaupt am Samstag im Kurznachrichtendienst Twitter. "Sie schießen heimtückisch auf Wohngebäude.» Er appellierte an den UN-Sicherheitsrat, die Ukraine dringend politisch zu unterstützen. "Stoppt gemeinsam den Angreifer!"
Selenskyj telefonierte am Nachmittag mit Indiens Premierminister Narendra Modi. Russlands Präsident Wladimir Putin hatte am Donnerstag den Befehl zum Einmarsch in die Ukraine gegeben.
+++ Erste Flüchtlinge aus Ukraine in Deutschland - Zahl noch gering +++
Nach dem Angriff Russlands auf die Ukraine sind die ersten Kriegsflüchtlinge in Deutschland eingetroffen. Ihre Zahl war aber zunächst noch relativ gering. An der sächsisch-polnischen Grenze bei Görlitz sei seit Freitag eine einstellige Zahl von Menschen aus der Ukraine angekommen, sagte ein Sprecher der Bundespolizei in Pirna am Samstag. In Brandenburg nahm die Erstaufnahmeeinrichtung in Eisenhüttenstadt bis zum Samstagmittag nach eigenen Angaben sechs Geflüchtete auf. Eine ukrainische Familie traf in Brandenburg/Havel ein. Die Stadt Hamburg hatte bereits am Freitag drei bis vier Flüchtlinge im Ankunftszentrum der Hansestadt registriert.
Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) und die Ministerpräsidenten der Länder hatten am Freitag über die mögliche Aufnahme von Flüchtlingen beraten. Allein Brandenburg macht sich nach den Worten von Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) bereit für mindestens 10.000 Ukraine-Flüchtlinge in den nächsten Tagen. Schon dieses Wochenende hält Brandenburg nach offiziellen Angaben 800 Plätze bereit.
Auch Niedersachsen bereitet sich auf die Aufnahme von Geflüchteten aus der Ukraine vor und wird seine Kapazitäten noch erweitern, wie Innenminister Boris Pistorius (SPD) im NDR sagte. Völlig offen ist, wie viele Flüchtlinge es aus der Ukraine geben könne - laut Pistorius könnten das ein paar Hunderttausend, aber auch eine Million oder zwei Millionen Menschen sein. Thüringen kann nach Angaben von Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke) und Migrationsminister Dirk Adams (Grüne) sofort etwa 3000 Menschen aus der Ukraine aufnehmen.
+++ Kiew weitet nächtliche Ausgangssperre aus +++
Aus Furcht vor einem großen Angriff russischer Truppen weitet die ukrainische Hauptstadt Kiew die nächtliche Ausgangssperre aus. Nach Angaben von Bürgermeister Vitali Klitschko gilt sie von diesem Samstag an bereits ab 17.00 Uhr (Ortszeit, 16.00 Uhr MEZ) bis 8.00 Uhr (7.00 Uhr MEZ) am nächsten Morgen. Zuvor galt sie ab 22.00 Uhr Ortszeit. Zudem habe die U-Bahn ihren Betrieb eingestellt, schrieb Klitschko im Nachrichtenkanal Telegram. Die Metro-Stationen werden von Einwohnern derzeit als Schutzraum bei Luftangriffen genutzt.
+++ Kreml: Ukraine lehnt Friedensverhandlungen ab +++
Die Ukraine hat nach Kremlangaben Friedensverhandlungen mit Russland abgelehnt. «Da sich die ukrainische Seite grundsätzlich weigerte zu verhandeln, wurde der Vormarsch der wichtigsten russischen Streitkräfte heute Nachmittag gemäß dem Operationsplan wieder aufgenommen», sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow am Samstag der Agentur Interfax zufolge. Eine Bestätigung von ukrainischer Seite gab es zunächst nicht.
+++ UNHCR: Weit mehr als 100 000 Menschen aus Ukraine geflüchtet +++
Wegen des russischen Angriffs auf die Ukraine sind nach Schätzungen des UN-Flüchtlingshilfswerks (UNHCR) bisher weit mehr als 100.000 Menschen in Nachbarländer geflüchtet. Allein nach Polen seien an den ersten beiden Tagen der Invasion etwa 75.000 Menschen geflüchtet, sagte der deutsche UNHCR-Sprecher Chris Melzer am Samstag der Deutschen Presse-Agentur.
