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Mann (47) tot nach Polizeikontrolle in Mannheim: Klärung des tödlichen Polizeieinsatzes dauert - Debatte um Bodycams

Blumen, Kerzen und Schilder liegen und stehen an dem Ort, an dem am Montag (02.05.2022) ein Mann nach einer Polizeikontrolle gestorben ist. Bild: picture alliance/dpa/PR-Video | René Priebe

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Nach dem Tod eines Mannes bei einer Polizeikontrolle in Mannheim wird der Einsatz vor allem im Internet heftig kritisiert.

Mann (47) nach Polizeikontrolle in Mannheim gestorben - Ermittlungen gegen Beamte

Bei der Kontrolle am Montagabend (02.05.2022) in der Mannheimer Innenstadt war ein 47 Jahre alter Mann zusammengebrochen und zunächst wiederbelebt worden, später aber im Krankenhaus gestorben. Die abschließenden Obduktionsergebnisse sollen in sechs bis acht Wochen vorliegen.Der 47-Jährige soll sich nach Angaben von Polizei und Staatsanwaltschaft gewehrt haben. Gegen die beiden beteiligten Polizisten wird inzwischen wegen des Verdachts der Körperverletzung im Amt mit Todesfolge ermittelt. Sie sind nach Angaben des Mannheimer Polizeipräsidenten Siegfried Kollmar vom Dienst suspendiert.

Die Gewerkschaft der Polizei (GDP) verurteilte nach dem Zwischenfall veröffentlichte Hass- und Hetzbotschaften in den sozialen Medien im Zusammenhang mit dem Vorfall scharf. GdP-Landeschef Gundram Lottmann sagte, solche Reaktionen seien nicht nur völlig unangemessen, sondern auch menschenverachtend. "Wir alle sind betroffen von dem traurigen Vorfall, vor allem die eingesetzten Beamten selbst. Derzeit ist weder die Todesursache bekannt, noch liegen konkrete Ermittlungsergebnisse vor."

Tod nach Polizeikontrolle in Mannheim - News aktuell

+++Klärung des tödlichen Polizeieinsatzes dauert - Debatte um Bodycams +++

Bis zur Klärung der tödlichen Polizeikontrolle in Mannheim ist Geduld gefragt. «Wir müssen uns Zeit nehmen, das zu rekonstruieren», sagte ein Sprecher des Landeskriminalamts (LKA) Baden-Württemberg am Donnerstag. "Wir müssen sekundengenau das Tatgeschehen nachvollziehbar machen." Die abschließenden Obduktionsergebnisse sollen in sechs bis acht Wochen vorliegen.

Die Polizisten hatten ihre Bodycams den Angaben nach bei dem Einsatz nicht angestellt. Die Schulterkameras sollen vor allem Angriffe auf Beamte dokumentieren. In den meisten Fällen werden sie im sogenannten Pre-Recording-Modus genutzt: Dabei werden kontinuierlich kurze Sequenzen aufgezeichnet und nach 45 Sekunden überschrieben. Erst wenn der Beamte ein zweites Mal auf einen Knopf drückt, wird die letzte Sequenz nicht gelöscht und auch die weitere Aufnahme gespeichert.

Wie der LKA-Sprecher am Donnerstag sagte, ist dieses Vorgehen mit Datenschützern abgesprochen. Allerdings müsse man dann in einem "dynamischen Geschehen" daran denken, noch auf den Kameraknopf zu drücken und dies auch anzukündigen. LKA-Präsident Andreas Stenger hatte am Mittwoch gesagt, das wäre laut Dienstanweisung angezeigt gewesen. Warum es nicht passierte, sei Gegenstand der Ermittlungen.

+++ Polizeigewerkschaft: Auch ohne Bodycams wird Mannheimer Fall geklärt +++

Trotz der nicht aktivierten Bodycams beim Tod eines Mannes nach der Mannheimer Polizeikontrolle rechnet die Gewerkschaft der Polizei (GdP) mit Antworten auf die wichtigsten Fragen zum umstrittenen Einsatz. "Ich gehe davon aus, dass die Hintergründe und Umstände dieses Geschehens restlos aufgeklärt werden", sagte der baden-württembergische Landesvorsitzende Gundram Lottmann der Deutschen Presse-Agentur. Es gebe sehr viele Zeugen und Videos. "Und ich glaube schon, dass der Einsatz deshalb auch ohne die Kameras rekonstruiert werden kann."

