Hodenkrebs-Früherkennung: Krankenkasse dreht Aufklärungsvideo mit Pornostar und kassiert Shitstorm
Von news.de-Redakteurin Anika Bube
04.02.2022 10.49
Eigentlich wollte die Techniker Krankenkasse (TK) nur auf die Notwendigkeit der Hodenkrebs-Früherkennung aufmerksam machen. In einem ungewöhnlichen Aufklärungsvideo demonstriert Pornostar Anny Aurora den "life-saving Handjob".Im Netz stößt die Krankenkasse mit ihrer Kampagne auf heftigen Gegenwind. Der Vorwurf: Sexismus.
Aufklärungsvideo mit Pornostar Anny Aurora: Krankenkasse informiert über Hodenkrebs-Früherkennung
Das Video erinnert an einen Pornofilm: Anny Aurora steht unter der Dusche, als es plötzlich an der Tür klingelt. Ein Mann stellt sich als neuer Nachbar vor und wird von Aurora zu einem Drink eingeladen. Die Pornodarstellerin zieht sich zunächst an und serviert ihrem Gast ein Getränk. Und dann geht plötzlich alles ganz schnell. Beide küssen sich, der Mann steht auf und Aurora öffnet seine Hose. Doch dann bricht das Video ab und Aurora erklärt, wie sich Männer ganz einfach selbst die Hoden abtasten können.
"Sexistisch und nicht witzig!" Heftige Kritik an Aufklärungskampagne der TK
In den sozialen Medien löst das Aufklärungsvideo eine heftige Debatte aus. In einem kurzen Instagram-Video erklärt die Autorin Tara-Louise Wittwer, warum der Clip der Krankenkasse sexistisch ist. "Diese Werbung der TK ist sexistisch und nicht witzig, weil sie sexistisch und nicht witzig ist", sagt sie und trifft bei ihren Follower:innen auf vollste Zustimmung. "Wenn Büro-Günnis witzig sein und die jungen Leute ansprechen wollen", heißt es in einem Kommentar. "musste erst bisschen lachen als ich das gesehen hab und dann dachte ich so wait a minute die meinen das ernst", beschreibt eine Instagram-Nutzerin ihre Gedanken zu dem Video. "1950 hat angerufen und will seinen Sexismus zurück. Danke Tara, Kündigung ist raus", meint eine andere, die nach dem Aufklärungsvideo sogar zu einer anderen Krankenkasse wechseln will. "Wie tief wollt ihr sinken? TK:Ja!", heißt es in einem weiteren Kommentar. Viele Nutzer:innen fragen sich, warum bei dem Thema überhaupt eine Frau notwendig sei.
Andere Internet-Nutzer:innen verteidigen das Aufklärungsvideo der TK. Statt in borniert-spießiger Weise über die erfolgreiche Hodenkrebs-Aufklärung der Techniker Krankenkasse zu schimpfen, sollten wir denen gleich die ganze Verantwortung für die Werbung zur Corona-Impfung übertragen! Good Job", schreibt FDP-Politiker Konstantin Kuhle auf Twitter.
Krankenkasse meldet sich mit Statement zu Wort und heizt den Shitstorm an
Mittlerweile hat sich die Krankenkasse in einem Statement zur Kritik geäußert. "Eines möchten wir vorweg gerne deutlich machen:Diversität, Gleichstellung und respektvolles Miteinander sind uns sehr wichtig. Sexismus in jeglicher Form lehnen wir ab." Man habe "bewusst einen ungewöhnlichen Ansatz gewählt und die Aufklärung darüber in einem pornografischen Umfeld platziert." Doch das Statement besänftig die Kritiker:innen keineswegs. "Damit macht ihr es euch aber sehr leicht. Besonders toll die subtile Unterstellung am Ende, dass, wenn man die Kampagne kritisiert, gleichzeitig in Kauf nimmt, dass Hodenkrebs nicht erkannt wird", heißt es in einem Kommentar. "Auf Hodenkrebs aufmerksam zu machen ist wichtig aber die Frage ist WIE darauf aufmerksam gemacht wird. Zumal man überlegen sollte, dass viele Frauen bereits sexuell belästigt wurden indem sie zu sexuelle Handlungen gedrängt wurden. Sowas kann nun mal auch triggern. Das sollte eine Krankenkasse meiner Meinung nach auch wissen", schreibt ein Instagram-Nutzer unter das Statement.
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bua/bos/news.de/dpa