+++ Ukrainische Armee bittet Bürger: "Stoppt Russen mit allen Mitteln!" +++
Die ukrainische Armee hat die Bevölkerung aufgefordert, den russischen Vormarsch mit allen Mitteln zu stoppen. "Fällt Bäume, baut Barrikaden, verbrennt Reifen! Nutzt alles, was Ihr zur Hand habt!", zitierte die Agentur Unian am Samstag aus einer Mitteilung. Auch der Bau sogenannter Molotow-Cocktails könne helfen. "Die Besatzer müssen verstehen, dass sie hier nicht erwünscht sind und dass ihnen in jeder Straße Widerstand geleistet wird", hieß es weiter. "Mögen sie Angst haben, auch nur unsere Städte anzuschauen. Gemeinsam zum Sieg! Die Besatzer werden zerstört werden."
+++ Immer mehr Russen rufen zur Beendigung des Krieges auf +++
Immer mehr Russen rufen Kremlchef Wladimir Putin in Petitionen zur sofortigen Beendigung des Krieges gegen die Ukraine auf. "Wir, russische Ärzte, Krankenschwestern und Sanitäter, sind entschieden gegen kriegerische Handlungen, die von den russischen Streitkräften auf dem Gebiet der Ukraine vollzogen werden", hieß es in einem Schreiben mit mehr als 300 Unterschriften.
Dutzende russische Hilfsorganisationen veröffentlichten einen offenen Brief an Putin mit der Bitte, den Krieg zu beenden. "Krieg ist eine humanitäre Katastrophe, die Schmerz und Leid vermehrt. (.) Wir halten gewaltsame Methoden zur Lösung politischer Konflikte für unmenschlich und rufen Sie zur Beendigung des Feuers und zum Beginn der Verhandlungen auf."
Bei Straßenprotesten gegen Putins Krieg gab es seit Donnerstag mehr als 2000 Festnahmen. Die russischen Behörden sprechen von einer militärischen Operation und gehen gegen die Verwendung des Wortes "Krieg" in den Medien vor. In einem großen Wohn- und Arbeitskomplex im Zentrum von Moskau, in dem neben russischen Beamten auch viele Diplomaten und Auslandskorrespondenten leben und arbeiten, sind schon seit Tagen ausländische Fernsehsender gekappt. Die Gebäudeverwaltung begründete das mit einem Ausfall der Satellitenanlagen und bot eine Freischaltung russischer Staatssender an.
Kremlchef Putin begründet seinen Krieg gegen die Ukraine damit, dass er das in die Nato strebende Land entwaffnen und von seiner "neonazistischen" Führung befreien wolle.
+++ Neues Video von Selenskyj: "Die Kämpfe gehen weiter" +++
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat in einer neuen Videobotschaft über andauernde Kämpfe in Kiew und anderen Landesteilen berichtet. "Die Kämpfe gehen in vielen Städten und Gebieten unseres Landes weiter", sagte Selenskyj in der rund fünfminütigen Ansprache am Samstag. Russische Truppen wollten das Stadtzentrum von Kiew einnehmen und "hier ihre Marionetten installieren", warnte er. Bislang seien die Hauptstadt und andere strategisch wichtige Städte aber unter Kontrolle der ukrainischen Armee.
Selenskyj warf Russland zudem vor, ukrainische Wohngebiete zu attackieren. Moskau bestreitet das. Der ukrainische Staatschef sprach sich für eine EU-Mitgliedschaft seines Landes aus - derzeit ein aussichtsloses Unterfangen. Er forderte darüber hinaus Deutschland und Ungarn auf, einen Ausschluss Russlands aus dem internationalen Banken-Kommunikationsnetzwerk Swift voranzutreiben. Die EU und die USA haben bereits weitreichende Wirtschaftssanktionen als Reaktion auf die russische Aggression in der Ukraine verhängt.
+++ Bürgermeister: Russische Soldaten bei Lwiw - Geheimdienst dementiert +++
In der Nähe der westukrainischen Großstadt Lwiw (Lemberg) sind nach Angaben von Bürgermeister Andrij Sadowyj russische Truppen gelandet. Der ukrainische Geheimdienst SBU wies den Bericht aber kurz darauf zurück. "Wir bitten die Bürger, Ruhe zu bewahren", teilte der SBU am Samstag mit. Demnach handelte es sich um einen Einsatz der ukrainischen Luftwaffe.
Sadowy hatte bei Facebook geschrieben, drei Hubschrauber hätten am Samstagmorgen gegen 9.00 Uhr (Ortszeit, 8.00 Uhr MEZ) etwa 60 russische Fallschirmjäger nahe der Stadt Brody abgesetzt, rund 90 Kilometer nordöstlich von Lwiw. "Unsere Truppen haben sie zurückgeschlagen." Die Angreifer hätten sich vorerst zurückgezogen. "Wir behalten die Situation unter Kontrolle", betonte Sadowyj. Die Gegend um Lwiw in der Nähe zur polnischen Grenze gilt als Hochburg ukrainischer Nationalisten.
