Öltanker vor Rügen: Milliarden-Flotte weiter ausgebaut - deshalb setzt Putin auf seine Schrott-Schiffe
Erstellt von Sabrina Böhme
10.01.2025 19.16
- Öltanker trieb vor Rügen
- Tanker soll zu russischer Schattenflotte gehören
- Wladimir Putin nutzt Schrott-Tanker für seine hybride Kriegsführung
Vor der Insel Rügen wurde ein manövrierunfähiger Öltanker gesichtet. Es handelt sich um die "Eventin", die unter der Flagge Panamas in der Ostsee trieb. Doch der Tanker stammt gar nicht aus Panama, sondern fährt sozusagen unter falscher Flagge. Denn das Schiff gehört zu Wladimir Putins Schattenflotte - einem weiteren Instrument für Russlands hybride Kriegsführung.
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Öltanker vor Rügen: Putins Schiff trieb in der Ostsee
Deutsche Einsatzkräfte sicherten am Nachmittag das Schiff. Die mit 99.000 Tonnen Öl beladene "Eventin" wurde vom Notfallschlepper "Bremen Fighter" an den Haken genommen und soll in einen Hafen geschleppt werden - wohin, war zunächst unklar. Zudem sollen weitere Schlepper unterwegs und ein Sensorflugzeug im Einsatz sein. Eine Gefahr für die Umwelt bestand nicht. Zu dem 274 Meter langen und 48 Meter breiten Schiff sei auf hoher See eine Schleppverbindung hergestellt worden, teilte das Havariekommando mit. Das Kommando war nach eigenen Angaben am Mittag alarmiert worden.
Wladimir Putin umschifft mit der Schwarzmeerflotte Sanktionen
Laut Umweltorganisation Greenpeace zählt das 2006 gebaute Schiff zur sogenannten russischen Schattenflotte. Mit solchen Schiffen wird russisches Öl exportiert. Laut einer Resolution der UN-Schifffahrtsorganisation IMO gehören unter anderem Schiffe einer "Schattenflotte" an, die eingesetzt werden, um Sanktionen zu umgehen.
Putins Öl-Strategie: Kremlchef vergößert seine Schattenflotte
Öl stellt für Russland eines der wichtigsten Exportgüter, neben Gas dar. Das ukrainische Thinktank KSE Institute prognostiziert für 2024 Einnahmen durch Öl in Höhe von 193 Milliarden US-Dollar. Es handelt sich um Schiffe, wo die Eigentümerverhältnisse nicht klar sind. Sie kommen nicht aus westlichen Reedereien oder sind im Westen registriert. Putins Regierung nutzt dafür gezielt die schwache Gesetzlage in anderen Ländern aus, um die Ölpreisobergrenze der G7 zu umgehen. Berichte zeigten, dass diese Tanker immer wieder die Flagge wechseln. Die Schattenflotte wächst weiter an. Sie soll mittlerweile etwa 1.000 Tanker umfassen. Eine offizielle Bestätigung zu den Zahlen gibt es aber nicht.
- Russland habe seit 2022 10 Milliarden Dollar in den Ausbau der Flotte investiert.
- "Mehr als 70 % seiner Ölexporte auf dem Seeweg werden nun mit veralteten, schlecht versicherten Schiffen transportiert, was das Risiko einer größeren Ölpest in europäischen Gewässern erheblich erhöht", schreibt das KSE Institute in einem Bericht, in dem es sich für Sicherheiten, wie freie Zonen einsetzt.
- Im ersten Halbjahr 2024 wurden laut dem Institut fast 75 Prozent des russischen Öls von den Häfen der Ostsee und des Schwarzen Meeres verschifft.
Hybride Taktik? Das steckt hinter Putins Schwarzmeerflotte
Nicht nur die Umweltgefahren und die umgangenen Sanktionen besorgen Experten. Es wird vermutet, dass Russland mit der Schwarzmeerflotte gezielt die Infrastruktur angreift und damit die Sicherheit gefährdet. Ende 2014 wurde die Stromleitung Estlink 2. Die Beschädigungen an Unterseekabeln in dem Gebiet nahm zu. Ein weiterer von vielen Vorfällen. In Verdacht geriet die "Eagle S". Sie soll zu Russlands Schattenflotte gehören. Stefan Meister, Deutsche Gesellschaft für Auswärtige Politik, sieht hinter der Schwarzmeerflotte ein klares Ziel von Putin, wie er dem ZDF erklärte. "Am Ende geht es darum, demokratische Gesellschaften zu zersetzen und die Unterstützung für die Ukraine zu schwächen.
Litauens Außenminister Kestutis Budrys sprach sich für ein entschiedeneres Vorgehen und weitere Maßnahmen gegen Russlands Schattenflotte aus. "Die Ostsee ist das wichtigste Tor für Russlands Ölexporte, und das müssen wir unterbinden", sagte er bei einem Besuch in der estnischen Hauptstadt Tallinn. Zugleich sei die Schattenflotte ein "Instrument in den Hybridaktivitäten" und stelle eine Bedrohung für die Umwelt dar.
Baerbock warnt vor Putins Öltankern
Deutschlands Außenministerin Annalena Baerbock warnte ebenfalls vor Russlands Öltankern. "Russland gefährdet unsere europäische Sicherheit nicht nur mit seinem völkerrechtswidrigen Angriffskrieg auf die Ukraine, sondern auch mit durchtrennten Kabeln, verschobenen Grenzbojen, Desinformationskampagnen, GPS-Störsendern und eben auch mit maroden Öltankern." Genau vor diesem Szenario habe sie gemeinsamen mit ihren Kolleginnen und Kollegen aus dem Ostseeraum immer wieder gewarnt.
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bos/news.de/dpa