Bei der Kontrolle am Montagabend in der Mannheimer Innenstadt war ein 47 Jahre alter Mann zusammengebrochen und zunächst wiederbelebt worden, später aber im Krankenhaus gestorben. Die abschließenden Obduktionsergebnisse sollen in sechs bis acht Wochen vorliegen.

Die Ermittler stehen vor zahlreichen ungeklärten Fragen - und unter öffentlichem Druck. Sie sehen sich seit dem Tod des Mannes heftiger Kritik und einer Debatte über Polizeigewalt ausgesetzt. "Wir ermitteln gründlich, aber das erfordert Zeit", sagte Romeo Schüssler, der zuständige Staatsanwalt. "Niemand muss uns dazu auffordern, herauszufinden, was passiert ist."

+++ Polizisten haben sich bislang zur Mannheimer Kontrolle nicht geäußert +++

Nach dem Tod eines Mannes nach einer Polizeikontrolle in Mannheim haben sich die beiden beteiligten Beamten laut Staatsanwaltschaft noch nicht zum Ablauf geäußert. Sie seien seines Wissens bislang auch nicht auffällig geworden, sagte der Leitende Oberstaatsanwalt der Staatsanwaltschaft Mannheim, Romeo Schüssler, am Mittwoch in Mannheim. Gegen die beiden Polizisten wird wegen des Verdachts der Körperverletzung im Amt mit Todesfolge ermittelt. Sie sind nach Angaben des Mannheimer Polizeipräsidenten Siegfried Kollmar vom Dienst suspendiert.

+++ Leiche nach Mannheimer Polizeikontrolle zeigt Spuren von Gewalt +++ 

An der Leiche des nach einer Polizeikontrolle in Mannheim gestorbenen Mannes sind nach Angaben des baden-württembergischen Landeskriminalamtes (LKA) Spuren stumpfer Gewalt festgestellt worden. Diese seien aber "von geringer Intensität gewesen", sagte LKA-Präsident Andreas Stenger am Mittwoch. Es sei unklar, ob der 47-Jährige eines gewaltsamen oder eines natürlichen Todes gestorben sei. Der Mann habe auch eine Herzinsuffizienz gehabt.

Der 47-Jährige war am vergangenen Montag nach dem Zusammenbruch zunächst wiederbelebt worden, später aber im Krankenhaus gestorben. Zuvor soll er sich nach Angaben von Polizei und Staatsanwaltschaft gewehrt haben. Gegen die beiden beteiligten Polizisten wird inzwischen wegen des Verdachts der Körperverletzung im Amt mit Todesfolge ermittelt. Sie sind nach Angaben des Mannheimer Polizeipräsidenten Siegfried Kollmar vom Dienst suspendiert.

+++ Lückenlose Aufklärung des Vorfalls gefordert +++

Die Linken-Bundestagsabgeordnete Gökay Akbulut (Linke) aus Mannheim forderte eine lückenlose Aufklärung des Polizeieinsatzes. Sie erreichten viele Fälle von Gewalteinsätzen durch die Polizei, die nicht zureichend aufgeklärt werden. "Besonders häufig passiert das, wenn es keine Zeugen gibt und keine Videoaufzeichnungen existieren. Strukturelle Defizite in der Polizei müssen beleuchtet werden. Es ist wichtig, mit weiteren Protestveranstaltungen den Druck aufrechtzuerhalten, damit es eine lückenlose Aufklärung gibt."

+++ Tod nach Polizeikontrolle - erste Obduktionsergebnisse erwartet +++

Im Zusammenhang mit der Polizeikontrolle in Mannheim, bei der ein Mann ums Leben kam, wollen die Ermittler noch am späten Mittwochnachmittag erste Erkenntnisse zur Obduktion mitteilen. Das sagte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft Mannheim. Die Anklagebehörde, das Landeskriminalamt (LKA) sowie die Polizei Mannheim hatten zuvor mitgeteilt, dass sie um 17.00 Uhr zum aktuellen Sachstand berichten werden. Die Leiche des 47-Jährigen war am Vormittag in der Gerichtsmedizin in Heidelberg obduziert worden.