+++ Human Rights Watch: Russische Rakete mit Streumunition schlug vor Krankenhaus ein +++
Eine russische, ballistische Rakete mit Streumunition ist Berichten zufolge am 24. Februar 2022 direkt vor einem Krankenhaus in Vuhledar eingeschlagen. Das berichtet Human Rights Watch unter Berufung auf Gespräche mit Ärzten und Beamten vor Ort. Bei dem Angriff sind dem Bericht zufolge vier Zivilisten getötet worden, weitere zehn wurden offenbar verletzt. Fotos des Angriffs, die unter anderem die Überreste der offenbar verwendeten Waffe zeigen, wurden von der Organisation verifiziert. Es soll sich dabei um eine Tochka-Rakete der Serie 9M79 mit einem 9N123-Cluster Munition Sprengkopf handeln. Solche Raketen mit Streumunition sind seit 2008 international verboten. Weder die Ukraine noch Russland haben ein entsprechendes Abkommen aber unterzeichnet, schreibt "Focus Online".
+++ Ukrainische Behörden: 198 Zivilisten durch russische Angriffe getötet +++
Bei Kämpfen nach dem Einmarsch der russischen Truppen in die Ukraine sind nach Angaben aus Kiew mindestens 198 Zivilisten getötet worden. Darunter seien drei Kinder, teilte Gesundheitsminister Wiktor Ljaschko am Samstag bei Facebook mit. Es gebe landesweit 1115 Verletzte, unter ihnen seien 33 Kinder. Die Angaben ließen sich zunächst nicht unabhängig überprüfen.
"Kein Krankenhaus hat geschlossen", betonte der Gesundheitsminister. In der Stadt Cherson im Südosten des Landes seien unter Beschuss zwei Jungen in einer Entbindungsstation geboren. Das UN-Menschenrechtsbüro hatte am Freitag von Berichten über 25 getötete und 102 verletzte Zivilisten gesprochen. Die überwiegende Mehrheit der Fälle sei aus Gebieten gemeldet worden, die von der ukrainischen Regierung kontrolliert werden, sagte eine Sprecherin.
+++ 5000 Helme aus Deutschland an das ukrainische Militär übergeben +++
Die von der Bundesregierung versprochenen 5000 Helme sind am Samstag an das ukrainische Militär übergeben worden. Das erfuhr die Deutsche Presse-Agentur in Berlin. Die Helme waren am Freitag in zwei Lastwagen auf den Weg gebracht worden. Es ist bisher die einzige Rüstungshilfe, die die Bundesregierung der Ukraine in der aktuellen Krise zugesagt hat. Die Lieferung tödlicher Waffen schließt sie auch nach dem russischen Angriff auf die Ukraine aus. Eine Wunschliste der ukrainischen Botschaft mit militärischer Ausrüstung wird seit mehr als drei Wochen geprüft.
Auch die Helme waren von der ukrainischen Regierung angefordert worden. Verteidigungsministerin Christine Lambrecht (SPD) hatte die Rüstungshilfe als «ganz deutliches Signal» gewertet, dass Deutschland an der Seite der Ukraine stehe. Die Ukraine kritisiert die deutsche Zurückhaltung bei den Rüstungslieferungen dagegen scharf. Andere Nato-Staaten wie die USA, Großbritannien und auch baltische Ländern unterstützen die Ukraine mit Waffen.
+++ Moskau: Ukrainische Nationalisten greifen Wohnhäuser an +++
Russland hat der ukrainischen Seite den Beschuss von Wohngebieten im Separatistengebiet Donbass vorgeworfen. "Ukrainische Nationalisten" hätten am Samstagvormittag unter anderem die Stadt Starobilsk im Luhansker Gebiet angegriffen, erklärte das Moskauer Verteidigungsministerium der Agentur Interfax zufolge. "Infolgedessen ist in der Stadt ein Feuer ausgebrochen, es gibt zerstörte Wohngebäude und Tote unter der Zivilbevölkerung", hieß es. Russland bezeichnet die ukrainischen Streitkräfte regelmäßig als Nationalisten und Nazis. Die Angaben ließen sich zunächst nicht überprüfen.
Zugleich betonte das Ministerium in Moskau erneut, die russische Seite attackiere keine ukrainischen Wohnsiedlungen. Zuvor war allerdings ein Hochhaus in der Hauptstadt Kiew bei schweren Angriffen russischer Truppen getroffen worden. Bilder von dem Hochhaus zeigten deutlich sichtbar einen Einschlag in oberen Stockwerken. Mindestens vier Etagen auf einer Seite des Hauses wurden dabei zerstört. Unklar war zunächst, was genau vorgefallen war und ob es Opfer gab. Der ukrainische Außenminister Dmytro Kuleba veröffentlichte bei Twitter ein Foto des getroffenen Hochhauses.
