Politik

Corona-Demo in Leipzig 06.11.2021: Demonstranten durchbrechen Polizeikette, OB Jung kritisiert Proteste

"Leipzig braucht keine Querdenker": Mehrere Hundert Menschen protestieren gegen eine geplante Kundgebung von Kritikern der Corona-Politik der Bundesregierung. Bild: picture alliance/dpa/dpa-Zentralbild | Zentralbild

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Eine für den 6. November 2021 in Leipzig geplante Demonstration gegen die Corona-Maßnahmen wird deutlich eingeschränkt.

Corona-Demos in Leipzig am 06.11.2021: Sachsen begrenzt Teilnehmerzahl auf 1.000

Nach Erreichen der Vorwarnstufe in Sachsen sind Versammlungen von Samstag an ausschließlich ortsfest zulässig und auf eine Teilnehmerzahl von maximal 1.000 Personen begrenzt, wie die Stadt 03.11.2021 mitteilte. Geimpfte oder genesene Personen werden bei der Ermittlung der Zahl der Teilnehmerinnen und Teilnehmer mitgezählt. Diese Stufe greift, weil sachsenweit ein bestimmter Wert bei der Bettenbelegung von Covid-19-Patienten auf Normal- und Intensivstation an mehreren Tagen nacheinander überschritten wurde.

Corona-Proteste in Leipzig: Alle Entwicklungen zu den Demos am 06.11.2021 im News-Ticker

Wie entwickelt sich die Lage rund um die für den 6. November 2021 angekündigten Corona-Demos in Leipzig? Alle Updates hier im News-Ticker-Überblick.

+++Hunderte Verfahren nach Protesten gegen Corona-Maßnahmen in Leipzig +++

Rund um die Demonstrationen gegen Corona-Maßnahmen in Leipzig hat die Polizei 48 Straftaten und mehr als 600 Verfahren wegen Ordnungswidrigkeiten aufgenommen. Gegen 43 Beschuldigte werde etwa wegen Beleidigung, Körperverletzung, Angriffs auf Polizisten, Landfriedensbruchs oder Verwendens von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen ermittelt, zog Polizeisprecher Olaf Hoppe am Sonntag vorläufig Bilanz.

Ein unbekannter Täter habe einem Polizisten Reizgas unter das Visier seines Helmes gesprüht, hieß es. Der Beamte erlitt Augenverletzungen und musste ins Krankenhaus gebracht werden. Fünf weitere Polizisten wurden bei dem Einsatz am Samstag verletzt, waren aber weiter dienstfähig. In einem Fall werde auch wegen Körperverletzung im Amt ermittelt.

Den Angaben nach wurden mehr als 300 Platzverweise ausgesprochen. 24 Personen der rechten Szene seien in Gewahrsam genommen worden. Weil sich zahlreiche Demonstranten an mehreren Stellen zu Aufzügen formiert hätten und gegen die Corona-Verordnung verstießen, wurden laut Polizei zeitweise mehr als 500 Menschen festgesetzt und kontrolliert.

+++ Leipzigs Oberbürgermeister Jung kritisiert Corona-Proteste scharf +++

Leipzigs Oberbürgermeister Burkhard Jung (SPD) hat die jüngsten Proteste von Gegnern der Corona-Maßnahmen in seiner Stadt scharf verurteilt. "Spätestens seit gestern muss allen klar sein, dass die sogenannte Querdenker-Bewegung nicht nur die Begleitung von rechtsextremistischen Kreisen in Kauf nimmt, sondern sich kalkuliert gewalttätig unterstützen lässt", erklärte er am Sonntag in einer Mitteilung. Es gebe keinerlei Berührungsängste zur radikalen Rechten und man verbünde sich sogar offen mit Neonazis. "Diese unsäglichen Proteste sind antidemokratisch unterwandert, verletzen bewusst die Regeln und Gesetze und sind Ausdruck einer egoistischen, unsolidarischen Haltung."

+++ Demo gegen Corona-Maßnahmen - Aufzug über Leipziger Ring verhindert +++

Für die Demonstration war überregional mobilisiert worden. Beobachter sprachen von einer angespannten Stimmung. Teilnehmer versuchten wie vor einem Jahr den Gang über den geschichtsträchtigen Ring zu erzwingen. "Laufen, laufen", riefen sie auf dem Weg vom Augustusplatz zum Bahnhof. Etliche Teilnehmer hatten Kerzen in den Händen.

+++ Corona-Demonstranten wollten Polizeikette durchbrechen +++

Und wieder eskalierte die Situation: Am späten Nachmittag versuchten Gegner der Corona-Maßnahmen, eine Polizeikette in der Leipziger Innenstadt zu durchbrechen. Die Beamten hielten der größeren Gruppe stand und setzten schließlich Pfefferspray ein. "Ein Teil der Versammlungsteilnehmer ging in Richtung Innenstadt. Wir haben eine Kette gebildet", sagte ein Polizeisprecher laut "Bild".

