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Böllerverbot an Silvester 2022/23: Feuerwerksverkauf in vollem Gange - In welchen Städten ist Böllern am 31.12. verboten?

Offiziell darf zu Silvester 2022/23 wieder geböllert werden - doch einige Städte, beispielsweise Berlin, München und Köln, haben bereits Böllerverbotszonen zum Jahreswechsel beschlossen. Bild: picture alliance/dpa | David Young

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Nach zwei Jahren ohne Raketen- und Böllerverkauf wird Silvester 2022/'23 voraussichtlich wieder lauter und bunter. Nach zwei Jahren mit Verkaufs- und Böllerverboten hofft die Feuerwerksbranche zu Silvester 2022/23 wieder auf einen Lichtblick. Doch Gegner des jährlichen Lichtspektakels möchten das Böllern abermals verhindern.

Silvester 2022/23 ohne bundesweites Böllerverbot nach Corona-Pandemie

Ein Verkaufsverbot und ein An- und Versammlungsverbot für Silvester und Neujahr sind nicht absehbar - ab dem 29. Dezember 2022 wird es voraussichtlich wieder Feuerwerkskörper zu kaufen geben. 2020 und 2021 waren die Böllerverbote zum Jahreswechsel verhängt worden, um die Krankenhäuser in der Corona-Pandemie vor Überlastung zu schützen - unter anderem, indem Verletzungen beim Abbrennen von Feuerwerk in der Silvesternacht verhindert werden. Die Entscheidung über ein Böllerverbot zu Silvester liegt nun nach Auskunft des Bundesumweltministeriums bei den Städten und Landkreisen.

Böllerverbotszonen zu Silvester 2022: In diesen Städten ist Feuerwerk zum Jahreswechsel tabu

Viele Städte, darunter Berlin, München, Köln und Düsseldorf, haben bereits die erneute Einrichtung von Böllerverbotszonen zu Silvester 2022 angekündigt. In Berlin soll es wie in den vergangenen Jahren auf dem Alexanderplatz eine Böllerverbotszone geben, außerdem im sogenannten Steinmetzkiez in Schöneberg nahe der Pallasstraße und in einigen Straßen in Alt-Moabit. Die endgültige Entscheidung falle voraussichtlich im Dezember, teilte die Senatsinnenverwaltung mit.

Der Senat hatte 2019 erstmals Böllerverbotszonen erlassen, Absperrgitter aufgestellt und dort Hunderte Polizisten postiert, die den Zugang kontrollierten. Zuvor habe es dort immer wieder Verletzungen und Auseinandersetzungen gegeben. Die Verbote hätten sich bewährt.Zum Jahreswechsel 2021/22 war wegen der Corona-Pandemie der Kauf von Feuerwerkskörpern in ganz Deutschland verboten, zusätzlich richtete der Berliner Senat 54 Verbotszonen auf großen Plätzen, Straßen und in Parks ein, in denen Feuerwerk und auch der Aufenthalt untersagt waren. So ein Verbot sei aber nur möglich bei der Feststellung einer epidemischen Lage von nationaler Tragweite, erklärte der Senat.

Böllerverbot in Nordrhein-Westfalen: NRW verhängt Feuerwerksverbot zu Silvester 2022/23 in diesen Städten

Auch in mehreren Großstädten Nordrhein-Westfalens soll es an Silvester aus Sicherheitsgründen eine Böllerverbotszone geben. Von den zehn größten Städten des bevölkerungsreichsten Bundeslandes haben dies Köln, Düsseldorf und Bielefeld vor, wie eine dpa-Umfrage ergab. So werde es etwa in Düsseldorf auch in diesem Jahr zum Jahreswechsel ein Mitführ- und Abbrennverbot für Feuerwerkskörper in der Altstadt geben, sagte eine Sprecherin der Landeshauptstadt.

München, Nürnberg und Regensburg verhängen Böllerverbot an Silvester 2022 - Verbote auch in Hannover und Bremen

In München soll am 31. Dezember innerhalb des Mittleren Rings wieder das Böllern verboten sein, in Nürnberg bleiben die bisherigen Verbotszonen im Bereich um den Hauptmarkt und die Kaiserburg nach Angaben der Stadt "zur Sicherheit der dort befindlichen Menschenmengen und von gesetzlich geschützten Gebäuden" ebenfalls bestehen.