+++ Bürgermeister: Russische Fallschirmjäger bei Lwiw zurückgeschlagen +++
In der Nähe der westukrainischen Großstadt Lwiw (Lemberg) sind nach Angaben von Bürgermeister Andrij Sadowyj russische Truppen gelandet. Drei Hubschrauber hätten am Samstagmorgen etwa 60 Fallschirmjäger bei der Stadt Brody abgesetzt, rund 90 Kilometer nordöstlich von Lwiw, schrieb Sadowyj bei Facebook. "Unsere Truppen haben sie zurückgeschlagen." Die Angreifer hätten sich vorerst zurückgezogen. "Wir behalten die Situation unter Kontrolle", betonte Sadowyj. Die Gegend um Lwiw in der Nähe zur polnischen Grenze gilt als Hochburg ukrainischer Nationalisten.
+++ Ukrainischer Präsident Selenskyj fordert Aufnahme in die EU +++
Angesichts des russischen Angriffs hat der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj die Aufnahme seines Landes in die Europäische Union gefordert. "Es ist ein entscheidender Moment, um die langjährige Diskussion ein für alle Mal zu beenden und über die Mitgliedschaft der Ukraine in der #EU zu entscheiden", twitterte Selenskyj am Samstag. Er habe mit EU-Ratspräsident Charles Michel über "weitere wirksame Hilfe" sowie den "heldenhaften Kampf der Ukrainer für ihre freie Zukunft" diskutiert.
Eine EU-Mitgliedschaft der Ukraine galt bisher als ausgeschlossen. Ein solcher Schritt dürfte zudem nach Ansicht von Experten eine Einigung mit Russland unmöglich machen. Die Frage einer Annäherung an die EU war Auslöser der Massenproteste auf dem zentralen Kiewer Platz Maidan. Sie führten 2014 zum Sturz des prorussischen Präsidenten Viktor Janukowitsch. In der Folge annektierte Russland die Schwarzmeerhalbinsel Krim, in der Ostukraine brach Krieg aus.
+++ Lettlands Präsident rechnet mit Swift-Ausschluss Russlands +++
Lettlands Präsident Egils Levits rechnet mit weiteren EU-Sanktionen gegen Russland wegen des Angriffs auf die Ukraine. Beim Nato-Gipfel am Freitag habe er gefordert, Russland auch vom Banken-Kommunikationsnetzwerk Swift auszuschließen und sei dabei von anderen Staatschefs unterstützt worden, sagte Levits am Samstag im ZDF-"Morgenmagazin". "Ich glaube, (...) wir kommen auch zur Abschaltung von Swift für Russland, was natürlich noch (einen) besonderen Einschnitt für die russische Ökonomie bedeuten wird."
Der Ausschluss von Swift gilt als schärfstes Sanktionsschwert gegen Russland. Damit würden russische Banken praktisch vom globalen Finanzsystem abgeschnitten. Deutschland und andere EU-Staaten wie Italien, Österreich, Ungarn und Zypern lehnen einen solchen Schritt zum jetzigen Zeitpunkt noch ab - auch weil sie negative Auswirkungen auf die eigene Wirtschaft erwarten.
+++ Ukrainischer Präsidentenberater: Lage in Kiew unter Kontrolle +++
Die ukrainische Regierung hat die Lage in der Hauptstadt Kiew nach eigenen Angaben unter Kontrolle. Die russischen Angreifer versuchten aber, möglichst große Zahlen von Militärtechnik und Streitkräften in die Stadt zu bringen, sagte Präsidentenberater Mychajlo Podolak am Samstag der Agentur Unian zufolge. In der Stadt seien russische Saboteure aktiv, gegen die ukrainische Sicherheitskräfte erfolgreich vorgingen. In den Außenbezirken kämpften ukrainische Truppen gegen die russischen Angreifer. "Sowohl in der Stadt selbst als auch am Stadtrand von Kiew ist die Situation unter Kontrolle", sagte Podolak.
+++ Polen: Bislang 35 000 Flüchtlinge aus der Ukraine eingetroffen +++
In Polen sind nach Regierungsangaben bislang Zehntausende Flüchtlinge aus der Ukraine angekommen. "In den vergangenen 24 Stunden haben 35 000 Menschen die polnisch-ukrainische Grenze in Richtung Polen überquert", sagte Vize-Innenminister Pawel Szefernaker am Freitagabend dem öffentlich-rechtlichen Sender TVP.
