Vermisster Junge aus Frankreich ist tot: Dunkle Vergangenheit von Émiles Opa wirft neue Fragen auf
Erstellt von Claudia Löwe
03.04.2024 09.12
Für Marie und Colomban S. aus Südfrankreich begann am 8. Juli 2023 die Hölle auf Erden: An diesem Tag verschwand Émile, der zweieinhalb Jahre alte Sohn des Paares, spurlos in Le Vernet, einem südfranzösischen Bergdorf, wo der Kleine bei seinen Großeltern zu Besuch war. Émile verschwand spurlos, nachdem ihn seine Großeltern nach eigenen Angaben aus den Augen verloren haben wollen.
Lesen Sie auch:
- Keine Spur bei Suche nach Émile (2)! Nun zerstört die Polizei eine Betonplatte
- Mädchen (8) von Pool-Pumpe angesaugt und ertrunken
- Vermisste Melissa (2) ist tot - Ermittlungen gegen Mutter
Émile seit Juli 2023 spurlos verschwunden: Spaziergängerin entdeckt Knochen von Zweieinhalbjährigem
Was auf die Vermisstenmeldung folgte, war eine fieberhafte Suchaktion, die jedoch ergebnislos blieb. Bei den Großeltern hielten sich zum Zeitpunkt von Émiles Verschwinden auch etliche andere Verwandte auf. Zwei Zeugen hatten ausgesagt, noch gesehen zu haben, wie das Kleinkind eine Straße herunterlief. Immer wieder hatte die Polizei in den Tagen und Wochen nach dem Verschwinden des Jungen mit einem Großaufgebot die Umgebung abgesucht. Auch Leichenspürhunde durchkämmten das Gebiet. Die Fahnder durchsuchten Wohnungen in dem kleinen Dorf mit gerade einmal 125 Einwohnern. Erst am Donnerstag vor Ostern wurde der abgelegene Ort Le Vernet abgeriegelt, um den Tag des Verschwindens nachzustellen. Die Fahnder ermitteln wegen Entführung und Freiheitsberaubung, schlossen aber auch einen Unfall nicht aus. Jetzt, knapp neun Monate nach Émiles Verschwinden, wurden die sterblichen Überreste des Jungen entdeckt.
DNA-Abgleich beweist: Knochen stammen von vermisstem Émile
Am Osterwochenende stieß eine Spaziergängerin in Le Vernet auf menschliche Knochen, die umgehend untersucht und mit DNA-Proben des vermissten Kindes abgeglichen wurden. Nun herrscht traurige Gewissheit, wie auch die Staatsanwaltschaft in Aix-en-Provence bestätigte: Émile ist nicht mehr am Leben. "Auch wenn diese herzzerreißende Nachricht befürchtet wurde, ist nun die Zeit der Trauer, der Andacht und des Gebets", ließen die Eltern des Kleinen über ihren Anwalt mitteilen. "Schmerz und Kummer bleiben."
Émiles sterbliche Überreste mögen nach Monaten der Ungewissheit entdeckt worden sein, doch der Vermisstenfall ist nach wie vor mysteriös und alles andere als aufgeklärt. In Émiles französischer Heimat herrscht weiterhin großes Interesse an dem Verschwinden des Zweieinhalbjährigen. Innenminister Gérard Darmanin sagte nach dem Knochenfund im Sender LCI, er sei sehr traurig. "Ich glaube, dass wir wirklich alle zutiefst erschüttert sind."
Polizei ermittelt weiter zu Émiles Verschwinden: Durchsuchungen rund um Haus der Großeltern
Die Ermittlungsarbeiten im Fall Émile gehen nach dem Knochenfund mit Hochdruck weiter. Erneut waren Spezialkräfte in dem Bergdorf zugange, um das waldige Gebiet abzusuchen, in dem die Passantin die Knochen fand. Auch Hundestaffeln, Gerichtsmediziner und Anthropologen waren im Einsatz. Der Raum rund um den Fundort wurde abgesperrt. Das Rathaus verbot Fremden den Zutritt zum oberen Dorfteil Haut-Vernet, in dem das Haus der Großeltern steht. Medienberichten zufolge wurde der Schädel des Kindes gefunden. Der Zeitung "Le Parisien" zufolge sind die Knochen unvollständig.
Der Fundort nahe dem Dorf gibt indes Rätsel auf. Mehrfach war das Gebiet in den vergangenen Monaten abgesucht worden. Das Gelände sei schwer zugänglich, und es gebe eine geringe Chance, dass man die Knochen übersehen habe, sagte Gendarmerie-Sprecherin Marie-Laure Pezant im Sender CNews. Denkbar sei aber auch, dass die Gebeine erst später an die Stelle gelangten, etwa durch einen Menschen, ein Tier oder das Wetter.
Kleiner Émile nach 9 Monaten tot aufgefunden - Todesursache unklar
Woran Émile starb, war zunächst nicht bekannt. "Die nächsten 48 Stunden werden entscheidend sein", zitierte der Sender BFMTV eine Quelle aus Ermittlerkreisen am Sonntag mit Blick auf die Todesursache des Kindes. Die Knochen werden weiter untersucht.
Émiles Familie war Berichten zufolge am Morgen des Ostersonntags über den Knochenfund informiert worden. Noch im Herbst hatte Émiles Mutter sich anlässlich des Geburtstags des Jungen mit einer Sprachnachricht an all jene gewandt, die etwas über das Verschwinden ihres Kindes wissen. "Sagen Sie uns aus Erbarmen, wo Émile ist!", sagte sie. "Geben Sie ihn uns zurück!" Ein Wunsch, der sich für Marie und Colomban S. nicht erfüllen wird - stattdessen stehen nun enge Verwandte des Elternpaares im Fokus der Ermittlungen.
Welche Rolle spielt die dunkle Vergangenheit von Émiles Opa bei den Ermittlungen?
Wie beispielsweise die "Bild" berichtet, soll nach dem Fund von Émiles sterblichen Überresten vor allem eine Person von besonderem Interesse für die Polizei sein. Die Rede ist von Philippe V., dem Großvater des kleinen Émile, der kurz vor dem Verschwinden des Zweieinhalbjährigen mit ihm gesehen worden sein soll. Immobilien aus dem Besitz von Philippe V. seien bereits durchsucht worden. Zudem machte der Senior bereits vor einigen Jahren Bekanntschaft mit der Polizei: 1993 fand sich Émiles Großvater in Ermittlungen wieder, die zu sexuellem Missbrauch und Vergewaltigung von Minderjährigen geführt wurden.
Philippe V. soll in den 1990er Jahren Erzieher in einer katholischen Einrichtung namens "Riaumont" gewesen sein, in der vor der brutalen Züchtigung von Kindern nicht zurückgeschreckt worden sei. Ein Zeuge belastete V. bei der Polizei schwer, woraufhin Émiles Opa in Vernehmungen einräumte, ihm anvertraute Kinder mit "Ohrfeigen, Tritten in den Hintern und manchmal Faustschlägen" gezüchtigt zu haben; Vorwürfen, er habe Schutzbefohlene vergewaltigt, widersprach er jedoch. Im Fall von Émile gilt für Philippe V. die Unschuldsvermutung, während die Ermittlungen zum Verschwinden und Tod des Kindes in alle Richtungen weitergeführt werden.
Folgen Sie News.de schon bei Facebook, Twitter, Pinterest und YouTube? Hier finden Sie brandheiße News, aktuelle Videos und den direkten Draht zur Redaktion.
loc/news.de/dpa