+++ Polizei nimmt Nazis bei Demo in Leipzig in Gewahrsam +++

Unter den Teilnehmern der Leipzig-Demo waren auch polizeibekannte Rechtsextreme: "Wir haben bereits 24 Personen des rechten Spektrums festgestellt. Aufgrund des Verhaltens und der mitgeführten Gegenstände wurden die Personen in Gewahrsam genommen. Sie können heute an keiner Veranstaltung mehr teilnehmen", so die Polizei laut "Bild"-Zeitung.

+++ Zu viele Menschen: Polizei riegelt Corona-Proteste in Leipzig ab +++

Bereits kurz vor 15 Uhr sperrte die Polizei zunächst den Leipziger Augustusplatz ab – zu viele Menschen wollten dort an der Querdenker-Demo teilnehmen. Über den Twitter-Account der Polizei wurde verkündet: "Die maximale Teilnehmerzahl von 1.000 Personen ist bei der Versammlung auf dem Augustusplatz/Opernseite ist erreicht. Ein weiterer Zulauf wird jetzt durch uns unterbunden. Eine zweite Versammlungsfläche befindet sich auf der Goethestraße".

"Leipzig nimmt Platz" kündigt Gegendemos an

Das Leipziger Aktionsbündnis "Leipzig nimmt Platz" will sich den Corona-Gegnern am kommenden Samstag mit Gegendemonstrationen entgegenstellen. Geplant seien Demos, die jeweils um 14.00 Uhr am Connewitzer Kreuz im Süden Leipzigs sowie vom Rabet in der Eisenbahnstraße starten sollen. Eine zentrale Kundgebung soll gegen 14.30 Uhr auf dem Augustusplatz im Stadtzentrum abgehalten werden.

Corona-Gegner rufen in Leipzig zu Kundgebung auf - Demos wegen Vorwarnstufe in Sachsen nicht genehmigt

Ein Jahr nach den gewalttätigen Ausschreitungen bei einer "Querdenken"-Demonstration in Leipzig hat die "Bewegung Leipzig" zu einer erneuten Kundgebung an diesem Samstag in der Messestadt aufgerufen. Ab 19.00 Uhr wollen sich die Teilnehmenden auf dem Richard-Wagner-Platz bei den Höfen am Brühl versammeln. Angemeldet waren unter dem Motto "Freiheit, Gleichheit, Solidarität" ursprünglich bis zu 3.000 Teilnehmer. Zudem war ein Marsch über den Ring geplant. Dieser Aufzug wird nun nicht genehmigt.

Es sei nicht zu kontrollieren, wie viele Menschen tatsächlich am Samstag zu Demonstration kommen werden, betonte der Versammlungsleiter von der "Bewegung Leipzig", Bernd Ringel, am Mittwoch. "Wenn es aber ausufert, wird die Versammlung gemeinsam mit dem Ordnungsamt und der Polizei beendet".

Straßensperrungen aktuell in Leipzig wegen Corona-Demos am 06.11.2021

Die Polizei in Leipzig warnt bereits Tage vor dem geplanten Corona-Protesten und Gegendemonstrationen vor Verkehrschaos in der Pleißestadt. Es sei mit "umfangreichen Verkehrsbeeinträchtigungen" zu rechnen, hieß es seitens der Polizei. Nicht nur für den Straßenverkehr freigegebene Routen, auch Linien im öffentlichen Personennahverkehr können von kurzfristigen Sperrungen betroffen sein. Am Mittwoch gab es noch keine Informationen dazu, welche Straßen am Demo-Wochenende von Sperrungen betroffen sein würden.

Zusätzliche Behinderungen seien aufgrund der für Samstag angesetzten Bundesliga-Partie zwischen RB Leipzig und Borussia Dortmund zu befürchten: "Den Fußballfans empfiehlt die Polizeidirektion Leipzig, sich vor der Anreise zum Stadion über die vorherrschende Verkehrssituation zu informieren und den ÖPNV zu nutzen. So können Anreiseverzögerungen vermieden werden", so die Ordnungshüter um Vorfeld.

Sächsische Polizei wappnet sich für Großeinsatz nach Ankündigung von Gegendemonstrationen

Da für den Samstag auch zahlreichen Gegendemonstrationen angemeldet wurden, bereitet sich die Polizei auf einen Großeinsatz vor. Neben Kräften der sächsischen Bereitschaftspolizei stehen Polizeihubschrauber, die Wasserwerfer-Staffel und die Reiterstaffel bereit. Außerdem wurden Einsatzkräfte aus anderen Bundesländern angefordert, wie die Polizei Leipzig mitteilte.

Eskalation von Corona-Protesten in Leipzig jährt sich im November 2021 zum ersten Mal

Am 7. November 2020 hatten Zehntausende Menschen gegen die Corona-Maßnahmen in Leipzig demonstriert. Als die Versammlung wegen zahlreicher Verstöße gegen die Auflagen aufgelöst wurde, eskalierte die Situation. Die Demonstranten erzwangen schließlich einen Marsch über den Innenstadtring nach dem Vorbild der Friedlichen Revolution von 1989.

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/news.de/dpa

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