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Gerichtsprozess in der Schweiz: Horror-Paar kettet Au-Pair-Mädchen monatelang in Keller-Käfig fest

Einem 46-jährigen Schweizer und seiner Ehefrau wird der Prozess gemacht: Das Paar soll Au-Pair-Mädchen in einem Keller-Käfig über Monate hinweg gefesselt und ausgebeutet haben (Symbolfoto). Bild: Adobe Stock / Tinnakorn

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  • Au-Pair-Mädchen in der Schweiz wie Sklavinnen ausbeutet und in Käfig gesperrt
  • Bis zu 15 Stunden täglich in Keller-Verlies gefesselt: Au-Pair (22) litt zehn Monate Höllenqualen
  • Schweizer IT-Manager (46) und Ehefrau (32) vor Gericht - das ist zum Strafmaß bekannt

Es sind furchtbare Gräueltaten, über die aktuell aus der Schweiz berichtet wird: Ein Ehepaar aus Andelfingen in der Nähe von Zürich soll zwei Au-Pair-Mädchen auf grausame Weise ausgebeutet, eingesperrt und wie Sklavinnen gehalten haben. Die bestialischen Verbrechen, über die sowohl die Schweizer Tageszeitung "Blick" als auch die englische "Daily Mail" berichtet, sind Gegenstand eines aktuell am Bezirksgericht Andelfingen verhandelten Prozesses.

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Au-Pair-Mädchen von Schweizer Ehepaar ausgebeutet und wie Sklavinnen gehalten

Angeklagt sind demnach ein 46 Jahre alter IT-Manager und dessen Ehefrau, eine von den Philippinen stammende 32-Jährige. Dem Horror-Paar wird unter anderem Freiheitsberaubung zur Last gelegt, zudem müssen sich die Angeklagten wegen Urkundenfälschung, der illegalen Beschäftigung von ausländischen Personen und des Menschenhandels verantworten. Der 46-Jährige habe sich bereits schuldig bekannt.Dem 46-Jährigen blüht nun eine Freiheitsstrafe von 36 Monaten, von denen der Angeklagte vermutlich nur neun Monate abzüglich der bereits abgesessenen Untersuchungshaft von 147 Tagen wird verbüßen müssen. Zudem habe der Angeklagte bereits eine Entschädigungszahlung in Höhe von rund 17.000 Euro an die beiden Opfer gezahlt.

In Keller-Käfig angekettet und monatelang eingesperrt: Au-Pairs wurde frei erfundene Ausbildung vorgegaukelt

Die Eheleute sollen über zehn Monate hinweg ein Au-Pair von den Philippinen, damals 22 Jahre jung, wie eine Gefangene gehalten haben. Das Martyrium der jungen Frau begann demnach im Juli 2018, nachdem die 22-Jährige über eine Online-Annonce im Dezember 2017 in die Schweiz gelockt worden war. Die junge Frau, der offenbar eine Ausbildung in der Gastronomie und eine dauerhafte Aufenthaltserlaubnis in der Schweiz in Aussicht gestellt wurde, musste wie eine Sklavin Hausarbeiten verrichten und wurde nach getaner Arbeit im Keller des Wohnhauses in einen fensterlosen Käfig gesperrt und mit Fuß- und Handfesseln angekettet, wo sie bis zu 15 Stunden täglich ausharren und für den theoretischen Teil ihrer frei erfundenen Ausbildung lernen sollte. Belohnungen und Strafen waren demnach ebenfalls Teil des Alltags: Lieferte die 22-Jährige Leistungen ab, mit denen ihre Gastgeber zufrieden waren, gab es Zoo- oder Restaurantbesuche, bestraft wurde das Au-Pair indes, indem es an kürzere Ketten gelegt und länger in den Kellerkäfig eingesperrt wurde.

Ausbeutung statt Au-Pair-Jahr: Angeklagter (46) befriedigte eigene sexuelle Gelüste

Sechs Tage pro Woche musste das Au-Pair-Mädchen dem Paar rund um die Uhr zur Verfügung stehen, für mehr als 45 Arbeitsstunden pro Woche wurde ihr ein lächerlicher Hungerlohn von umgerechnet 850 Euro pro Monat gezahlt. An ihrem "freien Tag" wurde die junge Frau in den winzigen 1,8 Quadratmeter großen Käfig gesperrt, in dem es eine karge Schlafstätte, einen Eimer als Toilettenersatz, ein paar Plüschtiere und eine Überwachungskamera gab.Als das Au-Pair-Mädchen Unbehagen über seine Unterkunft äußerte, habe der 46-Jährige ihr mit der Polizei und einer Abschiebung gedroht. Die menschenunwürdigen Foltermethoden hätten, so formulierte es der vorsitzende Richter Thomas Keller, an ein "Setting mit BDSM-Elementen" erinnert, der angeklagte 46-Jährige habe mit den Fesselspielen im Rahmen des "nicht einvernehmlichen Rollenspiels" eigene sexuelle Vorlieben befriedigen wollen.

Zweites Au-Pair-Mädchen entkam nach wenigen Wochen aus der Sklaven-Hölle

Ein ähnliches Schicksal sei auch einem 30-jährigen Au-Pair aus Brasilien widerfahren, das nach der 22-Jährigen bei dem Ehepaar einzog. Allerdings habe es die Brasilianerin nur einen Monat bei der Familie ausgehalten - ihre Vorgängerin hatte sich zwischenzeitlich bei der Polizei gemeldet und so dafür gesorgt, dass die 30-Jährige aus den Fängen ihrer Peiniger befreit werden konnte.

Die 32-jährige Ehefrau des Angeklagten wurde ebenfalls vor Gericht befragt. Nach eigener Aussage glaubte die gebürtige Philippinerin das Lügengebilde ihres Mannes, der seinen Opfern eine berufliche Ausbildung an einer fiktiven Privatschule erfunden hatte. Auch ging die Ehefrau davon aus, dass die bizarren Fesselungen Teil eben jener Ausbildung seien.

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