Nach seinen Angaben handelt es sich hauptsächlich um Frauen mit Kindern sowie Männer im nichtwehrfähigen Alter. Auf der ukrainischen Seite der Grenze hätten sich lange Staus gebildet. Die Abfertigung der Flüchtlinge dort werde auch dadurch langsamer, weil es durch die Kriegssituation zu Ausfällen im Computersystem des ukrainischen Grenzschutzes komme, sagte Szefernaker weiter. Polen sei in der Lage, täglich bis zu 50 000 Flüchtlinge aus der Ukraine an der Grenze abzufertigen. Flüchtlinge am Grenzübergang Medyka-Schehyni berichteten laut einer Reporterin der Deutschen Presse-Agentur von stundenlangen Wartezeiten auf der ukrainischen Seite auch für Menschen, die die Grenze zu Fuß überqueren wollen.
+++ Hochhaus in Kiew getroffen - Außenminister: "Russland isolieren" +++
Bei schweren Angriffen russischer Truppen in der Ukraine ist ein Hochhaus in der Hauptstadt Kiew getroffen worden. Bilder von dem Hochhaus zeigten deutlich sichtbar einen Einschlag in oberen Stockwerken. Mindestens vier Etagen auf einer Seite des Hauses wurden dabei zerstört. Es stieg Rauch auf. Unklar war zunächst, was genau vorgefallen war und ob es Opfer gab.
Der ukrainische Außenminister Dmytro Kuleba veröffentlichte bei Twitter ein Foto des getroffenen Hochhauses. "Kiew, unsere schöne, friedliche Stadt hat eine weitere Nacht unter Beschuss von russischen Bodentruppen und Raketen überlebt", schrieb er dazu. "Ich fordere die Welt auf: Russland vollständig isolieren, Botschafter ausweisen, Ölembargo, die russische Wirtschaft zerstören", schrieb Kuleba."Stoppt russische Kriegsverbrecher!"
+++ Ukraine: 3500 russische Soldaten seit Kriegsbeginn getötet +++
Die ukrainischen Streitkräfte haben den russischen Truppen nach eigenen Angaben seit Beginn der Invasion schwere Verluste zugefügt. 3500 russische Soldaten seien getötet und 200 weitere gefangen genommen worden, teilte das ukrainische Militär am Samstag mit. Zudem seien 14 Flugzeuge, 8 Hubschrauber und 102 Panzer sowie mehr als 530 weitere Militärfahrzeuge zerstört worden. Die Angaben können nicht unabhängig überprüft werden.
In verschiedenen Teilen des Landes werde schwer gekämpft, hieß es in der Mitteilung weiter. In Sumy im Nordosten, Mariupol im Süden und Poltawa im Osten hätten russische Kampfjets Angriffe geflogen. In der Hauptstadt Kiew seien auch zivile Ziele ins Visier genommen worden.
+++ Bundeswehrverband fordert Sofortprogramm für Ausrüstung der Truppe +++
Als Reaktion auf die Ukraine-Krise hat der Vorsitzende des Bundeswehrverbands, André Wüstner, ein Sofortprogramm zur Verbesserung der Ausrüstung der Truppe und eine weitere Aufstockung des Verteidigungsetats gefordert. "Warten ist nicht mal mehr die zweitbeste Option", sagte Wüstner am Samstag im ZDF-"Morgenmagazin". "Wir haben im Bereich Munition, Fahrzeuge, Schiffe, Flugzeuge, Ersatzteile massive Probleme." Die Politik müsse jetzt "endlich aufwachen". Das gelte nicht nur für die strategische Neuausrichtung in der Russlandpolitik, sondern auch für die Aufstellung der Bundeswehr.
Der Heeresinspekteur Alfons Mais hatte am Donnerstag Alarm geschlagen, was die Ausrüstung der Bundeswehr angeht. In seinem 41. Dienstjahr im Frieden habe er nicht geglaubt, noch einen Krieg erleben zu müssen."Und die Bundeswehr, das Heer, das ich führen darf, steht mehr oder weniger blank da", sagte er.
Zu den ukrainischen Forderungen nach deutschen Waffen und militärischer Ausrüstung sagte Wüstner, dass die Bundeswehr selbst an den Grenzen ihrer Leistungsfähigkeit und ihrer Vorräte sei. "Wir können ja nicht das liefern, was wir selbst nicht haben", sagte er. Die Ukraine hat der Bundesregierung eine Wunschliste vorgelegt, auf der unter anderem Nachtsicht-, Ortungs- oder Minenräumgeräte stehen. Die Bundesregierung lehnt die Lieferung tödlicher Waffen aus prinzipiellen Gründen ab, will aber gegebenenfalls sonstige Rüstungsgüter liefern. Die Prüfung der Liste läuft noch.
