"Spaziergang für Frieden" am 09.11.2020: Querdenker in Unterzahl! Polizei rückte mit Großaufgebot an
Erstellt von Anika Bube
10.11.2020 08.02
Nach dem Demo-Debakel am Wochenende kommt Leipzig nicht zur Ruhe. Für Montag, den 09.11.2020, wurde erneut eine Veranstaltung der "Querdenken"-Initiative angekündigt. Doch Leipzig war nicht die einzige Stadt, in der erneut aufmarschiert wurde.
Nach Corona-Demo-Debakel am Samstag in Leipzig: "Spaziergang für den Frieden" in ganz Deutschland angekündigt
Am Samstag hatten im Zentrum von Leipzig mindestens 20.000 Menschen gegen die Corona-Beschränkungen demonstriert. 90 Prozent der Teilnehmer trugen laut Polizei keine Masken. Am Abend erzwang die Masse einen Gang über den symbolträchtigen Leipziger Ring, obwohl ein Aufzug ausdrücklich nicht gestattet war. An einer Polizeisperre flog Pyrotechnik, und es gab Rangeleien. Zahlreiche Politiker warfen der Leipziger Polizei und dem sächsischen Innenminister am Sonntag Versagen vor.
Ausgerechnet am Gedenktag an die Reichspogromnacht waren in ganz Deutschland Kundgebungen, Mahnwachen und "Spaziergänge für den Frieden" angekündigt. Letzterer sollte auch in Leipzig ab 19 Uhr stattfinden. Da Spaziergänge keine Demonstrationen sind, müssen diese auch nicht als solche angemeldet werden, heißt es auf der Webseite des Veranstalters.
Friedlicher Gegenprotest! "Bewegung Leipzig" beendet Kundgebung nach wenigen Minuten
Wie "Tag24" berichtet, sammelten sich am Montagabend etwa 20 Teilnehmer der "Bewegung Leipzig" auf dem Augustusplatz. Etwa 500 Menschen stellten sich diesen jedoch entgegen und waren damit deutlich in der Überzahl. Die Polizei sei mit einem Großaufgebot vor Ort gewesen, heißt es weiter. Laut Polizeiangaben habe die Veranstaltung nur etwa fünf bis zehn Minuten gedauert. Die Gegendemonstranten haben friedlich gegen die Kundgebung protestiert und an die Verbrechen vor 82 Jahren in der Reichspogromnacht erinnert.
Ausgerechnet am Reichspogrom-Gedenktag! Widerstand gegen antisemitische und rechtsextreme Bewegung formiert sich
Im Netz regte sich bereits im Vorfeld Widerstand gegen derartige Veranstaltungen. Auch zu Gegenprotest wurde aufgerufen. "Auch in #Leipzig will die in Teilen rechtsextreme #Querdenken-Bewegung heute erneut demonstrieren. Heute ist Gedenktag für die antisemitischen Novemberpogrome, die am 09.11.1938 deutschlandweit ihren Anfang nahmen. Niemals Vergessen", schreibt ein Twitter-Nutzer. "Heute plant die #BewegungLeipzig um 19.00 Uhr wieder einen "Spaziergang für die Freiheit" ab #Augustusplatz. Das ist eine gute Gelegenheit nachzuschauen, ob die @StadtLeipzig & die @PolizeiSachsen heute gewillt sind, die #Coronaschutzverordnung durchzusetzen. #LE0911", heißt es in einem Tweet.
"Leipzig, Chemnitz, Berlin, dazu darf heute (!) Kalbitz ist Dresden auftreten und in Braunschweig soll um 18:18 Uhr eine Demo stattfinden. Rechtsextreme und Neo-Nazis verarschen uns doch und treiben uns vor sich her", wettert ein anderer Twitter-Nutzer. "In Braunschweig soll um 18.18 eine Kundgebung von Querdenken mit dem Titel 'Geschichte gemeinsam Wiederholen' stattfinden", heißt es in einem anderen Tweet.
Nach Kritik an rechtsextremer Symbolik! "Gemeinsam Gesichte wiederholen" in Braunschweig abgesagt
"Das Motto war 'Geschichte gemeinsam wiederholen'. Wurde aber gestern abgesagt, weil überraschend auch einige Kritiker den 'Witz' verstanden haben", spottet ein Twitter-Nutzer. Mittlerweile wurde die Veranstaltung jedoch abgesagt. Außerdem distanzieren sich die Veranstalter von Rechtsextremismus. "Wir entschuldigen uns ausdrücklich für das gewählte Datum und die unglücklich gewählte Uhrzeit, welche von uns nur aus Gründen der Einprägsamkeit gewählt wurde und bitten um eure Nachsicht. Uns war nicht bekannt, dass diese Zahlenkombination mit rechtsextremer Symbolik und Gedankengut in Verbindung gebracht wird", heißt es auf der Webseite. Die Veranstaltung "Spaziergänge für den Frieden" ist den Montagsdemonstrationen in der ehemaligen DDR nachempfunden und finden in vielen deutschen Städten fast jeden Montag statt.
Polizei prüft Plakat mit durchgestrichenem Hakenkreuz bei Pegida-Demo in Dresden
Bei der Pegida-Demonstration in Dresden ist ein Plakat mit einem durchgestrichenen Hakenkreuz gezeigt worden. "Das Transparent wurde sichergestellt und wird nun strafrechtlich geprüft", teilte die Polizei Sachsen am Montagabend auf Twitter mit. In einer Polizeimitteilung hieß es, es sei zudem ein Ermittlungsverfahren wegen des Verwendens von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen eingeleitet worden.
Auf einem Foto, auf das sich auch die Polizei Sachsen in ihrem Tweet bezog, war ein Plakat abgebildet, auf dem sehr deutlich ein Hakenkreuz zu erkennen war. Die Linien, mit denen es durchgestrichen war, waren hingegen sehr dünn und weniger deutlich zu erkennen. Zeugenaussagen zufolge habe zudem am Montagabend ein Mann, der auf der Demo war, danach den Hitlergruß gezeigt.
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bua/sig/news.de