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Corona-News aktuell: Politik setzt sich über Stiko hinweg! Twitter fordert Haftstrafe für Spahn

Kinder und Jugendliche von 12 bis 17 Jahren können bald in Impfzentren gegen das Coronavirus geimpft werden. Bild: AdobeStock / tilialucida

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Nach den Sommerferien sollen nun auch Kinder und Jugendliche zwischen 12 und 17 Jahren in den Impfzentren gegen das Coronavirus geimpft werden - mit ärztlicher Aufklärung und Zustimmung des Sorgeberechtigten. Das beschlossen die Gesundheitsminister von Bund und Ländern am Montag und setzen sich damit über die Empfehlung der Ständigen Impfkommission (Stiko) hinweg. "Jeder, der will, kann im Sommer geimpft werden. Wir haben genügend Impfstoff für alle Altersgruppen", sagteBundesminister Jens Spahn (CDU).

Impfung von Kindern und Jugendlichen in Impfzentren möglich: Politik setzt sich über Stiko-Empfehlung hinweg

In Deutschland wurden bereits 900.000 Kinder zwischen 12 und 17 Jahren geimpft. Doch die geplante Ausweitung der Impfung von Kindern löst eine heftige Debatte aus. Innerhalb kürzester Zeit trendet der Hashtag #STIKO auf Twitter. "Ich bin absolut PRO Impfung. Aber dass ein Gremium von (mehrheitlich) Nicht-Ärzten glaubt, es besser zu wissen als die #STIKO ist eine Chuzpe sondergleichen. #FollowTheScience war gestern", heißt es in einem Tweet. "Ich vertraue der #STIKO mehr als dieser fachfremden #GesundheitsministerKonferenz", ergänzt ein anderer Twitter-Nutzer.

Knast für Spahn, Psychiatrie für Lauterbach! Twitter-Nutzer fordern harte Strafe für Politiker nach #Kinderimpfung

Andere werden deutlicher in ihrer Kritik. "Jens Spahn gehört in eine Gefängniszelle und Karl Lauterbach in eine geschlossene Psychiatrie", heißt es in einem Tweet. "Wer sein Kind gegen Covid impfen lässt, gehört das Sorgerecht entzogen." "Weil viele Politiker gerade so tun, als sei die #STIKO allein so zurückhaltend mit #Kinderimpfungen: Auch das britische #JCVI vertritt genau die gleiche Position: Die minimalen Vorteile einer Impfung überwögen derzeit (!) nicht die potentiellen Risiken", schreibt Journalist Markus Grill in einem Tweet.

Stiko lehnt Impfung von Kindern nicht ab - Eltern können entscheiden

Was viele jedoch bei der Debatte vergessen: "Die #STIKO hat sich nicht gegen eine Impfung ausgesprochen, hält sie nur nicht für notwendig. Die Entscheidung der Gesundheitsminister wird weder das Impftempo erhöhen, noch macht es etwas möglich, was nicht zuvor möglich war", heißt es in einem Tweet. "Mit der Akademisierung der Gesellschaft geht es voran: Letztes Jahr freuten wir uns an Tausenden von selbsternannten Virologinnen & Epidemiologen, heute gibt es bereits Tausende von Ständigen Impfkommissionen", schreibt ein Twitter-Nutzer. "Es mag ja sein, dass die Kinder zwischen 12 und 18 kaum eine Rolle spielen im Pandemiegeschehen, aber es spielt eine Rolle, ob man ihnen ein Leben lang #LongCovid zumuten möchte", ergänzt ein weiterer. "Das Gute ist ja: Auch ohne die generelle Impfempfehlung der #STIKO können Eltern ihre Kinder gegen COVID-19 impfen lassen. Also ran an den Saft", heißt es in einem Tweet.

Datenlage nicht ausreichend! Stiko erklärt Entscheidung zu Kinderimpfungen

Während die Europäische Arzneimittelbehörde EMA sowohl den Covid-19-Impfstoff von Biontech/Pfizer als auch den von Moderna für Kinder und Jugendliche ab 12 Jahren zugelassen hat, empfiehlt die unabhängige Ständige Impfkommission (Stiko) in Deutschland die Impfungen von Kindern bisher nur bei höherem Risiko für schwerere Corona-Verläufe etwa wegen Erkrankungen wie Diabetes. Laut Stiko sei die Datenlage bislang nicht ausreichend, um mögliche Folgeschäden auszuschließen. In anderen Ländern wie Israel laufen hingegen bereits Impfkampagnen von Kindern und Jugendlichen. SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach hielt der Stiko im Deutschlandfunk zuletzt eine "Außenseiterposition" vor.

Stiko-Chef Thomas Mertens glaubt nicht, dass eine Impfung von Kindern und Jugendlichen zur Herdenimmunität beitrage. Vielmehr appellierte er an die 18- bis 59-Jährigen, sich impfen zu lassen. Sie seien bei den Geimpften unterrepräsentiert. Der Deutsche Hausärzteverband kritisierte, dass die Politik die Stiko bei ihrer Entscheidung außen vor gelassen wurde. "Diese Diskussion unter Missachtung der Kompetenz der Ständigen Impfkommission kann eher zur Verunsicherung führen, als dass sie der Impfkampagne hilft", sagte Bundesvorsitzender Ulrich Weigeldt. "Warum eine Empfehlung der Stiko dazu zunächst nicht abgewartet werden kann, die sich auf Basis von fundierten Studien zeitnah äußern will, ist mir schleierhaft. Das Ganze klingt ein wenig nach Wahlkampfgetöse."

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/sig/news.de/dpa

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