+++ Russland: Mehr als 800 ukrainische Militärobjekte "außer Gefecht" +++
Russland hat nach eigenen Angaben seit Beginn des Krieges gegen die Ukraine am Donnerstag insgesamt mehr als 800 ukrainische Militärobjekte "außer Gefecht" gesetzt. Dies teilte der Sprecher des Verteidigungsministeriums, Igor Konaschenkow, am Samstagmorgen in Moskau mit. Diese Angaben lassen sich nicht unabhängig überprüfen.
Nach Konaschenkows Darstellung wurden 14 Militärflugplätze, 19 Kommandoposten, 24 Flugabwehr-Raketensysteme vom Typ S-300 und 48 Radarstationen zerstört. Zudem seien acht Marine-Boote der Ukraine getroffen worden. Konaschenkow sagte außerdem, dass Separatistenkämpfer aus der ostukrainischen Region Luhansk mittlerweile etwa 30 Kilometer in bislang von ukrainischen Regierungstruppen kontrolliertes Gebiet weit vorgerückt seien. Donezker Kämpfer hätten mit russischer Unterstützung weitere Geländegewinne über sechs Kilometer erzielen können. Am Freitagabend hieß es, die Aufständischen seien dort 25 Kilometer weiter in ukrainisches kontrolliertes Gebiet vorgedrungen.
+++ Moskau: Russische Armee nimmt ukrainische Stadt Melitopol ein +++
Russische Truppen haben nach Angaben des Verteidigungsministeriums in Moskau die Kontrolle über die ukrainische Kleinstadt Melitopol im Südosten des Landes übernommen. Dies teilte der Sprecher des Verteidigungsministeriums, Igor Konaschenkow, am Samstagmorgen in Moskau mit. Soldaten ergriffen demnach alle Maßnahmen, um die Sicherheit der Bevölkerung zu gewährleisten und "Provokationen durch die ukrainischen Geheimdienste und Nationalisten auszuschließen". Die Stadt liegt in der Nähe des Asowschen Meeres.
Zuvor hieß es, russische Einheiten seien zunächst in Asow am Asowschen Meer gelandet. Sie hätten sich dann in Marsch gesetzt und schließlich "ohne Widerstand" Melitopol besetzt. Von ukrainischer Seite hieß es am Freitagabend, die Stadt sei umzingelt und kleine Gruppen russischer Soldaten seien in die Stadt eingedrungen. Berichte über Kämpfe am Stadtrand von Melitopol gab es bereits Freitagmittag.
+++ Ukrainischer Präsident Selenskyj in Kiew: "Ich bin hier" +++
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat sich in einem neuen Video aus der Hauptstadt Kiew gemeldet und Russland den Kampf angesagt. Die ukrainische Armee werde die Waffen nicht niederlegen, sie werde sich verteidigen, sagte der übernächtigt wirkende Staatschef auf der Straße in Kiew am Samstag. Er wünsche"allen einen guten Morgen", sagte er mit einem Lächeln. Er wolle kursierende Falschnachrichten widerlegen, wonach er das Land verlassen habe. "Ich bin hier." Das Land müsse verteidigt werden. "Ruhm der Ukraine!" Der russische Präsident Wladimir Putin hatte zuvor die ukrainische Armee aufgefordert, die Waffen niederzulegen. Das zeichnete sich nicht ab.
+++ Behörden in Kiew warnen vor Straßenkämpfen +++
Die ukrainischen Behörden in Kiew warnen angesichts des russischen Einmarsches vor Straßenkämpfen in der Hauptstadt. "Auf den Straßen unserer Stadt laufen jetzt Kampfhandlungen. Wir bitten darum, Ruhe zu bewahren und maximal vorsichtig zu sein!", hieß es in der Mitteilung am Samstag. Wer in einem Bunker sei, solle dort bleiben. Im Fall von Luftalarm sollten die Menschen den nächsten Bunker aufsuchen. Die Stadt veröffentlichte eine Karte dazu.
"Wenn Sie zuhause sind, dann gehen sie nicht ans Fenster, gehen sie nicht auf die Balkone." Die Menschen sollten sich etwa auch abdecken, um sich vor Verletzungen zu schützen. In Kiew gilt eine Sperrstunde von 22.00 Uhr (21.00 MEZ) bis 07.00 Uhr (6.00 Uhr MEZ) morgens.
