Politik

Wahlplakate zur Bundestagswahl 2017: Auf Facebook gelöscht! "Die Partei" wehrt sich mit neuem Motiv

"Die PARTEI": Wolfgang Wendland (l-r), Shahak Shapira, Serdar Somuncu, Martin Sonneborn, Natascha und Mark Benecke. Bild: dpa

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Während die NPD die Luft aus der Asylpolitik lassen will und die AfD mit dem Schweizer Matterhorn wirbt, welches sich die Deutschen unbedingt zurückholen sollten, setzen die übrigen Parteien auf gewohnt langweilige Phrasen, die auch noch vom letzten Wahlkampf übrige geblieben sein könnten. Die Grünen freut's. Dann müssen wenigsten keine neuen Wahlplakate gedruckt werden und das schont schließlich die Umwelt. Wenn man bedenkt, dass die Tempolimit-Aktivisten dieses Jahr vermutlich gerade so die Fünfprozent-Hürde knacken werden, ist das immerhin ein kleiner Erfolg.

Bundestagswahl 2017: Wahlplakate so nichtssagend wie noch nie

Wer sich also dieser Tage durch die vorzugsweise deutsche Landschaft (Ja, liebe AfD, das Matterhorn gehört immer noch zu den Schweizer Alpen!) bewegt, wird überflutet von nichtssagenden Wortfetzen wie "Für ein Deutschland, in dem wir gut und gerne leben" oder "Die Zukunft braucht Ideen". Da freut man sich schon über die vermeintliche Parfum-Werbung der FDP oder gerät kurz ins Stocken, wenn man "Kinder! Machen! Spaß!" ließt und überlegt, welchen Menschenschlag dieses Wahlplakat jetzt wirklich ansprechen soll.

"Die Partei" fordert auf Wahlplakaten "Politik zum Anfassen"

Ein wahrer Lichtblick im Wahlplakatewald sind da die Sprüche von der Partei "Die Partei". Wie jedes Jahr sorgen sie für mächtig Wind im freundschaftlich-ruhigen Kampf um die besten Plätze im Bundestag. Und dabei werden sogar die anderen Parteien tatkräftig unterstützt! Denn so richtig bemerkt wurde das Merkel-Plakat, auf dem sie wie ein Äffchen aus einem Tierversuchslabor der CDU grinst, doch erst, nachdem "Die Partei" einen 3D-Penis mit der Aufschrift "Politik zum Anfassen" daneben gehangen hat.

Für mächtig Wirbel sorgen auch die "Hier könnte ein Nazi hängen"-Schilder, die seit Kurzem die Straßen verschönern. Tatsächlich richtet sich die Aktion direkt an die NPD, die bereits im letzten Jahr mit Ansage wie "Wir hängen nicht nur Plakate" in Sachsen-Anhalt - vorzugsweise in der Nähe von Flüchtlingsheimen - warb.

"Die Partei" nutzt Bilder von Alan Kurdi für Merkel-Kritik

Doch nun könnte es die Satire-Partei übertrieben haben. "Für einen Strand, an dem wir gut und gerne liegen" ist darauf zu lesen. Insgesamt sieht es so aus, als sei ein CDU-Plakat über das der "Partei" geklebt worden. Was die meisten jedoch schockiert zurücklässt: Im Zentrum ist das Bild des toten Flüchtlingsjungen Alan Kurdi zu sehen. Dieses ging letztes Jahr um die Welt. Zusammen mit seiner Familie war er aus der Türkei nach Griechenland geflohen. Er überlebt die Reise nicht. Ein Fotograf nahm den toten Jungen auf und löste damit eine Debatte um das europäische Versagen in der Flüchtlingskrise aus. Und genau das will nun auch "Die Partei" aufgreifen.

Zu viel des Guten? Fraglich. Es erregt in jedem Fall Aufmerksamkeit und das klappt - wie bei der AfD ja fast täglich zu sehen ist - aktuell ziemlich gut. Ob das unbedingt auf dem Rücken eines toten Kindes passieren muss, bleibt allerdings zu diskutieren. Wer sich in jedem Fall ein Urteil erlauben darf, ist Abdullah Kurdi, der Vater von Alan und er ist entsetzt: "Es macht mich traurig, wenn ich das Foto in einem solchen Zusammenhang sehen muss", sagte er gegenüber "bild.de".

Denn auch, wenn sein Sohn nicht mehr lebt, hält er große Stücke auf die Flüchtlingspolitik von Angela Merkel: "Angela Merkel war 2015 die einzige Politikerin auf der Welt, die wirklich Verantwortung übernommen hat. Ich bin ihr trotz unseres Dramas bis heute dankbar, dass Deutschland so viele Menschen aufgenommen hat. Ich finde es schlimm, dass ihr mit dem Foto jetzt solche Vorwürfe gemacht werden." "Die Partei kritisierte die "Bild" für dieses Interview "Die "Bild"-"Zeitung" hat natürlich sofort den Vater im Irak ausfindig gemacht und ihn mit dem Plakat konfrontiert... Bizarr!", heißt es auf Facebook.

+++ Update: Facebook löscht Plakate von "Die Partei"

"Die Partei" hat ein weiteres Wahlplakat veröffentlicht. "Facebook kommt kaum hinterher unsere Plakate zu löschen und unsere Spitzenpolitiker zu sperren. Die PARTEI Braunschweig stellt daher eine ̶z̶̶e̶̶n̶̶s̶̶i̶̶e̶̶r̶̶t̶̶e̶ entschärfte, regierungsstützende Version zu Verfügung die den Deutschen Michel nicht über Gebühr verstören sollte.", heißt es auf der offiziellen Facebookseite. Auf dem neuen Motiv ist ein leerer Strand zu sehen und der Spruch wurde geändert in: "Für ein Deutschland, in dem wir gut und gerne wegschauen."

Lesen Sie auch: Merkel oder Schulz? DAS wählen die Promis am 24. September.

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mag/bua/news.de

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