A.C.A.B.: So verhasst ist die Polizei
21.03.2019 15.13
«Mami, wer ist eigentlich ACAB?» Das eilig hingesprühte Kürzel ist auf Stromkästen und Mauern von Groß- und Kleinstädten so häufig präsent, dass es schon kleinen Kindern auffällt. Der mysteriöse ACAB hat zweifelsohne den Sprung in die Popkultur geschafft. Dabei wurde er eigentlich von harten Jungs in britischen Knästen erfunden - und ist nach wie vor Ausdruck von nacktem Hass gegen Polizisten.
Die vier Großbuchstaben A.C.A.B. kürzen den Slogan «All Cops Are Bastards» ab - Alle Bullen sind Bastarde. Heute kennt fast jeder die Bedeutung, 2011 allerdings schrieb die Nürnberger Zeitung in einem Artikel über Graffiti noch, es handele sich um einen türkischen Vornamen.
A.C.A.B.-Karriere: Vom Knast auf Facebook
Damals in den 1970ern fassten die britischen Knackis ihre Wut auf die Staatsgewalt in vier Buchstaben und tätowierten sie sich auf den Körper, die Punkkultur nahm den Slogan dankbar auf. Auch die deutsche Band Slime beschrieb in dem Song A.C.A.B. ihren Polizisten-Hass. Heute ist A.C.A.B. natürlich bei Facebook: Gegen Polizeigewalt und Stadionverbot, für Ultras, Pyrotechnik im Stadion und Ultra-Fankultur positioniert sich die deutschsprachige A.C.A.B.-Fanseite.
A.C.A.B.-Bierarten in Kreuzberg: Acht Cola, Acht Bier
A.C.A.B. ist vielseitig. In Berlin-Kreuzberg hat er sogar seinen eigenen Biergarten. Auf den Shirts der Mitarbeiter im «Jockel» steht unter dem fetten A.C.A.B.-Schriftzug die harmlose Übersetzung «Acht Cola Acht Bier», die Scherz-Übersetzung des Polizistenhasser-Spruches, mit der sich der Wirt hier absichert. Doch die Stoßrichtung der Kneipiers ist offensichtlich. Jockel heißt der Laden nach Dennis «Jockel» J., einem 26-jährigen Kriminellen, der 2008 in einem geklauten Jaguar von einem Polizisten erschossen wurde.
Das Gericht sprach später von «übertriebenem Verfolgungsdrang des Beamten», der sein gesamtes Magazin leergeballert hatte. Im Jockel gibt es A.C.A.B.-Pfandmarken, T-Shirts und Beutel werden verkauft. Und der Biergarten im Herzen des Szeneviertels brummt ganz friedlich vor sich hin.
Polizeigewerkschaft GdP v.s. A.C.A.B.: Muss strafbar sein - auch als Volksverhetzung
Die Wut der linken Szene auf die Polizeigewalt bündelt sich in dem umstrittenen Slogan - und ist normalerweise theoretischer Ausdruck einer Subkultur, nur selten kommt es im Namen von A.C.A.B. wirklich zu Gewalt. Trotzdem darf man sich nicht wundern, dass die Polizeigewerkschaft GdP nicht viel für die plakative Hassbekundung übrig hat. Über den DFB hat sie erreicht, dass A.C.A.B.-Plakate in vielen Fußballstadien verboten sind, und immer wieder bemühen Polizisten die Gerichte: «Wer mit dem Buchstabenkürzel A.C.A.B. auftritt, beleidigt ganz bewusst alle anwesenden Kolleginnen und Kollegen», schreibt die GdP auf ihrer Homepage.
Und fordert: «Das Zeigen der Buchstaben A.C.A.B. gegenüber Polizistinnen und Polizisten muss strafbar sein.» Zumindest als Ordnungswidrigkeit, gerne aber auch als Volksverhetzung möchte die GdP T-Shirt- und Plakatträger bestraft wissen. Bislang waren die Gerichte in der Rechtssprechung allerdings meist auf Seiten des wütenden Bürgers.