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Beunruhigende Studie: Jeder 3. Jura-Student will die Todesstrafe

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Öffentliche Hinrichtung des iranischen Mörders Majid Kavaousi - wäre so etwas auch in Deutschland denkbar? Bild: dpa

Heißt das demnächst Kopf ab in Deutschland? Professor Franz Streng aus Erlangen hat in einer Langzeitstudie zwischen 1989 und 2012 rund 3.100 Studenten, die gerade erst ihr Studium begonnen hatten, nach ihren Ansichten in Sachen Strafmaß befragt. Und die Antworten, die er bekam, sind keineswegs harmlos.

Wie das Nachrichtenportal N24 berichtet, sei rund ein Drittel der Befragten für die Todesstrafe in Deutschland, die Hälfte würde Verdächtige der Folter unterziehen und lebenslange Haft sahen viele von ihnen bei manchen Straftaten einfach als zu milde an.

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Nur 2 Prozent der Jura-Studenten wollen die Todesstrafe abschaffen

Harter Tobak, gerade wenn man betrachtet, dass gerade in den letzten Jahren die Zahl der Morde und Totschläge in Deutschland immer weiter gesunken ist. «Vor 37 Jahren wollte mehr als ein Drittel der Jura-Anfänger die lebenslange Freiheitsstrafe ganz abschaffen, weil sie als zu hart empfunden wurde. Heute wollen das nur noch zwei Prozent», so N24. Die Tendenz ist erschreckend.

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Lange bis lebenslange Haftstrafen, Folter und Todesstrafe

Während viele von den Befragten sogar vor der Todesstrafe scheinbar nicht zurückschrecken, ist auch die Tendenz zu hohen Haftstrafen beunruhigend, wie die Umfrage zeigte. «Junge Juristen werden für das Strafrecht nicht hinreichend ausgebildet. Sie lernen zwar sehr gut das Strafrecht als solches, aber sie erhalten nicht die notwendigen Kenntnisse aus Psychologie, Soziologie und Psychiatrie», erklärt Professor Franz Streng gegenüber N24 Online.

Hohe Haftstrafen haben gar keinen Sinn

Da die Ausbildung der Studenten demnach mangelhaft auf dem Gebiet des Strafrechts sei, wüssten Sie einfach nicht, dass hohe Strafen nicht zwangsläufig zur Resozialisierung beitragen. «Wir wissen inzwischen, dass hohe Strafen gar keinen Sinn haben», so der Professor.

Aber warum ist die Tendenz zu strengeren, härteren Strafen bei den Studenten so drastisch angestiegen in den letzten Jahren? Es werde mehr an die Opfer gedacht, erklärt der Professor. «Die Opferorientierung ist sehr sinnvoll im Strafrecht und sie ist früher vernachlässigt worden. Sie hat aber auch problematische Nebenwirkungen. Wer sich abstrakt für Opferbelange stark macht, der neigt zu hohen Strafen.»

Dennoch: Die Todesstrafe ist und bleibt hoffentlich dank der deutschen Verfassung ein undenkbares Szenario.

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ife/zij/news.de

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