Olaf Scholz: Kanzler hält Regierungserklärung im Bundestag - die AfD tobt
Von news.de-Redakteurin Sandra Ignatzy
15.12.2021 12.48
Es ist die Stunde des neuen Kanzlers. Olaf Scholz hält im Bundestag seine erste Regierungserklärung. Er skizziert die großen Leitlinien seiner Ampel-Koalition. Nicht nur beim Thema Corona macht er klare Ansagen. Die AfD pöbelt, Twitter feiert.
Bundeskanzler Olaf Scholz dankte Angela Merkel
Bundeskanzler Olaf Scholz hat einen entschiedenen Kampf gegen die Corona-Pandemie angekündigt. Zugleich machte er am Mittwoch in seiner ersten Regierungserklärung den Menschen in Deutschland Mut, dass die Krise überwunden werden könne. Der SPD-Politiker versprach eine Politik des Fortschritts und des Respekts sowie ein Jahrzehnt der Zukunftsinvestitionen. Seiner Vorgängerin Angela Merkel (CDU) dankte der Kanzler für ihr Wirken für Deutschland und für den reibungslosen Übergang auf die neue Regierung.
Wären alle geimpft, "hätten wir die Pandemie im Griff"
Scholz sagte mit Blick auf die Corona-Pandemie: "Wir werden alles tun, was notwendig ist, es gibt da für die Bundesregierung keine roten Linien." Die Regierung werde jeden nur möglichen Hebel bewegen, "bis wir alle unser früheres Leben und alle unsere Freiheiten zurückbekommen haben". Scholz rief dabei erneut alle Bürger auf, sich impfen zu lassen. Dies sei das Wichtigste. Jeder Erwachsene könnte bereits zweimal geimpft sein und alle besonders Gefährdeten könnten bereits eine Auffrischungsimpfung erhalten haben. "Dann hätten wir die Pandemie jetzt im Griff."
Der Kanzler versicherte: "Ja, es wird wieder besser, ja, wir werden den Kampf gegen diese Pandemie mit der größten Entschlossenheit führen, und ja, wir werden diesen Kampf gewinnen."
Kampf gegen Desinformation Extremismus
Scholz dankte den Bürgerinnen und Bürgern, die mit ihrer Vorsicht und Rücksichtnahme den Zusammenhalt der Gesellschaft ermöglichten. An ihrer Seite werde die neue Regierung stehen. Heute gebe es aber auch Wirklichkeitsverleugnung, absurde Verschwörungsgeschichten, mutwillige Desinformation und gewaltbereiten Extremismus.
"Eine kleine, extremistische Minderheit in unserem Land hat sich von unserer Gesellschaft, unserer Demokratie, unserem Gemeinwesen und unserem Staat abgewandt", sagte Scholz. Die Bundesregierung habe Respekt vor ernst gemeinten Einwänden, höre zu und suche die Debatte. "Aber genauso klar ist: Wir werden es uns nicht gefallen lassen, dass eine winzige Minderheit von enthemmten Extremisten versucht, unserer gesamten Gesellschaft ihren Willen aufzuzwingen."
Bundeskanzler kündigt 20 Jahre Fortschritt und Erneuerung an
Der Bundeskanzler kündigte an, die nächsten 20 Jahre würden Jahre der Erneuerung. Die rot-grün-gelbe Regierung sei eine Regierung des Fortschritts - und zwar sozial, gesellschaftlich und kulturell. Und nur mit technischem Fortschritt könne Deutschland klimaneutral werden, nur so könnten Deutschland und Europa mithalten im globalen Wettbewerb.
Olaf Scholz im Bundestag Klimaneutralität im Jahr 2045
"Hinter uns liegen 250 Jahre, in denen unser Wohlstand auf dem Verbrennen von Kohle, Öl und Gas gründete. Jetzt liegen vor uns etwa 23 Jahre, in denen wir aus den fossilen Brennstoffen aussteigen müssen und aussteigen werden", sagte Scholz. Bis 2045 müsse Deutschland klimaneutral sein. Die Regierung sei dem Pariser Klimaabkommen verpflichtet und werde zu seinem Erfolg beitragen. "Damit liegt vor uns die größte Transformation unserer Industrie und Ökonomie seit mindestens 100 Jahren."
Scholz im Bundestag: "Wir werden neue Sicherheiten durch Wandel schaffen"
Viele fragten sich, ob das alles gut gehe, sagte Scholz und versicherte: "Wir werden neue Sicherheiten durch Wandel schaffen und für Sicherheit im Wandel sorgen." Es brauche klugen Fortschritt. "Diesen Weg des Fortschritts, der Erneuerung und Transformation wird die neue Bundesregierung auf allen Ebenen konsequent einschlagen."
Scholz erläuterte die zentralen Punkte des Koalitionsvertrags der vor einer Woche ins Amt gekommenen Ampel-Koalition aus SPD, Grünen und FDP. Er versprach unter anderem, mehr und günstigen Wohnraum in Deutschland zu schaffen, den Mindestlohn auf zwölf Euro zu erhöhen und eine Verkehrswende mit einem Ausbau des Schienenverkehrs auf den Weg zu bringen. "Wir werden in den kommenden Jahren dafür sorgen, dass Mobilität einfacher, komfortabler und klimafreundlicher wird und dabei für alle bezahlbar bleibt."
"Die größte Gefahr für unsere Demokratie ist der Rechtsextremismus"
Auf Twitter trendete rasch der Hashtag "Regierungserklärung", unter dem zahlreiche User:innen twitterten. Grünen-Politiker Till Steffen bemerkte: "Stärkster Applaus bei der #Regierungserklaerung von @OlafScholz. "Die größte Gefahr für unsere Demokratie ist der Rechtsextremismus." Das Protokoll verzeichnet Unmut bei der #noafd. Getroffene Hunde und so."
Scholz bezieht Stellung gegen Rechtsextremismus - Nutzer fühlen sich gefährdet
Ein anderer Nutzer sah das anders und schien sich angegriffen zu fühlen. "Das mit den roten Linien, die es nicht mehr gibt, würde ich als massive Drohung auffassen. Demokratie, Freiheit und alle Werte einer freien und offenen Gesellschaft werden hier zur Disposition gestellt. Es geht ihm sicher nicht um Corona. #Scholz #Regierungserklärung", twitterte er.
Stärkster Applaus für Olaf Scholz' Regierungserklärung
Journalist Tobias Heimbach stellte fest: "Interessant: Den stärksten Applaus in der #Regierungserklaerung von@OlafScholz gab es nicht für Wohnungsbau, Mindestlohn, Klimaschutz oder Pandemiebekämpfung, sondern für Abschaffung §219a ("Werbung" Schwangerschaftsabbruch) und Streichung des Begriffs "Rasse" aus dem GG."
Auch die Pöbeleien der AfD bei Scholz' Erklärung waren auf Twitter Thema. "Je mehr die AFD im #Bundestag brüllt, desto begeisterter bin ich von der #Regierungserklärung. Das klingt nach ernsthaftem #Aufbruch!", freute sich etwa dieser Nutzer.
AfD schimpft bei Regierungserklärung "wie kleine Giftzwerge"
"AFD während der #regierungserklärung von @OlafScholz . Süß, wie kleine Giftzwerge", amüsierte sich folgende Nutzerin.
"Man kann die AfD für die dummen Zwischenrufe doch nur hassen. #Regierungserklärung", fand diese Userin.
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sig/bos/news.de/dpa