Politik

Silvesterfeuerwerk fällt aus: Nie wieder böllern? CDU-Politiker schockt mit düsterer Silvester-Prognose

Der Bundesrat hat den Verkauf von Silvesterfeuerwerk untersagt. Bild: picture alliance/dpa/dpa-Zentralbild | Patrick Pleul

  • Artikel teilen:

Wegen der Corona-Pandemie gilt zu Silvester in Deutschland erneut ein umfassendes Verkaufsverbot für Böller. Nach der Regelung, die der Bundesrat am Freitag gebilligt hat, darf wie schon im Vorjahr kein Feuerwerk über die Ladentheken gehen.

Bundesrat untersagt Verkauf von Silvesterfeuerwerk wegen Corona-Pandemie

Besonders hart trifft das Feuerwerksverbot die Böller-Branche, die auch in diesem Jahr auf ganzen Bergen von Beständen sitzen bleibt. Ziel der Regierung sei es, Unfälle durch den unsachgemäßen Gebrauch von Knallkörpern und Raketen zu vermeiden und damit die durch Corona bereits extrem belasteten Krankenhäuser zu schonen.

Silvesterfeuerwerk 2021 fällt aus! Krankenhäuser sollen nicht weiter belastet werden

"Die Krankenhäuser und Arztpraxen stehen seit Monaten massiv unter dem Druck der Pandemie", hatte Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) bereits in der vergangenen Woche erklärt. "Wir wollen jetzt jede zusätzliche Belastung und jeden vermeidbaren medizinischen Notfall verhindern." In der Verordnung heißt es zur Begründung außerdem: "Ein bloßes Verbot des Abbrennens pyrotechnischer Gegenstände wäre nicht ausreichend." Die Erfahrung zeige, dass schon das Verwendungsverbot vor und nach Silvester regelmäßig unterlaufen werde. So zumindest die offizielle Begründung des Böllerverbots.

Lesen Sie auch: Corona-Ausbruch durch Ratten? TV-Star verweigert Impfung und stirbt

Arzt kritisiert Entscheidung für Böllerverbot

Chefarzt Thomas Voshaar (Lungenklinik Moers) ist da offenbar anderer Meinung. Im Gespräch mit "Bild" erklärt er jetzt: "Das ist eine Auswirkung des zumindest überwiegend ungerechtfertigten Alarmismus der Krankenhäuser, speziell der Intensivmediziner. Damit ist es als Grundlage für eine politische Entscheidung nicht geeignet!"

Feuerwerks-Branche fürchtete Millionen-Schaden

Und auch die Feuerwerks-Branche wütet nach dem erneuten Böllerverbot. "In wenigen Wochen finden tonnenweise Explosivstoffe keine Lager mehr. Denn hochsichere Aufbewahrungsstätten sind Mangelware. Aber weitere Waren sind unterwegs.", zitiert "Bild"Florian von Bothmer, Chef des Herstellers "Pyroland" in Scheeßel. Der einzige Ausweg: "Der Staat müsste die Ware kaufen, Lagerung und Entsorgung übernehmen." Der Pyro-Hersteller fürchtet nicht nur massive Sicherheitsprobleme, sondern auch einen 10-Millionen-Euro-Schaden sowie den Abgang der Hälfte seiner Mitarbeiter.

Warnung vor illegalen Böllern

Auch Oliver Wetzstein, Chef des Herstellers "Drumm Fireworks & Laser" aus Saarlouis, kritisiert das Verbot. "Unsere Kunden werden ihre Raketen in Frankreich, Polen und Österreich einkaufen. Oder sich auf dem Schwarzmarkt bedienen.", so der Böller-Verkäufer. Er warnt vor einer noch größeren Verletzungsgefahr.

Tatsächlich fürchten auch andere Kritiker des Böllerverbots, dass verstärkt illegale Böller aus Nachbarländern wie Polen eingeschmuggelt werden. Das Hauptzollamt Frankfurt (Oder) rechnet bis Jahresende mit 2,5 bis 3 Tonnen illegalem Feuerwerk - dabei gelten die sogenannten Polenböller als besonders gefährlich.

Nie wieder Silvesterfeuerwerk? CDU-Politiker wagt Schock-Prognose

Kritik am Silvester-Verbot kommt auch aus der Union. "Feuerwerke sind Ausdruck von Freude und Hoffnung. Das ist gerade in Zeiten von Pandemie und Krise wichtig.", erklärte etwa CSU-Gesundheitsexperte Stephan Pilsinger gegenüber "Bild". Der CDU-Fraktionschef im Thüringer Landtag, Prof. Dr. Mario Voigt, fürchtet sogar ein Dauer-Verbot der "lieb gewonnenen Tradition". Gegenüber "Bild" erklärt er: "Gerade den Grünen waren Feuerwerke schon immer ein Dorn im Auge. Wenn sich die Ampel-Regierung nach ihnen richtet, kann es passieren, dass wir auf Jahre oder nie wieder Silvester wie früher feiern dürfen.", so die bittere Prognose des CDU-Politikers.

Herstellern droht Verlust von 122 Millionen Euro

Der Verlust für die Hersteller von Feuerwerk durch das Verkaufsverbot wird in der Verordnung auf 122 Millionen Euro geschätzt. Der Verband der pyrotechnischen Industrie (VPI) hatte bereits im Vorfeld der Bundesratsentscheidung von einem "Todesstoß" für die gesamte Branche gesprochen. Den 3000 Beschäftigten in Deutschland drohe dadurch die Arbeitslosigkeit.

Das Verkaufsverbot gilt vorerst nur für den unmittelbar bevorstehenden Jahreswechsel, obwohl Umwelt- und Tierschutzverbände seit Jahren ein grundsätzliches Feuerwerksverbot fordern. Neben der Verletzungsgefahr argumentieren sie unter anderem mit der Feinstaubbelastung, der Feuergefahr und dem Stress für Tiere. Als Vorbild gilt etwa Amsterdam, wo die Knallerei mittlerweile verboten ist.

Folgen Sie News.de schon bei Facebook und YouTube? Hier finden Sie brandheiße News, aktuelle Videos, tolle Gewinnspiele und den direkten Draht zur Redaktion.

/news.de/dpa

Themen

Erfahren Sie hier mehr über die journalistischen Standards und die Redaktion von news.de.