Der Mann war am vergangenen Montag im Zuge der Kontrolle zusammengebrochen, nachdem zwei Polizeibeamte ihn überwältigt hatten. Später starb er im Krankenhaus. Die Umstände des Falles sind unklar.

+++ Demos nach Tod des Mannes in Mannheim und Heidelberg +++

Am Dienstagabend demonstrierten in Mannheim und Heidelberg nach Angaben der Polizei insgesamt mehr als 300 Menschen gegen Polizeigewalt. Am Ort des Vorfalls in Mannheim schrieben Demonstranten "Mord durch Polizei" mit Kreide auf einen Gehweg und legten Blumen nieder.

+++ Tod nach Polizeieinsatz - rund 30 Zeugen melden sich +++

Im Zusammenhang mit der Polizeikontrolle in Mannheim, bei der ein Mann gestorben ist, haben sich beim Landeskriminalamt (LKA) Stuttgart bisher rund 30 Zeugen gemeldet. Außerdem seien rund 70 Videos zur Verfügung gestellt worden - inwieweit es sich dabei zum Teil um identische Videos handelte, ist nach Worten eines LKA-Sprechers vom Mittwoch noch unklar. Zeugenvernehmungen wie auch die Auswertung der Filmsequenzen werden einige Zeit dauern, zumal man auch mit weiteren Hinweisen rechne.

Bei der Kontrolle in der Mannheimer Innenstadt war am vergangenen Montag (02.05.2022) ein 47-Jähriger zusammengebrochen, musste wiederbelebt werden und starb noch am selben Tag im Krankenhaus. Zuvor soll er sich nach Angaben von Polizei und Staatsanwaltschaft gewehrt haben. Gegen die Polizisten wird inzwischen ermittelt. Vom Dienst suspendiert sind sie nach Kenntnis des LKA-Sprechers nicht. Disziplinarrechtliche Maßnahmen seien in einem so frühen Stadium unüblich.

Die Leiche des Mannes sollte am Mittwochvormittag (04.05.2022) in der Rechtsmedizin Heidelberg obduziert werden. Ergebnisse dazu werde es vorerst nicht geben, sagte ein Sprecher der Mannheimer Staatsanwaltschaft. Ein Obduktionsbericht könne viele Wochen dauern. Möglicherweise gebe es aber Ende der Woche erste Erkenntnisse.

Direkt nach dem Polizeieinsatz waren im Netz Videos aufgetaucht, die das Geschehen zeigen sollen. Dabei ist zu sehen, wie ein Polizist mehrfach auf den Kopf eines am Boden liegenden Mannes einschlägt. Ob die Sequenz die besagte Kontrolle zeigt, ist nicht bestätigt.

+++ Tod nach Polizeikontrolle - Videos im Netz sollen Polizeigewalt zeigen +++

Im Internet kursieren Videos, auf denen Schläge eines Polizisten gegen den Kopf eines auf dem Boden liegenden Mannes zu sehen sind. Ob dieses Video echt ist oder überhaupt die fragliche Polizeikontrolle zeigt, ist nicht geklärt. Nach Vorwürfen rassistisch motivierter Gewalt hatte das LKA betont, dass der Mann kein türkischer Staatsbürger sei. Solche Spekulationen hatte es zuvor gegeben. Welche Nationalität der 47-Jährige hatte, wurde auch am Dienstag nicht mitgeteilt. "Das spielt für unsere Ermittlungen keine Rolle", sagte der LKA-Sprecher.

Der Vorsitzende des Bundeszuwanderungs- und Integrationsrats (BZI), Memet Kilic, sagte, die Polizei habe als ausführendes Organ der Exekutive in ihrem Handeln weitreichende Eingriffsmöglichkeiten in die Grundrechte der Bürger. Deshalb müsse sie einer wachsamen demokratischen Kontrolle unterliegen: "Das im Netz verbreitete Video über dem polizeilichen Einsatz, bei dem ein Mann mit Migrationshintergrund ums Leben kam, sorgt zurecht für Fragezeichen. Umso wichtiger ist es nun, dass die Polizei Mannheim, das Landeskriminalamt Baden-Württemberg und die Staatsanwaltschaft eine transparente und rassismuskritische Aufklärung dieses Todes vorantreiben."

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/news.de/dpa

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