+++ Facebook unterbindet Werbung russischer Staatsmedien +++
Der Facebook-Konzern Meta ergreift in Reaktion auf Russlands Invasion in die Ukraine weitere Schritte. Man sei dabei, russische Staatsmedien daran zu hindern, in dem sozialen Netzwerk weltweit Anzeigen zu schalten oder dort Geld zu verdienen, gab der Sicherheitschef bei Facebook, Nathaniel Gleicher, am Samstag auf dem Kurznachrichtendienst Twitter bekannt. "Wir beobachten die Situation in der Ukraine genau und werden unsere Schritte zum Schutz der Menschen auf unserer Plattform weiter mitteilen", erklärte Gleicher.
Man habe als Reaktion auf den Konflikt in der Ukraine ein Sondereinsatzzentrum mit Experten eingerichtet, um so schnell wie möglich reagieren zu können. Russland hatte am Vortag Facebook teils beschränkt. Die Kommunikationsaufsicht Roskomnadsor in Moskau hatte dem Facebook-Konzern vorgeworfen, mit der Sperrung russischer Medien auf dem Netzwerk "grundlegende Menschenrechte und Freiheiten" sowie "Rechte und Freiheiten russischer Bürger" verletzt zu haben.
+++ Russische Luftlandeoperation auf Militärflughafen bei Kiew +++
Mit einer Luftlandeaktion versuchen russische Truppen dem Anschein nach, den Militärflughafen Wassylkiw südlich von Kiew unter ihre Kontrolle zu bringen. Bei den heftigen Kämpfen seien ukrainische Soldaten getötet und verletzt worden, sagte die Bürgermeisterin der Kleinstadt, Natalija Balassynowytsch, in der Nacht zu Samstag ukrainischen Medien. Es seien viele russische Fallschirmjäger gelandet. "Wir haben Verluste. Wir haben viele Verletzte. Es sind leider 200", sagte sie. Der Luftwaffenstützpunkt liegt etwa 40 Kilometer vom Kiewer Zentrum entfernt.
+++ Berichte über Kämpfe am Schwarzen Meer +++
Die ukrainische Regierungsseite hat am Samstagmorgen Kämpfe aus der Nähe der ukrainischen Städte Mariupol, Cherson, Mykolajiw und Odessa im Küstengebiet des Schwarzen Meeres gemeldet. "Schwere Kämpfe finden in der Nähe von Mariupol statt", sagte Präsidialamtsberater Mychailo Podoljak bei einem Briefing. "Aber es besteht keine Chance, dass Mariupol kapituliert oder eingenommen wird.
+++ Ukrainische Armee: Angriffe auf Kaserne im Westen von Kiew +++
Russische Truppen haben in der Nacht zu Samstag eine Kaserne der ukrainischen Streitkräfte im Westen von Kiew beschossen. Das teilte die ukrainische Armee mit. Der Angriff sei zurückgeschlagen worden. Die Kaserne liegt etwa sieben Kilometer vom Zentrum der Millionenstadt entfernt. Fotos zeigten hellen Feuerschein über der Stelle der Kämpfe. Auf Videos, die in sozialen Netzwerken geteilt wurden, waren Explosionen und Schüsse zu hören.
Vorher in der Nacht waren Angriffe auf ein Heizkraftwerk im Nordosten der Hauptstadt gemeldet worden. Auch im Stadtteil Obolon im Norden gebe es Kämpfe. Die Orte liegen alle in der Stoßrichtung des russischen Vormarsches auf die ukrainische Hauptstadt.
+++ Schüsse und Kämpfe am Stadtrand von Kiew +++
In der Nacht wurden zunächst vom Stadtrand der ukrainischen Hauptstadt Schüsse und Kämpfe gemeldet. Russische Truppen versuchten, das Heizkraftwerk Nr. 6 anzugreifen, teilte das Amt für Behördenkommunikation mit. Die ukrainische Armee verteidigte das Kraftwerk.
Am frühen Morgen teilte die Armee mit, russische Truppen hätten eine Kaserne der ukrainischen Streitkräfte im Westen von Kiew beschossen. Der Angriff sei zurückgeschlagen worden. Die Kaserne liegt etwa sieben Kilometer vom Zentrum der Millionenstadt entfernt. Fotos zeigten hellen Feuerschein über der Stelle der Kämpfe. Auf Videos, die in sozialen Netzwerken geteilt wurden, waren Explosionen und Schüsse zu hören.
Die ukrainischen Streitkräfte hatten schon am Freitag immer wieder Verteidigungserfolge gemeldet, unter anderem den Abschuss eines russischen Militärtransportflugzeugs vom Typ Iljuschin Il-76. Gesicherte Informationen aus der Ukraine sind aber inzwischen immer schwerer verfügbar. Auch viele westliche Journalisten haben die Hauptstadt verlassen.