In Regensburg soll es in der Silvesternacht ein Böllerverbot für die Altstadt geben. Eine Sprecherin der Stadt erklärte, man wolle dadurch Denkmäler wie den Dom und sensible Einrichtungen wie Altenheime schützen sowie der "Gefahr der Sprengstoffe bei Menschenansammlungen in der engen Altstadt" entgegenwirken. Auch in Bremen und Hannover soll in bestimmten Bereichen wieder Böllern verboten sein.

Kein Feuerwerk zum Jahreswechsel? Hamburg und Frankfurt verhandeln noch

In Hamburg und Frankfurt ist die Entscheidung noch nicht gefallen. Und Chemnitz sieht keine Grundlage für ein Verbot. Für die Feinstaubbelastung gelte im Tagesmittel ein Grenzwert von 50 Mikrogramm pro Kubikmeter, der bis zu 35 Mal pro Jahr überschritten werden dürfe, teilte die Stadt mit. Eine Überschreitung in der Silvesternacht wäre zulässig, weil es in diesem Jahr bisher keine Grenzwertüberschreitungen gegeben habe.

Unabhängig davon gilt in ganz Deutschland: In unmittelbarer Nähe von Kirchen, Krankenhäusern, Kinder- und Altersheimen sowie besonders brandempfindlichen Gebäuden darf keine Pyrotechnik abgebrannt werden, also nicht geböllert oder Raketen gezündet werden.

Böllerverbot zu Silvester 2022/23 gefordert: Deutsche Umwelthilfe verweist auf Gefahren für Menschen, Tiere und Umwelt

Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) forderte gemeinsam mit Umwelt-, Ärzte- und Tierschutzverbänden ein sofortiges Verbot von privatem Silvesterfeuerwerk. "Auch wir wünschen uns rauschende Silvesterfeste", sagte DHU-Bundesgeschäftsführer Jürgen Resch - aber ohne Luftverschmutzung, Krach und Abfall. Die Debatte um ein Verbot ist nicht neu. Immer wieder betonen Feuerwerksgegner die Gefahren für Menschen, Tiere und Umwelt. Rund 2050 Tonnen Feinstaub werden nach Angaben des Umweltbundesamts jährlich durch das Abbrennen von Feuerwerkskörpern freigesetzt - der größte Teil davon in der Silvesternacht. Das Einatmen von Feinstaub gefährde die Gesundheit und beeinträchtige beispielsweise die Atemwege, warnt das Amt.

Auch die Gewerkschaft der Polizei (GdP) spricht sich für ein generelles Verbot des privaten Abbrennens von Silvesterfeuerwerk aus. Schon allein aufgrund der enormen und völlig unnötigen Schadstoffproduktion sowie der Müllberge auf den Straßen am Neujahrsmorgen sei dies eine für viele vielleicht schmerzhafte, aber sinnvolle Maßnahme, teilte der GdP-Bundesvorsitzende Jochen Kopelke mit. Dies gelte erst recht mit Blick auf das hohe Unfallrisiko - vor allem unter Alkoholeinfluss -, Böller- und Raketen-Angriffe auf Polizei, Feuerwehr und Rettungssanitäter, Sachbeschädigungen und die Belastungen vieler Menschen und Tiere durch Feuerwerk.

Kopelke forderte die Innenministerkonferenz sowie Bundesinnenministerin Nancy Faeser auf, sich diesem Thema zeitnah zu widmen. Es sei sicherlich möglich, mit einer Novelle des Sprengstoffgesetzes die Voraussetzungen für ein umfassendes Verbot des Abbrennens privaten Feuerwerks zu schaffen. Womöglich müsse jedoch auch dort erst ein Umdenken einsetzen.

Pyrotechnik-Verband setzt sich gegen Böllerverbote zur Wehr

Traditionell beginnt der Feuerwerksverkauf zu Silvester alljährlich am 29. Dezember - so auch 2022. Bild: picture alliance/dpa | Christophe Gateau

Der Bundesverband für Pyrotechnik und Kunstfeuerwerk (BVPK), ein Zusammenschluss von Profi- und Hobby-Feuerwerkern, wehrt sich gegen ein Böllerverbot und argumentiert, das Untersagen von Kleinfeuerwerk vor der eigenen Haustür oder im Garten entlaste kaum die Krankenhäuser. Der größte Teil der Verletzungen sei auf Alkoholkonsum und entsprechende Konflikte zurückzuführen.Dem Verband zufolge zielen die Verbotsforderungen vorrangig darauf ab, eine Kulturpraktik abzuschaffen. Die erhöhte Feinstaubkonzentration in Folge von Feuerwerken würde nur räumlich begrenzt und für wenige Stunden auftreten, erklärte der BVPK-Vorsitzende Ingo Schubert in einer Mitteilung. Die Vorwürfe lenkten vom Versagen in wichtigen Bereichen des Klimaschutzes ab.

