Mobbing, Prunksucht, Sexpartys: Lesen Sie auf Seite zwei, wie hoch ein Bischofsgehalt ist und wie Priesterwohnungen aussehen.
07.11.2013 12.00
Prunksucht scheint ein weiteres Laster der Kirche zu sein. Aktuell ging ja der Fall des Limburger Bischofs durch die Medien. Wenn man ihr Buch liest, scheint es, dass ist gar kein Einzelfall. Sie erzählen beispielsweise von Bischof Marx, der sich extra einen Lift für seinen Weinkeller in der Münchner Altstadt einbauen ließ ...
Bühling: Tebartz-van Elst ist wirklich kein Einzelfall. Aber Prunksucht gibt es nicht nur bei den Bischöfen, das geht schon weiter unten los. Manche Priesterwohnung ist voll von wertvoller Kunst, von Protz und Prunk. Ich war jetzt schon in ein paar Bischofswohnungen und manche sehen aus wie kleine Museen mit Kostbarkeiten, Biedermeiermöbeln, teuren Gemälden und Wandteppichen. Und das passt eben auch nicht in das Bild der Kirche, die die ganze Zeit von Armut spricht, von Einfachheit. Die Bischöfe versprechen das ja auch bei ihrer Weihe.
Warum halten sich die Bischöfe nicht an ihr Weihe-Versprechen?
Bühling: Angesichts des Monatsgehaltes eines Bischofs ist das ja fast verständlich. Ein Bischof hat im Monat zwischen 8000 und 14.000 Euro zur Verfügung. Dazu kommen zahlreiche Vergünstigungen. Eine Familie muss er auch nicht ernähren. Da kann man sich einen gehobenen Lebensstil leisten, und jeder Mensch passt sich seinen Möglichkeiten an. Um gegen diesen gehobenen Lebensstil der Kirchenleute vorzugehen, müsste strukturell etwas verändert werden. Bischöfe und auch Priester sollten nicht so viel verdienen.
Warum kommt die katholischen Kirche nicht mit der Zeit mit?
Bühling: Das ist so eine Eigenart, die man in den letzten zehn Jahren beobachten kann. Es gibt eine zunehmende Rückbesinnung auf die alten Werte. Von der Aufbruchsstimmung nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil ist nichts mehr zu spüren. Papst Benedikt hat ja viele alte Regeln wieder eingeführt. Die Kirche scheint sich mit ihrem Festhalten an alten Werten vom normalen Menschen abheben zu wollen. Interessanterweise halten gerade auch die jungen Leute, die Priester werden wollen, diese Werte aufrecht.
Bühlings Prognose: «Die katholische Kirche wird eine Kirche der Fanatiker und Ja-Sager»
Wie erklären Sie sich das? Sie standen dem erzkonservativem Denken während ihrer Ausbildung im Priesterseminar doch auch kritisch gegenüber?
Bühling: Ich hatte einen ganz anderen Hintergrund, kam von einem Ausbildungsberuf in das Priesterseminar. Viele junge Priesteranwärter stammen aus sehr konservativen Elternhäusern, sie machen Abitur und gehen von dort aus gleich ins Priesterseminar. Das ist ein glatter und auch behüteter Weg. Sie müssen sich nie Gedanken machen, wie sie eine Wohnung alleine finanzieren, wie es ist, für eine Familie verantwortlich zu sein, wie es ist, Angst um seinen Job zu haben. In Berührung mit der Lebenswelt der Menschen, für die sie später seelsorgerisch tätig sein sollen, kommen sie überhaupt nicht.
Welche Chancen hat die katholische Kirche?
Bühling: Da fällt meine Prognose leider dunkel aus. Klar, die katholische Kirche wird es immer geben. Aber wenn sie so weitermacht, dann wird sie eher sektenähnlich werden. Eine Gemeinschaft der Konservativen, der Ja-Sager, der Hardliner und der Fanatiker. Die Priester werden eine große Distanz zu den Gläubigen haben. Klar, der jetzige Papst Franziskus vertritt im Moment andere Werte, predigt Bescheidenheit und Enthaltsamkeit. Aber ob seine Botschaft beim Gros der Priester ankommt, das bezweifle ich.
Zum Buch
«Das 11. Gebot: Du sollst nicht darüber sprechen: Dunkle Wahrheiten über das Priesterseminar» (ISBN 978-3-86883-322-5, Verlag: riva. München). Daniel Bühling ist jung und idealistisch als er beschließt Priester zu werden. Doch dann gerät er in eine Welt der Scheinheiligkeit und Doppelmoral. Er lernt die Schattenseiten der katholischen Kirche kennen: Schwule Priester, die nach außen hin gegen Sexualität sind, psychisch angeschlagene Kollegen, über deren Wahnvorstellungen einfach hinweggesehen wird und Mobbing gegen die, die moderne Wege gehen wollen.
Zum Autor:
Daniel Bühling ist in traditionellen Verhältnissen auf dem Land bei Günzburg (Bayern) aufgewachsen. Nach einer Lehre holte er sein Abitur nach und trat ins Priesterseminar ein. Doch nach seinem Abschluss entschied er sich gegen den Beruf. Er heiratete seinen Freund und arbeitet heute als freier Theologe und Hypnoseberater.
rut/news.de