+++ Hunderttausende Ukrainer auf der Flucht +++
Insgesamt sind nach Einschätzung der Vereinten Nationen Hunderttausende im Land auf der Flucht vor Kämpfen. Tausende erreichten inzwischen EU-Länder wie Polen, die Slowakei, Rumänien und Ungarn. Ukrainische Bürger können ohne Visum in die EU einreisen.
Bundeskanzler Olaf Scholz und die Ministerpräsidenten der Länder sprachen am Freitagabend über den Konflikt und über die mögliche Aufnahme von Menschen aus der Ukraine. Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) betonte anschließend auf Twitter, den Ländern und ihren Kommunen komme eine entscheidende Rolle bei der konkreten Hilfe und der Vorbereitung einer möglichen Aufnahme von Kriegsflüchtlingen zu. "In Deutschland stehen die staatlichen Ebenen in dieser schwierigen Lage eng zusammen", betonte der Vorsitzende der Ministerpräsidentenkonferenz.
+++ Neue EU-Sanktionen gegen Putin treten in Kraft +++
Um Druck auf Russland auszuüben, traten in der Nacht auf Samstag die neuen EU-Sanktionen in Kraft. Die Strafmaßnahmen zielen darauf ab, Russland und seiner Wirtschaft erheblichen Schaden zuzufügen. Dafür werden zum Beispiel die Refinanzierungsmöglichkeiten des Staates und von ausgewählten privaten Banken und Unternehmen eingeschränkt. Zudem erlässt die EU Ausfuhrbeschränkungen für strategisch wichtige Güter.
Darüber hinaus setzt die EU Putin und den russischen Außenminister Sergej Lawrow auf ihre Sanktionsliste. Unklar blieb zunächst allerdings, ob Putin und Lawrow Vermögen in der EU haben, das eingefroren werden könnte. Das Außenministerium in Moskau teilte mit, die beiden hätten keine Konten im Westen. Auch die USAund Großbritannien verhängten Sanktionen gegen Putin und Lawrow.
+++ Schüsse und Kämpfe am Stadtrand von Kiew +++
Vom Stadtrand der ukrainischen Hauptstadt Kiew sind in der Nacht zum Samstag Schüsse und Kämpfe gemeldet worden. Russische Truppen versuchten, das Heizkraftwerk Nr. 6 anzugreifen, teilte ein Amt für Behördenkommunikation mit. Die ukrainische Armee verteidige sich. Das Kraftwerk liegt im äußersten Nordosten der Millionenstadt auf dem rechten Ufer des Flusses Dnipro. Auch von anderen Stellen auf dem rechten Ufer gab es Berichte über Explosionen und Schüsse aus automatischen Waffen.
Präsident Wolodymyr Selenskyj warnte, dass russische Truppen in der Nacht einen Sturm auf die Hauptstadt versuchen wollten. Er rief die Bewohner auf, die Stadt zu verteidigen. Die russischen Truppen rücken vom Nordwesten und Nordosten auf Kiew vor. Heftige Kämpfe gab es den Angaben nach bei dem Ort Wassylkiw etwa 40 Kilometer südlich von Kiew. Dort gibt es einen Luftwaffenstützpunkt, den russische Truppen dem Anschein nach mit Fallschirmjägern erobern wollten.
+++ Kiew: Kontakt mit Moskau wegen Verhandlungen +++
Im Krieg Russlands gegen die Ukraine ist die Führung in Kiew mit Moskau in Kontakt wegen möglicher Gespräche. Das teilte der Sprecher von Wolodymyr Selenskyj am späten Freitagabend in Kiew mit. Die Ukraine sei immer bereit gewesen zu Gesprächen über eine Einstellung der Kämpfe und über einen Frieden. "Unmittelbar in diesen Stunden führen die Seiten Konsultationen über Ort und Zeit eines Gesprächsprozesses", schrieb Sprecher Serhij Nikiforow auf Facebook.
Dagegen erklärte die Sprecherin des russischen Außenministeriums, Maria Sacharowa, die Ukraine habe Gespräche zunächst abgelehnt und die Frage auf Samstag verschoben.
Russland hatte zuvor Angebote Selenskyjs zu Verhandlungen angenommen. Kremlsprecher Dmitri Peskow sprach von einem Schritt in die richtige Richtung. Nach russischen Vorstellungen soll die belarussische Hauptstadt Minsk der Treffpunkt sein. Dies ist für Kiew schwer annehmbar, weil Belarus Aufmarschgebiet für den russischen Angriff war. Der ungarische Außenminister Peter Szijjarto bot sein Land als Gastgeber für russisch-ukrainische Friedensgespräche an. Beide Seiten hätten die Einladung bekommen und signalisiert, dass sie den Vorschlag erwägen, sagte ein Sprecher der Regierung in Budapest.
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sba/news.de/dpa