Schubert betonte, dass Umwelt- und Klimaschutz ein Anliegen der Branche seien. Es müsse dringend daran gearbeitet werden, die Produkte nachhaltiger zu gestalten. "Feuerwerksreste sind bereits jetzt zu 90 Prozent biologisch abbaubar ist - wir wollen, dass es 100 Prozent werden", versicherte Schubert. Der Verband der pyrotechnischen Industrie (VPI) teilte kürzlich mit, in Zukunft vollständig auf Kunststoff verzichten zu wollen. Neben dem Verpackungsmaterial werde auch daran gearbeitet, die Menge an Feinstaub, die beim Abbrennen freigesetzt werde, zur reduzieren.

Feuerwerksbranche hofft auf satte Umsätze zu Silvester 2022/23 nach Wegfall von Böllerverbot

Mit dem Verkaufsverbot für Feuerwerk in der Corona-Pandemie sollten Krankenhäuser nicht zusätzlich mit Verletzungen durch Böller überlastet werden. Im Zuge dessen mussten dem BVPK zufolge viele pyrotechnische Betriebe schließen und Personal entlassen. Ob sich die Branche von dem "Schock" erholen könne, hänge von den Umsätzen zum Jahreswechsel ab. Der VPI rechnet in diesem Jahr beim Verkauf von Raketen und Böllern mit einem Umsatz wie vor der Corona-Pandemie, wie er kürzlich mitteilte. Dieser habe etwa bei 120 Millionen Euro gelegen.

Die Importe von Feuerwerkskörpern lagen zuletzt deutlich unter dem Vor-Corona-Niveau. Von Januar bis September 2022 wurden rund 81 Prozent weniger Feuerwerkskörper nach Deutschland importiert als im gleichen Zeitraum des Vor-Corona-Jahres 2019, wie das Statistische Bundesamt in Wiesbaden mitteilte. Die Exporte hingegen nahmen deutlich zu.

Feuerwerksverbote brachten Pyrotechnik-Branche in die Krise

Die Verkaufsverbote in der Corona-Zeit hätten die Feuerwerksbranche mit rund 3.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern hart getroffen, sagte VPI-Geschäftsführer Klaus Gotzen. "Mehr als 90 Prozent unseres Jahresumsatzes werden an nur drei Tagen vor Silvester generiert. Fehlt dieser Umsatz, fehlt die existenzielle Basis. Lange war das wirtschaftliche Überleben unserer Branche in Frage gestellt", erklärte Gotzen.

Jürgen Resch von der Deutschen Umwelthilfe (DUH) bezeichnet die Verbesserungsbestrebungen der Pyrotechnik-Industrie als "substanzlos". "Für mich ist es eine besonders dreiste Form des Greenwashings", sagte er der Deutschen Presse-Agentur. Auch als nachhaltig deklarierte Feuerwerkskörper beinhalteten umwelt- und gesundheitsschädigende Schadstoffe wie Schwarzpulver und Chemikalien, die bei der Verbrennung entstünden oder austräten.

Umfrage enthüllt: Breite Mehrheit der Deutschen für Böllerverbotszonen an Silvester

Gut 70 Prozent der Erwachsenen in Deutschland befürworten im Allgemeinen, an Silvester Böllerverbotszonen einzurichten. Das geht aus einer repräsentativen Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov hervor. Dabei geht es darum, das Zünden von Krachern und Raketen in Städten, beispielsweise an bestimmten Plätzen oder in Altstädten, zu verbieten. 22 Prozent der Befragten lehnen einen solchen Eingriff in den Silvesterspaß ab; der Rest machte in der Umfrage keine Angabe.

Feinstaub-Gefahr durch Silvesterfeuerwerk: So gefährlich ist Böllern für die Gesundheit

Durch das Abbrennen von Feuerwerkskörpern werden nach Angaben des Umweltbundesamts jährlich rund 2.050 Tonnen Feinstaub freigesetzt, 1.500 Tonnen davon in der Silvesternacht. Die Menge entspricht demnach etwa einem Prozent der insgesamt in Deutschland freigesetzten Feinstaubmenge pro Jahr.

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/news.de/dpa

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