Disney-Shitstorm: "Whitewashing"-Vorwürfe heuchlerisch? "Lilo & Stitch"-Verfilmung sorgt für Wirbel
Von news.de-Redakteurin Dinah Rachko
23.04.2023 14.10
Wegen rassistischer und stereotype Darstellungen strich Disney schon einige alte Filmklassiker wie "Peter Pan" und "Das Dschungelbuch" aus dem Kinderprogramm seines Streamingdiensts Disney+. Nachdem der Konzern inzwischen eigentlich immer stärker auf politische Korrektheit zu achten schien, steht er nun jedoch wegen vermeintlichen "Whitewashings" in der Kritik.
"Mulan", "Arielle" und Co.: Disney interpretiert alte Filmklassiker in Realverfilmungen neu
Disney scheint es sich zur Aufgabe gemacht zu haben, beinahe all seine Zeichentrick-Klassiker als Realverfilmungen zurück in die Kinos zu holen - und das gerne mal in neuer Interpretation. So wurde beim Film "Mulan" mit realen Menschen auf CaptainLi Shang, den Schwarm der tapferen Heldin, verzichtet. In der für Mai 2023 angekündigten Realverfilmung von "Arielle, die Meerjungfrau" ist statt der im Zeichentrick rothaarigen und weißen Arielle die schwarze Schauspielerin Halle Bailey in der Hauptrolle zu sehen. Vor allem für diese Entscheidung hagelte es für Disney Kritik. Unter dem Hashtag#NotMyAriel empörten sich viele User über den Cast und lösten damit eine Rassismus-Debatte aus.
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"Whitewashing"-Debatte entfacht:Sydney Agudong spielt Nani in "Lilo & Stitch"
Während Disney einigen bei der Auswahl seiner Schauspieler zu stark auf politische Korrektheit achtet, scheint genau diese anderen Disney-Kritikern dagegen bei der geplanten Realverfilmung des Zeichentrick-Streifens "Lilo & Stitch" zu fehlen. Dem Konzern wird sogenanntes "Whitewashing" vorgeworfen, also die Besetzung nicht-weißer Rollen mit weißen Schauspielern. Der Grund? Sydney Agudong, die für die Rolle von Lilos Schwester Nani vorgesehen ist, hat eine hellere Haut als die Zeichentrickfigur und andere Gesichtszüge.
Auch Naomi Scott als Prinzessin Jasmin in Disneys "Aladdin" stand in der Kritik
Ähnliche "Whitewashing"-Vorwürfe hatte es auch 2019 bei der Realverfilmung des Disney-Klassikers "Aladdin" gegeben. Damals war Schauspielerin Naomi Scott für Prinzessin Jasmin gecastet worden. Während letztere der Geschichte nach zu urteilen wohl aus dem mittleren Orient stammen soll, hat Scott jedoch britische und indische Wurzeln.
"Whitewashing"-Vorwürfe gegen Disney wegen "Lilo & Stitch"-Realverfilmung
Dass die "Lilo & Stitch"-Darstellerin trotz der optischen Unterschiede zur Zeichentrickfigur Nani genau wie sie hawaiianischer Abstammung ist, rechtfertigt ihr Casting für die Kritiker aber offenbar nicht. Via Twitter beschwert sich eine Userin: "Was die Besetzung des 'Lilo & Stitch'-Films angeht, so sehen schwarze Menschen das, was es vorliegt: Whitewashing in den Medien, was ein Instrument des Rassismus ist. Rassismus betrifft schwarze Menschen am meisten, also werden sie ihn natürlich anprangern, wenn sie ihn sehen."
"Geht in beide Richtungen!" User sehen Paradoxie in Disney-Kritik
Manche Twitter-Nutzer scheinen dagegen jedoch den Eindruck zu haben, dass die Kritik an Disney nur sehr einseitig und teils heuchlerisch sei. "Wenn Sie bei der Besetzung von 'Lilo & Stitch' Colorism vorwerfen, solltet ihr das auch bei der Besetzung von 'Die kleine Meerjungfrau' tun. Das geht in beide Richtungen. Ansonsten haltet die Klappe und schaut euch den Film an", schreibt ein User.
Ein weiterer scheint es ähnlich zu sehen: "Disney-Fans, wenn Halle Bailey Arielle in der Neuverfilmung von #TheLittleMermaid spielt: 'Wen interessiert schon die Herkunft der Schauspielerin, es geht um die Leistung!' Auch Disney-Fans, wenn Sydney Agudong Nani in der Neuauflage von 'Lilo & Stitch' mitspielt", schreibt ein User und fügt als Pointe das Meme einer weinenden Person hinzu.
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rad/bos/news.de